Eurobaustoff: Kein Shutdown am Bau

Rekordhalbjahr trotz Corona-Pandemie

Es gibt auch positive Nachrichten in Corona-Zeiten: Die Baubranche und damit auch der Baufachhandel blieben im ersten Halbjahr 2020 weitgehend von den Auswirkungen der Pandemie verschont - zumindest in Deutschland. Die Eurobaustoff legte im Zuge dessen ein hervorragendes Ergebnis mit einem Plus von 11,6 % im Einkaufsvolumen hin.

Die Eurobaustoff hat mit einem Plus von 11,6 % auf ein Einkaufsvolumen von 3,63 Mrd. EUR ein "hervorragendes erstes Halbjahr 2020" erlebt. Der Juni 2020 war mit 715 Mio. EUR der "stärkste Monat in der Firmengeschichte". Mit dieser Entwicklung hatte die Kooperation nicht gerechnet, sagte Dr. Eckard Kern, Vorsitzender der Geschäftsführung, offen im Rahmen eines Pressegesprächs in Bad Nauheim. Vielmehr sei man zu Beginn des Shutdowns noch "vom Schlimmsten" ausgegangen, "doch schon vier Wochen später war die Nachfrage größer denn je".

In allen Warengruppen stiegen die Einkaufsvolumina im hoch einstelligen oder zweistelligen Bereich. Den höchsten Zuwachs generierten Fliesen (+ 20,5 %), vor Tief- und Galabau (+ 17 %) und dem Einzelhandel (+ 15,4 %). Die anderen Sortimente - Holz und Bauelemente, Dach und Fassade, sowie Hochbau legten jeweils u 10 %. Unterdurchschnittlich blieben Trockenbau und Dämmstoffe mit +6 %.

Im Segment Holz und Bauelemente (+ 8,7 %) und hier wiederum im Bereich "Dekoratives Holz" schossen Fußböden mit +33% geradezu nach oben. "Das hängt auch mit dem Online-Geschäft zusammen", erklärt Hartmut Möller, Geschäftsführer für den Einkauf und der Ländergesellschaften in Österreich und der Schweiz.

Dass die ersten Monate 2020 so überaus erfolgreich verliefen, habe viele Gründe, hieß es in Bad Nauheim. Obenan die allgemeine Baukonjunktur. Mangelnder Wohnraum in Deutschland ließe einen Konjunktureinbruch kaum zu. Und durch die Dauer der Bauphasen würden Veränderungen in der Branche erst ein bis zwei Jahre nach dem zu erwartenden Konjunktureinbruch am Bau sichtbar. "Ob und wie tiefgreifend dieser Einbruch werden wird, sehen wir frühestens zum Jahreswechsel."

Aktuell funktioniere das Zusammenspiel in der Branche zwischen Industrie, Handel und Verarbeiter. Die Lieferketten seien unbeeinträchtigt. "Direkt nach dem Shutdown haben wir unseren Partnern aus der Industrie und dem Handwerk signalisiert, dass die Kooperation zu ihren Vereinbarungen und Verpflichtungen steht", platzierte Jörg Hoffmann, Geschäftsführer Finanzen als kleinen Seitenhieb auf Marktbegleiter, die eigenmächtig ihre Zahlungsziele bei Lieferanten verlängerten oder Zahlungen ganz aussetzten.

Etwas schwieriger als in Deutschland stellte sich die Situation in Österreich und der Schweiz dar, resümierte Möller. "Hier kam es zeit- und teilweise zu Baustellen-Schließungen, Baufachhandlungen konnten nur unter Auflagen weiterarbeiten." Das habe sich natürlich im Umsatz niedergeschlagen. "Hoffnung für die nächsten Monate macht in Österreich ein relativ hohes Auftragspolster mit einer geografischen Komponente. Je weiter im Westen, desto besser ist die Marktentwicklung". In der Schweiz gebe es hingegen weniger Unterschiede in den einzelnen Regionen, vielmehr in den Sparten. "Hart hat es den Wirtschaftsbau getroffen, wo eine längere Rezession zu erwarten ist."

"Wir sind als Kooperation sehr gut durch die letzten Monate gekommen", beurteilte Dr. Eckard Kern die Situation abseits der Zahlen, "haben die neuen Medien genutzt und die Gesellschafterversammlung digital durchgeführt." Zugleich merkte er an: "Digitalisierung schön und gut, wir betreiben sie auch intensiv, aber der persönliche Kontakt ist nicht zu ersetzen." In diesem Zusammenhang warf er die Frage auf, was sich für die Branche in Post-Corona-Zeiten ändert. "Sind Messen noch zeitgemäß? Treffen wir uns noch auf Veranstaltungen?" Und dies alles vor dem Hintergrund eines gesamtwirtschaftlichen Wandels aufgrund einer strukturellen Krise, die ganze Industriezweige wie die Automobilindustrie betrifft.

Die Eurobaustoff selbst fühlt sich gut aufgestellt - für dieses "Ausnahmejahr" und auch für die Zukunft. Wenn auch derzeit nichts planbar sei, geht das Führungstrio von einer weiter positiven Geschäftsentwicklung und einem guten Gesamtjahr 2020 aus. In Zahlen würde das ein Einkaufsvolumen von deutlich über 7 Mrd. EUR bedeuten.
aus Parkett Magazin 05/20 (Wirtschaft)