Tarkett: Ortstermin in Clervaux

"Alles, was wir hier machen, ist Neuland"

Designböden sind eins der Schlüsselprodukte für Tarkett - und Digitaldruck eine Schlüsseltechnologie. In beide Bereiche hat die Gruppe massiv investiert und hegt große Ambitionen. Die Ideen, Konzepte und Produkte, mit denen diese umgesetzt werden sollen, entstehen in der Designschmiede im luxemburgischen Clervaux, unmittelbar angeschlossen an Entwicklung und Produktion.

Was der Weltkonzern Tarkett morgen seinen Kunden in Deutschland, Frankreich und anderen Ländern an neuen Ideen für Designbeläge präsentiert, stammt zum großen Teil aus dem Design Center am Standort Clervaux. Dort, inmitten der Ardennenhügel im Dreiländereck Luxemburg-Deutschland-Belgien, arbeitet ein multinationales Team an neuen Produkten, vornehmlich für die Region EMEA, sondiert dafür Trends, den Markt und technologische Entwicklungen. Die unmittelbare Anbindung an die Produktion sorgt für Bodenhaftung. "Auch wenn wir im Labor viel abbilden können, ist der Link zur Produktion wichtig", weiß Thorsten Beinke, Senior Design Manager modulare Produkte und Digitaldruck. In den letzten Jahren ist viel in Clervaux investiert worden - vor allem in Zusammenhang mit der neuen Digitaldruckanlage. Wenn Tarkett eigene Produktionen aufbaut, wird an nichts gespart. Das Werk ist quasi vollstufig organisiert bis hin zur Druckvorstufe. "Wir verfügen hier über Tiefdruck und Digitaldruck, können auch kombinieren", sagt Beinke beim Rundgang. Im Labor kann der komplette Fertigungsablauf nachgestellt werden: vom Druck über das Verpressen und der Aushärtung im Ofen bis zur PU-Beschichtung. "Wir erstellen hier Muster, die dem Endergebnis sehr nahe kommen und auch als Farbauszüge für die Produktion dienen."

Mit dem Digitaldruck kamen neue Herausforderungen auf Design und Entwicklung zu. Denn auch wenn Tarkett eine führende Position in dieser Technologie beansprucht und bereits über einschlägige Erfahrungen an anderen Standorten und mit anderen Materialien wie Holz und Laminat verfügt, seien die Anforderungen immer wieder anders, betont Beinke. In Clervaux wird in 2 m Breite im Single Pass-Verfahren wasserbasiert auf PVC gedruckt. Lange wurde getüftelt, um ein optimales Ergebnis zu erzielen sowie Details in der Anlage und im Druckprozess modifiziert. Die Maschine, die jetzt dort steht, "gibt es bislang nur einmal und wir halten auch das Gros der Patente."

Beinke ist fasziniert von den Möglichkeiten des Digitaldrucks; er glaubt aber auch, dass manche zu kurz springen, wenn sie nur einfach Dekore abfotografieren und drucken oder die kleinen Losgrößen nutzen, um Tiefdruckdesigns zu kopieren. "Digitaldruck kann viel mehr." Wohin der Weg gehen kann, hat die Designmannschaft in Clervaux bei den neuen Kollektionen ID Supernature und ID Tattoo ausgelotet (Seite 54). Zum einen war auf einmal der Rapport bei einem Dekor kein Thema mehr. "Ohne Limitierung durch den Umfang des Druckzylinders kann man im Design größer denken." Nämlich in 6 m statt in 1,50 m. Zum anderen kann man Umfang, Kombinations- und Individualisierungsmöglichkeiten einer Kollektion beliebig erhöhen, wenn die Umrüstung auf ein anderes Dekor nicht wie beim Tiefdruck sechs Stunden dauert, sondern wenige Minuten, und wenn die fertigen Produkte nicht eingelagert werden, sondern auf Knopfdruck entstehen.

Für Beinke und seine Kollegen Dirk Beneke, Business Manager Hardflooring DACH und Lutz Vöing, Marketingdirektor DACH ist das erst der Anfang. Individualisierung sei ein Trend, der zunimmt und für den modulare Beläge prädestiniert sind. Deshalb will Tarkett mit Hilfe des Digitaldrucks immer mehr individualisierbare Produkte anbieten. Aber die drei stellen auch fest: "Digitaldruck kann nicht alles lösen. Wenn wir so viele Optionen offerieren, steigt der Servicelevel massiv an." Denn mancher Endkunde möchte einen individuellen Boden, ist jedoch mit dessen Gestaltung überfordert. "Die Möglichkeiten sind unendlich", sagt Beneke, "deshalb denken wir für unsere Kunden vor." Zum Beispiel durch leicht verständliche Baukasten-Systeme. "Kuratiertes Design" nennt Beinke das.

Für die Designer in Clervaux sind ID Supernature und ID Tattoo schon Geschichte. Sie arbeiten längst an anderen Kollektionen. Weil Tarkett im Segment Designböden großes Potenzial für sich sieht, wird hier enorm gepowert. Im vergangenen und in diesem Jahr zündet der Konzern ein regelrechtes Feuerwerk an Neuheiten. "Wir reden von fast 1.500 neuen Artikeln sowohl im Klebe- als auch im Klickbereich", sagt Beneke.

"Und wir haben noch mehr Pfeile im Köcher", lässt Vöing durchblicken. Das aktuelle Thema Rigid-Produkte beispielsweise bedienen die beiden neuen Click Ultimate-Serien, die beim Pre-Launch bei ausgesuchten Kunden auf sehr gutes Feedback gestoßen seien (mehr darüber im nächsten Parkett Magazin). Und zu den Themen PVC-frei und mineralische Designböden will sich Tarkett im weiteren Verlauf des Jahres melden... | Claudia Weidt
aus Parkett Magazin 04/18 (Wirtschaft)