Domotex: Trends Verlegewerkstoffe und Zubehör

Sauber spachteln, kleben und schützen

Nachhaltigkeit ist Programm: Die Anbieter von Verlegewerkstoffen und Zubehör greifen den Megatrend flächendeckend über alle Produktgruppen hinweg auf und präsentieren in ihren aktuellen Sortimenten konkrete Maßnahmen, mit denen sie die Ökobilanz ihrer Produktionen und Produkte weiter verbessern.

Die Macher der Domotex hatten schon im Vorfeld der Messe das Leitthema "Atmysphere" ausgerufen. Mit Bezug auf den Megatrend Gesundheit rückt es Eigenschaften des Bodens wie Akustik, Natürlichkeit und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt. Über alle Segmente hinweg griffen die ausstellenden Unternehmen das Thema mit großem Echo auf. Keine Ausnahme machten da die Hersteller von Bauchemie und Verlegezubehör. Mehr noch, sie stellten bei ihren Auftritten mitunter überraschend konkret dar, wie sich die Ökobilanz ihrer Produktionen und Produkte mit einer Reihe kleinerer und größerer Maßnahmen weiter verbessern lässt.

Unterm Strich dürfte die Parkettbranche von dem neuen Streben nach umweltverträglicheren Verlegesystemen profitieren. Denn zu ihrem per se nachhaltigen Hauptprodukt aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz passt in der Verkaufsargumentation nichts besser als ein technischer Gesamtaufbau des Fußbodens, bei dem Spachtelmassen, Klebstoffe, Oberflächenfinish und zu guter Letzt auch Zubehör wie Leisten und Profile mit möglichst wenig emissionsintensiven Bestandteilen auskommen.

Ganz in diesem Sinne lautete etwa der griffige Slogan "Deine Welt, Deine Wahl", mit dem Uzin Handwerker auf die nicht unerheblichen CO-Einsparmöglichkeiten bei der Wahl der Feuchtesperre hinweisen will. Demnach werde bereits bei der Produktion des Uzin Hydro-Block-Systems rund 60 % CO sowie 64 % des Primärenergiebedarfs im Vergleich zu herkömmlichen Epoxy-Systemen reduziert. Für eine Beispielfläche von 1.000 m2 veranschlagen die Ulmer gegenüber konventionellen Epoxy-Absperrungen ein Einsparpotenzial von 3,3 t CO.

Ebenso verbessern die jüngsten Weiterentwicklungen aus den Laboren der Klebstoffhersteller die Umwelteffizienz. In den aktuellen Sortimenten setzen sich einkomponentige SMP-Klebstoffe - ausgelobt als emissionsarm und isocyanatfrei - weiter durch. Mapei stellte darüber hinaus einen neuen Parkettklebstoff vor (Ultrabond Eco S Plus), der erstmals beim Abbindeprozess kein Methanol abspaltet und damit der erwarteten Reduzierung des Arbeitsplatzgrenzwerts für Belastungen mit der flüchtigen chemischen Verbindung entspricht. Mit einem anderen Neuprodukt (Ultrabond Eco S Lite) spart der Parkettleger beim Verlegen von Mehrschichtparkett laut Mapei rund 30 % Klebstoff. "11 kg ergeben die gleiche Reichweite wie bisher 15 kg", hieß es bei der Präsentation am Messestand. Leichtfüllstoffe aus recycelten Glashohlkugeln nehmen dem Eimer das Gewicht.

Die neue Einfachheit

Nicht zu übersehen war in den Gängen in der Verlegewerkstoffhalle über alle Produktgruppen hinweg der signifikant gestiegene Anteil der Blauen Engel. Das Umweltsiegel tragen allein bei Bostik inzwischen zwei Grundierungen, fünf Nivelliermassen, acht Bodenbelagsklebstoffe, eine Bodenbelagsfixierung und drei Parkettklebstoffe. Hinzu kommen neue Stempel mit Angaben, wie hoch der DIN-geprüfte prozentuale Anteil biobasierter Inhaltsstoffe ist.

