4 Fragen an Oliver Kluge Geschäftsführer von Amtico International

"England ist ein wichtiger Faktor unseres Erfolges"


Ebenfalls zum Brexit sprach FussbodenTechnik mit Oliver Kluge, Geschäftsführer des Bodenbelagsherstellers Amtico International. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich im englischen Coventry. Großbritannien gilt damit als Mutterland des Konzerns. Auf den EU-Austritt des Vereinigten Königreichs hat man sich bei Amtico jahrelang vorbereitet.

FussbodenTechnik: Welche Auswirkungen hat der Brexit für Ihr Unternehmen?

Oliver Kluge: Derzeit gibt es keine negativen Auswirkungen. Wir hatten gute drei Jahre Zeit seit dem Referendum, um uns bestmöglich auf den künftigen Grenzverkehr vorzubereiten. Unsere Lagerbevorratung in Deutschland ist in einem großen Ausmaß ausgeweitet worden, um von den derzeit täglichen Transporten unabhängiger zu werden. Wir hatten 2019 ein weiteres Rekordjahr und planen 2020 weiteres Wachstum. Mit allen beteiligten Institutionen stehen wir in engem Kontakt und haben einen regen Austausch. Was im Detail ab 2021 auf uns zukommen wird, ist derzeit noch reine Spekulation, die uns nicht weiterhilft. Sobald Fakten vorliegen, werden wir reagieren.

FT: Wo sehen Sie Risiken für Amtico, wo gibt es Chancen durch den Brexit?

Kluge: Der Grenzverkehr wird 2021 sicherlich zu Beginn nicht ganz unproblematisch sein, es muss sich alles einspielen. Zusätzliche Kosten werden entstehen. Ob sich das final und in welchem Umfang auf unsere Preisgestaltung auswirken wird, kann ich heute noch nicht absehen. Wir können jederzeit unsere Produkte aus dem Amtico-Werk in den USA beziehen, in gleicher Qualität und Güte. Dies wird sicherlich nicht unsere Lösung sein, es wäre aber möglich. Unsere Warenbevorratung, wie bei vielen unserer Mitbewerber, findet für einen großen Teil der Kollektionen in Deutschland bereits statt. Im Bereich der Teppichfliesen ist die Produktion in den USA und in Europa beheimatet, hier wird es daher keine Risiken geben. Chancen kann ich derzeit noch nicht erkennen. Ich hoffe, dass sich der Wechselkurs (GBP/EUR) nicht zu unseren Ungunsten verändern wird.

FT: Ist Großbritannien ein wichtiges Geschäftsfeld ?

Kluge: Amtico wurde 1964 in UK gegründet und wir sind seit vielen Jahren einer der Marktführer. England ist unser Mutterland und ein wichtiger Faktor unseres Erfolges. Wir haben vor Ort über 50 Außendienst-Mitarbeiter und eine sehr umfangreiche Kundenstruktur.

FT: Was ist Ihre persönliche Haltung zum Brexit?

Kluge: Ich war von Anfang an dagegen und bin kein Befürworter des Brexits. Ich lebe sehr gerne in Deutschland und freue mich über viele Vorteile und Annehmlichkeiten, die es in diesem Umfang in anderen Ländern nicht gibt. Ich arbeite gerne in Europa und bin jede Woche in einem anderen Land, reise daher sehr viel und freue mich über eine Einheitswährung und freie Grenzen, und das seit vielen Jahren. Es muss sich sicherlich in vielen Ländern noch einiges ändern, auch in Deutschland, um eine Europäische Idee besser verfolgen zu können.

Ich bin aber auch seit 29 Jahren in einem britischen Unternehmen beschäftigt. Daher habe ich auch für vieles aus britischer Sicht Verständnis.
aus FussbodenTechnik 02/20 (Wirtschaft)