Silent Gliss GmbH

Silent Gliss führt deutsche Standorte zusammen

Silent Gliss hat in Bad Bellingen eine große Produktionsstätte mit Verwaltung errichtet. Der Schweizer Hersteller geht jetzt mit einem neu entwickelten Vorhangsystem in die Offensive.

Im beschaulich gelegenen Gewerbegebiet Kapellengrün in Bad Bellingen hat Silent Gliss ein neues Fabrikationsgebäude mit rund 7.000 m2 Nutzfläche bezogen. Nach rund vier Jahrzehnten am Standort Weil am Rhein verlegte der Schweizer Hersteller hochwertiger Vorhangsysteme und innenliegender Sonnenschutzprodukte zum Jahreswechsel seine deutsche Produktion in das 20 km entfernte Kurbad im Dreiländereck. Im März zog auch die zuvor in Lörrach ansässige Vertriebsgesellschaft dorthin.

Gut 1.500 m2 des neuen Gebäudes beansprucht der Verwaltungstrakt, in dem auch der Vertrieb und Schulungsräume untergebracht sind. Ein großzügiger Showroom ermöglicht die Produktschau. Ein weiteres Vertriebsbüro gibt es in Hamburg.

Silent Gliss Deutschland agiert seit Mitte 2018 im Verbund mit den Vertriebsgesellschaften in der Schweiz und Österreich. "Der Standortwechsel unterstützt uns in der Marktbearbeitung und eröffnet zusätzliche Chancen", erklärt Christian Funk, COO und Geschäftsführer aller drei Firmen. In Weil am Rhein seien nach drei baulichen Erweiterungen alle Kapazitäten ausgeschöpft gewesen. "Der Bau einer neuen Großproduktion war für uns ein maßgeblicher Schritt. Jetzt gibt es genug Potenzial für weiteres Wachstum", begründet er den Umzug. Man sei "derzeit sehr positiv gestimmt" und erhalte bereits tolle Rückmeldungen von den Kunden.

Das Familienunternehmen mit der schleichenden Katze im Logo und Zentrale in Gümligen bei Bern agiert mit weltweit 450 Beschäftigten und erreicht einen Jahresumsatz im "hohen zweistelligen Bereich", der nicht näher beziffert werden soll. Im südbadischen Bad Bellingen sind aktuell 87 Mitarbeiter tätig. Bis Jahresende sollen 15 weitere Arbeitsplätze entstehen.

Die Schweizer investierten in das neue Gebäude und das 11.500 m2 große Grundstück insgesamt rund 10 Mio. EUR. "Der Neubau dient in erster Linie als Produktionsstätte. Der Fokus lag darauf, den Warenfluss im Lager, in der Produktion und beim Versand zu optimieren", beschreibt Stefan Federmann, Betriebsleiter der Silent Gliss Fabrics & Components (Fabco) den "rein an der Funktion orientierten", zeitlosen Baukomplex mit dunkelblauer Fassade. Als einer von zwei Hauptsitzen der Produktionsgesellschaft Fabco wird im Bad Bellinger Ortsteil Rheinweiler das Sortiment für verschiedene Märkte gefertigt, neben Deutschland und Österreich partiell auch für Frankreich.

In Lyss im Kanton Bern ist die Fabrikation für den Schweizer Markt angesiedelt. Bis zur Gründung der zentralen Fabco hatte jede Vertriebsgesellschaft eine eigene Fertigung vor Ort. "Wir sind im Grundsatz der Ansicht, dass es im kleinräumigen Europa durchaus noch Platz gibt für lokale Produktionen. In kleinen Serien für Spezialitäten kann das Sinn machen", erklärt Christian Funk die Strategie. Das Unternehmen sei historisch "extrem dezentral gewachsen", was zu einem "unheimlich breiten Sortiment" geführt habe. Deshalb habe man eine Harmonisierung anstoßen müssen, deutet der COO an. So sei bereits ein weiteres Bauvorhaben geplant. In der Zentrale der Gruppe in Gümligen befindet sich die Forschungs- und Entwicklungsabteilung mit Maschinenpark. Auch hier soll in der Umgebung in naher Zukunft ein Neubau entstehen.

Silent Gliss wurde 1952 vom Schweizer Ingenieur Alexander Weber gegründet und wird heute von Bernhard Bratschi in der dritten Generation geführt. In die Anfänge des Unternehmens fällt mit einer Kombination aus Aluminiumschiene und Kunststoffgleitern die erste geräuschlose Vorhangschiene. Aus dem geräuschlosen Gleiten entstand der Firmenname: Silent Gliss.

Jüngst zeigte der Hersteller mit Silent Track eine als revolutionär bezeichnete Weiterentwicklung jener Schieneninnovation. Hier kommt die angestammte Kernkompetenz zum Tragen. Denn die Nachfrage nach klassischen Vorhangdekorationen gehe nicht nur bei Privatkunden, sondern vor allem im Objektgeschäft in die Höhe. "Das ist der Bereich, den wir derzeit wieder verstärken", betont Christian Funk. Schleuder-, Schnurzug-, Raumtrennsysteme und Elektrozugschienen bildeten eines der größten Geschäftsfelder von Silent Gliss. "Wir sehen die Zukunft auch im Stoff", fügt er hinzu. Das Segment Fabrics werde mit funktionalen, technischen Stoffen ausgebaut. "Als qualitativ hochstehender Hersteller muss man seine Nischen finden."

Im Grundsatz decken die Schweizer alle Produktgruppen im innenliegenden Sicht- und Blendschutz nach Maß ab. So soll 2020 eine kompakte Plissee-Kollektion mit rund 280 Positionen erscheinen. Diese Warengruppe führe man nicht in allen Ländern, da sie "international kein Wachstum verspricht", heißt es. Rollos seien "nach wie vor wichtig", doch man stelle fest, dass auch hier - vor allem im kommerziellen Bereich - Stoffdekorationen wiederkommen. Der Abwärtstrend bei Flächenpaneelen könne "zum Teil" mit dem Vorhangdesign Wave mit Welleneffekt abgefangen werden. | Petra Lepp-Arnold
aus BTH Heimtex 09/19 (Wirtschaft)