34. TKB-Fachtagung Fussbodentechnik, Köln

Weg frei für KRL-Methode

Designbeläge im Bad, Arbeiten im System, funktionale Aufgaben von Verpackungen und Feuchte-messung - die Bandbreite der Themen der 34. TKB-Fachtagung war groß. Erstmalig gab es eine Podiumsdiskussion, an der sich die knapp 200 Teilnehmer interaktiv per Handy beteiligen konnten. Der Vorsitzende Dr. Norbert Arnold gab außerdem Einblicke in die Aktivitäten der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB).

Die Klebstofftagung der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB) im Industrieverbund Klebstoffe (IVK) ist einer der größten Branchentreffpunkte. Ein Schwerpunkt war in diesem Jahr die Messung der korrespondierenden Luftfeuchte, kurz KRL-Methode. Die TKB möchte neben der CM-Messung eine zweite Messart für die Estrichfeuchte etablieren. Dafür hat der Verband an der Universität Hamburg-Harburg eine Untersuchung in Auftrag gegeben und einen Ringversuch mit Sachverständigen initiiert. Sie führten parallel beide Messmethoden durch und dokumentierten die Ergebnisse.

Die KRL-Methode hat gegenüber der CM-Messung den deutlichen Vorteil, dass man sie mit sämtlichen Estricharten materialunabhängig durchführen kann - selbst Estrichzusatzmittel verfälschen das Messergebnis nicht. Dr. Thomas Brokamp von Bona erklärte "die Baustelle KRL-Messung für die TKB für beendet". Andere Stimmen der Teilnehmer sahen noch deutlichen Abstimmungs- und Kommunikationsbedarf: "Jetzt muss sich das neue Messverfahren erst einmal in der Praxis beweisen", sagte ein teilnehmender Anwendungstechniker.


Dr. Gernot Deckelmann, TU Hamburg-Harburg
Das Feuchteaufnahme- und -abgabeverhalten zementgebundener Estriche und Konsequenzen für die Bestimmung der KRL

Dr. Gernot Deckelmann von der TU Hamburg-Harburg stellte die anspruchsvolle Theorie zu der KRL-Methode vor. "Wenn wir uns mit der Belegreife von Estrichkonstruktionen beschäftigen, ist zunächst der Ist-Zustand zu ermitteln", so der Referent zu Beginn seiner Ausführungen.

Die Ermittlung des Ist-Zustandes erfolgt im deutschsprachigen Raum in der Regel mit Hilfe der CM-Methode. In den letzten Jahren wurde dazu ein begleitendes Verfahren eingeführt, das Verfahren der korrespondierenden relativen Luftfeuchte, kurz KRL. Die TU Hamburg-Harburg hat in den Jahren 2016 und 2017 ein umfangreiches Untersuchungsprogramm durchgeführt und ist zu folgenden Ergebnissen gekommen: Zementgebundene Estriche weisen ein voneinander abweichendes Feuchteabgabe- und Feuchteaufnahmeverhalten auf.


Aufgrund des abweichenden Verhaltens kann der Messwert der KRL-Methode bei einem identischen massebezogenen Feuchtegehalt um mehr als 10 % relative Feuchte ansteigen. "Dieser Anstieg führt dazu, dass wir bei einer Beurteilung des massebezogenen Feuchtegehalts mittels KRL und Desorptionsisotherme mit unserem Messwert immer auf der sicheren Seite liegen", so der Referent.


Dr. Thomas Brokamp, Bona
Praxiserprobung der KRL-Methode im TKB-Ringversuch - Vorstellung der Ergebnisse

Die TKB-Arbeitsgruppe Untergrundfeuchte hat im vergangenen Jahr einen Ringversuch durchgeführt. Dabei haben Sachverständige KRL-Messungen parallel zur CM-Messung durchgeführt. "Wir haben auf diese Weise ungefähr 13.000 Datenpunkte gesammelt, die auf 260 Estrichmessungen beruhen. Es sind 28 kalibrierte Messgeräte "Rotronic Hygropalm" an die Teilnehmer übergeben worden. 15 Teilnehmer haben Messergebnisse eingereicht", so Dr. Brokamp.

