TKB: Feuchtemessgeräte für die KRL-Methode im Test

Kritische Beurteilung der Baustellentauglichkeit

Die Technische Kommission Bauklebstoffe (TKB) hat sieben marktgängige Geräte zur Messung der relativen Luftfeuchte getestet. Um es vorwegzunehmen: Qualität hat auch bei Luftfeuchtemessgeräten ihren Preis. Der TKB-Vorsitzende Dr. Norbert Arnold (Uzin Utz) und der Leiter des TKB-Arbeitskreises Feuchte, Dr. Thomas Brokamp (Bona), fassen die Ergebnisse der Untersuchung zusammen.

Im Rahmen der Diskussionsbeiträge zur Feuchtemessung nach der KRL-Methode wurde gelegentlich deren Baustellentauglichkeit kritisch beurteilt, weil die dafür empfohlenen Feuchtemessgeräte mit einem Preis in der Größenordnung von 700 bis 1.000 EUR als für viele Verleger zu teuer angesehen wurden. Der TKB-Empfehlung zu geeigneten Feuchtemessgeräten für die KRL-Methode [1] ging eine umfangreiche Messkampagne an solchen Geräten durch die Technische Universität Hamburg-Harburg voraus [2]. In diese Untersuchungen waren auch preisgünstigere Messgeräte einbezogen, allerdings erwiesen sich diese für die KRL-Messung als wenig geeignet.

Unabhängig vom Einsatz für die KRL-Messung gehören Geräte zur Messung der relativen Luftfeuchte zur Gerätegrundausstattung eines jeden Boden- und Parkettlegers. Über die einschlägigen Verlegenormen ist er verpflichtet, das jeweilige Raumklima und damit auch die vorliegende relative Luftfeuchte zu ermitteln und zu prüfen. Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, die seit 2016 gewonnenen Erkenntnisse aus der Hamburger Untersuchung näher zu betrachten.

Umfang der Untersuchung:
Sieben Kriterien beurteilt

In die Untersuchung waren sieben marktgängige Geräte zur Messung der relativen Luftfeuchte einbezogen. Alle Geräte waren direkt beim Anbieter bezogen worden. Die Tabelle am Ende des Artikels enthält dazu einige ausgewählte Herstellerangaben. Als Beurteilungsgrundlage zur Eignung für die KRL-Messmethode wurden sieben Kriterien herangezogen:

-Messgenauigkeit nach 30 Minuten
-Messgenauigkeit nach 60 Minuten
-Geräte-Drift 1)
-Baustelleneignung
-Bedienung/Software
-Eignung für Beutelmessung
-Kosten

Die Messgenauigkeit wurde mit gesättigten Salzlösungen, die für Prüfungen der Luftfeuchte als Standards genommen werden, im Bereich von 55 bis 95 % r. F. ermittelt. Weiter wurde aus diesen Messungen unter Berücksichtigung der Gesamtuntersuchungsdauer von sechs Wochen eine mögliche Drift abgeleitet. Als Maßstab für die Baustellentauglichkeit diente die Staubempfindlichkeit; die Messgeräte wurden dafür 13 Tage lang in einer Prüfkammer permanent Zementstaub ausgesetzt. Maßstab für die Bedienung/Software waren primär die Messwertanforderung und -speicherung. Die Eignung für die KRL-Messung wurde anhand der Praktikabilität für die KRL-Methode in Verbindung mit der Beutelmessung bewertet. Die Bewertung der Kosten erfolgte dreistufig: 1. bis 500 EUR, 2. bis 1.000EUR und 3. über 1.000 EUR.

Untersuchungsergebnisse:
Nichts geht ohne Sensorschutz

Es gibt marktübliche Messgeräte ohne Sensorschutz. Da diese die Zementstaubprüfung nicht bestehen können, wurden sie von vornherein aussortiert. Alle anderen Geräte, also mit einem Filter als Schutz um den Sensor, bestanden die Zementstaubprüfung, d. h. vor und nach der 13-tägigen Bestaubung waren die Messwerte innerhalb der Methodengenauigkeit gleich (das Gerät Trotec T200 wurde wegen der großen Messwertabweichungen nicht getestet).

Offensichtlich ist der Staubfilter im Messfühler bei allen Geräten wirksam. Auch bei der Drift waren keine signifikanten Abweichungen erkennbar. Die Geräte Testo Wasseraktivität, Proceq Hygropin und Trotec T200 erwiesen sich für die Beutelmessung als ungeeignet. Da dieses Kriterium allerdings nur für die KRL-Methode gilt, ist es für eine allgemeine Beurteilung der Baustellenverwendbarkeit dieser Geräte nicht relevant.

