Tilo will dem Handel und dem Endverbraucher das Thema Boden vereinfachen

"Der Kundennutzen steht für uns im Vordergrund"


Nach einem Rekordjahr 2016 konnte Tilo 2017 Umsatz und Ergebnis nochmals verbessern und kündigt Millionen-Investitionen in Produktion und Digitalisierung an. Damit erntet das Unternehmen die Früchte der Anstrengungen der letzten Jahre, in denen Sortiment und Markenauftrit rundum erneuert und bis hin zum Endverbraucher neu durchdacht wurden.

Ein Umsatzplus von 20 % in den letzten drei Jahren, eine Ergebnissteigerung und eine deutliche Verbesserung der Eigenkapitalquote auf über 35 % - mit dem Geschäftsjahr 2017 konnte Tilo das Rekordjahr 2016 "trotz intensiven Wettbewerbs in der Branche" noch übertreffen. Bei konstantem Personalstand von 245 Mitarbeitern nahmen die Erlöse auf 60 Mio. EUR zu. Geschäftsführer Herbert Kendler freut sich über ein "hervorragendes Geschäftsergebnis und wieder überproportionales Wachstum" und kündigt für die nächsten Jahre Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe in Produktion und Digitalisierung an.

Hinter dieser positiven Entwicklung, die Tilo unlängst verkündete, verbergen sich Jahre harter Arbeit und vieler Anstrengungen von Management und Belegschaft. Als Herbert Kendler 2014 als Firmenlenker in Lohnsburg antrat, war die Sanierung des nach der Wirtschaftskrise und dem überraschenden Tod des Mehrheitseigentümers Franz Schrattenecker angeschlagenen Unternehmens zwar weitgehend beendet. Aber im nächsten Schritt ging es darum, Tilo wieder auf- und auszubauen, und neue Perspektiven zu eröffnen. Maschinenbauer und Physiker Kendler: "Sie können ein Baum nicht immer nur beschneiden, sondern müssen auch sehen, dass er wieder wächst und gedeiht. Tilo brauchte wieder ein Gesicht, eine Identität."

Alte Stärken und neue Ideen verbunden

Dazu wurde der Markenauftritt komplett neu gestaltet, das Sortiment bereinigt, umgebaut und erweitert. Allein 2017 entstanden gut 100 neue Produkte. Dabei "haben wir uns auf unsere Stärken besonnen und zugleich neue
Ideen einfließen lassen, um Impulse zu setzen. Das hat für einen Schub gesorgt", resümiert Kendler. "Unsere Kunden haben gesehen: Bei Tilo ist neues Leben, Vitalität, da gibt es wieder Überraschungen."

Thomas Berner, Abteilungsleiter Kommunikation, ergänzt: "Wir haben die ganze Wertschöpfungskette bis zum Endverbraucher gründlich durchdacht." Als Ergebnis entschied man sich - gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Produktkomplexitäten im Markt - sowohl den Handelskunden als auch den Konsumenten das Thema Boden so weit wie möglich zu vereinfachen. "Wir besinnen uns auf das Authentische, konzentrieren uns auf das Wesentliche und stellen den Kundennutzen in den Vordergrund."

Um allen Zielgruppen Orientierung und Auswahl zu erleichtern, wurde das reichhaltige Bodensortiment in die drei Bereiche Parkett, Natur und Design aufgeteilt. Diese sind wiederum nicht nach technischen Kriterien gegliedert, sondern nach Design bzw. Themen. Denn: "Endverbraucher interessieren sich kaum für Technik." Parkett beispielsweise ist grundsätzlich nach ruhigen (Puristico), mittleren (Marcanto) und rustikalen (Rustico) Sortierungen systematisiert, die durch ein Add-On wie Trend (trendorientierte Oberflächen, z.B. handgehobelt), Vario (verschiedene Breiten), Magno (Schlossdielen), Oceano (3 Stab-Schiffsboden) oder Eterno (Innovo Naturöl-Oberfläche) zusätzlich variiert werden können.

Tilo verarbeitet jährlich ca. 20.000 m3 Rohholz, derzeit 95 % Eiche, hauptsächlich aus Österreich und Ungarn sowie Deutschland und Rumänien. Den allgegenwärtigen Versorgungsengpässen begegne man durch eine großzügige Lagerhaltung, sagt Kendler. "Wir waren immer lieferfähig, sind auch derzeit wie gewohnt lieferfähig." Die Fichte für die Mittellagen stammt ausschließlich aus Österreich.

