Bettenring verabschiedet Günter Budde

Standing Ovations für den Spielertrainer


Filderstadt. 26 Jahre stand Günter Budde in Diensten des Bettenrings. Zum Jahresende scheidet das Vorstandsmitglied der Einkaufsgenossenschaft altersbedingt aus, von Ruhestand hingegen kann keine Rede sein. Am Sitz des Bettenrings wurde Budde im Rahmen der Waren- und Infobörse im November offiziell verabschiedet - mit stehenden Ovationen.

Er ging so wie man kennt: Am Ende einer Reihe von Lobreden stand Günter Budde zur finalen Danksagung auf der Bühne, durchaus gerührt und ob der reichlichen Wertschätzung auch etwas überwältigt. Doch statt sich mit Sentimentalitäten aufzuhalten, warf er schnell ein Chart an die Wand, das seiner bisherigen Funktion geschuldet war: "Wie Sie wissen, bin ich ein Zahlenmensch", bemerkte der 67-Jährige, was weniger Entschuldigung als vielmehr eine Reminiszenz an zahlreiche Vorträge während der Generalversammlungen war, bei denen Budde den anwesenden Fachhändlern gerne ins Gewissen redete und sie zu vorausschauendem Handeln antrieb.

Und so blickten die anwesenden Gäste zunächst auf eben jene Dormabell-Zahlen, die das Wirken Buddes begleitet haben. 562.264 Innova-Matratzen, 590.056 Cervical-Kissen, 315.120 WBA-Zudecken - fast anderthalb Millionen Stück beratungsintensive Produkte. "Wenn man sich das anschaut, haben wir gemeinsam sehr viel bewegt", freute sich Budde, der in seinen Dank das gesamte Team einbezog: "Es hat wahnsinnig Spaß gemacht." Bei aller Komplexität der zu bewältigen Themen lobte der scheidende Vorstand nicht zuletzt seinen Kollegen Dr. Martin Süß: "Wir beide sind in der Persönlichkeitsstrutkur wirklich unterschiedlich. Es gab aber in den vergangenen 19 Jahren nicht einen Moment, wo wir uns in irgendeiner Form ein böses Wort gesagt haben oder in Streit geraten sind."

Mit Blick auf die zahlreichen anwesenden Bettenfachhändler, unter denen auch einige angereist waren, die sich längst im Ruhestand befinden, mahnte Budde: "Manchmal ist die Individualität ein bisschen zu sehr ausgeprägt. Ich würde mir wünschen, dass eG nicht nur das Anhängsel ist für eingetragene Genossenschaft, sondern dass wir beim Bettenring eine eingeschworene Gemeinschaft sind, dass wir ein bisschen mehr darauf achten, dass wir zusammenrücken. Denn nur zusammen sind wir auch stark."

"Überzeugen und begeistern durch Leistung"

Der Aufsichtsratsvorsitzender Stephan Schulze-Aissen erinnerte in seinen Ausführungen an die Anfangszeiten Buddes, als der Bettring noch ein aus kleinsten Anfängen gewachsener, solider und erfolgreicher Wareneinkaufsverbund gewesen sei. "Vieles war handgestrickt, aber es funktionierte." Budde habe das Potenzial dieser erfolgreichen Gemeinschaft gesehen, deren Abläufe optimiert, die Waren-Fachausschüsse professionalisiert, die Lieferantenbeziehungen strukturiert, die solide Werbung in zeitgemäßes Marketing überführt sowie die Warensortimente weiterentwickelt und neue Produkte kreiert.

"Ihr Erfolgkonzept lautete immer: Überzeugen und begeistern durch Leistung. Das haben Sie in sämtlichen Sortimentsbereichen konsequent umgesetzt", konstatierte Schulze-Aissen. Budde habe zu Mitarbeitern und Mitgliedern eine sympathische Nähe bei gleichzeitig professioneller Distanz aufgebaut. "Sie führten uns immer mit ausgeprägter Konsequenz, nachhaltiger Zuverlässigkeit bei gleichzeitigem Kostenbewusstsein zum Ziel." Buddes Engagement sei geprägt durch eine klare Zielorientierung: "Was ist für den Bettenring und seine Mitglieder nachhaltig sinnvoll?", so der Aufsichtsratsvorsitzende. "Wir im Norden sagen: Sie sind ein ehrbarer Kaufmann."

