Associated Weavers Europe NV

Bei AW ist "grün" nicht teurer

Associated Weavers trifft mit seiner ersten Econyl-Kollektion auf großes Interesse seiner Handelspartner. Angesichts der weiter sinkenden Gesamtabsätze fordern die Belgier von diesen aber gleichzeitig generell mehr Engagement in der Teppichbodenvermarktung.

Endkonsumenten gehen davon aus, dass Produkte in der Regel teurer sind, wenn diese als nachhaltig, "bio" oder "grün" vermarktet werden. Als Teppichbodenhersteller Associated Weavers (AW) seine erste Wohnkollektion aus dem Recycling-Polyamidgarn Econyl entwickelte, war für die Belgier wichtig, dass die erste eigene "grüne" Kollektion nicht teurer wird. Am Ende ist es ihnen gelungen: Sedna, so heißt die neue Serie, die seit Anfang 2019 in Deutschland und Europa eingeführt wird, ist mit ihrer VK-Spanne zwischen 29,95 und 49,95 EUR/m2 nicht teurer als qualitativ vergleichbare Kollektionen von AW.

Erste Kollektion mit Econyl

"Diese Positionierung, dass ,grün’ nicht teurer sein muss, ist entscheidend für den zukünftigen Erfolg von Sedna. Denn niemand hat etwas gegen nachhaltige Produkte; aber die allermeisten wollen für sie nicht mehr Geld ausgeben", weiß auch Verkaufsdirektor Jean-Marie Linskens.

Die fünf Produkte, drei 5/32’’- sowie zwei 1/10’’-Veloure, sind mit 1.200, 1.600, 2.000 sowie 3.100 g-Decken getuftet und stehen in 4 und 5 m Breite zur Verfügung. Die Lüster sind entweder seidenmatt, glänzend oder hochglänzend. Jede Qualität ist in einer Palette aus 14 bis 16 Farben ausgemustert, die in einer Mischung aus satten und Pastellfarben stimmig zusammengestellt worden ist. Trotz des weichen Griffs ist die gesamte Kollektion laut AW gleichzeitig strapazierfähig. Auch der Rücken von Sedna bespielt das Thema Nachhaltigkeit: Der gewebte Eco Fusionbac besteht zu 100 % aus recycelten PET-Flaschen.

AW finanziert Healthy Seas

Garnlieferant Aquafil verwendet für die Produktion des Econylgarns unter anderem in den Ozeanen als Plastikmüll zurückgelassene Fischernetze. Initiativen wie Healthy Seas, die Aquafil mit gegründet hat, und die Associated Weavers heute als offizieller Partner mit 15.000 EUR im Jahr unterstützt, sammeln den Plastikmüll ein und führen ihn einer Wiederverwertung zu. Experten gehen davon aus, dass solche Fischernetze ein Zehntel der Abfallmenge in den Weltmeeren ausmachen. Es wird geschätzt, dass sich Jahr und Jahr rund 100.000 Meereslebewesen in diesen Netzen verfangen und verenden.

AW sieht sich mit Sedna als Unterstützer des Kampfes gegen diese Missstände. Die fünf Velours Kai, Moana, Varuna, Mazu und Yara tragen deshalb Namen von Gottheiten, die aus Verehrung und Respekt in vielen Regionen der Erde für Meere und Ozeane stehen. Die PoS-Materialien wie der LED-beleuchtete Drehständer, ein emotionaler Imagefilm sowie eingängige Kollektionsprospekte sind in einer Unterwasser-Bildersprache mit Schildkröten, Delphinen und den fünf Gottheiten gestaltet. Über allem steht der Slogan: "Sedna. Super weicher Teppichboden rettet Meeresbewohner."

