Interzum – Messebericht

Neuheiten & Trends


Haustex besuchte ausgewählte Aussteller, um sich dort über die Trends der Matratzenbranche zu informieren.


Vita Group

"Nachhaltigkeit wird wichtiger", stellte Frank van der Velde in Köln fest, Direktor Marketing und Business Bedding. Als Reaktion darauf hat die Vita Group ein nachhaltiges Matratzenkonzept vorgestellt. Die Besonderheit sind einmal die verwendeten Schäume, die auf speziellen Polyolen basieren. Von Covestro bezieht man Polyole, die das Unternehmen aus CO gewonnen hat. Darüber hinaus verwendet man für dieses Konzept Bio-Polyole und Polyole, die aus recycelten Matratzen-Schäumen stammen.

Um die Matratzen nach Gebrauch selbst leicht recyceln zu können, sind die einzelnen Matratzenschichten so konstruiert, dass sie auch ohne Klebstoff miteinander verzahnt und verbunden werden können. Noch handelt es sich um ein Konzept, aber die Serienreife ist laut van der Velde erreicht: "Wir sind theoretisch und technisch in der Lage, die Matratzen zu produzieren." Bei Vita selbst handelt man ebenfalls so weit wie möglich nachhaltig. So werden zum Beispiel sämtliche Verschnitte weiter verarbeitet und unter anderem zu Tiermatratzen verarbeitet.

Zur Vita Group gehört auch Radium Foam mit seinem Vita Talalay Naturlatexschaum. Gemeinsam mit Veldeman hat man das Resleep-Konzept entwickelt. Dafür erhielten beide Unternehmen gemeinsam den Interzum Award "Best of the Best".

Die Besonderheit des Schlafsystems Velda Resleep besteht darin, dass sowohl Bett als auch Matratze vollständig in Einzelteile zerlegt und recycelt werden können. Sämtliche verwendete Rohstoffe wie Vita Talalay Origins wurden mit Blick auf ihre Nachhaltigkeit einerseits und hohen Schlafkomforts andererseits ausgewählt. Das Schlafsystem wird unter Verzicht auf Klebstoffe, Klammern und dergleichen verarbeitet. Die Zerlegbarkeit hat zudem den Vorteil, dass das Produkt auch repariert bzw. wiederhergestellt werden kann, was seine Lebensdauer erhöht. "Wir kombinieren Komfort mit einem Kreislaufprodukt", hebt Ila Farshad hervor, Commercial Director bei Vita Talalay.


Kabelwerk Eupen

Das belgische Unternehmen Kabelwerk Eupen stellte in diesem Jahr wie die meisten Mitbewerber in Halle 11.1 aus, nachdem man sich vor zwei Jahren in Halle 11.2 ziemlich verloren vorkam. Entsprechend zufrieden zeigte sich Pascal Timmerman auf der Messe, Verkaufsleiter des Unternehmens.

Als wichtige Neuheit stellte das Unternehmen auf der Messe das System "à la carte" vor. Auf Wunsch übernimmt man über das Schäumen hinaus weitere Produktionsprozesse für den Kunden, bis hin zur Auslieferung kompletter Matratzen sogar bis zum Endverbraucher. Natürlich schäumt das Kabelwerk und schneidet die Blöcke zu. Darüber hinaus übernimmt man aber auch die komplette Fertigung der einzelnen Matratzen mit dem Kleben und Überziehen der Matratzenbezüge. Anschließend werden die Matratzen verpackt und versandt, an welchen Ort auch immer: an ein Zentrallager, ein Geschäft oder bis zum Endkunden. Wichtig: Die Matratzen entwickelt das Kabelwerk gemeinsam mit seinen Kunden, sodass man nicht aus einer vorgegebenen Produktpalette das mehr oder minder Passende auswählen muss.

