Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz

"Wir sind als Handwerker bisher relativ gut durch die Krise gekommen"


Gudio Müller ist seit November 2020 Präsident des Bundesverbands Farbe, Gestaltung, Bautenschutz. Nach seinen Angaben stehen die Malerbetriebe trotz Corona gut da. Der Malermeister kritisiert aber eine zunehmend schleppende Auftragsvergabe der öffentlichen Hand.

BTH Heimtex: Sie haben Ihr Amt als Präsident des Bundesverbands Farbe, Gestaltung, Bautenschutz in der schwierigen Phase einer Pandemie übernommen. Was sind Ihre speziellen Aufgaben in Zeiten von Lockdowns?

Guido Müller: Vor allem die schnelle, lückenlose und auch verständliche Bereitstellung aller für die Betriebe wichtigen Informationen, also über Einschränkungen, Förderprogramme, Hygieneregeln, Arbeitsschutz. Der rasche Wechsel und vor allem die regionalen Unterschiede bei den staatlichen Vorgaben sind dabei das Hauptproblem. Da hilft unsere dezentrale Aufstellung von den Innungen über die Landesverbände bis zum Bundesverband.

BTH Heimtex: Was brennt den Malern derzeit auf den Nägeln?

Müller: Wir sind als Handwerk bisher relativ gut durch die Krise gekommen. Aber mittlerweile kommen die Einschläge näher: Die öffentliche Hand hinkt - aktuell auch coronabedingt - bei den Genehmigungen hinterher. Es zeichnet sich eine schleppende öffentliche Auftragsvergabe ab. Gleichzeitig werden die Regulierung und Bürokratie immer komplexer, und zwar unabhängig von der Pandemie. Ein weiterer Dauerbrenner ist die Gewinnung von talentiertem Nachwuchs. Unsere Social Media Kampagne ist gut eingeschlagen, aber das ist ein langer Weg.

BTH Heimtex: Sie führen einen Malerbetrieb in Berlin. Bleibt da noch ausreichend Zeit für die anstrengende Tätigkeit als Verbands-Präsident?

Müller: Wir haben uns die Aufgaben in unserem fünfköpfigen Vorstand gut aufgeteilt. Zur ehrenamtlichen Führung eines Bundesinnungsverbandes gibt es keine Alternative. Für uns ist es essentiell, dass der Verbandsvorstand im täglichen Arbeitsleben auf der Baustelle und beim Kunden und im Handwerksberuf verankert ist.

BTH Heimtex: Die Deutschen nutzen die Lockdowns verstärkt zum Renovieren ihrer Wohnungen. Denn zum einen haben sie aufgrund ausfallender Kulturprogramme mehr Zeit, zum anderen geben sie kein Geld für Urlaube und Restaurantbesuche aus. Profitieren die Maler vom Renovierungsboom?

Müller: Die Auftragslage ist relativ gut. Der Effekt, den Sie beschreiben, hat Umsatzverluste an anderer Stelle zum Teil ausgeglichen. Vielen Betrieben, die stark für die Industrie arbeiten, hat das aber weniger gebracht. Es wird Zeit, dass sich die Situation wieder normalisiert.

BTH Heimtex: Der Großhandel, der auch im Lockdown für gewerbliche Kunden geöffnet war, ist nach wie vor die Anlaufadresse für den Profi-Maler, wenn es darum geht, hochwertige Produkte zu kaufen. Was wünschen Sie sich von ihm in Pandemie-Zeiten?

Müller: Für uns ist die Partnerschaft mit dem Großhandel wichtig, was natürlich den Direktvertrieb unserer Profipartner miteinschließt. Die Aufrechterhaltung der Lieferketten bleibt die wichtigste Aufgabe, in dieser Beziehung waren unsere Handelspartner gut aufgestellt.

BTH Heimtex: Verschiebt sich der Einkauf der Maler durch die Corona-Einschränkungen verstärkt in Richtung Internet? Sind die Online-Angebote ausreichend? Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?

