Kiesel: Fußböden effizient renovieren

"Die Wiederaufnahme gehört schon in der Verlegeplanung berücksichtigt"

Entkoppelung und Rissüberbrückung im Fußbodenaufbau; einfaches Rausreißen der Altbeläge im Renovierungsfall - vieles spricht für den Einbau von Wiederaufnahmesystemen. Bei Kiesel sieht man das Potenzial dieses innovativen Verlegezubehörs noch längst nicht als ausgeschöpft an. Gerade auch angesichts immer stärker haftender Klebstoffe.

Mit dem Wiederaufnahmesystem Okalift-Superchange bietet Kiesel Bauchemie eine Sonderkonstruktion mit langfristigem Nutzwert: Bei Renovierungen vereinfacht das zweilagige, hochfeste Polyester-Gewebe den Ausbau erheblich. Darüber hinaus fungiert das als Rollenware gelieferte Produkt, auf dem alle Bodenbelagsarten fest verlegt werden können, im Fußboden-Aufbau als Rissüberbrückung und Entkoppelung. Warum Bauherren mit der Investition in ein Wiederaufnahmesystem unter dem Strich profitieren und wie Parkettleger mit dem Angebot ihr Leistungsspektrum erweitern können, erläuterten Dr. Matthias Hirsch (Technischer Geschäftsführer), Marcus Lippert (Vertriebsleiter DACH) und Thomas Schaffer (Anwendungstechniker Fußbodentechnik und Parkett) im Gespräch mit Parkett Magazin.

Wenn sich ein Bauherr für den Einbau eines Wiederaufnahmesystems entscheidet, bedeutet das zunächst einmal Mehrkosten. Wie bei anderen Verlegeleistungen auch, rechnet sich die Investition über den Zusatznutzen. Wem empfehlen Sie Okalift-Superchange?
Marcus Lippert: Grundsätzlich profitiert jeder Bauherr von Okalift-Superchange, wenn ein Bodenbelag später wieder herausgerissen werden soll. Privatkunden fällt es zugegebenermaßen nicht leicht, schon bei der Neuverlegung eine Lösung zu kaufen, von der sie erst bei der nächsten Renovierungen profitieren. Den Haupteinsatzbereich sehen wir daher im Objektbereich - bei Umgestaltungen im Ladenbau und in der Hotellerie, wo Fußböden öfter und schneller gewechselt werden.

Mit welchen Einsparungen kann beim Ausbau eines Altparketts gerechnet werden?

Marcus Lippert: Einen mit SMP-Klebstoff vollflächig geklebten Parkettboden wieder rauszureißen, kostet 30 bis 35 EUR pro m2, mit einem Wiederaufnahmesystem kostet es 20 EUR pro m2. Die Zeitersparnis ist erheblich - und das ist auch angesichts des Handwerkermangels auf den Baustellen ein wichtiger Aspekt: In einer größeren Wohnung oder in einem Einfamilienwohnhaus sind zwei Mitarbeiter schnell vier Tage mit dem Rausreißen der Altbeläge beschäftigt - mit einem Wiederaufnahmesystem ist die gleiche Arbeit in vier Stunden komplett erledigt. Deshalb gehört die Wiederaufnahme im Grunde schon in der Planung einer Fußbodenverlegung berücksichtigt. Große Bauträger wissen das auch.

Dr. Matthias Hirsch: Im Grunde war Kiesel mit der Entwicklung und Einführung des Okalift-Superchange-Systems seiner Zeit voraus. Denn die Frage, wie fest geklebte Bodenbeläge später wieder entfernt werden können, gewinnt mit Einsatz moderner Klebstoff-Technologien signifikant an Bedeutung: Die neuen Klebstoffe bleiben dauerhaft leicht elastisch, d.h. sie werden nicht spröde und lassen sich entsprechend schwer entfernen.

Für Parkett ist SMP-Klebstoff der allerbeste Kompromiss - er macht die Bewegungen des Holzes mit, dadurch kommt es zu weniger Reklamationen. Zudem reagiert der Klebstoff chemisch mit dem Holz, verhaftet sich mit den Holzfasern ebenso wie mit Silikaten an den Untergrund, während ältere Klebstofftypen nur mechanisch anhafteten. Das funktioniert heute sehr sicher, bedeutet in der Folge aber auch bei Bodenbelagswechseln höheren Aufwand.

