BVPF: Stellungnahme zum Entwurf DIN 18560-1 Estriche im Bauwesen

Kein Konsens erreicht


Der Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik (BVPF) und der Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz nehmen in einer gemeinsamen Erklärung Stellung zum Schlichtungsergebnis für das Entwurfsverfahren der DIN 18560-1 "Estriche im Bauwesen - Allgemeine Anforderungen, Prüfung und Ausführung".

Im Juni 2020 wurde die DIN 1850, Teil 1 im Beuth-Verlag veröffentlicht. Die zugehörige Einspruchssitzung fand am 28. Juli 2020 statt. Von 23 Organisationen wurden insgesamt 127 Einsprüche eingereicht. Hauptkritikpunkt war dabei die Aufnahme der CM-Messung als alleinige Feuchtemessmethode zur Bestimmung der Belegreife eines mineralischen Estrichs sowie die damit verbundenen Grenzwerte. Insbesondere der Grenzwert für beheizte Calclciumsulfatestriche von 0,5 CM-% wurde vehement abgelehnt.

Trotz, wie es heißt, intensiver und fundierter Diskussion wurden die Einsprüche zur Feuchtemessung vom DIN-Gremium (Arbeitsausschuss "Estriche im Bauwesen") abgelehnt. Daraufhin wurde von sechs der einsprechenden Organisationen eine Schlichtung beantragt, die dann am 21. September 2020 stattfand.

Im Schlichtungsvorschlag wird der Arbeitsausschuss "Estriche im Bauwesen" aufgefordert, bei der zukünftigen Überarbeitung dieser Norm insbesondere zu prüfen, ob:

-der Begriff der Belegreife bzw. Belegbarkeit des Estrichs definiert werden kann,

-zusätzliche durch den Bodenbelag bedingte Einschränkungen des Feuchtegehalts zur Bestimmung der Belegreife eingefügt werden können,

-die CM-Methode überarbeitet bzw. auch andere Messmethoden zur Feuchtemessung zugelassen werden sollen.

Wie der BVPF jetzt erklärt, sei den meisten der teilnehmenden Einsprechern nicht bewusst gewesen, dass die Schlichtung grundsätzlich keine Änderungen am bestehenden Text der Norm bewirke, sondern lediglich als Prüfungsauftrag für eine zukünftige Normrevision diene.

"Im Ergebnis werde damit die unsägliche Situation zur CM-Messung in der neuen DIN 18560-1 nach Durchführung der Einspruchssitzung und der Schlichtung festgeschrieben. Die Estrichfraktion möchte die Wartezeit bis zur Belegreife ihrer Estriche verkürzen und das damit verbundene wirtschaftliche Risiko auf den Boden-, Parkett- oder Fliesenleger abwälzen. Aus Sicht des bodenlegenden Handwerks ein Affront gegen eine gesamte Branche!", kritisieren der BVPF und der Bundesverband Farbe.

Die Verbände, Firmen und Personen, die gegen den Normentwurf eingesprochen haben, spiegeln die gesamte Breite der Bodenbelagsbranche wider (siehe Kasten). Demzufolge sprechen sie sich dafür aus, weiterhin ausschließlich die branchenspezifischen Merk- und Hinweisblätter als Grundlage zur Bestimmung der Belegreife heranzuziehen. Dazu heißt es: "Eine Festlegung der Belegreife anhand der Estrich-Norm DIN 18560-1 mag für den Estrichleger Bedeutung haben, für das bodenlegende Handwerk wird sie abgelehnt."


Feuchtewerte
Diese Feuchtewerte für die Belegreife sind in den branchenspezifischen Merkblättern festgeschrieben:
- Zementestrich, unbeheizt: 2 CM-%
- Zementestrich, beheizt: 1,8 CM-%
- Calciumsulfatestrich, unbeheizt: 0,5 CM-%
- Calciumsulfatestrich, beheizt: 0,3 CM-%

Die Prüfgutentnahme kann aus der unteren Hälfte des Estrichs oder über dessen Querschnitt erfolgen, bei Parkett ist die Entnahme aus der unteren Hälfte etabliert.


Einspruch gegen den Normentwurf
Diese Organisationen und Unternehmen haben Einspruch gegen den Normentwurf erhoben:

- Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz
- Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik
- Bundesverband der vereidigten Sach verständigen für Raum und Ausstattung
- Deutsche Bauchemie e. V.
- Fachverband Rheinland-Pfalz Farbe Gestaltung Bautenschutz
- Fachverband der Hersteller elastischer Bodenbeläge e. V.
- Farben Baumann GmbH
- Hamberger Flooring GmbH & Co KG
- IBA-Institut
- Landesinnungsverband des Bayerischen Maler- und Lackierer-Handwerks
- Maler und Lackierer Innungsverband Nordrhein
- Malerverband Niedersachsen
- Meisterwerke Schulte GmbH
- PCI Augsburg GmbH
- Technische Kommission Bauklebstoffe im Industrieverband Klebstoffe e. V.
- Verband der deutschen Parkettindustrie


Zwischenfazit Industrieverband Klebstoffe (TKB)
"Der Bedeutungsverlust der DIN 18560-1 ist nicht nur schlecht für das Handwerk. Eine Norm zu Lasten des nachgelagerten Handwerks durchzudrücken, schadet auch dem Ansehen der Estrichhersteller, denen nun der Verdacht anhaftet, nur eigene Vorteile im Blick zu haben zulasten des Bodenlegers und des Verbrauchers, die das Risiko eines feuchten Estrichs am Ende trifft. Es bleibt daher zu hoffen, dass in dem Arbeitsausschuss "Estriche" das Bemühen um einen gewerkübergreifenden Konsens Einzug hält und die Mängel der Norm zügig beseitigt werden."
aus Parkett Magazin 01/21 (Wirtschaft)