Möbel-Zentral-Einkauf (MZE), Neufahrn

"Wir haben ein Onlineshop-Konzept entwickelt, das jeder Händler umsetzen kann"


Die Einrichtungsbranche ist im vergangenen Jahr erfolgreich durch die Corona-Krise gekommen, auch der MZE hat als Verbundgruppe von dieser Entwicklung profitiert. Gleichzeitig sind die Herausforderungen der Digitalisierung gestiegen. Im Haustex-Interview spricht Vertriebsleiter Helmut Stauner über Chancen und Möglichkeiten des Fachhandels sowie die digitalen Lösungen, die der MZE seinen Mitgliedern bietet.

Haustex: Herr Stauner, Lockdown, Lockerungen und wieder zurück: Wie bewerten Sie die aktuelle Situation im Bettenfachhandel - wie ist die Stimmung?

Helmut Stauner: Es gibt zwei Stimmungen. Auf der einen Seite stellen wir fest, dass es eine Kaufbereitschaft gibt: Sobald sich die Türen ein Stückchen öffnen, ist der Verbraucher da. Er will Hochwertiges, er will Qualität kaufen. Es gibt eine Stimmung pro Fachhandel, das spüren wir in jedem Moment, wo wir öffnen dürfen. Andererseits war der erste Lockdown vor allem psychisch ein Fiasko, weil damals niemand absehen konnte, was passiert. Sommer und Herbst waren anschließend von einer guten Stimmung getragen, bevor dann der zweite Lockdown kam. Vor Weihnachten hat sich kaum jemand vorstellen können, dass das bis mindestens 18. April dauern wird. Das ist jetzt das Dilemma: Die guten Polster, die bei vielen Händlern Ende Dezember vorhanden waren, sind mittlerweile wieder aufgebraucht. Jetzt tut’s weh.

Haustex: Unsicherheiten und Ängste auf der einen Seite, ein zwischenzeitlicher Nachfrageboom auf der anderen - wie haben Sie das vergangene Jahr erlebt?

Stauner: Die Einrichtungsbranche gehörte zu den Gewinnern im Jahr 2020. Der Fachhandel war neben dem Onlinehandel die bevorzugte Vertriebsform. MZE konnte von dieser Entwicklung profitieren und mit einem zweistelligen prozentualen Zuwachs abschließen. Das ist sehr erfreulich. Es gab überdurchschnittliche Zuwächse unserer Onlinehändler, das muss man ganz klar sagen, aber auch die stationären Händler lagen im Plus. 2020 war also in jeder Hinsicht ein außergewöhnliches Jahr. Es hat uns alle geprägt, und das "alte Normal" vor dem März 2020 liegt gefühlt schon weit zurück. Was jedoch noch prägender sein wird ist, dass das "neue Normal" anders aussehen wird. Auch ein Impfstoff wird den alten Zustand nicht wieder herstellen.

Haustex: Welchen Stellenwert hat das Thema Einrichten vor diesem Hintergrund?

Stauner: Zuhause bedeutet, sich wohlzufühlen. Dabei geht es weniger um den physischen Ort als um den psychischen Zustand. Die Einschränkungen in der Mobilität lassen uns unser Zuhause bewusster erleben und wertschätzen. Bei vielen Menschen ist dadurch der Wunsch entstanden, ihr Zuhause neu zu gestalten oder zu verändern.

Haustex: 2020 war auch geprägt von etlichen Preiserhöhungen und teilweisen Lieferschwierigkeiten der Industrie. Wie haben Sie das zu spüren bekommen?

Stauner: Natürlich tun Preiserhöhungen im ersten Moment weh. Sie waren aber durchgängig, so dass sie nicht allein der Fachhandel tragen musste, damit andere Vertriebsformen bessere Preise bekommen - egal, ob Großfläche, Möbelhaus, Discounter oder Online. Wenn ein Verbraucher nur im Rahmen seines Budgets denkt, hat er unter Umständen eine schlechtere Qualität für sein Geld bekommen. Aber bei unserer Klientel geht es nicht um ein paar Prozent mehr oder weniger. Unsere Kunden haben Qualität gekauft, und zwar deutlich bessere als vorher. Daher waren die Preiserhöhungen kein Kaufhemmnis.

