Woca: Henrik Lundby Petersen im Interview

"Ich möchte viele Ideen weiterentwickeln"


Seit Mitte 2020 verantwortet Henrik Lundby Petersen als CEO die Geschicke von Woca Denmark. Der erfahrene Vertriebsprofi hat sich in über 20 Jahren in der Branche eine umfangreiche Oberflächentechnik-Expertise angeeignet. Parkett Magazin sprach mit ihm über seine neue Position, bereits gemachte Erfahrungen und die strategische Ausrichtung des Unternehmens und der Marke.

Herr Lundby Petersen, Sie führen jetzt seit gut einem halben Jahr ein Unternehmen, das Sie bereits sehr gut kennen. Wie gut sind Sie in der neuen Position angekommen?

Henrik Lundby Petersen: Ich verstehe ankommen immer als Stillstand und Ende der Geschichte. In meiner neuen Funktion möchte ich viele Ideen weiterentwickeln und die Struktur von Woca zukunftsorientiert gestalten. Jetzt habe ich natürlich noch mehr Möglichkeiten, Einfluss auf die gesamte Struktur des Unternehmens zu nehmen. Das bedeutet aber auch, den Fokus nicht nur auf den Verkauf zu legen, sondern sicherzustellen, dass Woca nachhaltig und effizient aufgestellt ist.

Welche ersten Maßnahmen haben Sie als
Geschäftsführer getroffen?

Meine Ernennung fiel direkt mit dem Beginn der Corona-Krise zusammen. Was in aller erster Linie bedeutete, dass einige Maßnahmen sehr tagesgeschäftsabhängig waren. Man kann also von einem etwas "speziellen" Start sprechen. Im Frühjahr war es wichtig, die Rohmaterialverfügbarkeit sicherzustellen und ebenfalls die Lieferfähigkeit aufrechtzuerhalten. Die Änderungen in der Vertriebsstruktur und der Organisation der Produktion aber auch Logistik mussten etwas warten, sind aber jetzt weitgehend abgeschlossen.

Welches sind die Schwerpunkte in der s
trategischen Ausrichtung des Unternehmens?

Unsere Kunden schätzen Woca als verlässlichen Partner mit einem sehr guten Support sowohl für Technik als auch für den Verkauf. Dazu kommt eine Fülle von hervorragenden Produkten für die verschiedensten Einsatzmöglichkeiten. Die Herausforderung für die Zukunft wird darin liegen, das Profil und die Wahrnehmbarkeit der Marke Woca weiter zu stärken. Dabei ist es wichtig, auch auf das verändernde Kaufverhalten der Kunden zu schauen.
Mein Anspruch ist, Woca zu einer Marke mit noch schärferem Profil zu entwickeln und noch schneller auf die Trends des Marktes zu reagieren. Wir verstehen uns als Oberflächenspezialist für alle Anwendungsbereiche. In einer Zeit, in der Onlineshops wie Pilze aus dem Boden schießen, in sozialen Netzwerken Trends beschrieben werden, der Anspruch an ein Produkt im Sinne von Nachhaltigkeit und Verpackung neu definiert wird, ist es für uns unerlässlich, hier den richtigen Weg für Woca zu finden, um weiterhin Trendsetter zu sein und unseren eigenen Weg gehen zu können.

Wie positionieren Sie konkret
das Thema Nachhaltigkeit?

Woca war schon immer orientiert an "grünen" Technologien für die Entwicklung von Oberflächenmaterialien. Das heißt aber nicht nur lösemittelfreie Produkte, sondern die gesamte Kette von der Herstellung über Verpackung und Logistik bis hin zum fertigen Produkt permanent zu optimieren.

2021 wird ein besonderer Fokus auf der Verpackung liegen. Wir werden hier Stück für Stück in allen Produktbereichen auf recycelte und recyclefähige Materialien umstellen. Aber auch auf der Produktebene sind Änderungen geplant. Wir sehen heute nicht nur den Anspruch an die Performance eines Produktes, sondern auch einen Wettbewerb um neue Technologien in der Basisformulierung eines Öles oder Lackes. Dabei geht das Maß weit über die Standardanforderungen im Sinne von regulatorischen Vorschriften und Regelkonformität hinaus. Es ist uns hier sehr wichtig, unseren Kunden immer das Maximum an Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen, welche weit über Mindestanforderungen hinaus gehen. Ich sehe das Wachstum von Woca in der Zukunft unter dem Gesichtspunkt "Ökonomie durch Ökologie".

Stichwort Wachstum... wie hat sich der Unternehmensumsatz im laufenden Jahr entwickelt? Und welchen
Anteil daran hat Parkett?

