Grandeco Wallfashion:

"Wir sind für den deutschen Markt gut aufgestellt"


Der belgische Tapetenhersteller Grandeco Wallfashion hat seit zwei Jahren eine Vertriebsgesellschaft in Bergisch-Gladbach. Seitdem hat sich der Umsatz in Deutschland nach Angaben von Mark Wasserfuhr, Sales Director Germany, vervierfacht.

BTH Heimtex: Vor etwas mehr als zwei Jahren hat Grandeco die Vertriebsgesellschaft Deutschland eröffnet. Wie hat sich das Geschäft seitdem entwickelt?

Mark Wasserfuhr: Um Grandeco zukunftsfähig aufzustellen, haben wir nach Belgien, Frankreich, Großbritannien, Russland und Polen auch in Bergisch-Gladbach eine Tochtergesellschaft gegründet. Seither haben wir die Umsätze am deutschen Markt mit fünf Innendienstmitarbeitern und drei Außendienstlern fast vervierfacht. Es wird mit Sicherheit auch in diesem Jahr weiteres Wachstum geben, weil wir neue Partner im Handel generiert haben. Diese Entwicklung zieht natürlich step by step auch eine Personalaufstockung nach sich. Aktuell suchen wir einen Außendienstmitarbeiter für Ostdeutschland.

Katrien Van Hecke: Wir haben insgesamt von 2016 bis 2017 gegen die allgemeine Marktentwicklung den Umsatz um 5 % auf 63,3 Mio. EUR erhöht und sind insbesondere in Deutschland stark gewachsen.

BTH Heimtex: In Zeiten sinkender Nachfrage will Grandeco in Deutschland mehr Umsatz generieren. Was macht den deutschen Markt für einen belgischen Tapetenhersteller so attraktiv?

Wasserfuhr: Auch wenn der deutsche Tapetenmarkt rückläufig ist, ist er doch noch der größte in Mitteleuropa. Vor Frankreich und England, allerdings hinter Russland. Durch unsere Bergisch-Gladbacher Vertriebsgesellschaft sind wir für den deutschen Markt gut aufgestellt. Wir stellen nicht nur Manpower bereit, sondern bieten auch zwei von insgesamt rund zehn Karten pro Jahr mit den in Deutschland beliebten Schaumprodukten, mit denen wir in Deutschland wachsen wollen.

BTH Heimtex: Grandeco setzt auf hochwertige Produkte, die vor allem über den Großhandel und den Facheinzelhandel verkauft werden. Nun soll der Vertriebsweg Großfläche dazu kommen. Ist das nicht ein Widerspruch?

Wasserfuhr: Wir müssen uns den Marktgegebenheiten anpassen. Grandeco war über viele Jahre bekannt als Produzent für Editeure, Großhändler und anderen Hersteller. In diesem Bereich ist der Umsatz gesunken. Deshalb haben wir die Strategie vor rund sechs Jahren geändert und eben die Tochtergesellschaften gegründet, um näher bei den strategischen Kernmärkten und Kunden zu sein. Wir sehen uns zwar weiterhin in der gehobenen Raumausstattung und werden auch nie die Nummer eins in der Großfläche sein. Doch wir müssen dort vertreten sein. Schließlich tapezieren immer mehr Endverbraucher selbst und vergeben Tapezieraufträge nicht mehr an den Maler. Dem müssen wir Rechnung tragen.

BTH Heimtex: Wie teilen sich die Vertriebswege von Grandeco auf?

Wasserfuhr: Großhandel und Facheinzelhandel machen etwa 75 % des deutschen Umsatzes aus, auf den Bereich DIY entfallen rund 25 %. Dabei teilen sich Großhandel und Facheinzelhandel ihren Anteil 50:50, mit steigender Tendenz in Richtung Einzelhandel. Dieser Vertriebsweg wird immer stärker, da wir durch die Vertriebsgesellschaft in Deutschland mehr Manpower haben. Dadurch können wir viel mehr Kunden besuchen. Bislang war Grandeco sehr großhandelslastig. Auch in diesem Bereich wachsen wir, allerdings über Verdrängung. Außer direkt liefern wir also über alle Vertriebswege und wollen auch in allen Kanälen wachsen.