Haustex: Beratung mit Terminvergabe, wie sie zwischenzeitlich möglich war, ist im Bettenfachhandel nicht neu. Kommen die Händler mit Click & Meet besser klar als andere, können sie hier einen Vorteil ausspielen?

Stauner: Das sehe ich so. Verkaufen über Termine ist ja auch das, was wir uns unter normalen Bedingungen eigentlich wünschen, damit der Kunde die Zeit bekommt, die er braucht. Viele Händler haben sich jetzt mit einer Software ausgestattet, damit die Termine einfach über die eigene Homepage reserviert werden können. Das ist insgesamt eine gute Sache, die uns eher stärkt.

Haustex: Corona wird uns noch länger begleiten. Was erwarten Sie von diesem und den folgenden Jahren?

Stauner: Die letzten 15 Monate haben uns gelehrt, dass wir nicht weit in die Zukunft schauen können. Natürlich gibt es Hoffnungen und Wünsche. Aber vom heutigen Standpunkt aus kann ich mir kaum vorstellen, dass wir das wieder aufholen, was wir 2021 verloren haben. Selbst wenn im Mai wieder die Geschäfte geöffnet sind, sagt mir mein Gefühl, dass es nicht der letzte Lockdown gewesen sein könnte. Allerdings glaube ich, dass sich familien- oder inhabergeführte Fachgeschäfte der Situation insgesamt besser anpassen können als die schweren Tanker der Branche. Ich glaube also, dass wir im Fachhandel da ganz gut durchkommen.

Haustex: Was ist hier die besondere Stärke? Auf den ersten Lockdown konnte sich niemand vorbereiten, der zweite dauert jetzt schon Monate

Stauner: Die guten Händler haben sich wahrscheinlich besser auf die Situation vorbereitet als die Bundesregierung Die meisten machen einen richtig guten Job. Viele haben auf die Umsatzabwanderung Richtung Online reagiert, sei es mit einem eigenen Shop, sei es mit einem Online-Schaufernster. Die Guten kommen sicherlich noch einen längeren Zeitraum gut durch, schwächere Unternehmen, die die Zeit nicht genutzt haben, bekommen hingegen ihre Probleme.
Haustex: Was kommt nach Corona?

Stauner: Ich glaube, die Globalisierung schwächt sich ab. Im Gegenzug wird die Sehnsucht nach Heimat und regionaler Verankerung gestärkt. Corona hat der Gesellschaft auch offenbart, dass wir es mit dem uneingeschränkten Konsum übertrieben haben. Die Pandemie hat uns gelehrt, dass weniger manchmal mehr ist. Dieser Prozess der Entschleunigung kommt dem Fachhandel entgegen.

Haustex: Gleichwohl sind die Onlinekäufe stark angestiegen und die Menschen haben vermehrt erfahren, dass große Anbieter in Sachen Bequemlichkeit, Schnelligkeit und Service viel zu bieten haben. Wie hat sich das Kundenverhalten während der Pandemie nach Ihrer Beobachtung verändert?

Stauner: Das sehe ich zweigeteilt. Natürlich ist die Selbstverständlichkeit gestiegen, gewisse Dinge im Netz zu kaufen. Aber bei den Menschen ist auch die Erfahrung dazugekommen, dass man bestimmte Artikel eben nicht im Netz kauft, weil zum Beispiel die Beratung nicht genug auf die jeweilige Person ausgerichtet ist. Die Kunden bekommen immer stärker ein Gefühl dafür, wo ein Onlinekauf sinnvoll ist und wo nicht. Bei einer individuellen Kaufberatung für Schlafsysteme gibt es online einfach Grenzen. Das Fühlen, der Dialog, das Probeliegen - das gehört alles dazu. Das hat der Verbraucher erkannt und weiß es zu schätzen.

