Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz

"Kein anderes Gewerk bietet die Vielfalt des Malerhandwerks"


Mathias Bucksteeg ist seit Oktober 2017 Hauptgeschäftsführer im Bundesverband Farbe, Gestaltung, Bautenschutz. Der 52-Jährige hat sich zum Ziel gesetzt, den Verband zu modernisieren. Mit einer groß angelegten Nachwuchskampagne will er für das Malerhandwerk werben.

BTH Heimtex: Unter ihrer Mitwirkung laufen die Vorbereitungen auf die Messe "Farbe, Ausbau & Fassade (FAF)", die vom 20. bis 23. März 2019 in Köln stattfinden wird. Wie ist der Stand der Dinge?

Mathias Bucksteeg: Wir sind froh, dass nach dem derzeitigen Anmeldestatus unsere Farben- und Zubehörhersteller fast vollzählig versammelt sein werden. Was mich besonders freut ist, dass auch Brillux diesmal dabei sein wird. Insgesamt ist die Zahl der Aussteller gegenüber der letzten FAF 2016 in München stabil, trotz des engen zeitlichen Zusammenhangs mit der Messe BAU. Das ist ein starkes Signal in einer schwierigen Phase. Das stimmt mich optimistisch für die Branche.

BTH Heimtex: Wird sich auch der Großhandel, insbesondere die Mega und der VFG (Verbund Farbe und Gestaltung) wieder präsentieren?

Bucksteeg: Die Mega führt im kommenden April ihre eigene, im zweijährigen Turnus stattfindende Branchenmesse durch. Mit anderen Handelspartnern und dem VFG sind wir noch im Gespräch.

BTH Heimtex: Bei ihrem Antritt beim Bundesverband haben sie sich die Nachwuchswerbung auf die Fahne geschrieben. Wann startet die von ihnen geplante Kampagne für das Malerhandwerk?

Bucksteeg: Die Kampagne werden wir dann umsetzen, wenn sie vom gesamten Wirtschaftszweig getragen wird. Das Malerhandwerk und damit wir als Innungsorganisation werden natürlich einen großen Beitrag leisten. Aber ohne Unterstützung durch die Industrie ist die Kampagne in der Größe, wie es angesichts der anspruchsvollen Zielgruppe nötig ist, nicht machbar. Aber ich bin optimistisch, dass wir die Finanzierung in diesem Jahr zusammen haben werden. Dann werden wir die Kampagne bei der Messe Farbe vorstellen. Richtig starten werden wir dann auf Europas größter Recruitingmesse Ideen Expo, die vom 15. bis 23. Juni 2019 in Hannover stattfindet. Denn dort finden wir unsere Zielgruppe, die junge Generation.

BTH Heimtex: Wie hoch ist die Finanzierungslücke?

Bucksteeg: Es fehlt noch ein guter Teil des veranschlagten Budgets. Da die jungen Leute eine schwierige Zielgruppe sind, die unser Handwerk kaum auf dem Schirm hat, müssen wir auch erhebliche Medialeistungen einkaufen. Und wir werden die verschiedenen Initiativen, die es bereits gibt, in die Kampagne integrieren.

BTH Heimtex: Wodurch wird sich die Maler-Nachwuchskampagne von der Imagekampagne für das gesamte Handwerk unterscheiden, bei deren Gestaltung sie dem Zentralverband des Deutschen Handwerks beratend zur Seite stehen?

Bucksteeg: Die Imagekampagne wirbt sehr breit für das Handwerk insgesamt und macht dadurch den "Kuchen" größer. Wir müssen speziell für den Malerberuf werben, damit unser Stück vom Kuchen ebenfalls wächst.

Leider denken junge Leute, der Maler und Lackierer sei ein Anstreicherberuf, der anspruchslos ist uns schlecht bezahlt wird. Dieses negative Image müssen wir durch ein positives ersetzen. Dabei konzentrieren wir uns auf die Themen Kreativität und Farbe, die von jungen Menschen klar in Zusammenhang gebracht werden. Dass das aber auch mit dem Maler zu tun haben will, ist noch nicht in den Köpfen. Unsere Aufgabe ist es deshalb, der jungen Generation deutlich zu machen, dass man im Malerberuf seine Kreativität entfalten kann. Darauf kommt es jungen Leute heute an.

