5 Fragen an Dieter Kuhlenkamp – Geschäftsführer BEB, BVPF und BFG Estrich und Belag

"Verbände profitieren besonders von Ehrenamtsträgern"


Gleich drei Handwerksverbände vertritt Dieter Kuhlenkamp seit 2018 als Geschäftsführer: den Bundesverband Estrich und Belag (BEB), den Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik (BVPF) sowie die Bundesfachgruppe Estrich und Belag im ZDB. FussbodenTechnik befragte ihn beim Redaktionsbesuch in Hamburg nach einem Zwischenfazit seiner bisherigen Tätigkeit und nach aktuellen Herausforderungen.


FussbodenTechnik: Herr Kuhlenkamp, wie fällt Ihre erste Bilanz als Geschäftsführer von drei zentralen Branchenverbänden aus?

Dieter Kuhlenkamp: Meine erste Bilanz fällt positiv aus. Man kann mit den Ehrenamtsträgern der Verbände sehr gut zusammenarbeiten. Der Bundesverband Estrich und Belag (BEB) zeichnet sich dadurch aus, dass sich zahlreiche Ehrenamtsträger in die Erstellung von Merkblättern einbringen und sich mit den aktuell aufkommenden technischen Fragestellungen befassen. Das gefällt mir gut. Der Kontakt mit den Obleuten - beispielsweise bei der BEB-Obleute-Tagung - war sehr angenehm.

Ich begrüße außerdem, dass sich ein Arbeitskreis Merkblattsammlung - in dem die unterschiedlichen Verbände und Organisationen vertreten sind - die Merkblätter im Bereich Estrich und Bodenbelag herausgeben, darum bemüht, die zahlreichen Merkblätter inhaltlich aufeinander abzustimmen und zusammenzufassen. Die Federführung hat dabei die Bundesfachgruppe Estrich und Belag im ZDB. Bei den Parkett- und Bodenlegern im Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik (BVPF) gibt es Fachgruppen, die sich ebenfalls durch starkes ehrenamtliches Engagement auszeichnen.

FT: Was sind die aktuellen Herausforderungen in beiden Verbänden?

Kuhlenkamp: Da fällt mir spontan das Thema Belegreife ein, aber genauso gilt das für die Fokussierung auf die Berufsausbildung von Nachwuchs-Handwerkern. Unsere Verbände engagieren sich in der Ausbildungsinitiative "Das ist Bodenhandwerk", die ich sehr begrüße. Wir müssen uns stärker mit der Nachwuchsgewinnung beschäftigen. Darum ist der Bundesleistungswettbewerb der Parkett- und Bodenleger auch sehr wertvoll. Ich bin davon überzeugt, dass dieser Wettbewerb einen wichtigen Beitrag zur Nachwuchswerbung leistet.

Die Estrichleger sind mittlerweile in die Ausbildungsinitiative "Das ist Bodenhandwerk" voll integriert. Es ist insgesamt in den Bauberufen schwierig, Nachwuchs zu gewinnen. Wir unterstützen deshalb die gewerkeübergreifenden Anstrengungen, die Berufe für die Jugendlichen transparenter, vor allem attraktiver darzustellen.

FT: Ist es für den ZDB nicht auch eine zentrale Aufgabe, sich mit dem Thema Ausbildung zu beschäftigen?

Kuhlenkamp: Ja, das ist korrekt und der ZDB ist hier sehr aktiv. So verfügt der ZDB über ein Nationalteam mit den unterschiedlichen Bauberufen. Die Berufswettbewerbe bieten gute Möglichkeiten, auf die Berufe aufmerksam zu machen. Was mir auch wichtig ist, sind die europäischen oder internationalen Berufswettbewerbe, die alle zwei Jahre im Wechsel stattfinden. Wir hatten 2013 den internationalen Berufswettbewerb in Leipzig - das war eine tolle Sache. Teilnehmer aus 51 Ländern sind in 46 Berufen in einem Wettkampf gegeneinander angetreten. Die deutschen Teilnehmer aus den Bauberufen bereiten wir für diese Wettkämpfe beispielsweise in unserem Nationalteam des Deutschen Baugewerbes vor.

FT: Beim BVPF ist die Innungsreform ein großes Thema, zu der es auch eine Online-Umfrage (www.mitmach-innung.de) gibt. Geht das Projekt voran?

Kuhlenkamp: Obermeister Peter Fendt hat in der letzten Vorstandssitzung berichtet, dass die Online-Umfrage über 300 Rückmeldungen ergeben hat, die vorwiegend aus den Innungen kamen. An der Auswertung der Ergebnisse wird derzeit gearbeitet. Bei der Gemeinschaftstagung Estrich - Parkett - Belag in Bad Brückenau wird es dazu einen aktuellen Bericht geben.

FT: Dadurch, dass die Geschäftsführung der Verbände jetzt in Berlin beheimatet ist, hat man sich von der Nähe zur Politik Vorteile erhofft. Sind die Erwartungen erfüllt worden?

Kuhlenkamp: Ja, gerade die Bemühung um die Wiedereinführung der Meisterpflicht ist ein gutes Beispiel dafür. Als ZDB sind neben den Estrichlegern zwei weitere Fachgruppen daran beteiligt und so haben wir die Parkettleger mit ins Boot genommen. In Berlin gibt es außerdem die Nähe zum Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Dies ist vor allem wichtig in Fragen der Berufsbildung. Derzeit stehen zwei Themen auf der Agenda: Die Fortbildung zum Restaurator im Handwerk, den es auch im Parkettleger-Handwerk gibt, und die Novellierung der Meisterprüfungsverordnung im Parkettleger-Handwerk.

Bei der Normungsarbeit und der bauordnungsrechtlichen Entwicklung sind wir in der Hauptstadt ebenfalls sehr aktiv. Über das Deutsche Institut für Bautechnik ist die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVVTB) veröffentlicht worden, zu der wir gemeinsam mit unseren Verbänden Stellung nehmen. Da ist jetzt eine Nähe gegeben, die vorher nicht vorhanden war.


Dieter Kuhlenkamp- zur Person

Dieter Kuhlenkamp (61) ist Geschäftsführer des Bundesverbands Estrich und Belag (BEB), des Bundesverbands Parkett und Fußbodentechnik (BVPF), ein Jahr länger zusätzlich Geschäftsführer der Bundesfachgruppe Estrich und Belag im ZDB. Damit ist der Berliner für die Interessen der Gewerke Estrichleger und Parkettleger zuständig. Zusätzlich engagiert er sich in Berlin für Energieeffizienz im Gebäudebereich sowie für den Arbeitsschutz bei der TRGS 519 Asbest und staubminimierendes Arbeiten.
aus FussbodenTechnik 03/19 (Wirtschaft)