Deisl Parkettmanufaktur: Interview mit Carolin und Michael Deisl

"Wir wissen, was wir an unseren Händlern haben"


Carolin und Michael Deisl sind ein kongeniales Team - privat wie beruflich. In dritter Generation stehen sie hinter der Parkettmanufaktur, die sich mit der Kernkompetenz Massivparkett und immer wieder neuen Ideen am Markt behauptet. Und dabei auch in Kauf nimmt, das nicht alle Ideen fruchten. Parkett Magazin fragte nach ihrem Erfolgsrezept.

Parkett Magazin: Als wir uns vergangenes Jahr im September getroffen haben, sah es für Sie nach einem guten Jahr 2019 aus. Damals gingen Sie von einer weiteren Produktionssteigerung auf 36.000 m2 aus. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt? Wie haben Sie das letzte Jahr abgeschlossen?

Michael Deisl: Ja, wir konnten unser Ziel sogar noch übertreffen. Seit 2015 sind wir kontinuierlich in Menge und Umsatz gewachsen. Wobei wir in der glücklichen Lage sind, dass wir nicht an jeden verkaufen müssen. Und wir machen auch nicht jeden Preis, um einen Auftrag zu bekommen. Denn wenn man in der Nachkalkulation entdeckt, dass ein Auftrag mehr oder weniger Beschäftigungstherapie war, verlässt einen die Freude darüber.

Kontinuierliches Wachstum und konstante Auslastung sind natürlich erfreulich und erstrebenswert, aber Ihre Kapazitäten lassen sich ja nicht unendlich ausweiten. Sie arbeiten einschichtig mit einer relativ kleinen Mannschaft. Dann müsste ein großer Schritt erfolgen, um weiteres Wachstum zu realisieren...

Michael Deisl: Noch haben wir Luft. Mit Standardformaten, wenn auch die Losgrößen passen und der Zuschnitt mitspielt, wären auch 40.000 m2 möglich. Dann darf allerdings wirklich nichts dazwischen kommen.

Wobei Sie Recht haben: Wenn man 110 % über einen längeren Zeitraum fährt, muss man sich Gedanken über eine zweite Schicht machen. Die müsste allerdings theoretisch wenigstens 70 % vom Output der ersten produzieren. Das Risiko wäre größer und der Einkauf müsste anders organisiert werden. Und unter dem Strich würden wir wahrscheinlich gar nicht so viel mehr verdienen. Uns geht es auch gar nicht darum, immer mehr zu verdienen. Solange wir unseren Lebensstandard halten, unsere Leute gut bezahlen können und am Ende mehr übrig bleibt als die Abschreibung, so dass ein Polster entsteht, ist es mir wichtiger, jeden Tag mit Freude in die Firma zu gehen.

... das klingt selbstbestimmt und macht Sie weniger abhängig vom Markt.

Michael Deisl: Genau. Wir haben zum Beispiel 2018 einen großen Kunden verloren und konnten trotzdem unsere Menge halten, weil wir den Ausfall mit anderen Kunden kompensieren konnten. Wir sind generell breit aufgestellt, wollen gar nicht zu viele große Abnehmer haben, sondern pflegen genauso die kleineren. Denen fühlen wir uns verpflichtet, denn von denen leben wir.

Sie agieren in einem Markt, der kaum expandiert, sondern von Verdrängung geprägt ist. Wie behauptet man sich da als kleines Familienunternehmen?

Michael Deisl: Wir haben uns immer auf Massivdielen konzentriert und bewegen uns damit in einer Nische. Darüber sind wir heilfroh. Als wir vor drei Jahren den Zuschnitt umgebaut haben und mit Stabparkett eingestiegen sind, hatten wir das Glück, dass in Wien ein riesiger Hype um das Material herrscht. Wir sind eigentlich ständig damit ausverkauft.

Carolin Deisl: Uns spielt auch in die Hände, dass immer mehr Händler erkennen, dass man mit Sonderzuschnitten gutes Geld verdienen kann. Denn es gibt nicht viele Parketthersteller, die Sonderzuschnitte anbieten. Davon profitieren wir und auch unsere Kunden, die dafür ein paar Euro mehr verlangen können, weil es das nirgendwo anders gibt.

Michael Deisl: Früher haben wir den Endverbraucher direkt bedient, weil die Marge größer für uns war. Aber der Aufwand auch. Heute sehe ich das komplett anders. Wir brauchen für unsere Produkte den Preis, den wir verlangen, aber wenn ein Händler sie dann für das Doppelte verkauft, gratuliere ich ihm dazu. Es kann uns nichts Besseres passieren, als ein Kunde, der gut Geld verdient, weil ich mir dann keine Sorgen um unseres zu machen brauche. Wir wissen, was wir an unseren Händlern haben.

Carolin Deisl: Uns dann kommt uns sicher noch zugute, dass es nur noch wenige Massivparketthersteller gibt. Und wir haben schon den Eindruck, dass Massivparkett gerade boomt. Viele Kunden wollen ein reines Naturprodukt und ein rein österreichisches Produkt. Das können wir mit unserem Massivparkett bieten. Wir verarbeiten zu 100 % in Österreich gewachsenes Holz, verwenden nur natürliche Rohstoffe und produzieren auch ausschließlich in Österreich. Einige Händler haben uns schon berichtet, dass Kunden ursprünglich ein mehrschichtiges Material wollten, dann aber unsere Muster gesehen haben, und dann auch noch von der individuellen Fertigung erfahren haben. Dann sind sie auf Massivparkett umgeschwenkt.