Haustex: Sind die Menschen durch das vermehrte Onlineshopping auch preissensibler geworden?

Stauner: Nein, das glaube ich nicht. Auch hier ist der Markt zweigeteilt. Online ist natürlich viel stärker preisgetrieben. Aber es gibt auch weiterhin den Kunden, der Qualität sucht und bereit ist, dafür einen angemessenen Preis zu zahlen. Wenn ich sehe, wie 2020 hochwertigste Artikel bei uns zugenommen haben, dann bestätigt das diese Entwicklung.

Haustex: Kann es sich ein stationärer Händler heute noch leisten, ohne eigenen Onlineshop an den Start zu gehen?

Stauner: Wenn Sie mich das vor einem Jahr gefragt hätten, hätte ich wahrscheinlich geantwortet, dass Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis stehen. Das sehe ich heute anders. Die Verbraucher sind mittlerweile viel stärker auf Onlineshops im Netz unterwegs als auf klassischen Homepages.

Haustex: Woran liegt das?

Stauner: Der Shop bietet dem Kunden konkrete Vorteile: Er bietet ihm die Bilder des Produktes, das ihn interessiert. Der Kunde bekommt den Produktnutzen prägnant erklärt. Er hat den Preis als Orientierungsrahmen. Und der Preis ist nun mal für jeden Menschen ein wichtiger Faktor. Das alles bekommt er in einem Onlineshop vermittelt. Klassische Homepages bieten vielleicht auch die entsprechenden Bilder, aber selten einen Preis dazu. Die Kunden, die im Netz unterwegs sind, wollen dort faktisch und effizient informiert werden.

Haustex: Was heißt das für den Fachhändler?

Stauner: Das Ziel des Händlers sollte nicht sein, im großen Onlinegeschäft mitmischen zu wollen. Aber er muss für seine Kunden in seinem Einzugsgebiet digital sichtbar sein und ermöglichen, dass die Kunden auch online bei ihm bestellen können. Er kann seinen Kunden damit einen Mehrwert bieten. Wir haben die letzte Lockdown-Phase genutzt, um ein entsprechendes Mammutprojekt umzusetzen, wofür wir sehr viel positive Rückmeldung aus dem Handel bekommen haben. Wobei ich klarstellen möchte, dass es dabei vorrangig um Bettwaren, Bettwäsche oder Frottee gehen wird.

Haustex: Was genau haben sie umgesetzt?

Stauner: Wir haben ein Onlineshop-Konzept entwickelt, das jeder Händler umsetzen kann. Unter dem Begriff
lokalstattglobal kann ein Händler seinen eigenen Shop erwerben, der komplett mit über 1.700 Artikeln befüllt ist. Natürlich kann er den Shop um Artikel ergänzen oder auch Artikel löschen. Zusätzlich hat unser Partner den Vorteil, dass wir ganzjährig den Shop pflegen. Das heißt, dass Preiserhöhungen, die Artikelpflege oder saisonale Aktionen von MZE eingepflegt werden. Das Ganze gibt es zu einem sehr attraktiven Preis.

Haustex: Hat nicht aber jeder Händler ganz eigene Bedürfnisse?

Stauner: Richtig. Um den Händlerwünschen noch näher zu kommen, haben wir drei Varianten entwickelt: Premium, Advance und Basic. Das Ziel aller Onlineshops ist gleich: regional sichtbar zu sein und dem regionalen Kunden die Chance des Einkaufs während einer Lockdown-Phase zu geben. Das kann ein Onlineshop mit kurzen Texten, Preis und Artikelbildern besser als eine Homepage.

Haustex: Was verbirgt sich hinter den drei Varianten?