Zwischenfazit: Sofern der Sensor mit einem Filter ausgestattet ist, lassen die Kriterien Baustellentauglichkeit (Staubprüfung) und Drift keine Bewertungsdifferenzierung der verschiedenen Geräte zu.
Bei der Messgenauigkeit ergab sich allerdings ein völlig anders Bild (Detailinformationen s. [1]). Diese Prüfungen erfolgten durch Mehrfachmessungen über verschiedene gesättigte Salzlösungen (54,4, 75,5, 85,1 und 94,6 % r. F.) über einen Zeitraum von 60 Minuten. Unsere Grafiken zeigen unter anderem beispielhaft die Aufzeichnung für das als gut bewertete Gerät Rotronic Hygropalm bei 75 % r. F.

Ähnliche Verläufe waren bei allen nach [1] als empfehlenswert eingestuften Geräten Testo normal, Testo robust, Testo Wasseraktivität und Rotronic Hygropalm festzustellen. Das Gerät Gann Hydromette wurde aufgrund der relativ großen Streuung und der Überschreitung des Toleranzwerts bei 75 % r. F. abgewertet. Das Gerät Trotec T200 lag bei 95 % r. F. im und bei 55 % r. F. auf der Grenze des Toleranzbereichs. Bei 75 und 85 % r. F. wurden Abweichungen von 8 bis 9 % r. F. vom Sollwert gemessen.

Ergebnisbewertung:
Vier verlässliche Geräte

Mit den Geräten Testo normal, Testo robust, Testo Wasseraktivität, Rotronic Hygropalm und mit Einschränkung Proceq Hygropin stehen verlässliche Geräte zur Luftfeuchtemessung auf der Baustelle zur Verfügung. Für diese Geräte werden Preise in der Größenordnung von 700 bis 1.000 EUR verlangt. Ob die gebotene Qualität ihren Preis Wert ist, muss jeder Verleger für sich selbst entscheiden. Die Geräte Testo normal, Testo robust und Rotronic Hygropalm sind darüber hinaus auch für die Messung der Untergrundfeuchte nach der KRL-Methode geeignet.

Gerät Gann Hydromette ist hinsichtlich der Messgenauigkeit nur bedingt empfehlenswert. Mit einem Preis um 500 EUR ist es allerdings erheblich kostengünstiger als die guten Geräte. Für orientierende Messungen ist es sicher geeignet, wenn es um möglicherweise kostenträchtige Beurteilungen geht wie z. B. die Ermittlung der Untergrundfeuchte, wohl nicht.

Der Preis für Gerät Trotec T200 liegt um 150 EUR. Die ermittelten Abweichungen vom Sollwert von bis zu 9 % r. F sind allerdings so erheblich, dass dieses Gerät zur zuverlässigen Ermittlung der Luftfeuchte auf der Baustelle als ungeeignet erscheint. Dennoch ist dieses Gerät erfahrungsgemäß sogar bei Sachverständigen zur Luftfeuchtemessung im Einsatz.

Fazit: Qualität hat ihren Preis

Die Ergebnisse der Untersuchung belegen sehr deutlich: Qualität hat auch bei Luftfeuchtemessgeräten ihren Preis. Bei der KRL-Methode ist ein zuverlässiges Messgerät unabdinglich, dort ist beim Messgerät, trotz des von manchem als sehr hoch empfundenen Preises, kein Abstrich bei der Messgenauigkeit vertretbar. Auch einem qualitätsbewussten Verleger sollte ein zuverlässiges Messgerät selbstverständlich sein; für einen Sachverständigen ist es wohl ein Muss.

Ein preisgünstiges Gerät wie Gerät Gann Hydromette kann in der Baustellenpraxis ein durchaus akzeptabler Kompromiss sein; dem Verwender sollten allerdings die Einschränkungen bewusst sein. Ein Gerät wie Trotec T200 beruhigt wohl eher das Gewissen des Verlegers, verlässliche Ergebnisse liefert es nicht und für den Sachverständigen ist es bestenfalls peinlich.

Fußnote 1: 2019 wurde [1] um eine weiteres Gerät (Novosina mit elektrolytischem Fühler) ergänzt, das ebenfalls uneingeschränkt für die Feuchtemessung nach der KRL-Methode geeignet ist.

Literatur
[1] TKB-Bericht 3, Belegreife und Feuchte, Geeignete Messgeräte zur Feuchtebestimmung nach der KRL-Methode, 07-2019
[2] Technische Universität Hamburg-Harburg, Dokumentennummer 2014-143-A, 15. 11. 2015



Statement des Sachverständigen Richard A. Kille, IFR Köln
Prüfen und hoffen oder doch besser messen?