Eine weitere Neuheit ist ein neues Raumgewicht bei den Eucavisco-Schäumen mit einer geringen Stauchhärte. Der Eucavisco 3510 weist ein RG von 35 auf und eine Stauchhärte von 1,0 KPA. Das Produkt eignet sich laut Timmerman Dank seiner hohen Atmungsaktivität und sehr offenporigen Zellstruktur besonders für Kopfkissen. Und das Ganze zu einem "sehr interessanten Preis", wie Timmerman hervorhebt. Den Schaum gibt es auch in der Variante 3516, dem gleichen Raumgewicht, aber einer etwas höheren Stauchhärte.

Dritte Neuheit des Kabelwerks ist eine neue Qualität innerhalb der Qualitätsstufe Plus der Eucaselect-Schäume. Der Select 4318 ist ein besonders weicher Schaumstoff mit einem Raumgewicht von 43 und einer Stauchhärte von 1,8 KPA. Dem Unternehmen zufolge eignet sich diese Qualität neben der Verwendung für Topper und Kissen auch als Stützelement im Schulterbereich einer Matratze. Eucaselect-Schäume zeichnen unter anderem sehr enge Toleranzen bei der Stauchhärte aus.


Latexco

Das belgische Unternehmen Latexco hat sich schon lange von der Strategie verabschiedet, ausschließlich Latexschäume für die Matratzenbranche zu produzieren. Vielmehr entwickelte es sich durch die Aufnahme von PU-Schäumen und Federkernen ins Produktprogramm zu einem "one-stop-shop", bei dem die Matratzenbranche also Komponenten für einen Matratzenkern aus einem Haus beziehen kann.

Die Interzum markierte nun eine neue Etappe, denn mit Soul Spring geht das Unternehmen einen Schritt weiter. Dieses Konzept kombiniert die Vorteile von Latex und Taschenfedern in einem Kern. Die Konstruktion umschließt den Taschenfederkern durch eine Box aus Latex. Laut Nathalie Verheye, Gebietsverkaufsleiterin bei Latexco, kann diese Matratze ohne weiteres gepresst und gerollt werden.

Das Interesse war auf der Messe so groß, dass das Konzept auf jeden Fall in Serie gehen wird. Diese Innovation hat die Jury des Interzum Awards überzeugt und Latexco wurde für Soul Spring in der Kategorie Intelligent Material & Design ausgezeichnet.

Diesen Preis erhielten die Belgier außerdem für zwei flammfeste Schäume. Sie sollen den sehr hohen britischen Standard Crib 5 erfüllen, allerdings ohne die Verwendung von Halogen oder Melamin, die mit Gesundheitsrisiken verbunden werden. Stattdessen verwendet das Unternehmen gesundheitlich unbedenkliches, sogenanntes expandierbares Graphit, wie Jan Geeraert erklärte, Betriebsleiter der Schaumproduktion. Es gibt eine flammfeste Variante als Viskoschaum (aerfom FR) und eine als Hypersoftschaum (flofom FR). Durch die Verwendung von Graphit habe der Schaum obendrein eine leicht kühlende Wirkung, versichert Geeraert. Die Kunden seien begeistert, da die beiden neuen Schäume wesentlich besser als herkömmliche, flammfeste Schäume seien, ohne an Funktionalität einzubüßen.

Der Pulse Latex von Latexco ist mittlerweile durch seine besondes positiven Eigenschaften eine Erfolgsgeschichte für das Unternehmen. Das Unternehmen schreibt sie fort mit einem neuen Matratzen-Topper aus Pulse-Latex, der in sieben Zonen perforiert wird, obwohl das Latex weiterhin in einem Endlosverfahren hergestellt wird.


Eurofoam

Auf der vergangenen Interzum stellte Eurofoam seinen neuen Schaum Xdura vor. In diesem Jahr feierte nun mit eNdura eine weitere neue Schaumstoffgeneration ihre Premiere. Er zeichnet sich aus durch eine maximale Luftdurchlässigkeit, was eine hervorragende Klimaregulierung und ein optimales Feuchtigkeitsmanagement gewährleisten soll. Darüber hinaus verspricht das Unternehmen eine hohe Stabilität und Dauerhaltbarkeit. Im Vergleich zu Standard- und Kaltschäumen weise eNdura unter Einwirkung von Feuchtigkeit einen minimalen Härteverlust auf.


