Marburger Tapetenfabrik J.B. Schaefer GmbH & Co. KG

Marburger im Jubiläumsjahr gut aufgestellt

Zum 175-jährigen Bestehen hatte die Marburger Tapetenfabrik im November 2020 kleine Besuchergruppen zu Betriebsbesichtigungen eingeladen. Das Familienunternehmen geht für das Jubiläumsjahr von leichten Zuwächsen aus.

"Wir liegen für 2020 im Inland nahezu bei 8,5 % im Plus." Diese erfreuliche Entwicklung gab Ullrich Eitel, der die Marburger Tapetenfabrik in Kirchhain in fünfter Generation führt, am Rande der Feierlichkeiten zum 175-jährigen Bestehen bekannt. Im Ausland seien die Geschäfte zwar leicht rückläufig, insgesamt aber zeigte er sich optimistisch, das Vorjahresniveau zu erreichen. Der Umsatz lag 2019 bei mehr als 60 Mio. EUR. 2021 rechnet Eitel infolge der durch die Corona-Pandemie gestiegenen Nachfrage bei Renovierungsprodukten mit einem leichten Plus.

Corona hatte den Tapetenhersteller zu kreativem Handeln gezwungen. Statt eine große Jubiläumsfeier mit zahlreichen Gästen auf die Beine zu stellen, luden Eitel und sein Team den ganzen November über Kunden sowie Fachpresse zu Besuchen in kleinen Gruppen ein und gewährten ihnen einen Blick hinter die Kulissen. Das Motto lautete: "Marburg feiert 175 Jahre Innovation". Auch wenn wegen der Ansteckungsgefahr weniger Gäste kamen als erwartet, war Eitel dennoch zufrieden: "Wer möchte, kann sich schon jetzt für das kommende Jahr bei uns anmelden. Jeder Besuch ist willkommen."

Moderne Druckanlage
für kleine Losgrößen

Die Interessierten wurden durch alle relevanten Abteilungen des Unternehmens geführt, von der Produktion über das Labor bis zum Lager. Zum Abschluss gab es jeweils ein gemeinsames Abendessen.

Technisches Highlight war die moderne Druckanlage, die sowohl Tief- und Siebdruck als auch Digitaldruck ermöglicht. Mit ihrer Hilfe lassen sich bei hoher Geschwindigkeit kleine Losgrößen von 60 Rollen wirtschaftlich herstellen. So können auch individuelle Dessins gedruckt werden. Doch die Nachfrage ist nach Angaben Eitels noch verhalten: "Die Kunden erwarten von uns Vorschläge." Aber mit der Zeit werde das Angebot wohl angenommen. Es sei die Kunst des Verkäufers, dies zu forcieren. Insgesamt betrachtet der geschäftsführende Gesellschafter die neue Druckanlage als sinnvolle Ergänzung. Sie werde die herkömmliche Drucktechnik traditioneller Mustertapeten aber nicht ersetzen, sondern eine neue Nische öffnen.

Auf Neugier stießen auch die sieben neuen Kollektionen der Marburger Tapetenfabrik. Sie entstanden unter der Federführung von Kreativchef Felix Diener. Darunter befinden sich die zweite Karte Schöner Wohnen, die neue Digitaldruck-Kollektion Smart Art Easy und die Karte Vintage deluxe. Eine neue Designer-Kollektion sei erst für die Heimtextil 2022 geplant. Den Namen wollte Eitel noch nicht verraten. Er sagte nur: "Das Testimonial muss eine ebenso große Ausstrahlung haben wie Harald Glööckler und Luigi Colani." Wichtig sei Authentizität, sonst käme ein Testimonial nicht glaubwürdig rüber.

