Toucan-T

Immer im Büro


Das Büro-Segment ist die Domäne des Teppichbodenherstellers Toucan-T. Mit einer neuen, außergewöhnlich fein arbeitenden Tufting-Maschine weiten die Krefelder ihre Teppichfliesen-Kompetenz aus.

Der Teppichboden erlebt besonders in den letzten Jahren stürmische Zeiten. Das Handelsgeschäft fällt ins Bodenlose. Der Absatz im Objektgeschäft steigt zwar; doch der Marktdruck nimmt von Jahr zu Jahr zu, denn alle Hersteller, die sich das Projektgeschäft zutrauen, versuchen dort immer stärker Fuß zu fassen.

Oliver Loskant und Ivo Milicevic sind in diesem Geschäft zuhause. Der Geschäftsführer und der Vertriebsdirektor von Teppichbodenhersteller Toucan-T heben auf die Frage nach dem wachsenden Marktdruck unbeeindruckt und durchaus selbstbewusst die Schultern. Ja, der Markt habe sich schon verändert. Ansprechpartner seien heute nicht mehr nur Architekten und Investoren, sondern auch Bauphysiker, Kreative, Statiker und Mieter. Und während in der Vergangenheit die textile Bahnenware eine dominante Rolle gespielt hat, komme heute der Hauptwettbewerb stärker aus Richtung Teppichfliese. "Der Druck im Markt war aber schon immer da", sagt Milicevic.

Der 52-Jährige arbeitet seit fast einem viertel Jahrhundert für den auf das Büro-Segment spezialisierten Produzenten in Krefeld, der heute mit 80 Mitarbeitern rund 23 Mio. EUR umsetzt. Darunter befinden sich zehn fest angestellte Außendienstmitarbeiter, die bei Toucan-T Fachberater heißen. Sie haben die Aufgabe, bundesweit "nah dran" zu sein an den Entscheidern und ihren Projekten.

Zielgruppe Nr. 1: Architekten und Investoren

Das sei von jeher eine anspruchsvolle und zeitintensive Vertriebsarbeit, sagt Milicevic. Marktinformationen müssen beschafft und analysiert, Ansprechpartner identifiziert, Vertrauen aufgebaut, Projekte passend bemustert, betreut sowie flexibel und gleichzeitig professionell zum Abschluss gebracht werden.

Dies könnten tendenziell immer weniger Teppichbodenhersteller, denn dafür müssten einige wesentliche Voraussetzungen erfüllt sein. "Die Toucan gehört zu diesem Kreis, weil wir erfahren sind, professionell arbeiten und uns auf das Büro-Segment hoch spezialisiert haben. Das honorieren unsere Kunden", beschreibt der 45-jährige Loskant.

Diese Kunden, die tatsächlichen Projektentscheider, erwarten deswegen nicht nur einen hochwertigen textilen Bodenbelag, der vielfältige und auch außergewöhnliche Gestaltungs- und Designmöglichkeiten bietet. Auch die Mitarbeiter müssten ein dementsprechend niveauvolles Auftreten haben und echte Experten auf ihrem Gebiet sein. Abgerundet werde das Profil der Krefelder mit einer verlässlichen Produktion sowie professioneller organisatorischer und logistischer Abwicklung der gewonnenen Projekte.

Hohe Lieferfähigkeit

Letzteres sei besonders wichtig. Großprojekte mit vielen Tausend Quadratmetern seien zwar oftmals über einen längeren Zeitraum zu betreuen. Doch nicht selten änderten Architekten und Bauherren wenige Wochen vor der geplanten Lieferung die vereinbarten Produkte, Farben, Dessins oder Mengen - bei unverändertem Lieferdatum. "Dann zeigt sich, ob unsere Organisation belastbar ist", sagt Milicevic.

In der Regel gelinge es Toucan-T, die Wünsche der Kunden zu erfüllen - auch kurzfristig. Dazu trägt erstens bei, dass die Verantwortlichen eine branchenweit oft gelobte Lieferfähigkeit samt Baustellenfeinlogistik aus ihrem Lager am Unternehmensstandort betreiben. Dort sind durchschnittlich 13.000 Rollen ständig verfügbar.

Zweitens: Es besteht direkter Zugriff auf Entwicklung und Produktion. Im eigenen Designcenter in Krefeld wird alles entworfen, designt und dann auf sieben Anlagen selbst in 4 m Breite getuftet - mit einem Schwerpunkt auf strukturierter Schlingenware und ausschließlich mit Polyamid 6- und 6.6-Garnen.

Stückfärber garantieren Farbvielfalt

Toucan-T nimmt selbstverständlich wahr, dass solution-dyed Garne immer beliebter werden. Die Krefelder setzen aber stark auf Stückfärber, weil ihre Zielgruppe eine große und vor allem individuelle Farbauswahl verlangt, um die eigenen kreativen Ideen vor allem in Großprojekten ohne Einschränkungen umsetzen zu können. "Unsere Kunden verlassen sich darauf, dass sie mit unserem Sortiment spezielle Sachen machen können", erklärt Loskant.