Darüber hinaus war bei der Marke mit dem grünen Gecko, wie bei anderen Branchenplayern auch, die Tendenz zu einfacheren, reduzierten Sortimenten zu beobachten. Mit weniger Produkten will die Industrie ihren Kunden aus Handel und Handwerk mehr Orientierung bieten, gleichzeitig verschlanken sich die Produktions- und Lageraufwände. Zum Beispiel setzt Bostik auf ein deutlich gestrafftes Flooring-Portfolio, aus dem Händler ihr Basisdepot zusammenstellen können - zehn Produkte decken 90 % des Bedarfs ab, hieß es dazu auf dem Messestand.

Mehr Recycling, kürzere Wege

Im Zubehörsegment, sprich bei Leisten, Profilen und Verlegeunterlagen, gehen Ressourcenschonung und Wohngesundheit ebenfalls mit der Wahl des Materials einher. Der Sockelleistenproduzent Selit, an dessen DIY-Sortiment inzwischen zu über 80 % der Blaue Engel prangt, kann mit seinen wasserfesten Kunststoffleisten unter beiden Aspekten überzeugen: Frei von PVC und Weichmachern werden sie mit 100 % erneuerbarer Energie aus bis zu 80 % recyceltem Material ohne Materialverlust hergestellt.

Auch der Lüdenscheider Profilhersteller Küberit verwendet Recyclingmaterial, um seinen CO-Fußabdruck zu schmälern: In der Jahresproduktion von rund 1.500 t Aluminiumprofilen werden laut Unternehmen inzwischen rund 70 % Sekundär- und nur noch 30 % Primärmaterial verarbeitet. Die Qualität des recycelten Aluminiums sei so zufriedenstellend, dass weiter an der Umstellung des gesamten Sortiments gearbeitet wird, hieß es auf der Domotex. Zudem arbeite man ausschließlich mit Press- und Eloxalwerken innerhalb der europäischen Zollunion zusammen, um lange Wege zu vermeiden.

Funktionale Neuentwicklungen bei Leisten und Profilen zielen aktuell in erster Linie auf ihre flexible, bedarfsgerechte Verwendbarkeit für unterschiedlichste Verlegesituationen. Zum Beispiel zeigte Prinz als Alternative zu vorgefertigten Dehnfugenprofilen ein variables, dreiteiliges Dehnfugensystem für 2 bis 4 mm dicke Bodenbeläge sowie eine Neuentwicklung zum Überbrücken der Randfuge, unter anderem für Parkett bis 13 mm geeignet.

Döllken lancierte hingegen ein variables LED-Lichtsystem, das Leiste, LED-Band, Formteile und Vorschaltgeräte optional nach dem Plug & Play-Prinzip kombiniert. Als Alternative zu Kunststoffsockelleisten bieten die Thüringer in Kooperation mit dem Südtiroler Leistenhersteller Pedross jetzt außerdem neue weiße Massivholzleisten mit einer hochresistenten Oberflächenfolie an. Materialunabhängig sind in nahezu allen Sortimenten die Möglichkeiten digital produzierter individueller Dekore ein aktuelles Thema. | Imke Laurinat


Trends Oberflächen
Auf der Oberfläche gibt nach wie vor die Rohholzoptik den Ton an. Bevorzugt auf gebürsteten Hölzern, bei dem die weichen Fasern aus der Maserung herausgearbeitet wurden. Sehr matt eingestellte, natürlich wirkende Behandlungen verstärken nochmals die Tiefenwirkung der markanten Strukturen und schaffen dreidimensionale Effekte. Zu hellen Nuancen kommen helle bis mittlere Grau- und Greige-Töne. Ebenfalls ultramatt eingestellt verleihen sie Holzböden einen authentischen Look und bedienen den aktuellen Wohntrend.

