VDB: Tagung in Braunschweig

Aufbruchstimmung in der Branche


Braunschweig. Mit einer neuen Werbekampagne will der Verband der Bettenfachgeschäfte ab Herbst das Image der Branche verbessern. Bei der Jahrestagung in Braunschweig wurde das sehr positiv aufgenommen - von Händlern und Industriepartnern. Wohl auch, weil die generelle Marktsituation eher schwierig ist, wie
die Frühjahrsumfrage des Verbandes zeigte.

Es zeigt sich eine deutliche Aufbruchstimmung in der Branche." Mit diesem positiven Fazit beendete VDB-Präsident Marc Böhle in Braunschweig die jüngste Tagung seines Verbandes. Und in der Tat wirkte die Stimmung so, als sei den anwesenden Bettenfachhändlern der Ernst der Lage nicht nur bewusst, sondern auch Anlass zu Konsequenzen. Viele wollen das Heft des Handelns in die Hand nehmen. Die Werbekampagne des Verbandes unter dem Motto "Jeder schläft anders" fand in Braunschweig große Zustimmung (siehe eigener Artikel ab Seite 20).

"Wir wollen eine zielgerichtete Onlinewerbung statt einer breiten Branchenwerbung, die schlecht zu steuern ist, erläuterte VDB-Geschäftsführer Axel Augustin. Händler, die sich an der Kampagne beteiligen wollen, sind mit einem Beitrag von 1.000 Euro dabei. Für Augustin sinnvoll investiertes Geld: "Es ist jetzt der Zeitpunkt, etwas zu tun. Wir müssen anfangen, für unsere Funktion im Markt zu werben, denn wir hatten noch nie eine derartige Situation, wo uns andere die Existenzberechtigung absprechen." Bundesweit müsse der Bettenfachhandel an seinem Image arbeiten.

Das sahen auch die Händler so, die die Kampagne positiv aufnahmen. "Die bundesweite Präsenz ist ein perfekter Ansatz", lobte Mirko Kolbe aus Hildesheim. "Jeder ist seines Glückes Schmied und kann auch mehr als 1.000 Euro einsetzen." Kollege Sven Schaller mahnte: "1.000 Euro sind eigentlich zu wenig. Das Thema tangiert nicht nur die Händler, sondern auch die Hersteller. Auch die Industrie muss ran." Und die ließ sich das nicht zweimal sagen. "Wir sind mit dabei", erklärte Centa-Star-Geschäftsführer Thomas Müller in Braunschweig, weitere vier Unternehmen schlossen sich spontan an. Fachhändler Björn Steinbrink aus Wuppertal forderte: "Wir sollten nicht länger diskutieren, sondern einfach loslegen."

Die VDB-Spitze nahm diesen Rückenwind gerne auf. Doch die Zuversicht von Präsident Marc Böhle hatte angesichts der allgemeinen Lage auch Grenzen. "Unsere Branche steht ziemlich unter Druck und zum Teil auch in der Kritik. Unser Markt ist extrem in Bewegung", fasste der VDB-Präsident die aktuelle Situation im stationären Bettenfachhandel zusammen. "Und leider gehören wir nicht zu den Gewinnern: Seit drei Jahren befinden wir uns im Rückwärtsgang, während andere Vertriebsformen deutlich zugelegt haben."

Der Möbelhandel ist laut Böhle im gleichen Zeitraum einige Prozentpunkte gewachsen, die Online-Umsätze im Bereich Einrichtung gar um 20 Prozent. "Das sind Zahlen, von denen können wir nur noch träumen." Dies sei zwar für die allermeisten Bettenfachhändler noch nicht dramatisch und auch nicht existenzgefährdend, so Böhle, "aber die Betonung liegt auf dem Wörtchen noch’!" Jeder Händler müsse sich fragen, "was geschieht, wenn die Entwicklung in drei, fünf oder zehn Jahren so weitergeht oder sich sogar noch beschleunigt. Sind wir dafür bereit? Haben wir dafür Gegenstrategien? Oder ist es nur die vage Hoffnung, dass es nicht so schlimm wird, wie prognostiziert?"