Stabparkett läuft also gut. Wie ist das Mehrschichtparkett eingeschlagen, dass Sie als Handelsware beziehen und dann oberflächenveredeln?

Michael Deisl: Unser Hauptgedanke war damals, die Oberflächenanlage besser auszulasten. Das Produkt ist gut und auch eine gute Ergänzung für unsere Kunden, aber die Zusammenarbeit mit dem Lieferanten war die Zusammenarbeit nicht so flexibel, wie wir es von unseren Lieferanten gewohnt sind und wie wir auch selber agieren. Das war schon schwierig. Die Idee finde ich aber nach wie vor gut und bin dabei, Lösungen zu überlegen.

Sie betreiben eine reine Auftragsfertigung. Wie schnell können Sie da liefern? Wie federn Sie Spitzen ab?

Carolin Deisl: Wir liefern in der Regel zwei bis drei Wochen nach Auftragseingang. Es sei denn, es handelt sich um etwas ganz Besonderes. Wir halten keine Fertigware am Lager vor, sondern Zuschnitte, die auf unsere Standarddimensionen zugeschnitten sind. Das sind aber praktisch nur rohe Bretter. Und wenn ein Auftrag eingeht, wird das Material endbearbeitet. Unsere Leute sind schnell und die Produktion ist ja im Vergleich zu Mehrschichtparkett auch relativ simpel bzw. ursprünglich. Da wird nichts gepresst oder verleimt, sondern nur auf die richtige Dimension zugeschnitten, profiliert und die Oberfläche veredelt oder roh ausgeliefert.

Sind Ihre Produkte alle mit Deisl gelabelt oder machen Sie auch Private Label?

Carolin Deisl: Eigentlich läuft alles unter Deisl. Private Label waren bislang kein Thema, wären aber kein Pro-blem. Wir stellen für unsere Kunden auch ein eigenes Sortiment zusammen. Grundsätzlich machen wir möglichst alles so, wie es die Kunden möchten. Wir sind unbürokratisch, haben flache Hierarchien und können schnell reagieren, wenn es Probleme gibt. Das wissen die Kunden zu schätzen.

Wie hat sich die Corona-Krise auf Ihr Geschäft bzw. Ihr Unternehmen ausgewirkt?

Michael Deisl: Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir durch Corona keine Einschränkungen erfahren mussten. Weder seitens unserer Kunden, sprich im Auftragseingang, noch intern.

An welchen Projekten arbeiten Sie jetzt gerade?

Carolin Deisl: Gerade erst haben wir unsere Website komplett überarbeitet. Der Internetauftritt muss passen.

Michael Deisl: Wobei in unserer Branche immer noch viele mehr mit Printprodukten und Handmustern anfangen können. Ich bin ein Fan unserer Händlertage, wenn unsere Kunden zu uns ins Haus kommen.

Carolin Deisl: Und wir arbeiten gerade mit der österreichischen Wirtschaftskammer zusammen. Die hat ein Förderprogramm für KMU aufgelegt, mit dem gezielt Innovationen vorangebracht werden sollen - auf ganz verschiedenen Ebenen. Das kann entweder die Entwicklung neuer Produkte sein oder auch neuer Verkaufsförderungsinstrumente. Die sind nicht aus der Branche und somit nicht branchenblind, da kommen ganz neue Impulse und Ideen.

Im letzten Jahr hatten Sie auch ein Partnerprogramm zur Kundenbindung in Planung. Wie weit sind Sie damit?

Carolin Deisl: Wir haben sehr treue Kunden, und deshalb wollen wir ihnen auch gewisse zusätzliche Vorteile bieten. Wir wollen sie stärken, da für uns ein Miteinander sehr wichtig ist. Unser Partnerprogramm ist exklusiv und es ist das Ziel, gemeinsam als Team zu arbeiten. Im Rahmen des Partnerprogramms bieten wir unseren Kunden etliche Möglichkeiten bezüglich Bemusterung, Exklusivität und Werbemaßnahmen. Alles ist sehr flexibel und kann an die Bedürfnisse des jeweiligen Händlers angepasst werden.
| Das Gespräch führte Claudia Weidt

i Deisl Parkettmanufatkur

Manfred Deisl GmbH
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www.parkettmanufaktur.com,
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Gründung: 1950 als Sägewerk, in den 1980er Jahren Umwandlung zum Holzhandel, 2000 Wiederaufnahme der Parkettproduktion
Geschäftsführung: Michael Deisl
Vertrieb und Marketing: Carolin Deisl
Mitarbeiter: 11
Produktion: 36.000 m2 (2019)
Sortiment: Massivdielen, Stabparkett, Wanddesign aus Eigenproduktion, Dreischichtparkett (Handelsware, individuell oberflächenvedelt bei Deisl)
Kunden: Holzhandel, Bodenbelagsgroß- und Fachhandel, Parkett- und Bodenleger
aus Parkett Magazin 05/20 (Wirtschaft)