Deutsche Heimtextilien-Industrie

Nur Bettwaren liegen im Plus


Wuppertal. Es sind besondere Zeiten für die deutsche Heimtextilien-Industrie, die es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Corona setzt weiterhin die Rahmenbedingungen, auf die das einzelne Unternehmen keinen Einfluss nehmen kann. Im Kontext der durch Corona geschwächten gesamtwirtschaftlichen Konjunktur sind auch die Absatzzahlen der deutschen Heimtextilien-Industrie für das erste Halbjahr 2020 zu sehen. Nach einem positiven Start verliefen die ersten Monate bis zum Lockdown erfreulich, erklärt Christine Chniel vom Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie. Kurzarbeit, kriselnde Schlüsselbranchen wie die Automobilindustrie und das zum Erliegen kommen ganzer Wirtschaftszweige im Event-, Reise- und Gastronomiebereich stehen aber seitdem auf der einen Seite. Auf der anderen Seite haben die Menschen in ihr Zuhause und ins Homeoffice investiert.

Aus Sicht des Heimtextilverbandes lässt sich feststellen, dass es erfreulicherweise Mitgliedsunternehmen gibt, die der Krise mit einer guten Firmenkonjunktur trotzen. Dennoch schlagen sich diese positiven Firmenkonjunkturen unter dem Strich nicht in den Umsatzzahlen für die einzelnen Produktgruppen nieder, denn im zweiten Quartal zeigten sich die Auswirkungen des Lockdowns und der weltweit geschwächten Wirtschaft. Der Trend: Das Inlandsgeschäft der deutschen Heimtextilien-Industrie kommt in allen Sparten besser durch die Krise als das Exportgeschäft.

Im ersten Halbjahr 2020 verzeichneten die Sparten Textile Bodenbeläge, Möbelstoffe, Dekorationsstoffe/Gardinen sowie mit Naturhaaren und synthetischen Fasern gefüllte Bettwaren einen durchschnittlichen Umsatzrückgang von 13,8 %. Dabei mehrten sich die Nachfragedefizite im zweiten Quartal. Der deutsche Markt weist ein Minus von 5 % aus. Damit hat das Inlandsgeschäft die ersten sechs Monate wesentlich besser abgeschlossen als das Exportgeschäft mit -31,7 %, das Corona-bedingt stärker betroffen war. Die Exportquote sank von 32,9 % im ersten Halbjahr 2019 auf 26,1 % in 2020.

Eine Sparte kann sich in den ersten sechs Monaten 2020 positiv behaupten: Nachdem das erste Halbjahr 2019 für Bettwaren noch mit einem leichten Minus von 1,3 % endete, weist der Vergleichszeitraum 2020 ein Plus von 1,5 % aus. Besonders im Inland konnten Bettwaren mit einem Plus von 4,5 % gewinnen. Das Minus von 9,1 % im Export fiel geringer aus als in den anderen Produktsparten. Der Exportanteil ist mit 19,6 gegenüber 21,9 % in 2019 nur leicht rückläufig. Nackenstützkissen gehören dabei weiterhin zu den Bestsellern und verzeichnen eine steigende Nachfrage.

Welche Entwicklung die deutsche Heimtextilien-Industrie im zweiten Halbjahr 2020 nehmen wird, bleibt abzuwarten und ist zu einem erheblichen Teil natürlich vom weiteren Verlauf der weltweiten Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen abhängig. Es zeigt sich aber, so Chniel, dass die im Verband organisierten Hersteller überwiegend optimistisch gestimmt sind und Chancen und Herausforderungen nutzen, ihre eigene Firmenkonjunktur zu gestalten und voranzutreiben.
aus Haustex 11/20 (Wirtschaft)