Van Hecke: Insgesamt beliefert Grandeco mehr als 80 Länder, sechs in Europa mit eigenen Vertriebsgesellschaften. Wir machen 36 % des Umsatzes weltweit über DIY, 32 % über Großhandel und Facheinzelhandel und rund 22 % über Fachmärkte. Unsere Exportquote liegt, nimmt man die sechs Ländern mit eigene Vertriebsgesellschaften heraus, bei 97 %. Von den Ländern mit eigener Vertriebstochter sind am stärksten Frankreich, Russland und Deutschland.

BTH Heimtex: Haben Sie für die verschiedenen Märkte auch eigene Kollektionen?

Wasserfuhr: Wir versuchen, die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen zu bedienen. Dennoch entwickeln wir natürlich auch Kollektionen für unsere Kernmärkte wie Deutschland oder Frankreich, die eher für die entsprechenden Märkte geeignet sind.

BTH Heimtex: Was hebt Grandecos Tapeten von denen anderer Hersteller ab?

Wasserfuhr: Hochwertigkeit ist unser Ansatz. Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern setzt Grandeco auf durchgefärbtes Kompaktvinyl. Für den Anwender ist das Material von großem Vorteil. Denn die Produkte sind nahtlos zur verarbeiten, rissüberbrückend und schattierungsfrei. Deshalb sind bei unseren Tapeten die Nähte nicht sichtbar. Unsere Reklamationsrate ist entsprechend niedrig.

BTH Heimtex: Welche Zielgruppen sprechen Sie mir Ihren Tapeten an?

Van Hecke: Wir haben vier Marken für verschiedene Zielgruppen - von sehr hochwertig bis eher DIY.

Mit Grandeco Boutique bieten wir schwere, hochwertige Tapeten mit raffinierten Strukturen, die im Trend liegen. Die klassische Marke Wall-Fashion ist unsere älteste. Sie deckt eine große Bandbreite an Designs ab. Grandeco Life ist eine junge Tapete, die europäische Mega-Trends aufnimmt und den eigenen Stil des Bewohners unterstreicht. Sie wurde vor allem für den DIY-Bereich entwickelt. Und um auch in Deutschland gängige Schaumtapeten anbieten zu können, haben wir Vertical Art im Sortiment. Mit diesen vier Marken decken wir jeden Geschmack ab.

BTH Heimtex: Mit wie vielen Tapeten ist Grandeco in Deutschland im Markt?

Wasserfuhr: Unser Sortiment beinhaltet 1.500 Blatt. Wir bieten pro Jahr etwa zehn neue Kollektionen an, 30 Karten haben wir im Sortiment. Das sind dann bei 40 bis 45 Blatt pro Karte, insgesamt 1.200 bis 1.300 Blatt. Der Rest besteht aus Artikeln für spezielle Kunden. Die bieten wir Fachhändlern und Großhändlern über unsere Kollektionsware für ihre Kollektionierung an. Damit können sie sich ein wenig vom Wettbewerb abgrenzen.

BTH Heimtex: Steigt die Nachfrage nach Eigenmarken weiter?

Wasserfuhr: Auf alle Fälle. Deshalb haben wir auch ein neues Paket im Bereich Uni-Mischkarte, wo wir mit gepinten Nummern arbeiten. So bieten wir den Kunden die Möglichkeit, auch bei Kleinstauflagen einen eigenen Buchdeckel zu verwenden. Das wird sehr gut angenommen. Dieser Trend wird sich fortsetzen.

BTH Heimtex: Es gibt immer weniger Tapetenfachgeschäfte, der Verbraucher weiß nicht, wo er das Produkt kaufen kann. Planen Sie einen Showroom in Deutschland, um die Tapete professionell zu präsentieren?