Foam Partner

Auf dem Stand von Foam Partner stand das Konzept Tecci.science ganz im Fokus des Besucherinteresses. Diese patentierte, zukunftsorientierte Schlaflösung setzt auf hochentwickelte, multidynamische Schaumstoffe, kombiniert mit Hard- und Software. Sie beeinflusst den Schlaf durch individuell einstellbare, dynamische Festigkeitsänderungen. Gesteuert über eine App erfolgen die Veränderungen sehr sanft und kontinuierlich. "Damit ist die Basis für ein zukunftsweisendes Schlaferlebnis gelegt", erklärte Kerstin Heck vom Vertrieb.

Tecci.science wurde gemeinsam von Dow, FoamPartner und Variowell Development entwickelt. Den Namen führt die intelligente Schlaflösung auf das japanische Wort Teki zurück, was übersetzt "Anpassung" bedeutet. Das innovative Konzept vereint multidynamische Schaumstoffe und eine elektronische Niedervolt- Steuerung, die über eine App reguliert wird. Diese ist mit der Matratze über Bluetooth verbunden.

Dank ihrer thermodynamischen Eigenschaften können die Schaumstoffe ihre Festigkeit ändern. Die Schaumstoff-Elemente sind direkt in die Matratze eingebaut. Äußerlich unterscheidet sich die Tecci.science Matratze also nicht von herkömmlichen Matratzen und kann problemlos ins bestehende Bettsystem integriert werden.

Mit Tecci.science bieten sich für Matratzenhersteller völlig neue Möglichkeiten: Die multidynamischen Elemente können leicht in kundenindividuelle Matratzen eingebaut und mit verschiedensten Schaumstoffen kombiniert werden. Auch die Software ist erweiterbar und gemäß Kundenwunsch programmierbar. So können Matratzen rein durch Software-Updates weiterentwickelt werden.

Mit Tecci.science sind zahlreiche Komfortwünsche realisierbar: persönliche Festigkeitseinstellungen; zeitbezogene Festigkeitsveränderungen zur Schlafbeeinflussung werktags und am Wochenende; ergonomisch sinnvolle und liegepositionsabhängige Festigkeitseinstellungen; smarte Wake-Up-Funktionalität; Power-Nap-Funktionalität und individuelle Festigkeitseinstellung für verschiedene Personen, z.B. in Hotels oder Gästezimmern. Dank seiner digitalen Technologie, so Heck, ist Tecci.science für zukünftige technische Neuerungen gerüstet.


Technogel

Das Unternehmen musste sich mit einem Stand am Rande der Halle 11.1 zufrieden geben. Dennoch war Tobias Vetten nicht unzufrieden mit der Platzierung, da ungeachtet dessen zahlreiche Besucher an seinem Stand vorbeikamen. Bekannt ist Technogel in der Betten-Branche durch die Technogel-Matratzen, aber das Unternehmen bietet das interessante Material auch Unternehmen aus anderen Branchen an, wie Beispielsweise der Sitzmöbel- oder der Schuhindustrie. Ein Produkt, das auch für den Bettenfachhandel als Ergänzungsprodukt interessant sein könnte, ist das neue Travel-Pillow mit Gelpads "inside". Es birgt zwei Anwendungsbereiche in sich, denn es kann einerseits als Nackenstütze verwendet werden, aber auch um den Bauch geschnallt werden, um auf dem Rücken positioniert im Sitzen den Lordosebereich zu unterstützen. In der Entwicklung ist noch eine Schlafbrille, die dank der Geltechnik eine kühlende Wirkung auf den Augenbereich ausüben kann.


Enkev

Dass es auch Alternativen zu Schäumen und Metallfedern in Matratzenkernen gibt, beweist das niederländische Unternehmen Enkev. Die Stärke des Unternehmens sind Naturfasern, wie zum Beispiel Rosshaar, Kokosnussfasern oder Mohair, um nur ein paar zu nennen. Insgesamt hat Enkev 120 unterschiedliche Fasern in seinem Programm.