Marcus Lippert: SMP-Klebstoffe bekommt der Parkettleger mit seinem gängigen Maschinenpark nicht ohne weiteres wieder heraus. Die Adhäsion zum Untergrund ist bei diesen Produkten so extrem, dass man dafür schweres Gerät benötigt. Das bedeutet nicht nur harte Knochenarbeit, sondern auch Lärm, Staub und Schmutz. Das ist mit einem Wiederaufnahmesystem sehr viel einfacher und bringt weder Staub noch irgendwelchen Schmutz mit sich. Die beiden aufeinanderliegenden Bahnen sind an Verknüpfungspunkten mit einer Jacquard-Webtechnik fein miteinander verwebt, die Fäden werden einfach gekappt, schon kann man die Gewebebahnen zusammenrollen und entsorgen.

Wie verhält sich das Gewebe im Fußboden-Aufbau?

Marcus Lippert: Wir verwenden ein stabiles Hochleistungsgewebe, das alle Spannungen zuverlässig mitmacht und auch auf Dauer einwandfrei in der Funktion ist - das Material wird weder spröde noch verklebt es. Deshalb hat es auch seinen Preis. Das gleiche Polyestergewebe wird übrigens in PKW-Airbags verbaut - diese Erfahrung, Sicherheit und Langlebigkeit konnten wir in die Entwicklung unseres Systems einbringen.

Matthias Hirsch: Ein weiterer Vorteil des doppellagigen Gewebes ist seine entkoppelnde Wirkung. In Altbauten mit marodem Estrich besteht die Möglichkeit, eine Entkopplung zu erzeugen. Zudem lässt sich das Gewebe komplett unter verschiedenen Bodenbelagstypen verlegen - auch unter Fliesen auf Böden und an Wänden.

Darüber hinaus bewirken die nur punktuell miteinander verbundenen Bahnen eine Rissüberbrückung - von bis zu 4 mm bei verfugten Fliesen. Somit bringen wir mit dem Gewebe 4 mm Rissüberbrückung und eine Entkoppelung zusätzlich in den Bodenaufbau ein. Das bedeutet ein deutliches Plus an Sicherheit im Aufbau.

Thomas Schaffer: Auch der Untergrund spielt natürlich eine Rolle. Jeder Bodenbelagstyp kann beispielsweise auch von Trockenestrichen in Verbindung mit Fußbodenheizung wieder entfernt werden. Ebenso wie von Gipskartonplatten an Wänden, die sonst zerstört würden. Mit dem Wiederaufnahmesystem lässt sich der Unterboden in solchen Fällen erhalten. Außerdem ist das Gewebe als ideales Sanierungsprodukt auch für Fußbodenheizung geeignet.

Was gibt es speziell bei Parkettverlegungen zu beachten?

Thomas Schaffer: Es kommt immer auf das Material an. So kann Dreischichtparkett direkt auf das Wiederaufnahmesystem geklebt werden. Zweischichtparkett sowie Mosaikparkett in Würfelmuster und Fischgrät müssen hingegen vorher gespachtelt werden. Der Verleger kann auf das Material ganz normal zementär spachteln, wie auf anderen Untergründen auch. Hierzu werden der Universalspachtelmasse Servoplan Ki 1 die Kiesel Armierungsfasern zugegeben.

Wie unterstützt Kiesel Parkettleger in der Kundenberatung für das Wiederaufnahmesystem?

Marcus Lippert: Wir präsentieren Okalift-Superchange auf unterschiedlichsten Branchenveranstaltungen und geben Handwerksbetriebe Broschüren und Mustermaterialien zum Thema an die Hand. Ferner stellen wir Anwendungsvideos zur Verfügung. Beschäftigt sich ein Verlegebetrieb erst einmal mit dem System und bietet es seinen Kunden in der Verlegeleistung konsequent an, findet es auch Akzeptanz - und der Handwerker kann damit gutes Geld verdienen. | Das Gespräch führte Imke Laurinat
aus Parkett Magazin 04/19 (Wirtschaft)