Wasserfuhr: Darin sehen wir keinen Mehrwert. Das Geld, das ein Showroom kostet, sollte besser für andere Maßnahmen ausgegeben werden. Wir sind sehr für eine gemeinschaftliche Werbung, wie es der Verband der Deutschen Tapetenindustrie vorhatte. Daran würden wir uns auch beteiligen, denn damit könnte das Bewusstsein für die Tapete in der Öffentlichkeit geschaffen werden. Allein schafft keiner die Trendwende.

BTH Heimtex: Beschäftigen Sie sich mit dem Gedanken, Tapeten online zu verkaufen?

Wasserfuhr: Nein, wir bauen keinen Onlineshop für Endverbraucher auf. Wir verkaufen über unsere Kunden im Handel und nicht direkt.

Van Hecke: Auf unserer Webseite können sich Endverbraucher aber die Kollektionen ansehen. Unsere Kunden können auch mit Hilfe unserer Apps gemeinsam mit dem Endverbraucher durch das Sortiment gehen. Zudem haben wir ein Kunden Log-in eingerichtet. So haben sie jederzeit die Möglichkeit zu bestellen und die Lagerbestände einzusehen. Mit der Nutzung der neuen Technologien sind wir kundenfreundlicher geworden.

BTH Heimtex: Was mögen die deutschen Tapetenkunden?

Wasserfuhr: Über viele Jahre hinweg waren florale Muster gefragt. Die geometrischen Dessins aus Skandinavien sind zwar in Deutschland angekommen, aber es geht in Richtung leichter geometrischer Figuren und natürlich weiterhin Naturdesigns wie Hölzer und Steine. Hinzu kommen Strukturen, die wie Unis wirken, die so genannten falschen Unis. Diese Tapeten wirken sehr natürlich. Solche Effekte lassen sich durch Farbe nicht herstellen.

BTH Heimtex: Was werden Sie den Besucher der Heimtextil an Neuheiten zeigen?

Wasserfuhr: Wir werden sieben Kollektionen aus den verschiedenen Marken vorstellen. Drei weitere Karten folgen im Sommer. Wenn man sich den Rückgang der Rollenzahlen ansieht, sehen wir uns auch nicht gezwungen, mehr Kollektionen zu erstellen. Uns geht es darum, das zu produzieren, was der Markt braucht. Bei einem Zuviel an Tapeten hat der Verbraucher keine Orientierung mehr.

BTH Heitmex: Ist auch eine Digitaldruck-Kollektion unter Ihren Neuheiten?

Wasserfuhr: Ja, natürlich. Wir haben seit vergangenem Jahr eine Digitaldruckmaschine, auf der unsere Kollektion gedruckt wird. Sie ist aufgebaut wie eine normale Tapetenrolle mit jeweils drei Bahnen, die alle rapportiert sind. Die Kollektion enthält populäre Designs für jede Wandgröße. Wir sehen große Chancen im Digitaldruck. Deshalb werden wir die digital gedruckten Tapeten auch in unsere Standard-Kollektionen integrieren.

BTH Heimtex: Grandeco ist zielgerichtet auf die Heimtextil. Doch die hat immer weniger deutsche Besucher, Großhändler organisieren zunehmend Hausmessen. Wird die Heimtextil aus Ihrer Sicht auch in Zukunft noch von Bedeutung sein?

Wasserfuhr: Sie hat in den vergangenen Jahren zwar an Bedeutung verloren, bleibt aber eine wichtige Messe für das internationale Publikum. In Europa gibt es keine vergleichbare Produktschau. Die Großhändler versuchen zwar, mit eigenen Messen weitere Umsätze im Bereich Tapete zu generieren. Aber zur Heimtextil müssen sie trotzdem kommen, um die für sie interessanten Sortimente auszuwählen.

Wir müssen es generell schaffen, die Tapete wieder zu einem Produkt zu entwickeln, das es wert ist, die Heimtextil zu besuchen. | cornelia.kuesel@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 01/19 (Wirtschaft)