Heimtextil, Frankfurt am Main

Kernthemen Nachhaltigkeit und Akustik


Als textiles Trendbarometer ist die Frankfurter Heimtextil aus der Messelandschaft nicht wegzudenken. Zwei Kernthemen in diesem Jahr waren Nachhaltigkeit und Akustik. Auf die neue Hallenbelegung mussten sich Aussteller und Besucher erst einmal einstellen; letztlich kam das Layout aber gut an.


Ein echter Publikumsmagnet der 2019er-Heimtextil war einmal mehr das Deco Team, das auf gut 4.000 m2 mit neuen Mitgliedern und Marken die Welt der Wohn- und Objekttextilien, aktuelle Kollektionen und innovative Marketingansätze für den Raumausstatter zeigte. Im 31. Jahr seines Bestehens lieferte der Zusammenschluss von mittlerweile 13 Unternehmen ideenreiche textile Inspirationen in Form von begehbaren Rauminszenierungen, die die Trendthemen Fashion Chic, Modern Classic, Pure Loft und Summer Style bespielten.

Trend Space in Halle 3.0
- Towards Utopia

Überzeugend war in diesem Jahr auch der neu konzipierte Heimtextil Trend Space in Halle 3.0. Hier wurden die fünf Trendthemen unter der Überschrift "Towards Utopia" gekonnt dargestellt - in einer Kombination aus interaktiven Inszenierungen, Inspiration und Wissensvermittlung. Die Besucher wurden nahezu spielerisch animiert, sich mit den futuristischen, räumlichen Gestaltungskonzepten auseinanderzusetzen, die gezeigten Stoffe anzufassen, und die ebenfalls dargestellten Farbtrends auf sich wirken zu lassen. "Hier ist ein umfassendes Bild zur Gestaltung künftiger Räume entstanden, das Antworten auf die Fragen gibt, wie wir künftig interagieren, konsumieren, leben und arbeiten", erklärt Olaf Schmidt, Vice President Textiles &Textile Technologies der Messe Frankfurt.

In den Kollektionen der Anbieter spiegelten sich die Heimtextil-Trends für 2019/2020 bereits wider. Da wurden satte Primärfarben auf glänzenden Textilien gezeigt, kontrastiert mit matten Effekten. Oder warme Farbtöne auf luxuriösen Samt- und Veloursoberflächen, ganz im Boho-Style. Als Gegenentwurf dazu softe Pastellfarben auf duftigen halbtransparenten Stoffen, vielfach angereichert mit dekorativen Extras wie Stickereien oder Knopfheftungen, die das Handwerkliche in den Blickpunkt rückten. Daneben Naturmaterialien mit ausgefallenen Details in den Oberflächenstrukturen; das alles in minimalistischen, edlen Farbpaletten, die den hochwertigen Charakter dieser Textilien unterstreichen und den Wunsch nach Leben im Einklang mit der Natur bespielen.

Nachhaltigkeit allgegenwärtig

Das übergeordnete, omnipräsente Thema auf der Heimtextil lautete querbeet durch alle Produktbereiche "Nachhaltigkeit". Auf der Weltklimakonferenz in Kattowitz wurde Ende 2018 das erste weltweite Klimaschutzabkommen der Textilbranche von 40 führenden Modeunternehmen, Organisationen und Verbänden unterzeichnet. Nun, Anfang 2019, stand auch in Frankfurt der ökologische Fortschritt der (Heim-)Textilindustrie im Fokus.

Die dramatischen Bilder vermüllter Ozeane sind mittlerweile beim Verbraucher angekommen. Nachhaltigkeit 2.0 ist deshalb nicht mehr nur Marketing und Selbstzweck, sondern unternehmerisches Glaubensbekenntnis und Verpflichtung. Weitreichende Konzepte sind gefragt, und zahlreiche Aussteller zeigten hierzu bereits progressive Lösungsansätze im Recycling von PET-Flaschen und Ozeanplastik oder im Einsatz von zertifizierten Naturmaterialien.

Auch Themen wie Wasserverbrauch in der Textilindustrie und Mikroplastik traten verstärkt in den Vordergrund und zeigten, wie vielschichtig über Nachhaltigkeit inzwischen diskutiert und nachgedacht wird. Allein das Ausstellerverzeichnis "Green Directory" führte rund 150 fortschrittlich arbeitende Unternehmen mit nachhaltig produzierten Textilen auf.

Thema Akustik im Kommen

Im Fokus bei den Gardinen- und Dekostoffanbietern war außerdem das Thema Akustik. Nachdem Wohnräume und Arbeitsplätze in den letzten Jahren mehr oder weniger zu textilfreien Zonen mutierten, sind die negativen Auswirkungen auf Bewohner und Arbeitnehmer durch die zunehmende Schallbelastung zwischenzeitlich nicht mehr zu leugnen. Die Hersteller reagieren darauf mit intelligenten, schallabsorbierenden bzw. schalldämmenden Gardinen und Dekostoffen. Dem Handel bieten diese Produkte neue Profilierungsmöglichkeiten, denn Know-how und Fachberatung sind dabei gefragt.

Die Tapete:
Keine Spur von Resignation

Die Tapete ist ein bisschen wie der abgepasste Teppich: Sie wird meist nicht im ganzen Raum, sondern nur gezielt an einer Wand eingesetzt und sorgt dort durchaus auch für recht markante Akzente. Trotz weiterhin schwieriger wirtschaftlicher Lage ließ sich die von Rückgängen gebeutelte Branche nicht unterkriegen und präsentierte hochwertige, dennoch marktgängige Tapeten mit teilweise sehr raffinierten Designs. Im Trend liegen botanische und geometrische Muster, farblich geben Blau, Grün und Metall den Ton an. Digitaltapeten sind ein wichtiger Zusatz im Sortiment.

Dazu versuchen die Tapetenanbieter mit vielerlei Maßnahmen, das Interesse wieder auf ihr Produkt zu lenken. Eine vom Verband der Deutschen Tapetenindustrie geplante Endverbraucher-Kampagne stößt auf große Zustimmung.•
aus Carpet Magazin 02/19 (Wirtschaft)