Heimtextil Frankfurt

Zahlreiche Absagen für die Heimtextil 2021


Die Zahl der Aussteller aus der Tapetenbranche auf der Heimtextil 2021 schrumpft. In erster Linie werden die Absagen mit der Erwartung einer Corona-bedingt niedrigen Besucherfrequenz begründet. Der Tapetenverband arbeitet an einem Gemeinschaftsstand.

Die Heimtextil in Frankfurt ist jährlich im Januar das Highlight der Tapetenbranche. Dort präsentieren alle namhaften Anbieter von Wandbekleidungen und Zulieferer ihre neuesten Kollektionen und Produkte einem großen Fachpublikum aus aller Welt. Doch 2021 wird alles anders. Zwar wird die Heimtextil nach Auskunft der Messe Frankfurt stattfinden - wegen der Corona-Pandemie unter verschärften Hygienebestimmungen -, aber die Mehrheit der Aussteller aus dem Tapetenbereich hat abgesagt. Die übrigen erhalten Standplätze nicht mehr wie üblich in Halle 3.1, sondern werden in Halle 8 integriert.

Dabei ist es nicht in erster Linie die Angst vor einer Infektion mit dem neuartigen Virus Sars-CoV-2, die viele Unternehmen dazu bewogen hat, der Heimtextil im kommenden Jahr fernzubleiben. Schließlich hat die Messe ein beachtliches Schutz- und Hygienekonzept aufgestellt, das von den zuständigen Behörden des Landes Hessen genehmigt wurde und auf breite Zustimmung trifft. Vielmehr wird als Begründung angegeben, dass aller Voraussicht nach weniger ausländische Besucher nach Frankfurt kommen werden und sich der finanzielle Aufwand eines Messestands deshalb nicht lohne.

"Wir gehen davon aus, dass weniger Exportkunden an der Messe teilnehmen werden", sagt Dietmar Everding, Geschäftsführer von Erismann. Der Breisacher Hersteller lädt seine Kunden stattdessen zu "Erismann & Friends-Tagen" am Firmensitz in Breisach ein, die für den Zeitraum vom 9. bis 20. November 2020 geplant sind. Im Mittelpunkt werden neue Kollektionen und ein neuer internationaler Fashion Brand inklusive Marketingpaket für den Handel stehen.
"Aufwand
passt nicht zum Nutzen"

Auch die Führung des Bramscher Tapetenherstellers Rasch zweifelt daran, dass die Heimtextil als internationale Messe ausreichend Besucher haben wird. "In diesem Fall passt der Aufwand nicht zum Nutzen", meint Geschäftsführer Dr. Frederik Rasch. Er schätze aber die Heimtextil nach wie vor als sehr wichtige internationale Plattform für sein Unternehmen.

"Aufgrund von erschwerten Reisebedingungen rechnen wir mit einem deutlichen Rückgang des internationalen Publikums", sagt Matthias Häusler, beim Fototapetenhersteller Komar in Kolbermoor zuständig für das Marketing. Zudem hätten bereits viele Mitbewerber verlauten lassen, dass sie nicht auf der Messe vertreten sein würden. Dadurch sei mit einem weiteren Besucherrückgang zu rechnen.

Marktführer A.S. Création war schon zur Heimtextil im Januar 2020 nicht erschienen. Alternativ hatten die Gummersbacher für November 2019 zu ihren Partner Days in den neugestalteten Showroom eingeladen, um das Geld für die kostenintensive Präsenz auf der Messe zu sparen und in die Endverbraucherwerbung zu investieren. Auch für 2021 hat A.S. Création abgesagt. "Vielmehr werden wir den Fokus wieder mehr in Richtung B2C-Aktivitäten lenken", erläutert Marketingchef Stefan Gauger. Die International Partner Days finden vom 9. bis 21. November am Firmensitz in Gummersbach-Derschlag statt.

Zierprofilhersteller NMC sorgt sich auch um die Gesundheit von Mitarbeitern und Besuchern. "Eine einwandfreie Ausrichtung ist nicht zuletzt aufgrund der starken Reisebeschränkungen, aber auch im Hinblick des Schutzes der Besucher und unserer Mitarbeiter in unseren Augen nicht gewährleistet. Wir werden über andere Wege unsere für das Jahr 2021 geplante Produktneuheiten und Marketingaktivitäten unseren Kunden und Verarbeitern näher bringen", sagt Stephan Offermann, Marketing Manager NMC Design Elements.

Gemeinschaftsstand
in Planung

Weitere Firmen, die nicht in Frankfurt dabei sein werden, sind die Marburger Tapetenfabrik aus Kirchhain, der belgische Tapetenhersteller Grandeco, das Wuppertaler Familienunternehmen Erfurt & Sohn, die Hohenberger Tapetenmanuraktur aus Hohenberg an der Eder und die Malermarke Pufas aus Hann.-Münden. Andere wie der südkoreanische Tapetenproduzent Design ID und die Verlage Schmitz, Essener und Tescoha aus Essen haben sich noch nicht endgültig entschieden. Druckwalzenhersteller Sügravo aus Lörrach will dagegen mit einem Stand auf der Messe präsent sein.

Karsten Brandt, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Tapetenindustrie, bedauert die Absagen der Unternehmen. Seiner Meinung nach müsse eine Weltleitmesse wie die Heimtextil in Deutschland unterstützt werden. Deshalb sei er im Gespräch mit vier deutschen Tapetenherstellern über einen Gemeinschaftsstand, an dem die neuesten Kollektionen vorgestellt werden könnten. "Zwei haben schon zugesagt", betont Brandt. Er ist sicher, dass die Heimtextil im kommenden Jahr stattfindet - trotz Corona.

Auch die Messe Frankfurt hält unverändert daran fest, die Heimtextil vom 12. bis 15. Januar 2021 durchzuführen. Bis Redaktionsschluss hatten sich 1.149 Aussteller aus 51 Ländern für einen Stand auf der Messe entschieden. Bei der Heimtextil 2020 wurden 2.952 Aussteller gezählt.

| cornelia.kuesel@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 10/20 (Wirtschaft)