Mit Labyrinth geht das Unternehmen erstmals einen anderen Weg, ohne ganz seine Firmenphilosophie der nachhaltigen Produkte zu verlassen. Labyrinth gehört zu den 3D-Monofilamenten und ist ein thermoplastisches Elastomer, also eine Kunstfaser, die in einem speziellen Verfahren "chaotisch" zu einer dreidimensionalen Fläche extrudiert wird. Durch seine Sortenreinheit ist es jedoch einfach zu recyceln und kreislauftauglich.

Laut Peter de Jong, International Sales Manager, bietet dieses Produkt für Matratzen hervorragende Eigenschaften. Es speichert keine Feuchtigkeit, vielmehr können Feuchtigkeit und Luft absolut frei innerhalb der Fläche fließen, sodass die Pumpbewegung des liegenden Körpers für eine sehr gute Durchlüftung der Matratze sorgen. Für Bakterien und Milben ist Labyrinth ein feindliches Habitat, sie haben dort keine Chance, sich einzunisten.

Aber auch vom Liegeverhalten bietet das neue Enkev-Produkt ausgezeichnete Eigenschaften. Es ermüdet so gut wie gar nicht und ist punktelastisch. Preislich liegt Labyrinth 100 laut de Jong unter den Kosten für Naturlatex. Außerdem bietet es den Vorteil eines deutlich geringeren Raumgewichtes. Labyrinth 200 ist die noch etwas kostengünstigere Variante, sie besteht statt Thermoplast aus Polyäthylen.

Der Anwendungsbereich von Labyrinth ist vielfältig. Es eignet sich als Innenleben eines Toppers ebenso, wie für eine Matratzenauflage, einen Layer oder auch als Matratzenkern. Die maximale Höhe von Labyrinth beträgt 8,5 Zentimeter. Aber es sei ohne Probleme möglich, mehrere Schichten miteinander zu verbinden.


Bekaert Deslee

Auch bei Bekaert Deslee freut man sich über zwei Interzum Awards. Den begehrten und sehr seltenen Preis Best of the Best erhält das belgische Unternehmen für XCITE. Dabei handelt es sich um einen innovativen Matratzenbezug mit Zonenbelüftung. Der Wechsel von offenen, luftdurchlässigen Bereichen und massiven Zonen bietet eine eine Kombination von optimaler Belüftung und Weichheit, wodurch ein hoher Schlafkomfort erreicht werden soll. "XCITE überzeugt zudem in gestalterischer Hinsicht durch viele verschiedene Muster, die ihren besonderen Charme aus dem Kontrast zwischen perforiertem Stoff und weich anmutenden, voluminöseren Zonen beziehen und auch individuell an Kundenwünsche angepasst werden können", begründet die Jury ihre Auszeichnung. Das Bezugstoff ist vollständig recycelbar.

Für das Konzept Seaqual erhielt das Unternehmen die Auszeichnung "High Product Quality". Bei Seaqual handelt es sich um eine Initiative, die sich der Reinigung der Weltmeere von Plastik und anderem Müll verschrieben hat. Bekaert Deslee beteiligt sich daran, indem es rund 1.500 Fischer dafür bezahlt, dass sie Müll im Meer sammeln und an Land bringen - pro Tag eine Tonne. Das darin enthaltene Plastik wird in mehreren Schritten zu neuen Garnen hochgecycelt, die das Unternehmen zur Produktion von Matratzen-Textilien verwendet.

Auf dem Stand war außerdem die neue Moments-Kollektion zu sehen. Sie widmet sich den verschiedenen Situationen und Stimmungen, die sich einem im Leben bieten - transferiert auf Matratzenbezüge.


Love Home Fabrics

Seit 2017 vereinen sich unter der Unternehmensgruppe Love Home Fabrics elf Marken, die Textilien und andere Materialien für die Inneneinrichtung anbieten. Dazu zählen unter anderem das Frottier-Unternehmen Jules Clarysse, die Gewebe-Produzenten Monks und Pieters Textils sowie das Latex-Unternehmen Artilat.

