Hagebau: Zukunftsinitiative Hagebau X

"Wir brauchen eine Erneuerung"


Die Hagebau hat den "Soltauer Weg" eingeschlagen - einen strukturierten Veränderungsprozess, an dessen Ende 2022 eine von Grund auf erneuerte Kooperation stehen soll: schlanker, schneller, flexibler, transparenter. Wesentlicher Motor ist die Zukunftsinitiative Hagebau X, die verschiedene Aktivitäten und Maßnahmen vereint.

Aus Paletten gebaute Sofas, ein Tischkicker, eine freistehende Badewanne, ein Gewächshaus als Rückzugsort, handgeschriebene Wegweiser, junge Menschen, die gemeinsam über einem Laptop diskutieren, der Aufsichtsratsvorsitzende und der Vorsitzende der Geschäftsführung sitzen der Presse leger auf Hockern gegenüber: Das alles illustriert den "Soltauer Weg", die zielgerichtete Erneuerung der Hagebau.

Eine wichtige Station und besonderer Meilenstein des Soltauer Weges ist die Zukunftsinitiative Hagebau X. Dahinter verbirgt sich ein groß angelegtes Projekt, mit dem sich die Kooperation bis 2022 von Grund auf erneuern, verschlanken, schneller, flexibler, zukunftssicher und wettbewerbsfähig machen will. Mehr Marktnähe und Kundenorientierung erreichen, Hierarchien abbauen und mehr Verantwortung an die Mitarbeiter delegieren will. Parallel dazu wird ein Kulturwandel angestoßen, der weg vom "Silo-Denken", hin zu mehr Transparenz, Offenheit und einem neuen "Wir-Gefühl" führen soll.

"Start up-Feeling" in Soltau

Vielfältige und ehrgeizige Ziele, die Aufsichtsratsvorsitzender Johannes M. Schuller, Jan Buck-Emden, Vorsitzender der Geschäftsführung, und Bernd Seufert, Bereichsleiter Corporate Development, in der Hagebau-Zentrale in Soltau darlegten. Dort ist im neu eingerichteten Staffelgeschoss der "Thinktank" für den Umbau der Hagebau eingezogen. Diese "Zukunftswerkstatt" setzt sich zusammen aus 35 Mitarbeitern der Kooperation, die sich für diese Aufgabe beworben hatten, sowie Vertretern aus Gesellschafterhäusern. In sechs Projektteams entwickeln, sammeln und bewerten sie Ideen zu verschiedenen Themen - jeweils unterstützt von "Sponsoren" aus der Geschäftsführung sowie so genannten "Sounding Boards" mit Gesellschaftern und externen Experten. Die gesammelten Erkenntnisse sollen sukzessive in die Organisation integriert und Prozesse optimiert werden.

Das alles - bis hin zum Wording - vermittelt Start-up-Feeling, und soll dies auch bewusst. Der Startschuss fiel schon 2016 mit den Veränderungen an der Kooperationsspitze. Damals formierte sich der Aufsichtsrat neu mit Johannes M. Schuller als neuem Vorsitzendem. Das Gremium erkannte angesichts der Herausforderungen der Digitalisierung schnell: "Wir brauchen einen Aufbruch in die Erneuerung."

"Über die klassischen Grenzen Fachhandel und Einzelhandel hinweg denken"

In einem ersten Schritt wurde die Führungsebene umstrukturiert und mit dem von außen geholten Jan Buck-Emden ein Vorsitzender der Geschäftsführung installiert. Mit ihm agieren inzwischen nur noch drei weitere Geschäftsführer: Hartmut Goldboom für den Fachhandel, Torsten Kreft, der die Aufgaben des im September 2018 ausgeschiedenen Kai Kächelein mit übernommen hat, für den Einzelhandel und Sven Grobrügge für Finanzen und Controlling. Bereits 2017 startete das Projekt "Digitale Transformation". Nach einem Fehlversuch wurden in einer 360°-Analyse Stärken und Schwächen eruiert und daraus Handlungsfelder identifiziert.