Die "Design"-Linie schließlich vereint die aktuell acht Designboden-Kollektionen - sechs davon Multilayer-Produkte mit HDF-Träger, Korktrittschalldämmung und Vinyl-Nutzschichten zwischen 0,3 mm (Favorito, Novo) und 0,55 mm (Robusto, Eleganto, Elito), auch im Maxiformat (Grando). Neu hinzugekommen sind Anfang 2018 die Serie Vinyl Pro+, 16 Bestseller-Dekore als wasserfeste Vollvinyl-Klebesheets mit 1,5 mm bzw. 2 mm Aufbauhöe und 0,30 bzw. 0,55 mm Nutzschicht sowie die Vinyl Spa-Reihe, bei der die 16 beliebtesten Dekore als feuchtraumgeeignete Multilayer-Konstruktion mit wasserfestem Rigidboard umgesetzt wurden, ebenfalls mit 0,30 und 0,55 mm Nutzschicht.

Bei Designböden liegen die Unterschiede für Tilo im Detail. Damit sind gemeint: Erstens ein dreischichtiger Aufbau, der entscheidend für die Formstabilität und laut Thomas Wielend, Abteilungsleier Produktmanagement & Service ein "entscheidender Qualitätsfaktor" ist. Zweitens eine elastische Nutzschicht, die fußwarm und gehkomfortabel ist, außerdem eine tiefere Prägung erlaubt und drittens ein ebenso leichtgängiges wie sicheres Verlegesystem. "Unsere Fold down-Klickverbindungen haben einen der besten Festigkeitswerte und funktionieren besonders unkompliziert."

Und unter dem Dach "Natur" schließlich fasst Tilo Furnier-, Kork-, und Linoleumfertigböden (Effecto, Uno, Porto, Senso, Coloro) zusammen, womit die Themen Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung bedient werden.

Komplettiert wird das Angebot mit passenden Treppen und Leisten zu jedem Fußboden. Verabschiedet haben sich die Österreicher dagegen von Terrassendielen, weil sie nicht zur Kernkompetenz gezählt werden.

Vor allem bei den Treppen erkennen die Kunden zunehmend die Vorteile", sagt Wielend. "Wir können zu jedem Fußboden Treppenstufen mit materialidenter Oberfläche anbieten, sogar aus der gleichen Charge wie der Bodenbelag. So entsteht ein harmonischer, homogener Raumeindruck."

Von den verschiedenen
Produktwelten profitiert

Hier kommt ein Alleinstellungsmerkmal von Tilo ins Spiel: Die Expertise für die Produktion verschiedener Bodentypen. "Wir sind eines der wenigen, in Österreich das einzige hybride Unternehmen, das Parkett und Designböden herstellt", betont Kendler. "Und wir stehen auch zu allen unseren Produktgruppen, das ist unsere Identität."

Die Frage nach einem möglichen Kannibalisierungseffekt wird verneint. Tilo sei 2017 sowohl mit Parkett als auch mit Designböden gewachsen. "Wir profitieren von der übergreifenden Kompetenz", versichert Berner, "wir können viel aus beiden Welten kombinieren." Zum Beispiel bei der Dekorgestaltung. Das Unternehmen kauft die Dekore für seine Designböden nicht fertig zu, sondern ist stark in die Entwicklung eingebunden, scannt vermehrt das eigene Parkett dafür ein. So entstehen besonders authentische Holzanmutungen wie bei der Vinyl-Langdiele Elito, für die ein Film für die volle Länge von 2.200 mm genutzt wird: Weiterer Vorteil: einheitliche Dekorverbünde zwischen Holz- und Designböden. Diese können damit in angrenzenden Einsatzbereichen verlegt werden, z.B. Küche und Wohnzimmer oder Treppe und anschließender Raum, ohne dass ein optischer Bruch entsteht. "Das ist ein starkes Argument", hat man in Lohnsburg erfahren.

Marketing und Verkauf sind bewusst auf die Endkunden ausgerichtet: "Wir denken verbraucherorientierter," erläutert Berner, "indem wir Zielgruppen geschaffen haben, uns von einer technischen Sprache distanzieren, Kundennutzen und Lebensgefühl in den Vordergrund stellen." Dazu bedient sich Tilo unter anderem einer modernen, emotionalen Bilderwelt, nutzt verstärkt Social Media und hat mit Tim ein sympathisches Testimonial implementiert, das in originellen Videos die neuen Designboden-Kollektionen erklärt. Das Ziel sei dabei keinesfalls, Direktgeschäft zu generieren, sondern "wir wollen den Endverbraucher adressieren, dass er bei unseren Handelskunden kauft." | Claudia Weidt
aus Parkett Magazin 05/18 (Wirtschaft)