Weitzer: Interview mit Josef Stoppacher und Martin Karner

Auf Wachstumskurs nach internen und externen Investitionen



Weitzer Parkett hat unruhige Zeiten hinter sich: Durch Änderungen in der Eigentümerstruktur und an der Firmenspitze war das Unternehmen lange auf sich konzentriert. Das ist vorbei. Seit Anfang 2017 ist Weitzer Parkett neu geordnet, hat ein ehrgeiziges Investitionsprogramm zum größten Teil absolviert und ist jetzt auf Wachstumskurs. Parkett Magazin sprach darüber mit den beiden Geschäftsführern Josef Stoppacher und Martin Karner.

Parkett Magazin: Bei Ihnen war und ist viel im Umbruch. So haben Sie im Werk Weiz seit dem letzten Frühjahr Ihre Produktion modernisiert und ausgebaut - und das im laufenden Betrieb...
Josef Stoppacher: Ja, die letzten Investitionen in Weiz waren einige Jahre her, tatsächlich mehr als zehn Jahre. Nahezu 90 % der gesamten Produktion, über den gesamten Prozess hinweg, wurden in mehreren Phasen auf den aktuellsten Stand der Technik gebracht. In der ersten wurde eine neue Lackierstraße installiert, dann eine neue Presse und Profilierung. Zugleich war damit eine Umschichtung des Materialflusses am Standort verbunden. Beispielsweise ist der Treppenbau komplett umgezogen. Alles in allem hat sich zu einem Investitionsvolumen von ca. 7 Mio. EUR in 2017 und 2018 summiert.

In welche Richtung haben die Investitionen primär gezielt?
Martin Karner: Damit sind verschiedenste Aspekte verbunden: Stärkere Effizienz und höherer Durchsatz zur Sicherung eines wirtschaftlichen Fertigungsablaufes, eine flexiblere Gestaltung des Fertigungsflusses, um noch rascher auf individuelle Kundenbedürfnisse reagieren zu können, eine Leistungssteigerung, um Engpässe zu beseitigen, gestiegene Qualitätsanforderungen und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch eine Reduzierung der Staub- und Lärmbelastung.

Stoppacher: Allerdings mussten wir auch die firmeninternen Strukturen verändern bzw. verschlanken, weil sie nicht mehr unserem Umsatz entsprachen. Über die Jahre hatten wir etwas "Speck" angesetzt.

Können Sie das mit Zahlen unterfüttern?
Stoppacher: Im Umsatz lagen wir auf Holding-Ebene, d.h. mit der Gesamtgruppe, bei ca. 75 Mio. EUR, bei den Mitarbeitern jetzt bei 550. Wir mussten zwischen 5 und 10 % an Arbeitsplätzen abbauen, nicht über alle Bereiche gleich, sondern selektiv.

Wurde dieses umfassende Restrukturierungs- und Investitionsprogramm erst nach der Trennung der Familienzweige beschlossen?
Stoppacher: Im Prinzip ja. Die Trennung wurde Ende 2016 rechtlich wirksam, die finale Entscheidung für die Investitionen ist dann im ersten Quartal 2017 gefallen.

Wir wollten für unseren neuen Wachstumskurs vorbereitet sein und dafür die Voraussetzungen in der Produktion schaffen. Dabei war eine der Hausaufgaben, die wir machen mussten, uns quasi vom Anfang der Produktionskette her neu aufzustellen, damit wir dafür gerüstet sind, im Vertrieb neu durchzustarten.

Deshalb lag ein Fokus auf Versorgungssicherheit im Rohstoffbereich. Die ganze Branche hat Probleme damit, wir hatten zusätzlich unsere speziellen Probleme im Zuge der Familien-Entflechtung. Wir betreiben ein eigenes Sägewerk in Ungarn, das einen Teil unseres Volumens abdeckt und das wir einem Effizienzprogramm unterzogen haben. Darüber hinaus haben wir langfristige Verträge mit Lieferanten aus dem südosteuropäischen Raum.

