Alligator Farbwerke GmbH

Alligator schreibt 60 Jahre Erfolgsgeschichte


Alligator zieht 60 Jahr nach Gründung eine positive Bilanz. Der Umsatz des Farbenherstellers legte im vergangenen Jahr um 8 % zu. Für die Zukunft erwartet die DAW-Tochter trotz eines schwierigen Marktumfelds weiteres Wachstum.

Die Alligator Farbwerke im ostwestfälischen Enger haben allen Grund zum Feiern: 60 Jahre nach ihrer Gründung durch den umtriebigen Chemiker Rolf Mießner präsentiert sich die DAW-Tochter gut gewappnet für die weitere Zukunft. "Wir wollen weiter wachsen und sehen der nächsten Dekade sehr positiv entgegen", sagt Rainer Brandhorst, seit 2013 Geschäftsführer der Alligator Farbwerke. Im abgelaufenen Jahr legte das Unternehmen gegen den Markttrend um mehr als 8 % auf 67,5 Mio. EUR Umsatz zu.

Seit der Gründung 1959 hat sich Alligator zu einem führenden Anbieter in der Farbenbranche entwickelt. Er fokussiert sich mit seinen maßgeschneiderten Qualitätsprodukten auf Handwerker und den Fachgroßhandel. Um diese Zielgruppen noch umfassender zu unterstützen und ihnen Sicherheit bei der Auswahl zu geben, haben die Farbwerke 2016 damit begonnen, das Produktportfolio zu straffen. Damit konzentriert sich Alligator auf das Wesentliche und stellt zielgerichtet diejenigen Produkte her, die Maler, Raumausstatter, Stuckateure und Bauhandwerker brauchen. Damit soll den Handwerkern die Arbeit erleichtert werden. "Für den Großhandel ergibt sich aus dem schlanken Sortiment der Vorteil, dass es sich schneller dreht", betont der Geschäftsführer.

Immer das passende Produkt

Alligator hat zahlreiche Klassiker im Sortiment. Dazu gehört die Marke Kieselit, deren Produkte aus natürlichen Rohstoffen bestehen. Sie steht seit mehr als 50 Jahren für Ökologie und Nachhaltigkeit. Der Schwerpunkt der Produktion liegt insgesamt auf Farben und Putzen, die rund 80 % des Umsatzes ausmachen. Das Portfolio umfasst Lösungen für innen und außen wie Fassadenprodukte, Grundierungen, Holzschutz, Putze, Dämmungen, Glasvliese und Gewebe sowie Dekoratives und Kreatives. Für jede Anwendung gibt es das passende Produkt.

In allen Segmenten sind nach Auskunft Brandhorsts insbesondere seit 2015 Umsatzsteigerungen zu verzeichnen. Ein besonders dickes Plus von rund 25 % gibt es derzeit im Bereich Spachtelmassen mit Produkten wie dem Leichtspachtel grob LEF. Zudem macht sich der Trend hin zu mehr Wohngesundheit bemerkbar, den Alligator mit dem Kieselit-Segment bedient.

Stark verbessert hat sich der Umsatz mit Wärmedämm-Verbundsystemen. Nach den schwachen Jahren 2013 bis 2015 und der Konsolidierung von 2016 und 2017 ist WDVS im vergangenen Jahr um 18 % gewachsen, meint der Geschäftsführer. "Wir sind zwar von den Umsätzen der Vergangenheit noch etwas entfernt, aber auf gutem Kurs. Die Chancen für WDVS stehen aus unserer Sicht gut. Allerdings macht das Segment bei uns nur einen kleinen Umsatzanteil aus." Alligator ist Gründungsmitglied der Initiative "Dämmen lohnt sich", die die Vorteile von WDVS in der Öffentlichkeit kommuniziert.

Das Unternehmen vertreibt seine Produkte vor allem in Deutschland. Aber auch Frankreich, Russland, Italien, Österreich, die Niederlande und die Schweiz sind Absatzmärkte. Diese werden über die Muttergesellschaft bedient.

Nicht nur die Produktqualität ist ein wichtiger Faktor. Alligator steht seinen Kunden auch mit umfassendem Service zur Seite. So sind die Mitarbeiter im Außendienst, die die Kunden auf den Baustellen beraten, zu rund 90 % Malermeister. Ihre Professionalität gibt dem Handwerker vor Ort Sicherheit.

Differenzierung der Marke

Die drückt sich auch in der starken Marke aus. Alligator ist die Profi-Marke mit ausgeprägter Kundennähe und Ausrichtung im Produkt- sowie Serviceangebot auf die Bedürfnisse kleiner und mittelgroßer Handwerksbetriebe. "Unser Hauptziel ist es, die eigene Leistung vom Angebot der Wettbewerber abzugrenzen und uns über die eigenen Produkte und Dienstleistungen spürbar zu differenzieren", unterstreicht Rainer Brandhorst. Dies betreffe auch das Verhältnis zur Schwestermarke Caparol. "Wir sind die Marke, die sich auf kleine und mittlere Handwerksbetriebe fokussiert und mit dem Handel effizient zusammenarbeitet", macht der Geschäftsführer deutlich und verweist darauf, dass unter anderem die Straffung des Sortiments der Differenzierung dient.

Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht die Marke Alligator als Ganzes. Ihre Kernbotschaften sind: instinktiv, kraftvoll, strukturiert, kompromisslos, berechenbar. Eine Ausweitung von Produktmarken wie Kieselit und Miropan ist nicht geplant.