"Wir haben unser Produkt zu 100 % im Griff, können die Qualität beständig hochhalten, alles flexibel steuern und auf die einzelnen Projekte ausrichten. Das ist im Objekt sehr wichtig. Wer Qualitätsprobleme hat, kann sich in diesem Geschäft nicht halten", betont der Geschäftsführer.

Verarbeiter-Netzwerk

Toucan-T kann nach eigener Aussage auch bei der Verarbeitung seiner Produkte ein hohes Niveau vorhalten. "Wir haben einen guten Draht zu rund 70 Verlegern und Objekteuren in Deutschland, von denen wir wissen, dass sie gut organisiert sind, fachlich eine super Qualifikation haben und auch wirtschaftlich auf sicheren Füßen sind. Dieses Netzwerk pflegen wir und empfehlen es auch unseren Kunden", erklärt Milicevic.

Die Zusammenarbeit mit dem deutschen Großhandel ist hingegen weniger stark ausgeprägt, sagt Geschäftsführer Loskant. Die Strategien seien einfach zu unterschiedlich. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Konsolidierung in der deutschen Teppichbodenindustrie wurden in jüngster Zeit Gespräche mit Grossisten geführt, um Möglichkeiten für neue Partnerschaften auszuloten. Diese haben aber zu keinem Ergebnis geführt.

Neue 1/16’’-Tuftinganlage

So wird Toucan-T seinen eingeschlagenen Weg weitergehen wie bisher. "Wir wollen dabei noch stärker als Fliesenhersteller wahrgenommen werden, weil das Produkt bei den Entscheidern - vor allem bei den Innenarchitekten - wichtiger geworden ist", unterstreicht Oliver Loskant.

Helfen soll dabei auch eine neue Tuftingmaschine, in die das Unternehmen vor Kurzem investiert hat. Die 1/16’’-Anlage setzt pro Zoll, also alle 2,54 cm, 16 Nadeln in den Träger. Standard in der Teppichbodenindustrie ist eine 1/10’’-Teilung. Die dadurch um 60 % höhere Flordichte verleiht den Toucan-T-Qualitäten einen voluminösen Charakter.

Ein weiterer Vorteil: Mit der Anlage hergestellte Fliesen und Planken erhalten nach Angaben des Herstellers einen wesentlich besseren Nahtschluss zwischen den einzelnen Modulen. Zu breite Nähte können den Gesamteindruck eines mit Teppichfliesen gestalteten Bodendesigns stark beeinträchtigen.

"Außerdem hat die Maschine eine Einzelfadensteuerung. Wir können so die Höhe jeder Polnoppe individuell einstellen und unglaublich kreative Hoch-Tief-Strukturen realisieren", sagt Vertriebsleiter Milicevic.

Zwei neue Fliesen-Kollektionen

Erstmals voll entfalten können sich diese technischen Möglichkeiten in den beiden neuen Fliesenkollektionen Must Have und In Motion. Während Must Have von ruhiger Optik, Anlehnungen an textile Klassiker aus der Modewelt und raffinierten Hoch-Tief-Strukturen geprägt ist, lebt In Motion von großen Rapports und einer teilweise sehr lebendige Flächenwirkung der Dessinierungen (siehe Kasten Seite 47).

Die ersten Reaktionen auf der Orgatec im Herbst 2018 in Köln und der BAU im Januar 2019 in München seien vielversprechend gewesen, bilanziert Milicevic. | jochen.lange@snfachpresse.de


Toucan-T - Historie
Roland Butz und Winfried Loskant haben 1972 nicht nur gemeinsam Object Carpet in Denkendorf gegründet, sondern 15 Jahre später, 1987, auch Toucan-T in Krefeld. Der Grund: Sie wollten eine eigene Produktion für Teppichboden aufbauen; hatten sie für Object Carpet bis dahin doch ausschließlich bei anderen Unternehmen in Lohn herstellen lassen. Anfang der 2000er-Jahre trennten sich die Wege der beiden Gründer; die Familie Butz übernahm Object Carpet und Toucan-T komplett. Seit 2003 ist Winfried Loskants Neffe, Oliver Loskant, Fremdgeschäftsführer bei Toucan-T.

Bis heute lässt Object Carpet Teile seines Sortiments bei Toucan-T produzieren, wird aber auch von anderen Lohntuftern versorgt. Lager, Logistik und Musterversand wickeln die Denkendorfer komplett über Krefeld ab. Beide Unternehmen sind Töchter der Object Managment-Holding in Denkendorf und formal Schwesterunternehmen.

Im Markt agieren sie nach eigener Aussage aber seit vielen Jahren komplett selbstständig und unabhängig voneinander mit unterschiedlichen Strategien, Konzepten, Produktentwicklungen und Designsprachen. "Arbeiten wir an einem und dem selben Projekt - was selten genug vorkommt - sind wir normale Wettbewerber wie alle anderen auch", sagt Geschäftsführer Loskant.
aus BTH Heimtex 03/19 (Wirtschaft)