Klaus Neudecker, Rummel Matratzen

"Es wird kein Weiter-so mehr geben"


Neustadt/Aisch. Wenn der Fachhandel seine Geschäfte schließen muss, trifft das auch die Industrie. Klaus Neudecker aus der Geschäftsleitung von Rummel Matratzen über den Umgang mit der Krise in seinem Unternehmen.

Haustex: Herr Neudecker, wie erleben Sie die aktuelle Krise?

Klaus Neudecker: Bei uns gleicht kein Tag dem anderen. Von einer Entschleunigung, über die so viel gesprochen wird, kann bei uns kaum eine Rede sein. Auch die Arbeit wird nicht weniger.

Haustex: Das heißt, Ihre Produktion läuft ganz normal weiter?

Neudecker: Wir haben ganz normal durchproduziert. Wir hatten ein sehr gutes erstes Quartal und dadurch auch ein hohes Überstundenkontingent. Dieses wurde im März mit altem Urlaub abgebaut, so dass wir während der letzten Wochen weiterproduziert und bis dato keine Kurzarbeit angemeldet haben. Da wir unsere Materialien überwiegend aus Deutschland beziehen, gab es auch bei den Lieferungen keinen Engpass.

Haustex: Wird das so bleiben?

Neudecker: Für den Monat Mai haben wir vorsorglich Kurzarbeit angemeldet, da wir nicht geglaubt haben, dass das Geschäft so kurzfristig wieder anzieht. Aber nachdem nun die Geschäfte wieder öffnen durften, freuen wir uns über eine sehr gute erste Woche. Die Aufträge sind natürlich noch nicht zu hundert Prozent wieder da, es fehlen noch etwa 20 Prozent. Wenn das so bleibt, würde ich sagen, dass wir im Mai keine Kurzarbeit brauchen werden. Aber das lässt sich schwer vorhersagen. Jeder Tag ist anders.

Haustex: Können Sie schon beziffern, wie hoch Ihr wirtschaftlicher Schaden durch Corona voraussichtlich sein wird?

Neudecker: Wir rechnen mit einem Umsatzrückgang von mindestens zehn Prozent in diesem Jahr. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass eine Rezession, die sicherlich kommen wird, der Möbelbranche immer gut getan hat. Daher bin ich für die Zukunft optimistisch gestimmt. Aber der Wettbewerb bleibt - das war vor Corona so und wird auch danach so bleiben. Es werden auch weiterhin Matratzen verkauft, selbst wenn der Absatz insgesamt rückläufig ist. Das heißt: Wenn weniger verkauft wird, muss ich noch besser werden, um mich von der Konkurrenz abzuheben. Das verschärft natürlich den Wettbewerb. Gleichzeitig ist ein Miteinander und Füreinander wichtiger denn je.

Haustex: Was heißt das für die Branche?

Neudecker: Für die Branche sehe ich mittelfristig eine Chance, unsere Produkte klarer in den Köpfen der Endverbraucher zu positionieren. Ich glaube, wir sollten uns noch mehr auf unsere Stärken fokussieren und unsere Geschäftsmodelle überdenken. Da fehlt mir häufig die Kreativität. Es wird meiner Auffassung nach kein "Weiter-so-wie-früher" mehr geben. Wir müssen offen sein für Neues.
aus Haustex 05/20 (Wirtschaft)