FEP Föderation der Europäischen Parkett-Industrie

"Die Parkettbranche ist von der Krise nicht so hart getroffen wie andere"


Lars Gunnar Andersen, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Europäischen Parkettindustrie (FEP), zum Charakter der Corona-Pandemie, den Auswirkungen auf die Branche und möglichen Zukunftsszenarien.

BTH Heimtex: Die Corona-Pandemie hat die Welt (-wirtschaft) kalt erwischt. Plötzlich waren alle Pläne für 2020 und alle Strategien Makulatur. Herr Andersen, haben Sie schon einmal eine ähnliche Herausforderung erlebt?

Lars Gunnar Andersen: Die kurze Antwort ist nein. Die Finanzkrise von 2007/2008 war eine beängstigende Wirtschaftskrise, aber diese ist anders. Sie ist eine Katastrophe für die ganze Welt, nicht nur wirtschaftlich, sondern verursacht Tausende von Toten und schafft eine erschreckende Unsicherheit unter den Menschen. Wir befinden uns im Krieg mit einem unsichtbaren Feind, und wir haben noch nichts, um das Virus zu bekämpfen.

Viele Länder haben mit einem Lockdown versucht, die Ausbreitung des Virus einzudämmen und Leben zu retten - mit unbekannten wirtschaftlichen und humanitären Folgen. Wir sind es nicht gewohnt, in unseren Häusern eingesperrt zu sein, unsere Familien und Freunde nicht umarmen oder küssen zu dürfen, nicht zu Feiern oder Treffen zusammenkommen zu dürfen, nicht zur Arbeit gehen oder reisen zu dürfen usw.

BTH Heimtex: Wie sehen Sie die Auswirkungen auf die Parkettbranche?

Andersen: Bei den kurzfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen gibt es enorme Unterschiede von Sektor zu Sektor und von Land zu Land. Für unsere Branche würde ich sagen, dass die Folgen bisher nicht allzu gravierend sind, auch wenn es Abweichungen geben mag. Wir sind nicht so hart getroffen worden, weil die Menschen in vielen Ländern gezwungen waren, zu Hause zu bleiben, und viele haben ihre Freizeit genutzt, um ihre Wohnungen zu modernisieren. Davon haben wir profitiert. Aber es ist schwierig, die langfristigen Auswirkungen der Pandemie einzuschätzen. Wir müssen zunächst auf wirksame Behandlungsmöglichkeiten und einen Impfstoff warten, und dann werden uns die nächsten zwei bis drei Jahre etwas sagen. Eine Rückkehr zum "normalen Leben" wird jedoch in vielerlei Hinsicht eine Rückkehr zu einer "neuen Normalität" sein.

BTH Heimtex: Wagen Sie eine Prognose für die weitere Marktentwicklung?

Andersen: Dies ist angesichts der ungewissen Entwicklung der Pandemie schwer einzuschätzen. In einigen Ländern könnten die kurzfristigen Auswirkungen der gesundheitlichen Krise bis Ende des Jahres teilweise beseitigt werden - wenn es keine zweite Welle gibt. Die Verbraucher "kompensieren" die Monate, in denen sie nicht in der Lage waren, Geld auszugeben. Aufträge, die vor der Krise erteilt wurden, müssen nun im Notfall ausgeführt werden. Aber was ist mit neuen Aufträgen? Die weitere Entwicklung des Bausektors ist ein Schlüsselfaktor. Darüber hinaus sind die langfristigen Auswirkungen der Corona-bedingten Wirtschaftskrise noch abzuwarten. Wir waren ja erst dabei, die Situation nach der Finanzkrise zu stabilisieren, und diese neue Krise wird Auswirkungen auf die Kaufkraft der Verbraucher haben. Und auch auf die Finanzen der öffentlichen Hand, die mit viel Geld die Wirtschaft unterstützt.
aus BTH Heimtex 09/20 (Wirtschaft)