Immer mehr junge Menschen
renovieren selbst

Aber ganz gleich, wer diese Aufgabe im nächsten Jahr übernimmt - die Tapete hat nach Ansicht des Unternehmers im vergangenen Jahr gewonnen. Durch Corona hätten die Menschen mehr Zeit gehabt, ihr Zuhause zu verschönern, entweder, weil sie in Kurzarbeit waren, oder weil sie nicht in den Urlaub gefahren seien. Das habe vor allem zu einer Belebung des DIY-Bereichs geführt. Viele hätten ihre Wohnung selbst renoviert und Tapeten verarbeitet. "Und wir haben mit jungen Menschen neue Käuferschichten gewonnen, die wir verloren hatten. Die renovieren jetzt selbst."
Trotz der erstarkten DIY-Aktivitäten hält Eitel aber an den Hauptzielgruppen Fachhandel und Profi-Maler fest. "DIY wächst schließlich nur dort, wo wir vorher keine Kunden hatten. Dem Maler wird dadurch nichts abgenommen. Er wird weiterhin vor allem im Objekt und im Neubau tätig sein, während der Renovierbereich auch auf DIY entfällt."

Dem Maler bietet die Marburger Tapetenfabrik ein neues Betätigungsfeld an. In drei Seminaren kann er lernen, die LED-Technologie einzusetzen und auf diese Weise mit Licht und Tapete beeindruckende Effekte zu schaffen. Dieses Feld hält Eitel für vielversprechend: "Auf der letzten Heimtextil hat unser Stand mit 42.000 LED auf Tapete für viel Aufmerksamkeit gesorgt."

Generationswechsel eingeleitet

Für die am deutschen Markt verbliebenen Tapetenhersteller sieht Eitel trotz Konkurrenzdruck und Überproduktion, die auf die Preise drücke, gute Überlebenschancen. Denn er ist sicher: "Die Corona-Pandemie wird die eigene Wohnung langfristig aufwerten." Davon profitiere die gesamte Branche. "Wir jedenfalls sind ein gut aufgestelltes Familienunternehmen mit Perspektive", betonte Eitel und verwies darauf, dass die Nachfolgeregelung von langer Hand geplant sei. Sein Sohn Paul, der im Herbst einen Masterabschluss machen wird, verbringe schon jetzt jede freie Minute im elterlichen Unternehmen.

"Ich werde schon im kommenden Jahr meinen Einsatz herunterfahren", machte der Senior klar. Paul Eitel werde das Unternehmen nach einer Schnupperzeit in anderen Betrieben mit der Unterstützung seiner Schwestern Constanze und Katharina erfolgreich weiter führen. "Davon bin ich überzeugt."

| cornelia.kuesel@snfachpresse.de


Daten + Fakten Marburger Tapetenfabrik
Marburger Tapetenfabrik J.B. Schaefer
GmbH & Co. KG
Bertram-Schaefer-Str. 11
35274 Kirchhain
Tel.: 06422 / 81-0
contact@marburg.com
www.marburg.com

Gründungsjahr: 1845
Umsatz 2019:
> 60 Mio. EUR
Geschäftsführender
Gesellschafter:
Ullrich Eitel
Geschäftsführer:
Wolf Alexander Kappen
Alexander Kubsch
Mitarbeiter: 300
Marburger im Jubiläumsjahr gut aufgestellt
Foto/Grafik: Marburger Tapetenfabrik
Paul, Constanze, Katharina und Ullrich Eitel bilden ein starkes Team. Während Paul seinen Vater als geschäftsführender Gesellschafter ablösen soll, engagieren sich seine Schwestern in verschiedenen Bereichen. Constanze Eitel verantwortet derzeit Süddeutschland und Österreich im Handel auch im Objekt, Katharina befindet sich im Mutterschutz.
Marburger im Jubiläumsjahr gut aufgestellt
Foto/Grafik: Marburger Tapetenfabrik
Außendienstmitarbeiter Torsten Reiche mit Ines und Sebastian Kraske
(WBV Malereinkauf, Eisenhüttenstadt) vor der Galerie der Designer. Das erste Portrait zeigt Hilde Eitel, die Mutter des heutigen Firmenchefs. Sie kolorierte viele Jahre lang die Kollektionen.
aus BTH Heimtex 01/21 (Wirtschaft)