Stauner: Grundsätzlich kann der Händler entscheiden, ob er einen Shop mit direkter Kauffunktion haben möchte oder einen, bei dem die Kunden alle relevanten Informationen finden, aber nicht direkt bestellen können und mit dem Händler in den Dialog gehen müssen. Wir bieten beide Varianten, und das kommt super an. Kaum ein Händler wird in der Lage sein, den Shop permanent zu aktualisieren, das übernehmen wir. Es war eine technische Herausforderung, Aktualisierungen und Individualisierungen zentral zu steuern, aber wir haben es geschafft. Der große Vorteil für den Händler ist, dass er weder mit dem Anlegen noch mit der Aktualisierung und der Pflege der Artikel etwas zu tun hat.

Haustex: Wofür stehen die Begriffe Premium, Advance und Basic?

Stauner: In der Premium-Variante bekommt der Händler den Shop von uns komplett gefüllt übergeben - es ist sein Shop, er steht im Impressum und ist der Betreiber. Wartung und Artikelpflege werden von uns übernommen, er kann aber jederzeit Artikel und Lieferanten hinzufügen oder entfernen. Wir haben bei der Auswahl nach MZE-Prioritäten gearbeitet, aber auch unter dem Gesichtspunkt onlineaffiner Artikel. Gekoppelt ist das mit einem Facebook-Shop und entsprechenden Posts, um den Shop auch über Social Media auszuspielen. In der Variante zwei, also Advance, ist der Shop etwas reduziert. Hier liegt der Schwerpunkt auf Bettgestellen, bei denen unsere Händler den Vorteil gegenüber reinen Online-Anbietern haben, dass sie liefern und montieren können. Die Basic-Variante als dritte Möglichkeit funktioniert ohne Bestellfunktion. Mit 1.700 Artikeln bieten wir einen sehr umfangreichen Shop mit einer großen Auswahl, und das alles zu hoch attraktiven Preisen. Der Premiumshop liegt bei 1.599 Euro einmalig und 599Euro pro Jahr.

Haustex: Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Punkte, die ein Händler jetzt umsetzen muss?

Stauner: Die größte Herausforderung ist aktuell die digitale Sichtbarkeit, denn das ist für viele eine neue Welt. Ein Bettenhändler ist ursprünglich nicht angetreten, um sich digital zu verwirklichen, sondern als jemand der helfen kann, für guten Schlaf zu sorgen. Jetzt ist jeder Händler gezwungen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, weil sonst die Türe nicht aufgeht und er keine Frequenz hat. Genau da möchten wir als Verbundgruppe helfen. Digitale Sichtbarkeit ist Chefsache. Die Thematik ist existenziell und muss von jedem Unternehmer gelöst werden. Niemand erwartet, dass jeder Händler sich so qualifiziert, dass er alles selbst umsetzen kann beziehungsweise alle Impulse und Maßnahmen von ihm kommen. Aber wir können es niemandem abnehmen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und zumindest die wesentlichen Grundlagen zu verstehen.

Haustex: Was sagen Sie Händlern, die sich hier überfordert fühlen oder von Zukunftsängsten geplagt werden?

Stauner: Die Zukunft ist nicht abgesagt - im Gegenteil, es wird eine Zeit nach Corona geben und auf die müssen wir vorbereitet sein. Wenn der Kunde heute in ein Geschäft geht, dann erwartet er die Verbindung von Online- und Offline-Welt. Zum Beispiel, dass er sein Bett zuhause konfigurieren kann. Da stehen wir noch am Anfang. Aber beim Auto sehen wir, wo es hingeht. Kaum jemand kauft sich heute einen Neuwagen, den er sich nicht vorher schon daheim konfiguriert hat, um mit dem Ausdruck dann ins Autohaus zu gehen. So weit sind wir bei uns in der Branche noch nicht, aber das ist nur noch eine Frage der Zeit. Gerade dann, wenn es um Raumgestaltung geht, wird das heute vom Kunden erwartet. Wir müssen uns also zukunftsfähig aufstellen, und hierbei müssen wir uns selbst die richtigen Fragen stellen: Was erwartet der Kunde zukünftig von uns hinsichtlich Liefergeschwindigkeit, Warenverfügbarkeit sowie digitaler Präsenz am POS oder im Internet. Wir bei MZE haben uns bemüht, die Zeit bestmöglich zu nutzen, um auf diese Fragen die richtigen Antworten zu haben.

