Interview mit Christiane Linder und Christian Wöls, Mafi

"Wir bemerken ein stärkeres Bewusstsein für ehrliche Produkte"


Gerade erst hatten es die Themen der Nachhaltigkeit im öffentlichen Diskurs ganz nach oben geschafft, dann kam die Corona-Pandemie und beherrscht die Agenda - auch in der Parkettszene. Doch die aktuelle Krise kann durchaus für die Nachhaltigkeit und Herkunft von Produkten sensibilisieren. Parkett Magazin sprach dazu mit Christiane Linder, Mitglied der Inhaberfamilie von Mafi, sowie Verkaufsleiter Christian Wöls.

Parkett Magazin: Wie stellt sich die Marktsituation für Sie aktuell dar?

Christian Wöls: Dynamisch. Ein langfristiger Forecast ist derzeit schwierig zu prognostizieren, da viele Bestellungen sehr kurzfristig eintreffen. Aufgrund unseres globalen Vertriebsnetzes befinden sich unsere Vertriebspartner teilweise in sehr unterschiedlichen Phasen dieser Pandemie. Generell lässt sich aber festhalten, dass in unserem Endkundensegment eine relativ stabile Auftragslage vorliegt.

Christiane Lindner: In der Kommunikation und den, zum Teil per Videotelefonie durchgeführten, Beratungen stellen wir eine stärkere Sensibilisierung zu Themen wie Herkunft und Nachhaltigkeit von Produkten fest. Das hat einerseits sicherlich praktisch Gründe, wie die Lieferfähigkeit und andererseits bemerken wir auch ein stärkeres gesellschaftliches Bewusstsein für ehrliche, transparente Produkte.

Wie begegnen Sie den neuen Herausforderungen?

Lindner: Produktion und Büro sind durch erhöhte Hygienemaßnahmen geprägt. Auch das Homeoffice hat bei uns stärker Einzug gehalten und wird je nach Tätigkeit wohl auch ein fixer Bestandteil bleiben. In der Kommunikation setzen wir noch stärker auf Transparenz hinsichtlich Produkt und Herstellung und versuchen unsere verlässlichen Partner so gut es geht mit Flexibilität zu unterstützen und schnell sowie kontinuierlich zu informieren. Ich denke mit unserem nachhaltigen und natürlichen Produkt treffen wir den Zeitgeist und bieten unseren Partnern eine fundierte Basis für die große Frage der Zukunft: Klimawandel im Einklang mit der Wirtschaft.

Wöls: Die engen, persönlichen, teilweise schon fast freundschaftlichen Kontakte zu unseren Vertriebspartnern haben sich in dieser schwierigen Zeit bezahlt gemacht. Das macht vielleicht den Unterschied zwischen Mafi und großen Konzernen. Wir sind ein eigentümergeführtes Familienunternehmen - und das merkt man auch im Alltag mit unseren Kunden, die ebenfalls oft Familienbetriebe sind. Die Kommunikation hat trotz räumlicher Distanz gut funktioniert. Darauf möchten wir weiter aufbauen und setzen auf einen ausgewogenen Mix aus Digitalisierung und persönlichem Kontakt.

Wo sehen Sie Wachstumspotenzial?

Lindner: Aktuell ist eine Prognose für Wachstum schwer zu treffen. Diese Krise stellt auch das permanente Wachsen um jeden Preis in Frage, meiner Meinung nach. Selbstverständlich ist unser Blick nach vorne gerichtet, aber auch Phasen, wo wir "nur" die Umsätze halten, sind verkraftbar. Interessant werden die Konjunkturmaßnahmen in Deutschland und deren Auswirkungen auf Bauinvestitionen. An sich rechnen wir mit einigen, größeren Projekten im Rahmen unserer erfolgreichen "Living Product Challenge" Zertifizierung. Im Zuge dessen wird nicht nur das Produkt, sondern das gesamte Unternehmen und dessen ökologischer Fußbadruck sehr streng unter die Lupe genommen. Mit diesem Zertifikat kann man dann wieder an entsprechenden Ausschreibungen teilnehmen. Neben dem Zertifikat erhält man noch konkrete Handlungsempfehlungen zum Schutz der Umwelt - wir verstehen die Challenge daher eher als Reise anstatt einer einmaligen Aktion.

Wöls: Die globale Entwicklung zum kritischeren Umgang mit Produkten und Konsum an sich wird für uns Potentiale öffnen. Holz ist nicht automatisch ein nachhaltiges Produkt, nur weil es nachwächst - der Umgang mit der Ressource, das Produkt an sich und dessen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt sowie am Ende auch die Entsorgung sind Themen, die an Bedeutung gewinnen. Hier gibt es noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten, damit dieses Potential auch ausgeschöpft werden kann.

Gibt es aktuelle Investitionsprojekte?

Lindner: Die Covid-19 Pandemie hat viele Potentiale aufgedeckt. Ein Bereich, in dem wir noch stärker als bisher investieren werden, ist die Digitalisierung. Ebenso ist die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter ein Schwerpunkt. Diese globale Krise hat uns zudem in unserem Ansatz bestärkt, ausgewählte Netzwerke hinsichtlich der Zuliefererkette zu betreiben.

Wöls: Die Bindung und der Austausch mit unseren Partnern sind zentral. Wir bieten daher laufend Schulungen und Treffen bei uns in der Zentrale an, auch um den Transparenzgedanken weiter zu tragen. Bereits vor Corona haben wir in ein neues Schulungszentrum investiert - Mafi typisch mit einem Mix aus Tradition und Innovation.
aus Parkett Magazin 05/20 (Wirtschaft)