Parador Güssing: Ein Standort, zwei Werke

"Design bedeutet Umsatz"


Das Parkett-Sortiment wird für Parador immer wichtiger. Auch in diesem Jahr soll der Absatz im "mittleren einstelligen Bereich" steigen. Produziert werden die Mehrschichtprodukte in zwei modernen Werken im österreichischen Güssing, jährlich ca. 3 Mio. m2. Damit gehört der Hersteller zu den zehn größten der europäischen Parkettindustrie.

An Güssing in Burgenland ist nicht nur die Burg bemerkenswert, die hoch über dem Ort auf einem erloschenen Vulkankegel thront. Die Kleinstadt gilt auch als weltweit einzige 100 % Ökoenergie-autarke Gemeinde - und beheimatet die beiden Parkettwerke von Parador. 1998 hatten die Brüder Christophe und Stefan Meyer in Güssing die Gebr. Meyer Parkettindustrie gegründet. Für den Standort sprachen neben der Nähe zum pannonischen Eichengürtel und den guten Versorgungsmöglichkeiten für Rundholz auch Fördermittel, mit denen die Region gestärkt werden sollte. Kurz darauf stieg Parador mit einem 50 %-Anteil in das junge Unternehmen ein, das in den Folgejahren kontinuierlich wuchs. 2007 zogen sich die Brüder Meyer aus dem Joint Venture zurück; Allein-inhaber Parador errichtete ein zweites Werk für Dreischichtparkett auf dem Grundstück.

3 Mio. m2 jährlich

Heute präsentiert sich Parador Güssing als Kompetenzzentrum Holz mit zwei Fertigungen. Im älteren Werk 1 wird hauptsächlich Schiffsboden hergestellt, aber auch Landhausdielen sind möglich. Das jüngere Werk 2 konzentriert sich ausschließlich auf Landhausdielen. Je nach Produktgröße können pro Schicht zwischen 1.000 und 1.400 m2 hergestellt werden, was sich zu 3 Mio. m2 im Jahr summiert.

Die Verknappung an Eiche stellt auch Parador vor die "große Herausforderung, die richtigen Qualitäten und Formate" in ausreichender Menge aufzuspüren. Als einen Ausweg sieht das Unternehmen alternative Holzarten, die in der aktuellen Kollektion verstärkt ins Licht gerückt werden, wie zum Beispiel Buche, die weiß getönt mit Sägestruktur einen kernigen Charakter erhält oder kerngeräucherte Lärche mit lebhaftem Farbspiel und warmer, satter Tönung.

Die Rohware wird in den 22 Trockenkammern auf 13 bis 14 % heruntergetrocknet, zwischengelagert und vor der Verarbeitung auf netto 8 bis 9 % endgetrocknet. In Werk 1 ist eine durchgängige Produktionslinie installiert. Beim Besuch von Parkett Magazin wurde gerade Schiffsboden hergestellt. Friesen hobeln, Längen kappen, Lamellen trennen, verschiedene Längen zur Deckschicht zusammenfügen ("ergibt ein schöneres Bild"), verpressen, seitenverleimen, profilieren. Auch eine Oberflächenstraße ist hier vorhanden. Nach dem Finish wird das Parkett automatisch verpackt und ins Zentrallager nach Deutschland transportiert.

In Werk 2 wird überwiegend Rohparkett gefertigt, die Oberflächenbehandlung erfolgt in Coesfeld. Der Produktionsprozess beginnt mit den Mittellagen aus 99 % österreichischer Fichte. Parador verwendet nur Seitenware, "weil das maßgeblichen Einfluss auf das Quell- und Schwindverhalten hat". Das Schnittholz wird in Leisten aufgetrennt, diese um 90° gedreht und zum Teppich zusammengeführt. Eingelegte Kopfkanten aus astfreiem Material erleichtern das spätere Fräsen des Profils. Danach wandern die Mittellagen ins Zwischenlager. Auch im weiteren Verlauf sind immer wieder Puffer- und Reifelager zwischengeschaltet; so ruhen die Rohdielen nach Verpressen, Fräsen und Ausbessern 48 Stunden vor dem Oberflächenschliff und der Profilierung und auch danach wird ihnen wieder Zeit zugestanden.

PEFC- und FSC-zertifiziert

Auf einen sorgfältigen Umgang mit der Ressource Holz legt Parador über die gesamte Produktionskette hinweg Wert. "Nachhaltigkeit ist uns wichtig - und das schon lange", sagt Lubert Winnecken, Vorsitzender der Geschäftsführung. "Unsere Parkettwerke sind seit 2004 PEFC-zertifiziert, 2013 folgte die entsprechende Auszeichnung des FSC." Seit 2011 ist das Unternehmen zudem Partner der Stiftung "Plant-for-the-Planet", die sich weltweit für Aufforstung und Klimagerechtigkeit einsetzt.

Das aktuelle Parkettangebot, just erneuert, umfasst fünf Produktlinien, die sich in Formaten, Stärken und Optiken unterscheiden: Basic, Classic, Trendtime, Eco Balance und die Designerkollektion Edition. 35 neue Artikel reflektieren Trends wie die Fischgrätverlegung, handbearbeitete Oberflächen, tiefe Bürstungen mit weichen Übergängen und kleinere Formate wie den 120 x 1.170 mm-Landhausstab. Eigenständige Ideen sind Parador wichtig, denn. "Design bedeutet Umsatz." Den Bestseller Eiche gibt es natürlich auch, in neuen Optiken und Formaten. | Claudia Weidt

Parador
Parador Coesfeld
Parador Holding GmbH
Millenkamp 7-8
48653 Coesfeld
www.parador.de

Gründung: 1977
Eigentümer: HIL Limited
Geschäftsführung: Lubert Winnecken (Vorsitz), Hendrik Voß
Direktor Produkt & Marken, Mitglied
der Geschäftsleitung: Dirk Nowak
Vertriebsleitung: Michael Becker
Absatz: 15 Mio. m2 Bodenbeläge
Exportanteil: über 50 % in 65 Länder
Sortiment: Parkett, Laminat,
Designböden, Paneele

Parador Güssing
Parador Parkettwerke GmbH
Wiener Str. 66
A-7540 Güssing, Österreich
Tel.:+43 3322 43 536
www.parador.at

Gründung: 1998
Betriebsleitung: Volker Bromm
Werke: Werk 1 für Schiffsboden und Landhausdielen, Werk 2 für Landhausdielen
Produktion: 3 Mio. m2
Sortiment: Dreischichtparkett als Einstab-Landhausdiele, Dreistab-Schiffsboden, Einzelstab, Flechtmuster
aus Parkett Magazin 05/18 (Wirtschaft)