Haustex: Können Sie ein Beispiel nennen?

Stauner: Die Digitalisierung wird weiter vorangetrieben. Dem wollten wir am POS mit unserem Smart Lounge-Konzept entgegentreten. Wir haben fünf verschiedene technische Varianten, wie man die Smart Lounge nutzen kann. Das geht von einer kompletten Terminal-Theke mit Fernseher bis hin zum Tablet. Es gibt Rechnerausführungen, die Planungssoftware wie Furnplan unterstützen. Die Lounge-Familie haben wir ebenfalls erweitert. Mittlerweile gibt es die Bettenlounge, die Matratzenlounge, eine Inspirationslounge, die KARE-Lounge, den Carus-Konfigurator und den Ipnomed-Kissen-Konfigurator. Zwei weitere Lounges für Teppiche, konfektionierte Kommoden und Nachtkästchen sind bereits in Planung und werden zeitnah fertiggestellt. Alle Lounges haben ein Ziel: Zusatzverkäufe zu generieren.

Haustex: Werden die Lounges das Verkaufen verändern oder einfach nur ergänzen?

Stauner: Ich denke beides. Wir haben jetzt schon sehr erfolgreiche Händler, wo jeder Verkäufer ein iPad hat. Wenn dort ein Verkäufer mit dem eigentlichen Verkauf fertig ist, beginnt er mit dem Zusatzverkauf und bietet dem Kunden über das iPad noch einen passenden Sessel, die passende Bettwäsche oder sonst etwas an, was er gar nicht unbedingt selbst im Sortiment haben muss. Es hängt dann sehr stark am Verkäufer, was er daraus macht. Er muss sich sagen: Ich habe gerade das Bett verkauft, jetzt möchte ich noch einen Teppich verkaufen. Verändern wird sich in Zukunft sicher, dass man mit den Kunden künftig am Konfigurator vor der großen Leinwand sitzt und gemeinsam einen Raum gestaltet. Dann hat der Händler zwar noch ein Bett im Geschäft stehen, das auch haptisch erlebt werden kann, aber alles andere passiert vor der Leinwand. Am Ende drückt der Verkäufer auf den Knopf und hat einen fertigen Bestellvorgang. Wir sind gerade dabei, dies mit einer Zwischenlösung umzusetzen.

Haustex: Sie haben die Zusatzverkäufe angesprochen. Ist der Kunde bereit dafür?

Stauner: Davon bin ich überzeugt, und viele Händler setzen es bereits erfolgreich um. Immer mehr Kunden denken in Räumen und nicht in Produkten. Sie wünschen sich Berater, die ihnen helfen, den Raum zu verschönern oder sinnvoller nutzen zu können. So sind die Kommode, der Teppich oder Spiegel nicht nur Zusatzverkäufe, sondern tragen auch zur Kundenzufriedenheit bei. Wir haben bereits die ersten Händler, die auch ihre Servicekräfte mit Tablets für den Verkauf ausstatten.

Haustex: Aber sieht die Realität im Fachhandel, wo meist das Schlafsystem beziehungsweise die Ergonomie im Mittelpunkt steht, nicht anders aus?