Auf der Heimtextil hat Love Home Fabrics den Messestand ganz dem Thema Nachhaltigkeit gewidmet, dem sich die elf Konzern-Marken unter dem Namen Act for Home Textiles verschrieben haben. Alle Unternehmen zeigten bereits etablierte und neue Stoffe, die recycelt werden können und/oder aus recycelten und hochgecycelten Materialien bestehen. "Unser größter Vorteil ist, dass unsere Unternehmensgruppe jeden Produktionsschritt im eigenen Haus hat", erklärte Gregory Tack, CEO bei Ter Molst und Mitglied der Inhaber-Familie von Love Home Fabrics. Die Bemühungen tragen nach eigenen Angaben Früchte. So spart die Gruppe pro Jahr 4.000 Tonnen CO-Emission und 25 Mio. Liter Wasser ein. Außerdem bereitet man in der eigenen Anlage pro Jahr 150 Mio. Liter Brauchwasser auf.

Zu den Act for Home Textiles zählt zum Beispiel die Stoffkollektion Viva Life von Ter Molst. Sie besteht aus hochgecycelten Materialien. Bei Pieters Textiel zählt die Kollektion L.E.A.F. dazu, bestehend aus Stoffen, die aus recycelten oder hochgecycelten Materialien stammen. Artilat führ Mayan Green in seinem Sortiment, Latex-Schäume aus 100 Prozent Naturlatex. Der Frottierspezialist Clarysse bietet mit der Marke C2C Cradle-to-Cradle-Handtücher an, die komplett recycelt werden können. Towel 2 von Clarysse besteht zu 50 Prozent aus recyceltem Material, zum Beispiel aus Denim-Stoffen. Auf 1.000 dieser Handtücher kommt Firmenangaben zufolge eine Ersparnis von etwa 14 Mio. Liter Wasser und gut 400 kg CO-Emission.


Innofa

Trotz der vorhandenen Unruhe im Matratzen-Sektor verspürte Job Dröge, Mitinhaber des niederländischen Strickers Innofa, eine Messe voller Energie in Köln. Das Unternehmen stellte in diesem Jahr an anderer Stelle in Halle 11.1 aus und war mitten im Geschehen der Halle. "Diese Fläche ist für uns viel besser und wir hatten während der Messe gut zu tun", freute sich Dröge über den Erfolg des Unternehmens.

Auch Innofa spürt den Einfluss der Internet-Händler im Matratzen-Sektor und stellt sich auf deren besondere Wünsche in der Produktpalette ein. So bietet man verstärkt leicht farbige Bezugstoffe an. Außerdem bietet das Unternehmen nun auch komplett konfektionierte Matratzen-Bezüge an. Die Konfektion erfolgt allerdings durch europäische Partnerbetriebe. "Wir müssen uns der Nachfrage anpassen", erklärt der Firmenchef. Ein weiterer Trend scheint eine steigende Nachfrage nach nicht versteppten Bezügen zu sein, beobachtet Dröge.


Bodet & Horst Textiles

Bekanntlich musste das Unternehmen Bodet & Horst mit Sitz in Elterlein Insolvenz beantragen. Die Liquidierung des Unternehmens laufe derzeit, teilte Gerd-Hermann Horst auf der Interzum mit. Vor der Insolvenz retten konnte er jedoch die vor rund zehn Jahren gegründete chinesische Tochtergesellschaft Bodet & Horst Textiles, die Horst nach eigenen Angaben zu 100 Prozent gehört. Mit ihr dreht er nun ein wesentlich kleineres Rad als mit der deutschen Gesellschaft. "Da ich Aufträge nur noch containerweise annehme, reduziert sich die Zahl der potenziellen Kunden automatisch", stellte Horst fest. Die Lieferzeit betrage zwischen acht und neun Wochen, einer Frist, mit der er sich durchaus mit europäischen Lieferanten vergleichen könne. Im Gegenteil: "Die Lieferung läuft schneller als früher aus der Slowakei, und das in einer 1A-Qualität. Unser Preis-Leistungsverhältnis ist wirklich gut", betont der Firmenchef. Die Produktion befindet sich in Jiaxing, rund eine Fahrstunde von Shanghai entfernt. Der Vorteil des Standortes: In unmittelbarer Nachbarschaft findet Horst zahlreiche Zulieferer, sodass die Produktion reibungslos laufen kann. Und die Auslastung des Betriebes sei wirklich gut: Die Produktion laufe in vier Schichten an sieben Tagen in der Woche.


