EPLF beging 25-jähriges Jubiläum in Antwerpen

Mit neuer Führungsspitze den Herausforderungen stellen

Als sich 1994 der Verband der Europäischen Laminatbodenhersteller konstituierte, war die (Laminat-)Welt noch in Ordnung. 25 Jahre danach steht der EPLF vor großen Herausforderungen, vor allem in Westeuropa. Der Vorstandsvorsitzende Max von Tippelskirch rief auf der Jubiläumsveranstaltung in Antwerpen zu mehr Marketing und Kommunikation in Richtung Endverbraucher und mehr Kooperation auf, auch mit ähnlich gelagerten Verbänden.

Im belgischen Antwerpen, in der Nähe des künftigen Verbandssitzes Brüssel, fanden sich die Mitglieder des Europäischen Verbandes der Laminatbodenhersteller zu ihrer diesjährigen Generalversammlung ein. Auf der Agenda: Das 25-jährige Jubiläum des EPLF sowie außerplanmäßige Vorstandswahlen, nachdem Ex-Präsident Paul De Cock im Herbst 2018 von Mohawk in die USA abberufen wurde und deshalb nach nur wenigen Monaten an der Verbandsspitze sein Amt zur Verfügung gestellt hatte. Stellvertreter Max von Tippelskirch, CSCO der Swiss Krono Group, war als neuer Präsidentenkandidat zur Wahl angetreten und erhielt - keine große Überraschung - auch das einstimmige Votum der Mitglieder. Seine vorherige Position als stellvertretender Vorsitzender übernahm der neu in den Vorstand gewählte Ruben Desmet, der auch Nachfolger von Paul De Cock bei Unilin Flooring ist. Der Belgier fungiert zugleich als Obmann des Arbeitskreises "Märkte und Image". Die dritte Vorstandsposition bekleidet unverändert Eberhard Herrmann, Classen-Gruppe, der auch Obmann des Arbeitskreises Technik bleibt.

Personelle Veränderungen stehen ebenfalls in der Geschäftsführung an. Der langjährige Geschäftsführer Peter H. Meyer verabschiedet sich Anfang 2020 mit Erreichen des 70. Lebensjahres in den Ruhestand. Da sich der EPLF klar als europäischer und nicht als rein deutscher Verband versteht, entschieden sich die Mitglieder, räumlich näher an die EU-Entscheidungsträger zu rücken und die Geschäftsstelle nach Brüssel zu verlegen. Als designierte Geschäftsführerin wurde in Antwerpen Feriel Saouli vorgestellt. Die Belgierin wird voraussichtlich im September die Nachfolge von Meyer antreten. Sie ist Chief Operating Officer, COO, von Cambre, einer Agentur mit Hauptsitz in Brüssel, die auf politische PR und Kommunikation spezialisiert ist. Saouli wird wie zuvor Meyer in Personalunion auch den Verband der mehrschichtig modularen Fußbodenbeläge (MMFA) führen.

EuFCA wünscht sich FEP-Beitritt

Von Tippelskirch bekräftigte die Personalentscheidung als "Glücksfall", auch die Verbindung zum MMFA, da beide Verbände gemeinsame Interessen hätten, vor allem, was Normung und Technik anbetrifft. Auch der Umzug nach Brüssel sei der richtige Schritt, insbesondere vor dem Hintergrund der Gründung der European Floorcoverings Association (EuFCA) gemeinsam mit den Verbänden der europäischen Teppichindustrie (ECRA), der flexiblen Bodenbeläge (ERFMI) und dem MMFA. "Wir werden eine Familie", sagte von Tippelskirch und äußerte stellvertretend für alle an der EuFCA beteiligten Organisationen den Wunsch, dass auch die Föderation der europäischen Parkettindustrie (FEP) dem Verbund beitritt, um noch mehr Gewicht in Brüssel zu erlangen. Denn: "Im Vergleich zu anderen Branchen sind wir alles kleine Verbände. Aber wenn wir uns zusammentun, vielleicht auch mit der Bauindustrie, haben wir einen anderen Hebel."

Stichwort Verbandsgröße: Aktuell vereint der EPLF 48 Mitglieder, davon 18 ordentliche, sprich Laminathersteller, 20 außerordentliche aus der Zulieferindustrie und zehn Fördermitglieder, in der Regel Institute. Mit Rezult konnte das erste Mitglied aus der Ukraine gewonnen worden, Çamsan Entegre ist derzeit das einzige aus der Türkei, aber man hofft, dort noch mehr Laminatproduzenten von den Vorteilen einer Verbandsmitgliedschaft überzeugen zu können. Zumal abzusehen ist, dass zur Jahreswende zwei Unternehmen ausscheiden: HDM wegen Insolvenz und Laminatepark, das 2006 gegründete Joint Venture von Tarkett und Sonae, das Ende 2019 die Produktion einstellt und geschlossen wird.

Kommunikation Richtung
Endverbraucher intensivieren

Das 25-jährige Bestehen des Verbandes nahm Max von Tippelskirch als Anlass für eine Standortbestimmung. Die Situation ist auf den ersten Blick ähnlich wie Mitte der 90er Jahre: Neue Produkte erobern den Markt, mehr Wettbewerb entsteht. Mit dem Unterschied, dass damals Laminat der aufstrebende Newcomer war, der im Trend lag und den etablierten Bodenkategorien Marktanteile abnahm und heute sind es Designböden, die die Kunden für sich einnehmen und vor allem den westeuropäischen Markt, und hier speziell Deutschland, fast disruptiv verändern. Die Laminatbranche bekommt das besonders schmerzlich zu spüren: "In Deutschland haben wir 40 % Marktanteil verloren, auch in Großbritannien haben wir Einbußen", räumte von Tippelskirch ein. "Die Entwicklung in unserem Kernmarkt ist in gewisser Hinsicht dramatisch zu nennen." Aber es gebe auch positive Entwicklungen, zum Beispiel in Italien oder Polen, wo Laminat als Hochwertprodukt geschätzt werde, sowie im Export.

"Der Endverbraucher ist sich der Vorteile von Laminat häufig nicht bewusst. Wir sind nicht in der Lage gewesen, diese unmissverständlich zu kommunizieren", diagnostizierte von Tippelskirch als Ursache für den Einbruch in Westeuropa. "Dabei kann man gar nicht oft genug wiederholen: Es gibt keinen anderen Bodenbelag mit einem vergleichbaren Preis-Leistungs-Verhältnis. Darauf können wir stolz sein." Laminat sei nachhaltig, bestehe zu 80 % aus nachwachsenden Rohstoffen, das sei viel zu wenig bekannt. Genau dort sieht der EPLF-Präsident den Dreh- und Angelpunkt für künftige Aktivitäten: "Ich bin überzeugt, dass wir als Laminatindustrie Antworten auf die Fragen haben werden, die den Kunden bewegen. Wir müssen von anderen Industrien lernen, wie wir unser Produkt besser vermarkten und dessen Pluspunkte mehr herausstellen." Hier wolle der EPLF Hilfestellung leisten. Unter anderem soll eine Marktstudie in Deutschland, Frankreich und Polen die Einstellung des Endverbrauchers zu Laminat eruieren.

Abschließend unterstrich von Tippelskirch die Stärke der Laminatindustrie: "Die Laminatindustrie verfügt über technisches Know-how, Dekorkompetenz und Finanzkraft - damit sind wir für die strategischen Herausforderungen gewappnet." | Claudia Weidt
aus Parkett Magazin 05/19 (Wirtschaft)