Stauner: Viele unserer MZE-Partner sind Einrichtungsstudios, auch sie denken viel stärker in Räumen als in Produkten. Für einen Einrichter ist es völlig klar, dass beim Verkauf eines Bettes auch das Umfeld dazu geschaffen werden muss, damit das Bild stimmt. Dort gelingt es sehr gut, dieses Bild auch im Kopf des Kunden zu erzeugen. Bettenfachhändler sind häufig aufs Produkt fixiert, insbesondere auf den gesunden Schlaf. Hier liegt der Schwerpunkt der Beratung auf dem optimalen Schlafsystem. Dabei ein Bild im Kopf des Kunden zu erzeugen, das den gesamten Schlafraum umfasst, ist eine große Herausforderung, vor der die ganze Bettenbranche steht und der wir uns stellen müssen.

Haustex: Wie läuft die Partnerschaft mit dem Konzept "Der Schlafcoach"?

Stauner: Björn Steinbrink hat natürlich mit der aktuellen Situation einen denkbar schlechten Zeitpunkt für den Start des Konzeptes erwischt. Aber das Konzept ist großartig und entspricht dem Zeitgeist. Die Ausbildung zum Schlafcoach ist umfassend und geht weit über das Thema Ergonomie hinaus. Ich bin der Meinung, dass auch Kunden so denken. Gesunder Schlaf ist mehr als nur die richtige Matratze zu besitzen. Deshalb setzt das Konzept an der richtigen Stelle an. Seit Herbst vergangenen Jahres sind die ersten Ausbildungen abgeschlossen, und die zertifizierten Schlafcoaches können aktiv werden.

Haustex: Ende April wird die zweite digitale Leitmesse Schlafen stattfinden. Normalerweise gibt es zu dieser Zeit keine Branchenmesse - warum also die Onlineveranstaltung des MZE?

Stauner: Normalerweise würden wir zu dieser Zeit unsere Cheftagung veranstalten. Der Gedanke dahinter ist, einen Blick auf das Jahr zu werfen, nachdem die Januar-Messen verarbeitet sind, und auch Entscheidungen für die umsatzstarke Zeit ab Oktober treffen zu können. Von daher ist der Termin gut gewählt. Die DLS digital ist den aktuellen Umständen geschuldet. Natürlich wünschen wir uns alle wieder persönliche Begegnungen, auf eine Messe zu gehen und all das erleben zu können, was eine Messe ausmacht. Aber das geht momentan nicht. Deshalb brauchen wir Alternativen. Wir brauchen Kommunikation, denn es gibt Themen, die zu besprechen sind. Zum Beispiel die bereits angesprochenen Preiserhöhungen, die uns beschäftigen: Wie gehen wir damit um, geben wir sie weiter, müssen wir Marge lassen? Ist ein Ende in Sicht oder nicht? Die vorher angesprochenen digitalen Herausforderungen liefern viel Gesprächsbedarf in der Bettenbranche. Wie gehen wir damit um, dass immer mehr Industriepartner eigene Onlineshops starten und über Preis verkaufen? Es gibt eine Reihe von Themen, über die wir diskutieren müssen, und dafür brauchen wir eine Plattform. Die wollen wir bieten.

Haustex: Wie kann man sich die kommende DLS digital vorstellen? Wird es neben Messeständen und Vorträgen dann auch offene Diskussionsforen zu den von Ihnen angesprochenen Themen geben?

Stauner: Unser Anspruch muss es sein, den Besuchern so gut es eben geht das Gefühl zu vermitteln, auf einer Messe zu sein. Darum haben wir für die erste DLS digital bewusst die Optik eines Messezentrums gewählt, mit einer Lobby und mit Messeständen, an denen Avatare stehen, deren Gesichter der Besucher kennt und die er mit einem Klick in einem Live-Videochat erreicht. Das übernehmen wir auch für die kommende Messe. Zusätzlich werden wir das Lounge-Konzept erweitern. Beim letzten Mal gab es die Möglichkeit, dass sich in mehreren Lounges Besucher treffen und miteinander sprechen konnten. Jetzt wird jeder Stand seine eigene Lounge bekommen. Zusätzlich wird es eine Live-Diskussion geben, an der mehrere Händler und Hersteller teilnehmen werden. Das Thema lautet: Soll der Fachhändler Matratzen zu 399 Euro verkaufen - ja oder nein?