Beeindruckende Effekte zeigte beispielsweise Rubio Monocoat mit der nicht reaktiven Pre-Aging-Vorbeize - unter anderem in Kombination mit dem neuen Pure Protect-Wasserlack, der auf gebürstetem Holz einen Weißbruch in den Maserungen vermiedet. Auch Loba setzte die natürliche Wirkung seines wasserbasierten Oberflächenschutzes überzeugend in Szene, präsentierte aber über das Weiß-Additiv hinaus auch einen Zusatz, der die Tiefenwirkung dunkler Hölzer verstärkt und somit für Renovierungen im Bestand ein Problemlöser sein kann. Einen partiell reparierbaren Siegel hat Woca im Portfolio: Mit Master Invisible 2K geschützte Flächen können im Bedarfsfall an- und abgeschliffen und anschließend wieder überlackiert werden - ohne dass es einen Übergangsrand zur "alten" Lackfläche gibt, heißt es von Woca.

Eine andere interessante Neuentwicklung kommt von Glimtrex: ein Hartwachsöl mit weniger als 15 % Lösemittelgehalt für die Roll-Applikation, das Giscode Ö 40 erreicht und die Vorgaben der TRGS 617 erfüllt. Als weitere nachhaltige Lösung wurde das Veggie-Öl-System ohne tierische Inhaltsstoffe hervor gehoben, mit ihm können Handwerker bei veganen Kunden Eindruck machen.

Ein anspruchsvolles Thema mit Mehrwert für Parkettleger bleibt die individuelle Oberflächengestaltung mit Farben und Beizen. Pallmann lancierte zum mehrfarbigen Kolorieren strukturierter Holzböden die neue Freestyle Collection, die sich für ausdrucksstarke Böden etwa im Ladenbau empfiehlt. Mit der neu eingeführten Marke Akzent von Klebstoffspezialist Stauf positioniert sich zudem ein neuer Player mit einem Komplettprogramm für den Schutz und die Pflege von Holzböden.


Trends Maschinen und Werkzeuge
Beim von Holz fordert der Arbeitnehmerschutz die Minimierung gesundheitsgefährdender Stäube. Damit die Partikel bei Schleifarbeiten erst gar nicht in die Raumluft gelangen, werden Schleifmaschinen mit gängigen Absaugvorrichtungen ausgerüstet. Auf der Domotex präsentierten die Hersteller sowohl Weiterentwicklungen ihrer jeweiligen Technik als auch gänzlich neue Lösungen. Eine solche, für Parkettleger nicht alltägliche, zeigte beispielsweise Janser: Der Luftionisierer Ion Box wird zusätzlich zur gängigen Staubabsaugung über die gesamte Arbeitszeit betrieben, kleinste Staubpartikel werden ionisch und ozonfrei gebunden und fallen zu Boden. Das Gerät soll die Anzahl frei in der Luft herumschwirrender Staubpartikel um bis zu 95 % verringern, hieß es. Marktbegleiter Roll präsentierte hingegen für seinen mobilen Vorabscheider eine neuentwickelte Lösung, die ohne High-tech auskommt: Das Material gelangt in einen Endlosschlauch, der kurzerhand abgebunden und abgeschnitten wird, sobald eine bestimmte Füllmenge erreicht ist.

Auf den Vorführ-Flächen an den Ständen der Maschinenanbieter stand darüber hinaus erneut das Bearbeiten von Holzoberflächen mittels im Vordergrund. Beim Bürsten werden die weicheren Schichten des Holzes herausgelöst, die härteren Strukturen bleiben stehen. So erhalten Holzböden einen markanten, rustikalen Charakter. Sets mit diversen Nylon-, Messing- bzw. Edelstahlbürsten lancierten neben Pallmann jetzt auch Witte und Lägler für ihre jeweiligen Mehrtellerschleifmaschinen.

Und auch die hält weiter Einzug in die Maschinenparks für Verlegearbeiten. Beispiel Wolff: Im Rahmen des "Intelligent Machine Managements" binden die Ilsfelder als erste Maschine aktuell den Biturbo Stripper per Chip digital an - Funktionen für Service, Wartung und Maschinenortung sind via Smartphone-App oder Browser-Software verfügbar. Künftig sollen alle größeren Maschinen von Wolff einen Chip tragen.
aus Parkett Magazin 02/20 (Wirtschaft)