Agro

Der Name Agro steht für umfassende Kompetenzen im Bereich der Entwicklung und Produktion hochwertiger Federkerne sowie des Service für die Matratzen- und Polstermöbelindustrie. Neben dem Kernprodukt der Agro International, den qualitativ hochwertigen Federkernen, bieten die räumlich angrenzenden Schwesterunternehmen Agro Steel Wire und Agro Tooling Systems mittlerweile unterstützende Leistungen im Bereich der Drahtherstellung sowie der Herstellung von Maschinen-Ersatzteilen an.

Im Mittelpunkt des Agro-Standes auf der Interzum stand das neue Produkt A.POC Relax Guard. Bei diesem Taschenfederkern-System verzichtet man auf den häufig üblichen Schaumrand in der Matratze, die Matratze besteht zu 100 Prozent aus Federkernen. Der feste Außenrand hält den Schlafenden im zentralen Liegebereich, was ein besonders erholsames Schlaferlebnis ermöglichen soll. Darüber hinaus unterstützen die festen äußeren Federn die stark beanspruchte Sitzkante und garantieren dauerhaft hohen Komfort.

Relax Guard gibt es in zwei Varianten. Bei der Variante 1 sorgen ineinander verwobene Federn unterschiedlicher Festigkeit für einen sanften Übergang von außen nach innen. Variante 2 bietet optisch klar abgegrenzte Seitenränder mit hoher Federdichte. Kleine Randfedern bewirken eine besonders gerade Außenkante.

Die neue Konstruktion hat den weiteren Vorteil einer hohen Kantenstabilität ohne den häufig verwendeten Bandstahlrahmen. Mit dem "fullsize" Federkern minimiert der Matratzenanbieter außerdem die Materialienvielfalt, was die spätere Entsorgung dank der besseren Recycelbarkeit erleichtert.


Leggett&Platt

Auf der Interzum zeigte der Federkern-Spezialist Leggett&Platt einige Neuheiten im Federkern-Bereich. Wie zuvor in der Haustex gemeldet, gehören dazu die drei neuen TFK-Produkte der Active Edge Reihe: Caliber Edge, Quantum Edge und Quantum Edge Elite ersetzen die normal notwendigen Schaumstreifen durch eine Umrandung aus härteren Federn und bieten eine dynamische und dauerhafte Unterstützung in diesem Bereich. NanoCoil ist ein ultra-niedriger Tablet-Federkern mit einer großen Anzahl an Federn ohne die Verwendung von Klebstoff. Jo3y stellt eine weitere Verbesserung bei der Feder-in-Feder-Technologie dar. Bei dieser neuen progressiven Federtechnologie werden drei Federn in einer Tasche verarbeitet. Der Effekt: Die zwei unterschiedlichen hohen Federn innerhalb einer größeren Feder bewirken eine noch bessere Anpassung an jede Körperform, jedes Gewicht. Neben CC3 als neuem Endlosfederkern-Produkt, präsentierte L&P außerdem Bloom, einen niedrigen TFK mit besonderem Taschenmaterial, der einen speziellen Komfort mit Visco-Effekt bietet.

Die Neuheit auf der Messe war jedoch die Nachricht, dass Leggett&Platt für seine Kunden nun auch komplette Matratzen als Mehrwert-Service-Partner für seine Kunden produziert. Die konfektionierten Bezüge bezieht das Unternehmen dazu von bevorzugten Zulieferern. Alle Matratzen werden kompakt und kostengünstig ausschließlich als gerollte "Bed-in-Box" Version geliefert.