Müller: Diesen Trend konnte ich noch nicht beobachten. Bei einzelnen Produktgruppen wie Werkzeugen ist allerdings schon erkennbar, dass mehr im Internet bestellt wird. Die Online Angebote insgesamt befinden sich aus meiner Sicht in der Entwicklungsphase. Hier muss es gelingen, die Bestellprozesse zu vereinfachen, für den Profimaler muss sich ein klarer Mehrwert aus der Onlinebestellung ergeben.

BTH Heimtex: Dieses Jahr wird noch erheblich von der Pandemie geprägt sein. Sind Sie trotzdem optimistisch?

Müller: Ich bin immer optimistisch. Es ist wichtig, diesen Optimismus auch gegenüber unseren Mitarbeitenden auszustrahlen. Unsere Fachkräfte sollen wissen, dass sie einen sicheren Arbeitsplatz im Malerhandwerk haben. Aber eine Glaskugel habe auch ich nicht. Fest steht, die Unternehmer im Maler- und Lackierhandwerk werden dieses Jahr wieder vor großen Herausforderungen stehen.

BTH Heimtex: Im kommenden Jahr findet die Messe Farbe - Ausbau und Fassade in München statt. Wird sie der Branche wie üblich neuen Schub geben oder rechnen Sie eher mit Stagnation?

Müller: Ich rechne mit einem ganz deutlichen Schub. Die Branche wartet sehnsüchtig darauf, wieder miteinander in Kontakt zu treten, live mit den Herstellern zusammen zu kommen, das persönliche Gespräch wieder zu führen. Wenn die Messe in Präsenz stattfinden kann, wovon ich ausgehe, rechnen wir in München mit einem herausragenden Kommunikationsevent für Handwerker, Hersteller und Händler. Übrigens nicht nur für die Maler, sondern auch für die Stuckateure und Raumausstatter und ihre Marktpartner.

BTH Heimtex: Klimaveränderung und Pandemie zwingen mehr und mehr zu ökologischer Produktion auch von Lacken und Farben. Was erwarten Sie in dieser Hinsicht von der Messe Farbe?

Müller: Das ist ein von der Pandemie ganz unabhängiger Mega-Trend. Der hat sich schon bei der FAF 2019 deutlich gezeigt und wird 2022 noch stärker ausgeprägt sein. Unsere Marktpartner haben sich voll auf dieses Thema eingestellt und werden auf der FAF eine enorme Bandbreite an entsprechenden Lösungen vorstellen.

BTH Heimtex: Wie entwickelt sich die Zahl der Bewerber um eine Ausbildung zum Maler? Es war doch auch eine große Kampagne vom Verband geplant.

Müller: Die Kampagne läuft seit einem halben Jahr auf Instagram, wo wir unsere Zielgruppe am besten erreichen. Die gesamte Innungsorganisation hat sich im Januar verpflichtet, sie in den nächsten Jahren gemeinsam weiter auszubauen und dafür viel Geld in die Hand zu nehmen. In nur wenigen Monaten wurden unsere Postings 15 Millionen Mal gesehen und die Interaktionsrate ist hoch. Wir verändern damit nicht nur das Image des Maler- und Lackiererberufs bei den Jugendlichen, sondern bewirken etwas für das Bild der Branche insgesamt. Weshalb wir auch alle unsere Marktpartner einladen, sich zu beteiligen. Es geht um unseren Nachwuchs, aber es geht auch um die Umsätze der Hersteller in der Zukunft.
Das Interview führte Cornelia Küsel
"Wir sind als Handwerker bisher relativ gut durch die Krise gekommen"
Foto/Grafik: Bundesverband Farbe, Gestaltung, Bautenschutz
Trotz Corona ist die Auftragslage im Maler-Handwerk nach Angaben von Guido Müller, Präsident des Bundesverbands Farbe, Gestaltung, Bautenschutz, "relativ gut".
aus BTH Heimtex 04/21 (Wirtschaft)