Thomas Bußkamp,Vorsitzender des Matratzenverbandes

"Die Situation ist schwierig bis teilweise ruinös"



Wuppertal. Lieferengpässe von Rohstoffen und die damit verbundene Explosion der Preise treffen die Matratzenindustrie derzeit hart. "Die Situation ist seit nunmehr neun Monaten völlig außer Kontrolle", resümierte Thomas Bußkamp, CEO der EuroComfort Group, in seiner Rolle als Vorsitzender des Matratzenverbandes auf der digitalen Pressekonferenz des Kompetenz-Zentrums Textil +Sonnenschutz.

Die erheblichsten Preissteigerungen zeigten sich beim Schaum. "Hier erleben wir seit September 2020 Erhöhungen Richtung 100 Prozent", so Bußkamp. Der Schwerpunkt habe im letzten Quartal 2020 gelegen, seit Jahresbeginn 2021 sei eine weitere Steigerung von 40 Prozent dazugekommen.

Ein ähnlich drastisches Bild zeichnet der Verbandsvorsitzende für die Rohstoffe Stahl, der für Federkerne verwendet wird, Holz sowie für zahlreiche weitere Komponenten, die für die Branche relevant seien, etwa Verpackungsmaterialien, Fasern oder Garne. Durch alle Bereiche ziehe sich zudem eine anhaltende schlechte Verfügbarkeit, aus der wiederum teilweise extreme Verzögerungen in der Lieferkette resultierten.

Die Folge: Nicht selten bereits vor der Pandemie ausgehandelte Verträge mit Kunden seien kaum einzuhalten, gleichzeitig stoße eine kaufmännisch unumgängliche Weitergabe von Preissteigerungen auf teilweise massiven Widerstand. "Das Verständnis im Handel ist sehr gering und reicht bis hin zur Ablehnung von Preiserhöhungen", beschreibt Thomas Bußkamp eine Situation, die er so noch nicht erlebt habe. Hinzu komme eine nach wie vor scharfe Wettbewerbssituation: "Ich finde es äußerst bedenklich, dass der Endverbraucher die Matratzenbranche mit Firmen wie Bett1 oder Emma gleichsetzt und nicht mit dem Großteil der Hersteller, der etwa 65 Prozent des Marktes ausmacht".

Daran, dass sich der Handel, speziell auf der Großfläche, nach dem Umsatzrückgang von 24 Prozent in den ersten drei Monaten zeitnah erhole, glaubt Bußkamp nicht. "Bis inklusive Juni sehe ich keine Verbesserung." Alle Hoffnung liege nun auf der Zeit nach den Sommerferien. Dementsprechend sei die aktuelle Situation der Mitgliedsunternehmen des Matratzenverbandes schwierig bis teilweise ruinös. "Wir werden sehen, wer am Ende des Jahres wirklich noch übrig bleibt", so Bußkamp. "Bei den Margenreduktionen und Umsatzrückgängen, die wir erleben, werden Unternehmen, die schwach aufgestellt sind, ein echtes Problem bekommen."

Der Verband erwarte in 2021 weiterhin massive Umsatzrückgänge. "Wenn alles einigermaßen läuft, wird das zweite Halbjahr vielleicht auf dem Niveau des Vorjahres sein", so Bußkamp. Aber auch das sei noch mit einem Fragezeichen verbunden. Erfreut zeigte der Vorsitzende sich schließlich über den Zuspruch, den der Matratzenverband derzeit erfahre, insgesamt acht neue Mitglieder seien seit Anfang 2020 hinzugekommen. "Das heißt, der Verband repräsentiert immer mehr den Markt der Hersteller und damit auch einen großen Teil des Absatzes im Markt."
aus Haustex 08/21 (Wirtschaft)