Medipa / Merinos

Gekommen, um zu bleiben


Märkte verändern sich. Anbieter kommen, Anbieter gehen. Investitionsblasen platzen. Und wenn die heiße Luft verpufft ist, sieht man, wer nach wie vor da ist: Medipa zum Beispiel, die deutsche Tochter des türkischen Maschinenwebers Merinos. "Wir sind mit unserem Lager nach Troisdorf gekommen, um zu bleiben", sagt Geschäftsführer Caglar Kepekci. Seit rund 14 Jahren besteht der Standort bereits; von hier aus beliefert Merinos West- und Mitteleuropa mit Maschinenwebteppichen.

Das "Bleiberecht" hat Medipa sich redlich verdient: Vor einem Jahr hat man kräftig investiert und das Fassungsvermögen des Lagers in Troisdorf auf gut 1,5 Mio. m2 erhöht. Vor einigen Monaten dann wurde das dritte Lager eröffnet. "Das ist ein Statement, ein Signal an unsere Kunden", erklärt Muharrem Agustoslu (Geschäftsführung Verkauf). Zumal von den zahlreichen türkischen Webern, die Anfang des Jahrtausends dank großzügiger staatlicher Unterstützung aus dem Boden geschossen sind, immer mehr wieder in der Versenkung verschwinden. "Wir machen vieles anders als andere türkische Hersteller, wir wollen auch gar nicht mit ihnen verglichen werden", so Agustoslu.

Wer am Markt bestehen will, muss flexibel sein, muss sich immer wieder neu auf die jeweiligen Anforderungen und Bedürfnisse einstellen. Ein Beispiel: Vor einem Jahr etwa war das Thema Dropshipping für Medipa noch nicht aktuell; auf Kundenwunsch hin bietet man diese Dienstleistung jetzt an. "Das ist eines unserer größeren Projekte: Wir beginnen mit einzelnen Kunden und weiten den Service dann aus." Der Hintergrund: Gerade im konsumig-bezahlbaren Bereich hat das Online-Business in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Und früher oder später wird die beste Filiale eines Filialisten der Online-Shop sein, eben weil dieser 24/7 von zu Hause aus erreichbar ist.

Nur eines tut Medipa grundsätzlich nicht: Der Anbieter verkauft nicht direkt an den Endverbraucher. Weder online noch offline. "Wir sehen uns als reinen B2B-Player, wir sind Produzenten und Großhändler", erklärt Agustoslu. "Wir unterstützen unsere Kunden, machen Ihnen keine Konkurrenz beim Verkauf. Davon, dass wir uns auf unseren Kompetenzbereich konzentrieren, profitieren auch unsere Kunden: Dadurch können wir die Kosten gering halten und die Produkte entsprechend günstiger anbieten."

Vollstufige Produktion mit
exklusiven Polyestergarnen

Der Kompetenzbereich des Mutterunternehmens Merinos erstreckt sich immer stärker auch auf die Faser- und Garnentwicklung. Polypropylen- und Polyacrylgarn produziert der Konzern längst selbst. Jetzt kommt auch Polyester aus eigener Herstellung hinzu: Durch den Kauf des Polyesterchip- und Faserproduzenten Sasa gehen die Weber direkt an die Basis der Teppichproduktion. In Gaziantep wurde eine zusätzliche Produktionsstufe eingebaut, die es Merinos ermöglicht, noch dieses Jahr Polyestergarne selbst herzustellen: Sehr exklusive Polyestergarne, die es in dieser Form nur bei Merinos gibt. "Mit dem Material kann man ganz unerwartete Dinge anstellen, Garne entwickeln, die niemand für Polyester halten würde, weil sie völlig anders aussehen, wirken und sich anfühlen." Auf der Domotex wird Merinos einige davon vorstellen.

Die Investitionen waren gewaltig, entsprechend viel Potenzial sieht Merinos in diesem Schritt: "Polyester wird im Maschinenwebbereich immer wichtiger", erklärt Agustoslu. "Ob in Kombination mit anderen Materialien oder pur." Das Garn hat einen schönen Glanz und bringt die Farben zum Strahlen. Außerdem muss Polyestergarn nicht wie Polypropylen spinndüsengefärbt werden, sondern es lässt sich flexibel einfärben. "Mit der Polyestergarnproduktion im eigenen Haus sind wir komplett unabhängig", schließt Agustoslu. "Und wir werden dabei noch besser und schneller in der Designentwicklung, denn die beginnt ja beim Garn."

Glitzernde Akzente, Schrumpfgarn und Shaggy mal anders

Entsprechend ungewöhnlich und vielfältig sind die Domotex-Neuheiten von Merinos: In der Kollektion Craft sorgen glitzernde Polyesterfäden und Polyester-Schrumpfgarn für spannende Effekte in weichem Heatset-Polypropylen. Das moderne Design in Grau und Beige spielt mit den Akzentfarben Blau und Gold.

Milano ist ein weicher Polypropylen-Frisee mit modernem Design: Durch den feinen, sehr dichten Flor (600.000 Punkte) ziehen sich entsprechend feine Linien. Zum Teil setzen hier Schrumpfgarne in Grau- und Beigetönen Akzente. Die Ausführung Milano Chobi, ebenfalls ein weicher, dichter Frisee, verbindet klassische Designs aus vergangenen Zeiten mit trendigen Rot-, Orange- und Blautönen.

Der allseits bekannte Shaggy kann auch noch anders: Das beweist Merinos mit seiner neuen Qualität Wooly Shaggy im "wolligen" Look. Fransen und frische Farben verleihen dem Zottelteppich ein neues, unverbrauchtes Erscheinungsbild.

In Sachen Kinderteppiche kann man bei Merinos generell aus den Vollen schöpfen: Zur Domotex erscheinen die bewährten Qualitäten Diamond Kids (besonders schwer, mit Handcarving) und Pastel Kids (in soften Pastelltönen) im neuen Look: mit minimalistischen Designs, die laut Anbieter gerade im Trend liegen.

Die schwere Qualität Diamond gibt es übrigens auch "für Erwachsene": ebenfalls überarbeitet und im neuen Look. Das bedeutet: in aktuellen Blau- und Grüntönen mit Gold-Akzenten.•


Medipa / Merinos - das Unternehmen
Merinos ist der größte türkische Maschinenweber; die Produktion in Gaziantep (im Südosten der Türkei), und Rostov (Russland) läuft vollstufig: Das Polypropylen-, Polyacryl- und Polyestergarn stammt aus eigener Herstellung. Neben Teppichen vertreibt der Hersteller auch Garne, Möbel, Heimtextilien und Teppichboden. Den europäischen Teppichmarkt bedient Merinos seit rund 14 Jahren über die deutsche Vertriebstochter Medipa in Troisdorf. Geschäftsführer von Medipa sind das Ehepaar Banu und Caglar Kepekci.
aus Carpet Magazin 01/19 (Wirtschaft)