50 Jahre Centa-Star

Familiäre Atmosphäre, knallharter Wettbewerb


Stuttgart. In diesem Jahr feiert der Stuttgarter Bettwarenhersteller Centa-Star seinen 50. Geburtstag. Die Firmengeschichte kennt Höhen und Tiefen, 2013 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Unter dem Dach der Frankenstolz-Gruppe gelang anschließend die Restrukturierung. Heute steht Centa-Star wieder gut da - doch Geschäftsführer Thomas Müller bleibt angesichts der Herausforderungen des Marktes auf dem Boden der Tatsachen.

Goldene Zeiten für den Bettwarenhersteller aus Untertürkheim? Zumindest zum runden Geburtstag gönnt sich Centa-Star, bei aller schwäbischen Bescheidenheit, etwas edlen Glanz in der Jubiläums-Kollektion. So wurde beispielsweise die Jubiläumsdecke "Celebration" mit einer Goldbiese umrandet, und auch der gesamte werbliche Auftritt stand 2018 im Zeichen des Edelmetalls.

Angefangen mit der Präsentation auf der Frankfurter Heimtextil im Januar zog sich das Thema Gold bis weit in den Herbst. Und in diesen goldenen Tagen konnte Geschäftsführer Thomas Müller auch sehr erfreuliche Zahlen präsentieren: "Wir verzeichnen in unserem Jubiläumsjahr ein Umsatzplus von zwölf Prozent und haben in den letzten fünf Jahren ein Plus von 25 Prozent erreicht", so Müller.

Doch der Geschäftsführer und seine Belegschaft kennen auch andere Zeiten. 2013 kam die Insolvenz und die anschließende Übernahme durch die Frankenstolz-Gruppe. "Wir haben sehr viel erlebt in all den Jahren, 95 Prozent der Mitarbeiter sind mit mir durch Dick und Dünn gegangen", erinnert sich Müller. Gegangen aber sei kaum jemand. "So etwas schweißt zusammen", weiß der Geschäftsführer. "Das ist hier nicht nur irgendein Job, sondern unser gemeinsames Baby. Wir kämpfen alle für ein gemeinsames Ziel."

Müller spricht gerne vom "Centa-Star-Virus", der all jene früher oder später befalle, die im Unternehmen arbeiten. An einem Standort wie Stuttgart ist das viel wert: "Wir sitzen genau gegenüber von Daimler Benz. Die bezahlen ganz locker 40, 50 Prozent mehr als wir. Trotzdem haben wir eine Mannschaft, in der es kaum Fluktuation gibt."

Mit dieser Mannschaft wurde der 50. Geburtstag gefeiert - das Fest in der frisch renovierten Kantine und im angrenzenden Showroom war der Belegschaft gewidmet, auf größeres Tamtam wurde bewusst verzichtet. Mit Andreas Eule und Stefan Sickenberger (Frankenstolz) sowie Markus Ertel und Markus Buschlinger (Häussling) waren die Vertreter der Partnerunternehmen gekommen, weitere Gäste aus der Branche waren nicht eingeladen, dem familiären Rahmen entsprechend. Eine Party hatte es schließlich schon auf der Heimtextil im Januar gegeben.

Es war ein fröhlicher Abend im Gebäude der ehemaligen Eszet-Schokoladenfabrik, in dem Centa-Star seit fast vier Jahrzehnten produziert, und das sich seit Januar 2018 auch wieder in Firmenbesitz befindet. Begonnen hatte der Tag mit einer gemeinsamen Tagung von altem und neuen Außendienst. Die ehemaligen Mitarbeiter, Männer zwischen 75 und 85 Jahren, hatten sich lange auf das Treffen gefreut. "Die alten Vertriebsleute haben damals den Grundstein gelegt, auf dem wir heute aufbauen", so Müller. "Sie haben begonnen, Faserbetten in einer komplett von Federn und Daunen geprägten Branche zu verkaufen."

