Industrie und Handwerk suchen den Schulterschluss

Parkett Marketing? Echt jetzt!

Im Fahrwasser der Klimabewegung wird die Nachhaltigkeit von Parkett mehr und mehr zu einem echten Verkaufsargument. Viele Mitstreiter in der Branche sind deshalb überzeugt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um die Aufmerksamkeit der Endverbraucher mit einer Gemeinschaftskampagne auf den natürlichen Bodenbelag aus Holz zu lenken. Parkett Magazin hat auf den Würzburger Holztagen Stimmen dazu eingefangen.

Welche Chancen eine Endverbraucher-Kampagne pro Parkett der Branche bieten könnte, welche Kanäle bespielt und welche Argumente in den Vordergrund gestellt werden sollten - und warum die Branche dabei als Ganzes gefordert ist, erörterte eine Expertenrunde auf den Würzburger Holztagen: Stefan Neuberger (Geschäftsführer Pallmann), Michael Schmid (Geschäftsführer Jaso und VDP-Vorsitzender), Klaus Bauer (Inhaber Fußboden Bauer) und Erich Peter Höpfner (Verkaufstrainer).

"Parkett hat grundsätzlich ein positives Image. Die Frage ist, was wir daraus machen", eröffnete Klaus Stolzenberger (Markenverantwortlicher Pallmann) die lebhafte Diskussion, in die sich auch etliche Parkettleger aus dem Publikum mit Ideen und Meinungen einbrachten. Viele Endverbraucher wüssten heute angesichts von Wortschöpfungen wie "Laminatparkett" oder "Vinylparkett" gar nicht, was Parkett ist und welche Vorteile es bietet.

Wie wirbt der Verband der deutschen
Parketthersteller für sein Produkt?

Michael Schmid: Der Verband wirbt schon lange für Parkett in Zeitungen - über 800 Mio. Exemplare, zumeist Wochenblätter, werden in Deutschland beschickt, und im Bereich der Online-Medien pflegen wir "Parkett.de" mit verschiedensten Informationen für Endkunden. Reine Holzbodenhersteller wollen natürlich kräftig Marketing gegenüber Designbelägen machen, aber es gibt auch viele Verbandsmitglieder, die diese Beläge jetzt auch mit im Programm haben.

Stefan Neuberger: Was die Parkettindustrie bereits macht, ist sicher gut, aber es reicht nicht. Wenn wir die Nachhaltigkeit von Parkett herausstellen wollen, sind wir alle gefordert - Handwerk und Industrie. Kunden werden künftig gezielter nach nachhaltigen Bodenbelägen fragen. Und wenn die Beratung in diese Richtung geht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Kunde sich für einen Holzboden entscheidet.

Wie können Endkunden für die Nachhaltigkeit
von Parkett sensibilisiert werden?

Erich Peter Höpfner: Endverbraucher sind vielfältig in ihren Bedürfnissen, in dem was sie wollen. Was wir leisten können, ist eine klare innere Haltung zu dem zu entwickeln, was wir verkaufen, welches Produkt und welche Qualität wir anbieten. Der Endverbraucher ist nicht nur preisgetrieben, er schaut auch auf den Nutzen - und wir können den Nutzen von Nachhaltigkeit und Wohlfühlen einbringen. Hier sind wir gefordert, den Kunden frühzeitig zu erreichen und zu informieren.

Klaus Bauer: Wenn ich dem Kunden das Gefühl von einem Holzboden vermitteln kann - von seiner Natur, Vielfältigkeit, seinen Farben und auch Fehlern -, dann ist schon viel gewonnen. Aber die Emotionalität allein reicht nicht mehr aus, weil der Kunde heute vielfältig informiert ist. Wir müssen ihm deutlich machen, auf welchem Material er lebt - und dabei auch über Umwelt- und Klimaschutz, Plastikmüll in den Weltmeeren und Weichmachern in den Haushalten sprechen.

Schmid: Uns geht es im Unternehmen nicht mehr nur um das Produkt Parkett, sondern um die ganzheitliche Betrachtung der Nachhaltigkeit. Wir stellen Produkte her, die CO2 speichern. Aber die wahren Klimahelden sind für uns die Verleger, denn mit jedem Quadratmeter Holzboden werden 12 kg CO2 verbaut. Und dafür erhalten viele unserer Kunden dieses Jahr im Rahmen unserer Initiative "Klimahelden" ein Urkunde.

Welche Kanäle sind sinnvoll
für die Endverbraucher-Ansprache?

Höpfner: Ein wichtiger Kanal ist sicher das Internet, aber viele wollen auch in die Geschäfte gehen und die Produkte anfassen. Das wird pari gehen. Wir sind deshalb gefordert, ein gutes Outbound- und Inbound-Marketing zu haben, unsere Homepages so zu gestalten, dass wir wissen, welche Zielgruppen mit welchen Problemstellungen zu uns kommen und wie wir gefunden werden. Das ist für den einzelnen Handwerker schwer zu stemmen, aber vielleicht wäre es auch eine Aufgabe für den Verband oder für Gruppen von Netzwerkern. Über eine gemeinsame Plattform lässt sich eine große Zielgruppe flächendeckend erreichen, das kann ein zusätzlicher Vertriebskanal sein, der letztlich wenig kostet.

Neuberger: Die Kunden informieren sich heute vorab im Internet, und wenn sie ins Fachgeschäft kommen, sollten sie eigentlich schon wissen, was Parkett kann und welche Vorteile es bietet. Wenn wir Interesse daran haben, dass hochwertiges Parkett eingebaut wird, dann müssen wir die Kunden aufklären. Viele Kunden sehen ein schönes Design, wissen aber nicht um die Unterschiede zwischen LVT, Laminat und Echtholz. Wir müssen sie aufklären. Das erreichen wir aus meiner Sicht mit Social Media.

Welchen Beitrag können Industrie
und Handwerk leisten?

Bauer: Jeder Hersteller kämpft für sich, möchte seine Produkte im Markt platzieren. Aber der Kuchen, von dem jeder das größte Stück abhaben will, wird immer kleiner. Deshalb muss ein Umdenken stattfinden. Alle profitieren, wenn wir gemeinsam Parkett wieder sexy machen. Wenn die Industrie moderne Produkte und einen gemeinsamen Beitrag für Social Media leistet, dann hat auch das Handwerk wieder Möglichkeiten, das Produkt nach vorne zu bringen.

Höpfner: Wir erleben derzeit in vielen Bereichen einen Paradigmenwechsel - auf diesen Zug gilt es aufzuspringen: Wir leben in einer nachhaltig orientierten Welt und wollen diese erhalten - und da ist Parkett die einzige Alternative.

Statement aus dem Publikum: Jeder macht in irgendeiner Form Marketing. Es wäre ein Ansatz, die bestehenden Ideen zusammenzuführen und neue zu entwickeln, dann können wir gemeinsam mehr erreichen. Das beste Marketing sind wir, wenn wir das Holzstück in die Hand nehmen.

Klaus Stolzenberger: Wir haben jetzt die einmalige Chance, das Thema gemeinsam anzupacken und mit dem Bodenbelag Parkett zu punkten. Die größtmögliche Aufmerksamkeit aller Beteiligten ist fordert.

| Imke Laurinat
aus Parkett Magazin 03/20 (Wirtschaft)