Hartmut Urbath, Thomsit, über fachgerechte Verlegung

"Die Klebstoffmenge hängt von der Elementgröße ab"


Holzpflaster und Massivholzdielen entwickeln bei Klimawechsel starke Kräfte. Das muss ein geeigneter Klebstoff aushalten und die Wirkung auf den Untergrund abmildern. Auch wichtig: Beim Klebstoffauftrag ist weniger die offene Zeit als vielmehr die richtige Klebstoffmenge von Bedeutung, erklärt Hartmut Urbath, Thomsit Technical Sales Management.

Welche Ansprüche muss der Unterboden erfüllen?

Bei der Verlegung von Holzpflaster, Hochkantlamellen, Mosaikparkett und Massivholzdielen muss der Untergrund den hohen Kräften von massiven Hölzern gewachsen sein. Die Anforderungen an den Unterboden richten sich dabei nach dem Format, d.h. nach Elementgröße und Dicke, Holzart und Verlegerichtung. So gehen z.B. von einem Eiche-Mosaikparkett im Würfelmuster nur geringe Kräfte aus. Buche-Mosaikparkett im englischen Verband kann aber bei Feuchtewechsel durchaus große Kräfte auf den Untergrund bringen. Bei Hochkantlamellen ist die Verlegerichtung vorgegeben und die Holzart muss bewertet werden.

Welche Untergründe kommen nicht in Frage?

Von Massivholzdielen wie auch von Holzpflaster können immer sehr große Kräfte ausgehen. Eine Verlegung auf alten Verlegewerkstoffen, deren Verbundhaftung niemals umfassend geprüft werden kann, verbietet sich hier. Auf Gipsfaser-Fertigteilestrichkonstruktionen ist mit entkoppelnden Systemen einiges möglich, aber Massivholzdielen oder Holzpflaster sind hier tabu.

Worauf ist bei der Verlegung besonders zu achten?

Die Prüfung und fachgerechte Vorbereitung des Untergrunds sind mit am wichtigsten. Hier gilt es nicht nur die Festigkeit zu bewerten, sondern gerade bei Massivholzdielen muss wegen der Länge der Elemente auch auf ausreichende Ebenheit geprüft werden. Denn Hohlstellen sind nicht nur ein akustisches Problem, sie reduzieren natürlich auch den Haftverbund und können zu großflächigen Ablösungen anwachsen. Sinnvollerweise bereitet man hier vollflächig mit einer ausreichend festen Spachtelmasse vor.

Welche Anforderungen muss der Klebstoff erfüllen in Bezug auf relevante physikalische und chemische Eigenschaften?

Die heute üblichen SMP/MS-Klebstoffe haben in der Regel offene Zeiten von 30 bis 50 Minuten. Das ist auch bei Fischgrät- oder Intarsienverlegungen für einen erfahrenen Parkettleger ausreichend lang. Die Benetzung wird meist nicht durch die offene Zeit, sondern vielmehr durch die richtige Klebstoffmenge beeinflusst. Lange Elemente benötigen viel Klebstoff, kurze Elemente weniger. Wenn hohe Kräfte vom Parkett ausgehen können, sind elastische bzw. hart-elastische Klebstoffe nach DIN EN ISO 17817 den schubfesten Produkten vorzuziehen, weil die Schubkräfte nicht vollständig auf den Untergrund übertragen werden. Und besonders bei der Verlegung von Mosaikparkett - bzw. Elementen ohne Nut-Feder-Verbindung - sollte ein Klebstoff ohne weichmachende Inhaltsstoffe eingesetzt werden. Sonst können bei der nachfolgenden Versiegelung negative Effekte hervorrufen werden. Zwar gehört der Klebstoff unter das Parkett und nicht in oder gar oben auf die Fuge, aber das lässt sich nicht immer vollständig vermeiden.

Welche Klebstoffmengen empfehlen Sie?

Wie bereits erwähnt, hängt die notwendige Klebstoffmenge von der Größe des Elements ab. Für Mosaikparkett und Hochkantlamelle empfehlen wir die Zahnung TKB-B3, dies entspricht je nach Klebstoff und Untergrund ca. 700 - 900 g/m2. Bei Massivholzdielen werden bis zu 1500 g/m2 notwendig, um eine ausreichende Benetzung zu erzielen.

Wie sind Fugen zu behandeln?

Nur Schein- und Arbeitsfugen im Untergrund dürfen kraftschlüssig geschlossen und das Parkett anschließend darüber verlegt werden. Dehnfugen (z.B. zwischen zwei getrennten Heizkreisen oder Gebäudetrennfugen) müssen, wie die normativen Regelwerke und einschlägigen Merkblätter dies vorgeben, in den Oberbelag übernommen werden.

Welche Praxis-Tipps geben Sie dem Parkettleger?

Der ausreichend feste Untergrund ist die Basis für jeden langlebigen Parkettboden. Daher sind richtiges und umfassendes Prüfen sowie die richtige - auch mechanische - Vorbereitung das A & O. Spachteln für eine ausreichende Ebenheit vermeidet nicht nur Hohlstellen, sondern spart am Ende auch Klebstoff. Die einkomponentigen SMP- / MS-Klebstoffe härten durch Reaktion mit Feuchtigkeit aus. Die Durchhärtung erfolgt somit von außen nach innen und kann bei sehr dicker Klebstoffschicht mehrere Tage dauern.
aus Parkett Magazin 03/21 (Wirtschaft)