Deutsche Holzindustrie: Kennzahlen, Positionen und Ziele

"Konsequent die Verwendung von Holz ausbauen"


Der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) hat seine Positionen, Forderungen und Wünsche formuliert, mit denen Holz und Holzprodukte gefördert werden sollen. Quintessenz: "Es gilt, die Verwendung dieses nachhaltigen, klimafreundlichen Werkstoffs konsequent auszubauen."

Die Holzindustrie leistet mit einem Jahresumsatz von 36 Mrd. EUR (2018) und über 155.000 Beschäftigten einen wichtigen Beitrag zur deutschen Wirtschaft; zumal die knapp 1.000 unter dem Dach des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie zusammengeschlossenen Unternehmen mittelständisch geprägt und überwiegend im ländlichen Raum angesiedelt sind. "Damit unser Beitrag, der gleichzeitig wesentlich Anteil am Klimaschutz hat, dauerhaft abgesichert werden kann, bedarf es der notwendigen Rahmenbedingungen", betont HDH-Präsident Johannes Schwörer in einem Positionspapier, in dem der HDH seine Positionen formuliert hat.

Mehrwertsteuersenkung und
Gleichbehandlung mit anderen Baumaterialien

Der Verband betont, dass der Werkstoff Holz nachwachsend, regional und in der Verarbeitung wenig energieintensiv ist. In Deutschland wachse deutlich mehr Holz nach als geerntet werde, insofern gäbe es keine Versorgungsprobleme. Lediglich die Eiche sei aufgrund starker Nachfrage mit knappheitsbedingten Preisaufschlägen versehen. Eins der stärksten Argumente: Mit Holz und Holzprodukten lässt sich der Ausstoß des klimaschädlichen CO maßgeblich senken. Daher gelte es, ihre Verwendung im Sinne der Kaskadennutzung weiter auszubauen. Konkret fordert und fördert die Branche folgende Maßnahmen:

- Die "Charta für Holz 2.0", die die Ziele Klimaschutz, Wertschöpfung und Ressourceneffizienz verfolgt, müsse mit "angemessenen finanziellen Mitteln" ausgestattet werden.

- Innovationen rund um den Werkstoff Holz, etwa neue Verbund- und Hybridwerkstoffe oder recyclinggerechtes Produktdesign, könnten an akademischen Forschungszentren entwickelt bzw. für Anwendungen im Klima- und Umweltschutz qualifiziert werden. Dafür sei eine starke Forschungsförderung auf nationaler und europäischer Ebene nötig.

- Um Anreize für die Verwendung des klima-
freundlichen Werkstoffes Holz zu setzen, sollte die Mehrwertsteuer für Holzbauprodukte auf den ermäßigten Satz von 7 % gesenkt werden.

- Die Gleichbehandlung des klimafreundlichen Baumaterials Holz in den Landesbauordnungen, der Musterbauordnung sowie der Muster-Verwaltungsvorschrift technische Baubestimmungen (MVVTB) müsse dringend hergestellt und die Diskriminierung gegenüber anderen Baumaterialien aufgehoben werden.

- Um die Ziele der Kreislaufwirtschaft voranzubringen, bedürfe es verbindlicher Standards für die Darstellung von Inhaltsstoffen, Produktionsmethoden und Reparaturmöglichkeiten. Nur so könnten Endverbraucher eine informierte Kaufentscheidung treffen und Innovationen gefördert werden. Auch bei öffentlichen Ausschreibungen müssten kreislaufwirtschaftliche Erwägungen einbezogen werden.

- Im Rahmen der Novellierung der Ökodesign-Richtlinie gelte es, sowohl die Verwendung von Chemikalien als auch die Recycling- bzw. Entsorgungsfähigkeit der Produkte im Sinne einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft zu regeln.

- Um die Ziele des Verpackungsgesetzes effektiv und fair umzusetzen, müsse nach einer ersten Praxisphase zeitnah eine umfassende Überprüfung hinsichtlich der sachgerechten Zuordnung systembeteiligungspflichtiger Verpackungen erfolgen.

- Verbindliche gesetzliche Grenzwerte und einheitliche Prüfbedingungen für Holzwerkstoffe sollen für Klarheit und Rechtssicherheit sorgen.

- Größtmögliche Schutzwirkung technischer Regelwerke zugunsten Verbrauchern und Arbeitnehmern durch eine transparente, sachlich fundierte Normgebung.

Fairer und freier Handel ohne Wettbewerbsverzerrung

"Wir sind auf freie Märkte und fairen Handel ohne Barrieren angewiesen", sagt der HDH auch. Das fange schon damit an, dass Wettbewerbsverzerrungen durch nationale Förderprogramme, zum Beispiel in Osteuropa, überwunden werden müssten. Außerdem sei die Holzindustrie auf die Verfügbarkeit des Rohstoffes Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und verlässliche Lieferketten angewiesen, wobei ein Teil des in der EU verarbeiteten Holzes aus Nicht-EU-Ländern importiert werde.

"Auf europäischer Ebene erwarten wir, dass sich die EU für die Abschaffung von Marktzugangsbeschränkungen einsetzt, insbesondere gegenüber Ländern wie Russland, Weißrussland und Ukraine. Eine Ausweitung des Anwendungsbereichs der EUTR (EU-Holzhandelsverordnung) würde die Rechtssicherheit erhöhen und einseitige Wettbewerbsverzerrungen verhindern.

Dem Fachkräftemangel entgegenwirken

Nicht zuletzt fordert die Holzindustrie "zukunftsweisende Rahmenbedingungen", um dem Mangel an qualifizierten Mitarbeitern entgegenzuwirken. Darunter versteht sie unter anderem eine zügige Umsetzung der "Fachkräftestrategie" der Bundesregierung. "Es bedarf vor allem Qualifizierungsangeboten für geeignete Personen, die dem hiesigen Arbeitsmarkt bislang nicht nur Verfügung stehen, z.B. Flüchtlinge mit Bleiberecht." Außerdem solle das Verfahren zur Änderung bzw. Ergänzung bestehender Ausbildungsberufe erleichtert und der Verwaltungsaufwand und die Kosten für Betriebe gemindert werden.


Kennzahlen der
deutschen Holzindustrie
Betriebe mit > 50 Beschäftigten: 934
Umsatz: 36,5 Mrd. EUR (2018)
Exportquote: 39,9 %
Beschäftigte: 155.624
Pro-Kopf-Umsatz: 234.533 EUR


Umsatz nach Bundesländern
Fast zwei Drittel des Umsatzes der deutschen Holzindustrie konzentrieren sich auf drei Bundesländer: Das größte, historische gewachsene Holzcluster befindet sich in Ostwestfalen. Entsprechend entfallen auf das Bundesland Nordrhein-Westfalen 27 % des Branchenumsatzes vor Bayern (21 %) und Baden-Württemberg (16 %). Weitere wichtige Produktionsstandorte liegen in Niedersachsen (6%), Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen (jeweils 5 %).
aus Parkett Magazin 06/19 (Wirtschaft)