Haustex: Wie sieht die Teilnahme auf Industrieseite aus? Ist die Zahl der Aussteller mit der Messe im Oktober vergleichbar?

Stauner: Da wir die Messe als MZE gesamt machen, sind neben der DLS auch die Bereiche Raumdesign, Küchenwelt und Wohnkultur dabei. Deshalb sind es in der Summe mehr Aussteller. Im Bereich Schlafen sind es tatsächlich etwas weniger. Nach wie vor sind aber die bedeutendsten Player dabei. Wir stellen natürlich auch fest, dass die einzelnen Hersteller verschiedenste Messeerfahrungen gemacht haben und unterschiedlich erfolgreich waren. Wir wollen aber niemanden überreden, bei uns teilzunehmen. Die Aussteller sollen vom Nutzen der Messe überzeugt sein. Es überrascht mich allerdings ein wenig, dass diese Möglichkeit von vielen kleinen Unternehmen nicht wahrgenommen wird. Gerade kleinere Betriebe, denen die Teilnahme an einer Präsenzmesse viel zu kostenintensiv war, hätten hier für kleines Geld die Chance, in die Kommunikation mit Händlern zu gehen und sich sichtbar zu machen.

Haustex: Auf der ersten DLS digital haben Sie rund 500 Besucher gezählt. Rechnen Sie wieder mit einer ähnlichen Teilnahme?

Stauner: Ja, denn wir hatten nach der ersten Messe viele positive Rückmeldungen. Viele Händler haben uns gesagt, dass sie vorher keine besonderen Erwartungen hatten und mit vielen guten Informationen aus der Veranstaltung gekommen sind. Auch das Vortragsprogramm wurde gelobt. Wir hatten dort immer über 100 Zuhörer. Wenn wir im April das Gleiche schaffen wie bei der ersten DLS digital, sind wir sehr zufrieden.


Helmut Stauner
Helmut Stauner (54) war nach einer kaufmännischen Ausbildung als Bereichsleiter Schlafen in einem Großflächenmöbelhaus tätig. In der Folge absolvierte er in dem Unternehmen eine dreijährige Marketing-Ausbildung, um dann als Marketingleiter für das Unternehmen zu fungieren. Von 1988 bis 1998 war er in der Einrichtungsbranche unter anderem als Gesellschafter von drei Fachgeschäften "Schlafen" selbständig tätig. Seit 1999 ist Stauner beim MZE und verantwortet den Vertrieb des Verbundes.


MZE - in Kürze
MZE-Möbel-Zentral-Einkauf GmbH
Lohweg 31
85375 Neufahrn bei Freising
Postfach 1240
85370 Neufahrn bei Freising
Tel.: 08165/95 26-0
Fax: 08165/62030
E-Mail: info@mze.de
Internet: www.mze.de

Geschäftsführung: Rüdiger Gehse
Verantwortlich für Mondschein-Schiene:
Helmut Stauner
Mitarbeiterzahl: 27
Verbandsmitglieder insgesamt: rund 670
Zahl der Mondschein-Mitglieder: rund 250
Vertriebskonzepte: Möbel-Vollsortiment, Schlafraum, Küche, Inneneinrichter, Heimtextil



Die wichtigsten Aussagen:
• Der MZE hat das Corona-Jahr 2020 mit einem zweistelligen Plus abgeschlossen.
• Der Onlineshop lokalstattglobal für MZE-Partner ist mit über 1.700 Artikeln befüllt.
• Das Smart Lounge-Konzept soll mit digitaler Hilfe Zusatzverkäufe ermöglichen.
• Die DLS digital im April soll eine Kommunikationsplattform für die Branche werden.
aus Haustex 04/21 (Wirtschaft)