Alfred Krauss lobte aus Sicht des Händlers und Vorstandsmitglieds Buddes Innovationsfreude: "In den über 25 Jahren gab es viele Meilensteine, in denen Sie die Industrie und uns Mitglieder antrieben und unsere Sortimente immer wieder nach vorne pushten." Als Beispiele führte Krauss die Namen Innova und Cervical und die Wärme-Bedarfs-Analyse WBA ins Feld, aber auch die Schlummermärkte, an deren Entwicklung Budde maßgeblich mitwirkte. Ein für den Fachhandel geeignetes Konzept, "um auch im Preismarkt zu bestehen", so Krauss. "Viele lernen immer noch davon, was hier schon vor 15 Jahren begonnen und zwischenzeitlich geschaffen wurde."

Cooler Typ mit Eigenheiten

Vorstands-Kollege Dr. Martin Süß fiel die Aufgabe zu, den Anwesenden einen launigen und persönlichen Blick hinter die Kulissen im Kernteam und Vorstand des Bettenrings zu gewähren. Süß dankte allen voran Buddes Ehefrau Erika für die "Dauerleihgabe" ihres Mannes: "Seit dem Jahr 2000 arbeiten wir eng zusammen. Oder anders ausgedrückt: Wir haben wahrscheinlich eine Portion an Arbeits- und Lebenszeit miteinander verbracht und eine Kommunikationsintensität gepflegt, die sich unsere Frauen gegebenenfalls gewünscht hätten."

Süß beschrieb seinen Kollegen als einen "coolen Typen": "Herr Budde ist ein echter Spielertrainer, für den das operative Geschäft, die runden Abläufe im Betrieb und auch die vermeintlichen Kleinigkeiten Bedeutung haben." Sein Engagement auch bei den kleinen Dingen des Lebens im Hause Bettenring sei bekannt und bisweilen berüchtigt, erklärte Süß augenzwinkernd: Es reiche von der baulichen Aufhübschung des Gebäudes über die Abstimmung des Brötchenbelags bei den Waren- und Infobörsen bis zur Platzierungs des Rednerpultes bei einer Generalversammlung.

Gleichzeitig lobte Süß die Dialogbereitschaft des Kollegen: "Sie zeigt sich bei Herrn Budde immer dort, wo er als grundsätzlich aufgeschlossener und kommunikativer Teamspieler aufnahmefähig ist für alle neuen Gedanken und Überlegungen. Gerade vor dieser Eigenschaft habe ich ganz besondere Hochachtung, denn es gehört schon sehr viel dazu, mit enorm großer Geduld in den Gremien einer Genossenschaft zu agieren."

Bei aller Dialogbereitschaft habe er sehr wohl seine eigenen Vorstellungen, die er zielgerichtet, aber nicht konfrontativ einfließen lasse. "Wunderbar finde ich immer seine Formulierung: Da wollen wir nicht verkrampfen, mit der er eine Diskussion entspannt und lösungsorientiert ausklingen lassen kann", so Süß, der auch die Verbindlichkeit Buddes lobte. Hinter den Kulissen habe man konstruktiv und manchmal auch kontrovers diskutiert, nach außen habe dies aber niemand gemerkt. "So ein von Verbindlichkeit und gegenseitiger Loyalität geprägtes Miteinander habe ich in anderen Führungsetagen nicht kennengelernt", erklärte Süß. "Das gibt es nur mit ganz besondern Menschen - mit so einem." Den Dank für die vielen gemeinsamen Jahre, in denen neben der Arbeit auch immer sehr viel gelacht worden sei, verknüpfte Süß mit einer Herausforderung - er bot Budde eine Art Wette an: "Ich trainiere, von ihnen gecoacht, für einen 5-Kilometer-Lauf, wenn Sie endlich bei mir auf dem Motorrad-Sozius auch nur 50 Kilometer mitfahren."

Damit war der Link zu dem gegeben, was für den künftigen Ruheständler folgt, der keiner sein will: "Den Begriff Ruhestand gibt es bei mir überhaupt nicht", betonte Budde, der sich schon vor längerer Zeit entschieden hat, gemeinsam mit seiner Frau etwas Neues zu machen. Unter der mittlerweile eingetragenen Marke "Base your life" bieten die beiden Eheleute ein am Basenfasten orientiertes ganzheitliches Modell aus Bewegung, Achtsamkeit, Schlaf und Ernährung an. Dazu gehören Vorträge, Seminare und so genannte Base Camps sowie Kochkurse und Sport. "Es geht weiter mit etwas Neuem, es wird keinen Ruhestand geben", so Budde.
aus Haustex 12/19 (Personalien)