Bei allem Wandel und technischen Fortschritt, eines hat sich dabei nicht geändert: "Der Außendienst wird immer an Zahlen gemessen", so Müller. Und auch, wenn sein Haus aktuell gut dasteht, sieht der Geschäftsführer keinen Grund, die Hände in den Schoß zu legen: "Wir befinden uns in einem brutalen Verdrängungswettbewerb, die Konzentration im Markt wird weitergehen", so Müller. "Das halte ich schon für bedenklich. Die Konzentration auf der Handelsseite ist extrem, während wir auf der Hersteller-Seite eine mittelständisch geprägte Unternehmenskultur sehen. Das wird sich weiter verschärfen und ich fürchte, dass da noch einige auf der Strecke bleiben."

Ein Garant des anhaltenden Erfolges ist auch Verkaufsleiter Micky Herrmann, wie Müller betont. Auch er wurde schon früh vom Firmenvirus befallen. "Wenn man Centa-Star nicht lebt, dann sind diese Bettdecken einfach nur weiße Vierecke, wie alle anderen Bettdecken auch. Die Hauptmerkmale der Centa-Star-Bettdecken wie die eckige Ecke, Längssteppung und Biese, haben sich bei mit so eingeprägt, dass ich das heute ebenfalls immer wieder predige - oder sagen wir besser: lebe."

Schon vor seiner Zeit im Unternehmen hat Herrmann voller Begeisterung auf dessen Marketingaktivitäten geschaut: "Bei der Aktion für das Waschmich-Kissen habe ich mir gedacht: die machen so supersimples Marketing und schreiben sogar drauf, was man mit dem Kissen machen kann. Warum kamen wir nicht auf so eine einfache Idee", erinnert sich der heutige Verlaufsleiter. "Oder die Idee mit den Sommerbetten in der Kühltasche: da habe ich auch gedacht, wow, was für eine tolle Idee, warum machen wir so etwas nicht?"

Heute sorgt Herrmann mit seinem Team dafür, dass die Marke gut sichtbar ist: Zahlreiche Shops sind quer durch die Republik installiert worden, in der Regel mit eigenem Personal bestückt, das die Marke im oben beschriebenen Sinne ebenfalls lebt. Neben dem gelungenen Auftritt, dem Preis und der Qualität der Ware ist für Geschäftsführer Müller das Thema Logistik eines der wichtigsten: "Die Schnelligkeit ist heute das A und O. Damit sind wir heute auch in der Lage, den Onlinehandel zu bedienen", erklärt er. "Wobei ich betonen möchte, dass wir nicht selber mit einem eigenen Online-Shop an den Markt gehen, sondern das ausschließlich über unsere Partner abwickeln. Wir wollen unseren Kunden keine Konkurrenz machen."

Neben dem Stammhaus in Untertürkheim sichern zwei Außenlager die schnelle Lieferfähigkeit, die dem Chef heilig ist: "Wir wollen die Schnellsten sein, die beste Qualität und die innovativsten Produkte bieten." Denn auch die stetige Neuentwicklung ist für Müller "absolute Chefsache". Die Themen Gesundheit , Wellness und Wohlbefinden will er mit Centa-Star künftig noch stärker in den Mittelpunkt rücken und entsprechende Produkte am Markt lancieren: "Es werden in Zukunft immer mehr Produkte gefragt sein, die Lösungen für eine älter werdende Zielgruppe anbieten, die weiterhin sehr aktiv ist und sich fit halten möchte."

Bei aller Bewegung im Markt und dem laufenden Verdrängungswettbewerb bleibt Müller gelassen. Natürlich ist er stolz auf die positive Entwicklung, die Centa-Star in den vergangenen Jahren gemacht hat. Gleichwohl gibt sich Müller bescheiden: "Manchmal gehört einfach auch das Glück des Tüchtigen dazu", sagt der 60-Jährige. "Mein Credo lautet: Schuster, bleib bei deinem Leisten und mach deinen Job richtig."
aus Haustex 10/18 (Wirtschaft)