Immerhin: "Die ersten drei Monate im Bettenfachhandel waren ja wohl ganz ordentlich", erklärte der VDB-Präsident. "Aber ist das schon ein Zeichen für eine Trendumkehr? Ist es realistisch, dass die goldenen Zeiten von Anfang des Jahrzehnts einfach so zurückkommen?" Eine Antwort lieferte Geschäftsführer Axel Augustin mit den Ergebnissen der Frühjahrsumfrage. Und die hatten es teilweise in sich (siehe Kasten).

Denn erstmals, seit der Verband die Zahlen erhebt, hat sich eine Mehrheit der Befragten derart negativ geäußert: Mehr als die Hälfte waren unzufrieden mit dem Vorjahr, mehr als drei Viertel der Umfrageteilnehmer klagten über sinkende Frequenz, die auch über den Durchschnittsbon nicht mehr kompensiert wurde. Und: "Wir haben erstmalig eine Mehrzahl von Umfrageteilnehmern, bei denen der Ertrag gesunken ist", so Augustin. Gleichwohl rechnet die deutliche Mehrheit der Befragten mit stabilen bis steigenden Umsätzen in diesem Jahr. Diesen Optimismus bremste der VDB-Geschäftsführer: "Ich weiß nicht so recht, warum das so sein sollte - die Marktentwicklung ist eine andere."

Deutlich haben die Händler erkannt, dass die Digitalisierung im eigenen Beritt nicht ignoriert werden kann. 80 Prozent gaben in der VDB-Umfrage an, die Internet-Präsenz verbessern zu wollen - faktisch eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr. Und immerhin die Hälfte will verstärkt Social Media und eMails zur Kundenansprache nutzen. Auch E-Commerce-Kooperationen mit Lieferanten werden aus Sicht der Händler wichtiger; ein Drittel findet sie generell interessant, 6 Prozent äußerten daran kein Interesse. Und für 60 Prozent der Befragten ist das Thema abhängig von der Ausgestaltung.

"Ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, dass jeder seinen eigenen Webshop macht", betonte Augustin in Braunschweig. "Es ergibt aber Sinn, sich besser zusammen aufzustellen und gemeinsam den Markt zu bearbeiten." Fast jeder der Befragten sei der Meinung: "Wir müssen uns zusammen im Markt bewegen, wir müssen den Kunden digital abholen, zu unseren Produkten und zu unseren Geschäften bringen. Und wenn er dann da ist, müssen wir ihn digital voll versorgen - wenn wir die Ware zum Beispiel nicht vorrätig haben."

Auch der VDB selbst wird seinen Online-Auftritt in diesem Jahr verändern: Der Verband bekommt - der Werbekampagne geschuldet -eine eigene Website. Bislang gab es lediglich eine Präsenz auf der Seite des BTE sowie eine Seite für den Bettenpressedienst, die nun in der neuen Website aufgehen wird. Ziel ist es, in der Außendarstellung besser wahrgenommen zu werden, wie VDB-Präsident Marc Böhle erklärte: "Da ist nicht nur zeitgemäß, sondern auch im Zuge der geplanten Werbekampagne notwendig." Nach über 20 Jahren wurde außerdem ein neues Verbandslogo kreiert, das ab sofort im Einsatz ist.

Apropos Bettenpressedienst: "Er ist das einzige Medium, mit dem wir unsere Botschaften bundesweit redaktionell publizieren können", betont Böhle. "Mit diesem Vehikel können wir seit Jahren zweimal jährlich hunderte von Tageszeitungen, Anzeigenblätter und Internetportale mit Texten und Bildern rund um das gute Bett versorgen." In den letzten zwölf Monaten erreichte der VDB damit wieder mehr als 10 Millionen Abdrucke und Page Impressions. Böhle: "Das ist für diesen überschaubaren finanziellen Aufwand ein tolles Ergebnis."

Aus seiner Sicht eine lohnenswerte Sache: "Der Bettenfachhandel kommt, überspitzt gesagt, nur dann in der Tagespresse vor, wenn mal wieder ein mehr als hundertjähriges Bettenfachgeschäft schließt. Das hat zur Folge, dass wir unsere Argumente selbst an den Leser bringen müssen. Wenn wir es nicht tun, macht es nämlich keiner."

Die nächste VDB-Tagung findet vom 9. bis 10. April 2019 in Düsseldorf statt.
aus Haustex 05/18 (Marketing)