Martin Lill, Sales Manager bei L&P, betont, dass sein Unternehmen komplette Matratzen lediglich im B2B-Geschäft absetzen wird. L&P beabsichtigt nicht Matratzen im B2C-Sektor mit eigener Marke anzubieten. Die zunehmende Nachfrage von E-Commerce-Anbietern von Matratzen nach fertigen, gerollten Produkten mit Federkernen erfordere es allerdings, dass sich L&P auch auf die Wünsche und Anforderungen dieser Anbieter einstellt. L&P in Kroatien und die internationalen Test- und Entwicklungs-Center (Leggett Labs), sowie die L&P Marketing Abteilung bieten den Kunden ein komplettes Paket inklusive Produktentwicklung, Herstellung, Auslieferung und, wenn gewünscht, auch im Namen des Kunden die Lieferung an den Endverbraucher an.


Goodside

Mit seinem Tochterunternehmen Schultz Schlafkultur ist die OKE-Gruppe im Markt der Fiberglas-Unterfederungen im B2C-Bereich unterwegs. Aber auch andere Unternehmen sollen in den Genuss dieser fortschrittlichen Unterfederungs-Technologie kommen. Daher stellte Goodside auf der Interzum aus.

Eine Neuheit im Schlafbereich, die dort vorgestellt wurde, ist die Unterfederung Softcover. Dabei werden die klassischen Goodside-Federleisten mit einem weichen FoamFlex kombiniert, die seitlich auf die Leisten aufgeclippt werden. Der Vorteil: Die Unterfederung bietet noch mehr Federkomfort und eine ebene Oberfläche als Matratzenauflage. Speziell bei dünnen und weichen Matratzen kommt der Komfort zum Tragen. Und das Einschneiden der Federleisten in die Matratze wird verhindert.

Außerdem beschreitet Goodside mit Planets nun auch den Bereich der aufgelösten Unterfederung. Die Basis ist die Goodside-Federleiste. Auf jeweils zwei Federleisten ist ein Federelement geclipst. Goodside verspricht eine einzigartige Lagerung, die kein anderes System mit Einzelmodulen bieten soll. Entwickelt wurde Planets laut Geschäftsführer Denis Tillner für weiche Matratzen mit geringer Höhe oder mit einem hohen viskoelastischen Anteil. Generell sind die Goodside-Unterfederungen darauf ausgelegt, dass der Liegekomfort mehr aus der Unterfederung als aus der Matratze kommen soll.

Aber auch Goodside widmet seine Entwicklungsarbeit dem Thema Nachhaltigkeit. Die Goodside-Federleisten sind 100 Prozent recycelbar und können wiederverwendet werden. Darüber hinaus hat das Unternehmen unter dem Namen Eco Line ein cradle-to-cradle-Bettkonzept entwickelt. Das Bettgestell besteht aus recyceltem Bauholz, ein Hanfgurt hält die Leisten. Das geschäumte Inlay und der thermoplastische Mantel der Leisten werden wiederum aus recyceltem Material hergestellt. Es fällt bei der Herstellung von Folien an und wird regranuliert. Alternativ verwendet das Unternehmen Recyclat aus Haushaltsabfällen.


Octo Actuators

Das Unternehmen aus dem baden-württembergischen Grünsfeld bringt Leben in die Unterfederung durch diverse fortschrittliche Motorisierungslösungen. Auf der Interzum wartete das Unternehmen mit einigen Neuheiten auf.

Wie Johannes Schneider berichtet, Geschäftsführer und für die technische Weiterentwicklung bei Octo zuständig, ist das Thema Internet-Händler und Versandlösungen von Unterfederungen selbstverständlich auch bei Octo angekommen. Mit "ToGo" bietet man eine Motorisierung (mit einem oder zwei Motoren), die problemlos unter einem in der Mitte klappbaren Rahmen montiert werden kann. Dank der Flachheit des Octo-Motors bildet die Versandeinheit ein "handliches Paket", wie Schneider es beschreibt.