Qualitätsprodukte, Service, Markenstärke - das alles sind Faktoren, die Alligator stark machen und das Unternehmen positiv in die Zukunft blicken lassen. Doch das schwierige Marktumfeld hält auch einige Probleme bereit. Als Beispiele nennt Brandhorst die hohen Rohstoffkosten, die auch Alligator zur Preiserhöhung zwingen, sowie die Digitialisierung.

"Die Digitalisierung umfasst alle Bereiche der Gesellschaft. Auch hier müssen wir uns mit weiteren Lösungen am Markt platzieren und neue Wege gehen", ist der Geschäftsführer überzeugt. Mit der DAW als Mutter werden Synergien seiner Meinung nach dazu beitragen, das Thema weiter voranzutreiben.

Ein weiteres Thema, das der Branche Kopfschmerzen bereitet, ist der Fachkräftemangel. Brandhorst sieht die Darstellung des Berufsbildes in der Öffentlichkeit als einen Teil der Lösung an. "Gemeinsam mit den Verbänden und Innungen ist es uns eine Herzensangelegenheit, den tollen Beruf des Malers und Lackierers in der öffentlichen Wahrnehmung den Platz zukommen zu lassen, den er verdient." Industrie, Handel und Handwerk müssten zusammen an einem Strang ziehen.

Als sehr positiv empfindet Brandhorst die boomende Neubautätigkeit. Alligator profitiert davon nicht in vollem Maß, da der Fokus auf Renovierungsarbeiten liegt. "Doch jedes Gebäude, das gebaut wurde, muss auch irgendwann wieder renoviert werden." Alles in allem erwartet der Geschäftsführer für Alligator eine Fortsetzung der 60-jährigen Erfolgsgeschichte. | cornelia.kuesel@snfachpresse.de

Pioniergeist und Erfindungsreichtum
Die Erfolgsgeschichte der Alligator Farbwerke begann im Jahre 1959 mit der Übernahme der Leim-Chemie durch Rolf Mießner. Fortan herrschte der Pioniergeist des Chemikers in den Produktionshallen des Unternehmens.

Der Einstig in den heutigen Kundenkreis begann 1960 mit dem Kunstharz-Binder Chemiecoll, der Malern eine Basis für selbst angerührte Binderfarben bot. Vier Jahre später entwickelten Außendienstmitarbeiter den ovalen Eimer als Gebinde für die Farben. Er ist optimal auf den Einsatz mit der Rolle abgestimmt und vereinfacht so die Arbeit der Profis. Mittlerweile ist der Eimer ein Muss für alle Farbenhersteller.

Im Jahr 1966 wird das Unternehmen in Alligator Farbwerke umbenannt. Der Name basiert auf Glimmerschuppen-Pigmenten, die in den damaligen Produkten eingesetzt wurden und optisch dem Panzer eines Alligators gleichen.

Eine Pionierleistung gelang 1969 mit der ersten automatischen Großchargenfertigung in Deutschland mit Rohstoffbevorratung in Silos. Damit wurde die Produktion flexibler. Das erste zementfreie Wärmedämm-Verbundsystem wurde 1973 in Enger hergestellt.

Die Maler rückten 1985 stärker in den Fokus. Denn in diesem Jahr wendete sich Alligator vom Massengeschäft ab und konzentrierte sich als "Alligator für Maler" mit hochwertigen Produkten auf das Malerhandwerk und den Fachgroßhandel. Vier Jahre danach brachte das Unternehmen zum 30-jährigen Bestehen den umweltfreundlichen Eimer aus Pappe auf den Markt.
Bei einem Großbrand im Werk Enger wurden 1993 rund 3.900 m2 Produktionsfläche zerstört. Deshalb erfolgte eine strategische Allianz mit DAW in Ober-Ramstadt. Das Unternehmen unterstützte Alligator. Der erweiterte Wiederaufbau des Werks mit Anwendungstechnik, Labor und Verwaltung erfolgte 1995/1996. Schon 1994 wurde das Sortiment erweitert: Die Marken Kieselit, Miropan und Sichelit wurden von Henkel übernommen und im Alligator-Sortiment geführt. Firmengründer Rolf Mießner zog sich peu à peu aus dem Unternehmen zurück.

Im Jahr 2000 wurde "Alligator für Maler" zu Alligator und die Ausbaugewerke als neue Zielgruppe eingebunden. Drei Jahre später wieder ein wichtiger Schritt: Nach langjähriger Kooperation mit der DAW wurde Alligator als eigenständige Marke mit eigenem Standort zur 100 %-igen Tochter der Firmengruppe. Zudem eröffnete Alligator ein neues Handwerkertechnikum, das Verarbeitern und Großhandelspartnern als Zentrum für Weiterbildungsmaßnahmen dient.

Bei der Messe Farbe, Ausbau & Fassade 2013 in Köln stellte Alligator erstmals sein neues Logo vor. 2013/2014 wird die Großchargenproduktion nach modernsten Erkenntnissen der Produktions- und Betriebshygiene umgebaut. 2016 feierte die Marke Kieselit 50-jähriges Jubiläum.

Eine neue Unternehmensstrategie für ein starkes Handwerk startete 2017. Die fünf Kernbotschaften lauten: instinktiv, kraftvoll, strukturiert, kompromisslos, berechenbar. Im Jahr 2019 feiert Alligator 60-jähriges Bestehen.
aus BTH Heimtex 02/19 (Wirtschaft)