Dr. Martin Süß, Geschäftsführer des Bettenrings

Im Wettbewerb um die Besten – fünf Fragen an Dr. Martin Süß


Haustex: Herr Dr. Süß, seit 2003 bietet der Bettenring ein umfangreiches Schulungsprogramm an. Wie hat sich die Nachfrage nach Qualifizierungsangeboten seither entwickelt?

Dr. Martin Süß: Relativ konstant, pro Schulungsjahr werden mit 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern cirka 700 Schulungstage realisiert. "Dellen" in der Bereitschaft, in Sachen Qualifizierung aktiv zu sein, werden immer dann sichtbar, wenn von der Umsatzseite Gegenwind spürbar ist. Das mag nachvollziehbar sein und ist bekannt im Trainingsgeschäft, schulungsaffine Häuser investieren allerdings gerade in solchen Zeiten antizyklisch und konsequent unverändert in die Entwicklung ihrer Teams.

Haustex: Welche Kursangebote werden am stärksten nachgefragt?

Süß: In absoluten Zahlen diejenigen Schulungen, die rund um Produkt und Beratung elementares Wissen vermitteln. Darüber hinaus alle Qualifizierungen, die erfahrenen und versierten Beratern umfassende Kenntnisse rund um das Thema erholsamer Schlaf vermitteln: Ergonomie, Schlafphysiologie, medizinisches Grundlagenwissen rund um das Phänomen Schlaf sind hier nur einige Bereiche. Besondere Bedeutung haben heutzutage auch diejenigen Schulungen, in denen die aktiven Übungsparts eine große Rollen spielen und bei denen ein Verkaufen mit allen Sinnen und Argumentationswegen gemeinsam in der Gruppe erarbeitet wird.

Haustex: Wer meldet sich häufiger an: die Häuptlinge oder die Indianer?

Süß: Die hier angenommene Differenzierung zwischen Mitarbeitern und Chefs können wir in unseren Häusern so ausgeprägt nicht erkennen, denn in aller Regel sind die Betreiber selbst aktiv ins Verkaufsgeschehen eingebunden. Von daher gibt es auch von Seiten der "Häuptlinge" eine gezielte Nutzung von Schulungsangeboten. Wenn Sie schon die "Häuptlinge" ansprechen: hier erkennen wir über die Jahre eine wachsende Bereitschaft gerade einer jüngeren "Häuptlingsgeneration", Schulungsangebote zu nutzen, um sehr bewusst und aktiv für sich selbst und damit für das eigene Geschäft Veränderungsimpulse einzuschienen. Hier reicht der Bogen von betriebswirtschaftlichen Optimierungen über Arbeitsprozesse inkl. EDV bis zu Führungsthemen und vor allem aktuell zu den Veranstaltungen, die Anregungen und Hilfestellung in Sachen Digitalisierung im stationären Bettenfachhandel geben. Ein Beispiel: "Häuptlinge" setzen sich in diesem Herbst in gut besuchten Workshops intensiv damit auseinander, wie man professionell, aber auch authentisch einfach mal anfängt, spannende Filmsequenzen mit dem Handy zu erstellen.

Haustex: Das Halten und Gewinnen guter Mitarbeiter ist für viele Bettenfachhändler ein Problem. Wie stark ist aber das Bewusstsein im Handel ausgeprägt, in Qualifizierung und die Attraktivität als Arbeitgeber auch investieren zu müssen?

Süß: Zahlreiche Häuser des Bettenrings haben die Verbindung zwischen Schulungsangeboten und Arbeitgeberattraktivität klar erkannt. Ein Beispiel, das dies unterstreicht: Seit nun zwölf Jahren läuft der umfangreiche Lehrgang zum Dormabell-Schlafberater (LDT). Das Invest der Bettenfachhändler in Zeit und Geld für die Teilnahme von Mitarbeitern daran ist nicht unerheblich. Im Ergebnis sind es nicht nur gut qualifizierte und motivierte Mitarbeiter, die nach der Prüfung nach Hause kommen. Ein nicht unwesentlicher Effekt zeigt sich immer in dem Teilnehmerfeedback, das da heißt: "Mein Unternehmen ermöglicht mir das". Für mich wird hier Arbeitgeberattraktivität sichtbar und auch sehr wohl bemerkt.

Haustex: Was muss ein Bettenfachhändler neben Fortbildungsangeboten noch bieten, um im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter die Nase vorn zu haben?

Süß: Einzelne Schulungsmaßnahmen sind wichtige und wertvolle Puzzlesteine. Die "Kür", die die besten Mitarbeiter dann überzeugt und hält, beginnt allerdings erst dann, wenn in gut strukturierten und vor allem trotz des Tagesgeschäftes akribisch vorbereiteten Mitarbeitergesprächen Personalentwicklungsmaßnahmen ganz individuell zugeschnitten werden. Sich Zeit dafür zu nehmen ist quasi die Währung, die bei den besagten guten und wichtigen Mitarbeitern einzahlt.
aus Haustex 10/19 (Wirtschaft)