Zunächst einmal ein grundsätzliches Dankeschön an die Mannschaft, die sich darum kümmert, für die boden- und parkettlegende Branche elektronische Feuchtemessgeräte mit den dazugehörigen Messsensoren zu klassifizieren.

Die umfangreichen Untersuchungen der TKB haben einmal mehr bestätigt, dass Qualität ihren Preis hat. Dies gilt nicht nur für das Handwerk selbst, sondern auch für die bei der Ausführung einzusetzenden Hilfsmittel.

Die zuverlässige Messung der relativen Luftfeuchte und Lufttemperatur - letztlich des Raumklimas - ist nicht erst seit Einführung der KRL-Methode in den Vordergrund gerückt. Im verbändeübergreifenden Kommentar zur ATV DIN 18 365
"Bodenbelagarbeiten", herausgegeben vom SN-Verlag, Michael Steinert, 20099 Hamburg, Ausgabe 2017, wird zum Beispiel auf Seite 59 Folgendes beschrieben:

"Die relative Luftfeuchte sollte zwischen 40 % und 65 % liegen. Davon abweichende Werte der relativen Luftfeuchte sind im Betrieb 35 % bis 75% möglich, wenn die Verlegeempfehlungen der Verlegewerkstoff- und Bodenbelaghersteller dies ausdrücklich zulassen."

So sehen wir in den Regeln des Fachs Abgrenzungen der relativen Luftfeuchte zwischen 35 %, 40 %, 65 % und 75 %. Nehmen wir die technischen Datenblätter und Verarbeitungsempfehlungen von Verlegewerkstoffprodukten und Bodenbelägen hinzu, ergeben sich noch engere Abgrenzungen zur relativen Luftfeuchte, und so wird deutlich, dass ein Hygrometer gegebenenfalls als gut gemeintes Werbegeschenk nicht ausreicht, um aussagefähig die Temperatur - und hier insbesondere die relative Luftfeuchte - zu bestimmen. So unterscheiden wir auch gerne zwischen Prüfgeräten (die mir einen orientierenden Wert präsentieren) und Messgeräten, die einen aussagefähigen Messwert bieten.

Eine Investition, die sich rechnet

Für Sachverständige ist es grundsätzlich erforderlich, über zuverlässige Messwerte in Sachen Temperatur und Luftfeuchte zu verfügen. Im Hause des IFR Köln haben wir uns 2016 dazu entschieden, unter anderem das Handmessgerät Hygropalm-HP23-A anzuschaffen. Mit der Anschaffung des zusätzlichen Minifühlers mussten wir auch erkennen, dass es sein kann, dass ein guter und genauer Messfühler teurer sein kann als das Messgerät selbst. Die Investition hat sich in den vergangenen Jahren mehr als nur amortisiert und in Kombination mit der KRL-Methode dazu beigetragen, einerseits Schäden zu vermeiden und andererseits die Ursache entstandener Schäden aufzudecken.

So hat sich zusätzlich zur Feuchtemessung nach der Calciumcarbid-Methode und der Interpretation des zulässigen Feuchtegehaltswertes nach den Vorgaben des Zusatzmittellieferanten bewährt, eine ca. 50 x 50 cm große Polyethylenfolie mit Klebeband auf der Oberfläche des Estrichs zu applizieren, um im Zwischenraum der Estrichoberfläche und der Folie die relative Luftfeuchte zu messen.

Nicht selten hat sich gezeigt, dass die relative Luftfeuchte in Kombination mit dem Folientest deutlich > 85 % vorlag, obwohl der Feuchtegehalt, in CM-Prozent gemessen, nach den entsprechenden Vorgaben der Zusatzmittellieferanten unterschritten wurde. Hier stellt sich nicht die Frage der Kosten eines entsprechenden Messgerätes, denn dies hat sich in kürzester Zeit rentiert.

Kosten übers gesamte Jahr betrachten

Stellt man die Kosten eines zuverlässigen und aussagefähigen Messgerätes für die Termperatur- und Luftfeuchtemessung den Baustellenterminen eines gesamten Jahres gegenüber, rechnet sich die Investition, unabhängig davon, dass man im Wissen der Zuverlässigkeit eines Messgerätes beruhigter den Arbeitstag bewältigt.

Die Entwicklung schreitet voran und hier zeigt sich die KRL-Methode in Kombination mit der Zuverlässigkeit eines Messgerätes als ergänzender Schritt in die richtige Richtung und - Hand aufs Herz: "Mein Hygropalm-HP23-A hat sicher weniger gekostet als euer letztes Smartphone."

In diesem Sinne empfinde ich, dass der Umgang mit Messgeräten, die Messergebnisse liefern, besser ist als Prüfgeräte, "die hoffen lassen".
aus FussbodenTechnik 04/20 (Wirtschaft)