Wir sind mit unserem derzeitigen Ergebnis sehr zufrieden. Da wir ein versetztes Geschäftsjahr haben, das am 1. Mai beginnt, lässt sich nur der Trend beschreiben aber noch kein vollständiges Ergebnis darstellen. Für unsere ersten zwei Quartale sehen wir jedoch eine deutliche Steigerung in allen Bereichen. Wir haben viele multifunktionale Produkte für den generellen Einsatz auf Holz, gehen aber von etwa 70 bis 80 % Parkettoberfläche aus.

Wie hat sich die Corona-Krise in den zurückliegenden Monaten auf den Absatz ausgewirkt?

Wir sehen eine Verschiebung im Retail und DIY-Bereich hin zum Online-Geschäft. Im professionellen Segment und bei den Industrieprodukten haben wir Märkte, die außerordentlich gut durch die Krise gekommen sind, und andere, die erheblich unter Druck stehen. Im Gesamtbild macht es nur die Planung für die Produktion etwas schwieriger, da Aufträge häufig tagesgeschäftsabhängig platziert werden und in vielen Märkten das Lager-Level heruntergefahren wurde, um auch in Krisenzeiten den Cashflow zu sichern. Die Woca-Kernmärkte haben aber keinerlei "Coronadelle" erlebt, mitunter ganz im Gegenteil.

Wie hat sich speziell der deutsche Markt entwickelt?

Betrachten wir nur den Umsatz - ohne Quantität pro Quadratmeter pro Produkt - ist nach wie vor der größte Teil im Profi-Bereich angesiedelt, also im klassischen Handwerk. In der Industrie sehen wir in Deutschland seit vielen Jahren den Trend der Abwanderung an andere Produktionsstandorte. Zählt man die Reimporte mit, da die im Ausland produzierten Waren ja in Deutschland konsumiert werden, ist der Industrieanteil etwa gleichauf mit dem Profi-Bereich.

In welchen Märkten strebt Woca
weiteres Wachstum an?

Es gibt Kernmärkte, in denen Woca schon immer beheimatet war, und auch diverse neue Märkte und Partner. Wenn wir in neue Märkte gehen, dann in aller Regel eher behutsam. Uns ist wichtig, die Energie und die zur Verfügung stehenden Ressourcen vor allem für unsere Stammmärkte zu verwenden. Wenn wir über Wachstum sprechen, geht es vielmehr um das Erschließen neuer Kundengruppen und Segmente.

Welche Segmente sind das?

Ganz klar ist hier die Lacktechnologie hervorzuheben - für die Industrie und besonders für den Profi-Bereich. Hier haben wir die Marke Woca, die ja vor allem für ein großes Sortiment an Ölen steht, um Lacke ergänzt und diese hervorragend im Markt eingeführt. Diesen Erfolg gilt es jetzt weiter auszubauen.

Welche Neuprodukte ergänzen 2021
das Parkettportfolio von Woca?

Wir möchten nicht zu viel verraten. Allerdings können wir so viel sagen, dass wir einige Produktneuheiten im Bereich Öl-Lösungen und Pigmentierung planen. Es wird auch eine komplett neue Lackserie geben, die auf spezielle Einsatzbereiche abzielt. Das natürlich immer in Kombination mit noch mehr Nachhaltigkeit und Anwendungsmöglichkeiten.

Ist Woca 2021 auf Messen präsent,
sofern diese stattfinden können?

Für uns steht sowohl der Schutz unserer Kunden als auch der unserer Mitarbeiter an höchster Stelle. Unsere Entscheidung hier ist eindeutig: Wir werden erst wieder an größeren Messen teilnehmen, wenn sichergestellt ist, dass diese auch vollumfänglich mit den Erwartungen und Sicherheitsvorstellungen einhergehen.


Henrik Lundby Petersen ist seit Juni 2020 CEO von Woca Denmark. Zuvor verantwortete er im Unternehmen als Vice President Sales und Interims-CEO mehrere Vertriebsregionen und eignet sich in mehr als 20 Jahren in der Branche eine umfangreiche Oberflächentechnik-Expertise an. Der 53-Jährige lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Tune bei Roskilde. In seiner Freizeit gilt seine Leidenschaft der bildenden Kunst und der Malerei.



Woca Denmark A/S
Woca Denmark A/S
Tværvej 6
DK-6640 Lunderskov
Tel.: +45 99 58 56 00
info@wocadenmark.com
wocadenmark.com

Gründung: 1969
Inhaber: Private Equity Bjert Invest
Chairman of the board: Martin Jensen
CEO: Henrik Lundby Petersen
Mitarbeiter: 60
Umsatz: 150 Mio. Dän. Kronen (2018/19),umgerechnet ca. 20,2 Mio. EUR
Exportquote: 70-75 %
Parkett-Sortiment: Öle, Seifen, Lacke und Pflegemittel
aus Parkett Magazin 01/21 (Wirtschaft)