BTH Heimtex: Diese Kreativität ist im Malerberuf schon deshalb wichtig, weil das Arbeitsfeld immer mehr Gewerke umfasst. Machen sie in der Kampagne auch auf diesen Aspekt aufmerksam?

Buchsteeg: Ja, denn das ist ein wichtiges Argument. Junge Leute haben nämlich Angst vor Monotonie, die es im Malerberuf aber gar nicht gibt. Denn er hat vom Systemtrockenbau über Maler- und Tapezierarbeiten und Fußbodentechnik bis hin zur Wärmedämmung und der Restauration eine ganze Palette an Aufgaben. Kein anderes Gewerk bietet diese Vielfalt. Das müssen wir deutlich machen.

BTH Heimtex: Flüchtlinge könnten zum Teil den Mangel an Nachwuchs im Malerhandwerk kompensieren. Wie sind die Erfahrungen mit ihnen?

Bucksteeg: Wir brauchen auch junge Flüchtlinge. Das deutsche Handwerk hat im vergangenen Jahr insgesamt mehr als 11.000 von ihnen ausgebildet. Der Auswahlprozess ist allerdings sehr schwierig, weil die Flüchtlinge aus einem anderen Kulturkreis kommen und viele von ihnen Sprachschwierigkeiten haben. Für den Betriebsinhaber ist es schwierig, die jungen Leute einzuschätzen, was ihre Fähigkeiten und ihren Durchhaltewillen betrifft. Aber wenn ein Unternehmen nach intensiver Suche passende Bewerber gefunden hat, sind die Erfahrungen der Malermeister sehr positiv.

BTH Heimtex: Apropos Malermeister. Wie steht der Verband zur Forderung des ZDH, die Meisterpflicht im Handwerk insgesamt wieder auszuweiten?

Bucksteeg: Maler und Lackierer haben die Meisterpflicht ja schon immer. Aber wir begleiten die Anstrengungen des ZDH in diese Richtung positiv. Unseren enormen Qualitätsanspruch können wir nur halten, wenn wir die Meisterpflicht haben. Sie ist ein Erfolgsmodell im Handwerk. Dort, wo sie abgeschafft wurde, ist der Markt inzwischen vielfach gespalten in Betriebe, die wie Meisterbetriebe weiterhin hochwertige Arbeit abliefern, und jene, die sich in Kolonnen als Einmannbetrieb verdingen.

Alle Hoffnung, dass sich die Ausbildungsquote durch den Wegfall der Meisterpflicht erhöht, hat sich zerschlagen. Eine hohe Ausbildungsquote geht einher mit hohem Ausbildungsniveau. Zudem wird die Arbeit des Malers durch gewerkeübergreifende Anforderungen immer anspruchsvoller. Das ist ohne qualifizierte Meister nicht zu schaffen.

BTH Heimtex: Das heißt, junge Menschen fordern mehr denn je eine hochwertige Ausbildung?

Bucksteeg: Ja, das sieht man daran, dass die guten Ausbildungsbetriebe weniger Probleme haben, Auszubildende zu bekommen. Die jungen Menschen haben sehr hohe Ansprüche und wechseln zur Not auch den Ausbildungsbetrieb, wenn sie unzufrieden sind. Das ist ein Innovationstreiber. Denn die Unternehmen müssen sich auch in puncto neue Technologien nach der Decke strecken, sonst bekommen sie keine Mitarbeiter mehr.

BTH Heimtex: Personalmangel ist das eine. Aber das Handwerk leidet auch unter der geringen Bereitschaft von Söhnen und Töchtern, den elterlichen Betrieb zu übernehmen, obwohl die Auftragsbücher voll sind. Wie erklären sie sich das?