Handel findet Sedna gut

Der Hersteller, der ausschließlich für den Wohnbereich produziert, hat mit dem Gesamtkonzept laut eigener Aussage bei seinen Partnern im Handel voll ins Schwarze getroffen. "Fast alle unsere Kunden haben bereits jetzt Sedna in irgendeiner Form in ihre Vermarktung aufgenommen", zieht Linskens eine erste positive Bilanz. Er geht davon aus, dass die Kollektion weltweit erfolgreich sein wird.

Sogar von außerhalb der Teppichbodenbranche hat das Unternehmen Reaktionen auf das Konzept erhalten. "Die englische Influencerin Lucy Watson beispielsweise hat sich bei uns erkundigt, was hinter Sedna steckt", berichtet Marketingleiter Emmanuel Lioen. Watson schreibt unter anderem über vegane Ernährung, Gesundheit und Nachhaltigkeit und hat auf Instagram, Twitter und Facebook rund 2,3 Mio. Follower. Und auch auf dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos stand das Thema der Fischernetze, die die Ozeane verschmutzen, auf der Agenda, fügt Lioen hinzu.

Umsätze schrumpfen erneut

Keine guten Nachrichten kann Associated Weavers beim Blick in seine Bilanz vermelden. Die Belgier kommen 2018 auf einen Gesamtumsatz von 166,3 Mio. EUR und müssen im dritten Jahr in Folge einen Rückgang hinnehmen, 2018 um 1,8 %. Das liege vor allem am englischen Markt, von dem rund die Hälfte der Gesamterlöse stammen; aber auch in der D/A/CH-Region hatte das neunköpfige Team um Field Manager Holger Remmert und Verkaufsleiter Jens Grefe ein Umsatzminus von 3,4 % zu verkraften. "Betrachten wir alles außer Großbritannien, haben wir ein relativ stabiles Geschäft", relativiert Linskens.

Der Verkaufsdirektor ist aber vor allem unzufrieden mit der Situation auf den deutschsprachigen Märkten, in die AW seit fast zehn Jahren massiv investiert. Er weiß, dass Teppichboden nicht im Trend liegt. Und er weiß auch, dass 2018 ein besonders schwieriges Jahr war aufgrund des Hitzesommers.

Mehr Engagement
vom Handel verlangt

"Doch gerade deswegen müssen Industrie und Handel in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mehr tun, um den Endkonsumenten mit Teppichboden in seinem veränderten Einkaufsverhalten zu erreichen", mahnt Linskens. Dazu gehörten selbstverständlich gute Produkte, attraktive Präsentationen und pfiffige Ideen.

Doch um wieder mehr textile Beläge zu verkaufen, ist es laut Linskens gleichermaßen nötig, dass der Handel Preisbildung und Kalkulation überdenkt und der veränderten Marktsituation anpasst. "Wenn die Drehung fehlt, muss man offen sein für neue Ideen, Teppichbodenvermarktung neu und anders zu denken", gibt Linskens zu bedenken. Er wünsche sich, dass der Handel dabei stärker mitziehe. Ideen und Konzepte gebe es von AW genug. Man müsse sie nur noch stärker und konsequenter nutzen. | jochen.lange@snfachpresse.de


Associated Weavers - kurz notiert
Domotex
AW wird auch 2020 nicht auf der Domotex sein. 2019 hatte der Hersteller erstmals seit 29 Jahren nicht in Hannover ausgestellt. Die Begründung: Die Kosten-Nutzen-Rechnung stimme nicht mehr.

Showroom-Eröffnung
Vom 2. bis 5. Dezember 2019 lädt AW weltweit Kunden ein in den dann komplett neu gestalteten Showroom nach Ronse. Ende 2018 hatte der Hersteller erstmals und als "Domotex-Ersatz" rund 200 Kunden in der flämischen Firmenzentrale unter dem Motto "Discovery Day" empfangen.

Vertriebsdirektor Jean-Marie Linskens
Jean-Marie Linskens ist 2019 seit 30 Jahren für AW tätig und leitet heute als Verkaufsdirektor den internationalen Verkauf außerhalb von Großbritannien.
aus BTH Heimtex 09/19 (Wirtschaft)