Ihr Sägewerk in Ungarn versorgt Sie exklusiv?
Karner: Das ist ein reines Hartholzsägewerk und dient dazu, unsere beiden Parkettwerke effizient zu versorgen. Das heißt, rund 90 % vom Gesamteinsatz Eiche gehen zu uns. Der Rest sind Dimensionen, die für uns nicht sinnvoll verwendbar sind, deshalb werden sie extern verkauft.

Sind die Lieferprobleme der Vergangenheit mit dem erwähnten Effizienzprogramm endgültig behoben?
Karner: Ja, die haben sich absolut erledigt. Wir haben sehr viel Geld in die Behebung dieser Problematik investiert, sprich Working Capital aufgebaut, die Lagerbestände erhöht, so dass wir uns sogar zu hoch eingedeckt hatten. Nun haben wir wieder normale Lagerbestände und Lieferzeiten, was auch unsere Kunden positiv zu spüren bekommen und uns auch bestätigen. .

Sie erwähnten eben Ihren neuen Wachstumskurs. Es geht Ihnen also nicht nur darum, effizienter zu produzieren, sondern auch mehr?
Stoppacher: Ja, das ist der Plan. Wir wollen wachsen, wir müssen wachsen, weil die Kosten pro Einheit im Steigen begriffen sind - für alle in der Branche. Und da heißt es, die Flucht nach vorne anzutreten. Denn klar gesagt: Mit unserem Maschinenpark sind wir keine Manufaktur. Deshalb ist natürlich eine Kapazitätserhöhung ein Thema. Wir haben zum Beispiel Produkte, die wir eingestellt hatten, wieder ins Programm aufgenommen, nachdem wir festgestellt haben, dass wir uns damit Umsatz abgeschnitten haben. Das gilt vor allem für Produkte im Objektbereich. Durch die neue Produktionsstruktur und das effizientere Umfeld wird das wirtschaftlich wieder interessanter für uns. In der Kostenstruktur sind wir jetzt absolut wettbewerbsfähig.

Über wie viele Kapazitäten verfügen Sie aktuell und dann in der Endstufe?
Karner: In Summe produzieren wir aktuell 2,5 Mio. m2. Mit dem Umbau in Weiz haben wir eine verfügbare Kapazität von ca. 3,5 m2.

Sind alle Investitionen nach Weiz geflossen oder bestand in Ihrem zweiten Werk in Güssing auch Bedarf?
Karner: Nein, das Werk ist ja noch nicht alt und im Prinzip auf dem letzten Stand der Technik. Trotzdem haben wir ca. 1 Mio. EUR in Güssing investiert. Wir haben einen weiteren Spachtelautomaten aufgestellt und kleinere Anpassungen zum Beispiel an der Lackierstraße vorgenommen.

Sie haben nicht nur intern investiert, sondern auch extern. Unlängst haben Sie mit der Meldung überrascht, dass Sie ein 50:50-Joint Venture in Kroatien eingegangen sind - derzeit eine beliebte Investitionsregion für westeuropäische Branchenteilnehmer...

Stoppacher: Ja, wir betreiben das Unternehmen Pana d.o.o. seit dem Frühjahr gemeinsam mit einer kroatischen Unternehmerfamilie und können dabei wechselseitige Synergien nutzen: Wir sichern uns damit langfristig Zugang zur hochwertigen slawonischen Eiche und bringen dafür unser holzverarbeitendes, bzw. technologisches Know-How ein. Unser erfahrenes Technik-Team wird nach dem Abschluss der Investitionen in Österreich den technischen Lead in Turopolje übernehmen für weitere Investitionen in dieses Werk. Dort sind derzeit bereits ca. 150 Mitarbeiter beschäftigt, eine Expansion auf ca. 250 ist geplant.

Die Expansion in der Beschaffung und der Produktion stellt eine signifikante Erweiterung unserer Gruppe dar. Wir wollen damit unsere Internationalisierung vorantreiben und Wachstum mit neuen Produkten für neue Geschäftsfelder und Märkte generieren.