Natürlich sieht man auch bei Octo in die Zukunft und widmet sich der Frage des Recyclings von Schlafsystem-Komponenten. Mit Natural bietet das Unternehmen eine Motorisierung an, deren Gehäuse aus farblosem Polypropylen besteht. Dadurch ist es nach Gebrauch und Entsorgung zu 100 Prozent recycelbar. Bislang gibt es Gehäuse üblicherweise in schwarz, die das Recycling unnötig verkomplizieren.

Mit eMotion liefert Octo eine Motorisierung, die in die Matratze integriert ist. Von außen weist optisch nichts darauf hin, dass diese Matratze einfach in einen herkömmlichen Bettrahmen eingelegt werden kann und dennoch verstellbar ist. Auch diese Matratze ist klappbar und dadurch leicht transportierbar. Schneider lässt durchblicken, dass Internet-Händler sich dieses Produkt mit großem Interesse haben erklären lassen. Es sei somit zu erwarten, dass eines nicht allzu fernen Tages auch Matratzen mit Motorisierung zu relativ günstigem Preis im Internet angeboten werden.

Weiterhin ein Thema sind im Handel Boxspring-Betten. Auch ihnen bietet Octo mit O-Box eine Motorisierung der Sonderklasse an: flach, kompakt, leicht montierbar, dennoch äußerst robust bei der Hubkraft.

Schneider betont, dass Octo lediglich die Motorisierungen für die Unterfederungen seiner Kunden liefert. Um sicher zu gehen, dass deren Produkte im alltäglichen Gebrauch im Zusammenspiel mit den Octo-Komponenten zu keinerlei Beanstandungen führen, testet das Unternehmen die Prototypen seiner Kunden vor der Serienfertigung auf Herz und Nieren und gibt sie erst frei zur Serie, wenn die Lebensdauer der Neuentwicklung gewährleistet ist.


Hartmann Kunstoff-Technik

Seit über 35 Jahren setzt Hartmann Kunststofftechnik als Zulieferer für die Betten- und Lattenrostindustrie Maßstäbe im Bereich des gesunden Schlafens. In Zusammenarbeit mit anerkannten Orthopädie- und Anatomiefachleuten sorgt Hartmann für eine innovative Schlafkultur. Laut Geschäftsführer Jörg Hartmann war die diesjährige Interzum für das Unternehmen deutlich besser als die Vorgänger-Veranstaltung 2017. Er führt das auf die aktuelle, schwierige Situation im Markt zurück. Um sich zu profilieren, suchen die Produzenten von Schlafsystemen und Matratzen Innovationen, mit denen man sich vom Wettbewerb absetzen kann.

Hartmann bietet dafür unter anderem den metallfreien Taschenfederkern an, den Kunststoff-TFK KT 1. Er besteht aus hunderten von patentierten Kunststofffedern, die unter Vorspannung in Vliestaschen eingeschweißt werden. Das Produkt hatte Hartmann schon vor zwei Jahren vorgestellt, aber inzwischen ist es durch Modifikationen in der Langlebigkeit weiter verbessert worden. Unter anderem ist die einzelne Feder etwas höher als zuvor. Viele Matratzenproduzenten suchen eine metallfreie Alternative beim Federkern und kommen daher zu Hartmann, berichtete der Geschäftsführer.

Verbesserungen gibt es auch beim innovativen Interaktivsystem. Die auf die Federelemente wirkenden Kräfte werden dort nicht nur vertikal vom Federelement abgefedert, sondern auch horizontal an die benachbarten Federelemente weitergeleitet. Dadurch passt sich das System jedem Körper und Schlaftyp optimal an. Jetzt gibt es dieses System auch mit Tellerfedern, wodurch eine noch bessere Punktelastizität erreicht wird.

Als Neuheit zeigte Hartmann in Köln eine neue Lösung für eine Schulterabsenkung in der Unterfederung, die mit einer zusätzlichen Kopfabstützung kombiniert ist.


Den nächsten Blick in die Zukunft der Matratzen-Branche bietet die Interzum 2021. Sie findet statt vom 4. bis 7. Mai.
aus Haustex 06/19 (Wirtschaft)