Ein Ergebnis war, dass 45 Stellen in Soltau gestrichen wurden, die teilweise doppelt besetzt gewesen seien. Ein Großteil der betroffenen Mitarbeiter wechselte laut Hagebau auf andere Positionen, fünf haben die Kooperation verlassen. Dazu gehören Johannes Lensges, bislang Bereichsleiter Vertrieb Fachhandel, und Jörg Westergaard, Leiter Standortbetreuung und Marketing Fachhandel. Ob und wie ihre Positionen neu besetzt werden, ist noch offen; künftig könnten bestimmte Aufgabenbereiche wie Marketing zentral erfüllt werden, denn "wir denken über die klassischen Grenzen Fachhandel und Einzelhandel hinweg".

Hagebau-Zukunftskonvent

Für andere Handlungsfelder wurden bereits Lösungen entwickelt, die sich teilweise schon in der konkreten Testphase befinden: Etwa eine standardisierte Plattform für die Kundenkommunikation per App, ein einheitliches Gastrokonzept für die Hagebau-Standorte und moderne Showrooms, um den Erlebniskauf-Charakter zu stärken.

Aufsichtsrat und Geschäftsführung wissen, dass sie die Gesellschafter auf den "Soltauer Weg" mitnehmen müssen und wollen auch deren Expertise und Praxis-Input integrieren. Deshalb wurden sie so früh und so weitreichend wie möglich in die Metamorphose der Hagebau eingebunden. Nach der "1. Hagebau x Zukunftswerkstatt", einer interaktiven Dialogveranstaltung mit über 100 Gesellschaftern im September 2018 ist für den 21./22. März 2019 der Hagebau-Zukunftskonvent geplant. Auf dieser Versammlung sollen die Gesellschafter diskutieren und entscheiden, wie die Kooperation fortan konkret aussehen soll und damit das Fundament für die Hagebau der Zukunft legen.

Und ein weiterer Termin steht bereits fest: Am 1. Juli 2019 will die Hagebau mit ihrem eigenen Webshop online gehen, nachdem die Zusammenarbeit mit Otto auf diesem Feld zum 30. Juni endet.| Claudia Weidt

Sechs Streams bearbeiten Zukunftsaufgaben
1. Smarte Kooperation, Sponsor Hartmut Goldboom
Ziel ist, durch Vernetzung strategisches Know-how aufzubauen, damit die Umsetzungsgeschwindigkeit der Hagebau zu erhöhen und regionale Netzwerke zur Stärkung des Standorts Soltau aufzubauen.

2. Digitalisierung von Prozessen, Sponsoren Hartmut Goldboom, Torsten Kreft
Prozesse sollen digitalisiert, standardisiert und optimiert werden, um Abläufe zu beschleunigen und den Ressourceneinsatz zu verbessern.

3. Schlanke und kraftvolle Organisation, Sponsor Sven Grobrügge
Zusammenarbeit und Austausch innerhalb der Hagebau sollen enger und besser gestaltet, Doppelarbeiten vermieden werden.

4. Kultur und Kompetenz, Sponsor Jan Buck-Emden
Der als notwendig erachtete Kulturwandel innerhalb der Hagebau soll für eine offene und transparente Zusammenarbeit sorgen. In der Workshop-Reihe "Spirit des Aufbruchs" entwickeln Projektteam und Gesellschafter gemeinsam eine neue Kultur des Miteinanders.

5. Digitale Geschäftsmodelle, Sponsoren Hartmut Goldboom, Torsten Kreft
Mit ergänzenden oder neuen digitalen Modellen will die Hagebau besser auf Anforderungen der Kunden eingehen und nicht nur ihre Bedürfnisse von heute, sondern auch die von morgen berücksichtigen.

6. Hagebau 2022, Sponsor Jan Buck-Emden
In diesem "Stream" werden die unterschiedlichen Themenfelder zusammengeführt, daraus strategische Leitplanken vorgegeben sowie eine übergreifende Vision erarbeitet.
aus Parkett Magazin 01/19 (Wirtschaft)