Wie hoch ist Ihr Exportanteil derzeit und welche sind aktuell Ihre wichtigsten Märkte?
Stoppacher: Derzeit bei ca. 52 %, wobei sich das künftig zugunsten des Exports verschieben wird. Unsere Nr. 1 ist Österreich, Nr. 2 Deutschland und Nr. 3 mittlerweile China, das die Schweiz überflügelt hat. Dann folgen Länder wie Italien, Frankreich aber auch Exportmärkte in Übersee. Historisch schwächer sind wir in Nordwesteuropa. Dort und in anderen Ländern, in denen wir bisher eher schwach vertreten waren, die aber über ein gutes Potenzial verfügen, prüfen wir gerade, wie wir uns entwickeln können. Auch außerhalb Europas gibt es einige interessante Märkte, die wir uns anschauen.

Auf ihrem zweitwichtigsten Markt Deutschland haben Ihre Ambitionen in Richtung Direktvertrieb für Unmut unter Ihren Großhandelskunden gesorgt. Ist das Thema damit für Sie beendet?
Stoppacher: Das ist auf jeden Fall ein sehr sensibles Thema für alle Beteiligten. Wir schauen uns das Ganze noch einmal in Ruhe an. Aber: In Zeiten eines zunehmenden Wettbewerbs innerhalb Europas und auch durch außereuropäische Marktbegleiter und schrumpfender Margen muss man hinterfragen, wie viele Partner die Wertschöpfungskette bis hin zum Endverbraucher verträgt. Das ist eine legitime Frage, die sich jeder im Markt stellen muss. Wobei: Ohne Großhandel geht es auch nicht. Das ist das Spannungsfeld, in dem wir uns bewegen und mit dem wir uns auseinander setzen müssen.

Konkurrenz entsteht Ihnen als Parketthersteller auch durch Designböden. Ein Grund, sich damit zu beschäftigen?
Stoppacher: Nein, im Sinne von Produktion seitens Weitzer Parkett. Unsere Aussage ist ganz klar: Wir kommen vom Holz, wir stehen für über 185 Jahre Holz, damit leben wir, damit kennen wir uns aus, darauf konzentrieren uns. Es ist derzeit nicht vorstellbar, dass wir Böden anbieten, die nicht aus Holz sind.

Sie müssten sie ja nicht selber produzieren, könnten sie auch als Handelsware führen.
Stoppacher: Auch das nicht. Holz ist und bleibt unsere Kernkompetenz. Im Gegenteil: Wir differenzieren uns klar von chemischen Produkten und versuchen alles so natürlich wie möglich zu machen. Wenn wir jetzt mit chemischen Produkten kämen, wäre das ein Schlag ins Gesicht für unsere Marke.

Und es gibt eine Klientel, eine wachsende Klientel, die sich mit Nachhaltigkeit und nachhaltigen Produkten beschäftigt. Nachhaltig orientierte Kundengruppen, die etwa auf ein Elektro-Auto umsteigen, sich vegan ernähren, sollten sich dann wohl keinen Vinylboden in die Wohnung legen. Das passt doch nicht zusammen. Wir erleben derzeit bei vielen großen Projekten, wie wichtig Nachhaltigkeit für eine bestimmte Zielgruppe im mittleren bis gehobenen Bereich ist. Für Investoren ist ein Parkettboden ein USP, der den Wert steigert.

Bei den privaten Konsumenten ist die Herausforderung heute klar herauszustellen, welche Vorteile Parkett gegenüber Substituten hat. Das war vor wenigen Jahren noch anders, damals galt es, europäisches Parkett gegenüber chinesischem zu argumentieren. Wir positionieren uns klar mit unserem ehrlichen, nachhaltigen, ökologischen, langlebigen Material und haben bei unseren mehr als 100 Schauraum-Partnern und 350 Ausstellungen entsprechend upgedated.

Das hat bislang kaum jemand auf dem Radar: den Lebenszyklus von Produkten. Wie langlebig und nachhaltig Parkett ist. Das müssen wir künftig viel stärker herausstreichen. Da müsste die ganze Parkettindustrie geschlossener für ihr Produkt auftreten. | Claudia Weidt
aus Parkett Magazin 05/18 (Wirtschaft)