Bucksteeg: Der Handwerksmeister unterscheidet sich nicht von anderen Eltern. Alle wollen das Beste für ihre Kinder, und für viele heißt das heute ein Studium. Außerdem sind die potenziellen Auszubildenden durch die Schulzeitverkürzung bis zum Abitur und den Wegfall der Wehrpflicht heute sehr jung. Das Studium ist für sie eine Möglichkeit, sich ohne Ausbildungsvertrag auszuprobieren. Wir gehen das Problem der Übernahme auch in der Nachwuchskampagne an und machen darauf aufmerksam, dass man als junger Handwerker auch eine unternehmerische Perspektive und damit echte Aufstiegschancen hat.

BTH Heimtex: Für junge Leute ist Digitalisierung selbstverständlich, doch im Handwerk scheint das Thema noch nicht angekommen zu sein. Wie bereiten Sie Maler darauf vor?

Bucksteeg: Wir haben eine Reihe von Ansatzpunkten: Die Bauwerksdatenmodellierung (BIM) oder digitale Logistik sind solche Themen, die wir auch an unserem Messestand auf der FAF 2019 vorstellen werden. Die großen Betriebe befassen sich bereits damit. Aber was etwa moderne Unternehmensführung und Kennzahlensteuerung angeht, leisten unsere Betriebswirtschaftsberater vom Institut für Unternehmensführung noch Kärrnerarbeit.

Insgesamt wird in Zukunft wichtig sein, dass wir in alle Modell die Mitarbeiter mit einbeziehen. Es gibt Betriebe, die verbieten das Handy auf der Baustelle. Andere kaufen ihren Auszubildenden und Gesellen sogar iPads, die sie mir zur Baustelle nehmen sollen, damit ihre BFS-Merkblätter immer griffbereit sind.

BTH Heimtex: Wir sprachen darüber, dass sich die Gewerke vermischen. Wie wirkt sich das auf die Verbandsarbeit und die Innungen aus?

Bucksteeg: Auf die Struktur unseres Verbands hat das nicht so viel Auswirkungen. Aber verbandspolitisch schon. So gibt es in den verschiedenen Gewerken Überschneidungen, die die Ausbildungsverordnung und den tariflichen Geltungsbereich betreffen.

BTH Heimtex: Sie widmen sich verschiedenen Themen, unter anderem der Nachwuchskampagne. Werden diese neue Mitglieder in den Verband locken?

Bucksteeg: Davon gehe sich aus. Man muss darüber hinaus aber auch neue Wege gehen und Nicht-Innungsbetriebe nicht mehr als Gegner behandeln. Ich denke an Schnupperangebote, eine Mitgliedschaft auf Probe. Viele Innungen suchen nach Wegen, Mitglieder zu gewinnen. Ihnen würde es enorm helfen, wenn sie ihren Innungsbetrieben Material für die Nachwuchswerbung anbieten würden. Ein anderes Thema sind sicher auch Rabattplattformen für die Mitarbeiter. Wenn wir Mitarbeitern von Innungsbetrieben echte Vorteile verschaffen, werden die Mitarbeiter von Nicht-Innungsbetrieben ihren Chefs schon Beine machen, damit sie in die Innung eintreten. Das wäre ein riesiger Treiber.

BTH Heimtex: Wieviele Maler vertritt der Verband?

Bucksteeg: Wir vertreten rund die Hälfte aller Malerbetriebe, aber deutlich mehr als die Hälfte der Beschäftigten, weil die Innungsbetriebe tendenziell größer sind als die Nicht-Innungsbetriebe.

BTH Heimtex: Sie planen viele Einzelmaßnahmen. Was ist ihr großes Ziel?

Bucksteeg: Alle Baustellen zu beseitigen und in drei bis vier Jahren einen modernen, blitzsauber aufgestellten Verband zu haben, der auch digital perfekt aufgestellt ist.

BTH Heimtex: Sie waren unter anderem Leiter Referent Planung und politische Grundsatzfragen im Bundeskanzleramt. Profitiert das Malerhandwerk von Ihren guten politischen Verbindungen?

Bucksteeg: Das Verständnis für politische Prozesse habe ich nicht verloren. Die Kontakte sind auch noch gut und ausbaufähig.

Die Fragen stellte Cornelia Küsel. | cornelia.kuesel@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 12/18 (Wirtschaft)