Es blieb den Sachverständigen überlassen, wie sie messen. Sie konnten sich entscheiden, ob das Prüfgut in einem PE-Beutel oder in eine CM-Flasche gefüllt wird. Auch bei dem Ort der Probenahme im Estrich - ob obere Hälfte, untere Hälfte oder Estrichquerschnitt - waren sie frei, sie sollten den Ort allerdings benennen.
Das Fazit von Dr. Brokamp lautet: "Die Messgeräte im Ringversuch haben sich bewährt. KRL-Messungen funktionieren und sind aussagekräftig." Durch die Arbeiten der letzten Jahre habe man alle Daten, um das Trocknungsverhalten von Estrichen zu beschreiben.

Folgende Grenzwerte konnten aus den Messungen abgeleitet werden: 75 % relative Luftfeuchte im Estrichquerschnitt und 80 %, wenn in der unteren Hälfte des Estrichs gemessen wird. Nimmt man die Proben aus der oberen Hälfte, sollte immer auch die Raumluftfeuchte mit beurteilt werden. Dieser Ort der Probennahme sei empfindlich gegen Probennahmefehler. Die anonymisierten Messdaten werden auf der Webseite des IVK zur Verfügung gestellt, "falls jemand seine eigene Auswertung durchführen möchte", so Dr. Brokamp abschließend.


Dr. Norbert Arnold, Uzin Utz
TKB-Merkblatt 14: Klassifizierung von Zementestrichen - Folgen

Dr. Norbert Arnold, Leiter technische Sortimentsentwicklung bei Uzin Utz, stellte das TKB-Merkblatt 14 vor, das eine Klassifizierung von Zementestrichen beinhaltet. "Wir haben gemerkt, dass es Handlungsbedarf bei den Estrich-Definitionen gibt", sagte Dr. Arnold. Ein Beispiel ist die Bezeichnung "Schnellestrich", die irreführend sei, weil Estriche mit Zusatzmitteln und Schnellestriche fälschlicherweise gleichgesetzt werden.

Dr. Arnold war es wichtig, nicht eine Produktgruppe zu verteufeln, sondern eine seriöse Argumentation in der Praxis zu fördern. In der Vergangenheit habe die fehlende Abgrenzung zu Streit auf der Baustelle geführt. "Das wollen wir nicht, genauso wenig wie eine Marktverzerrung", so der Referent. Normalerweise zielen die TKB-Merkblätter auf die Verarbeiter ab, in diesem Fall möchte die TKB auch die Planer als Zielgruppe ansprechen.

Das Herzstück des Merkblatts ist eine Vergleichstabelle, in der die Eigenschaften der verschiedenen Zementestriche in Abhängigkeit ihrer Art beschrieben werden. Es gibt bereits einige Hersteller, die ihre Estrichprodukte nach dem TKB-Merkblatt 14 kennzeichnen. Gleichzeitig sorgte es auch für eine Premiere: Es gibt das erste Mal einen Hinweis, dass das Emissionsverhalten von Zementestrichen nach dem Emicode der GEV bestimmt werden kann.

Das Merkblatt kann unter www.klebstoffe.com/Informationen/Publikationen heruntergeladen werden.



Hartmut Urbath, PCI Augsburg
Designbeläge im Bad - Elastische Bodenbeläge und die neue DIN 18534

Hartmut Urbath, Leiter Technical Consumer Service Thomsit, sieht das Trendthema "Designbeläge im Bad" ganz pragmatisch: "Badezimmer sehen heute anders aus als früher. Grundsätzlich sind die Designbeläge das einzige Belagssegment, das wächst. So ist es nicht verwunderlich, dass es auch in Nassräume Einzug hält." Normativ kommt die Musterbauordnung zur Anwendung, in § 13 heißt es: "Bauliche Anlagen müssen so angeordnet, beschaffen und gebrauchstauglich sein, dass durch Wasser, Feuchtigkeit, pflanzliche und tierische Schädlinge sowie andere chemische, physikalische oder biologische Einflüsse, Gefahren oder unzumutbare Belästigungen nicht entstehen." Das heißt, der Planer muss dafür Sorge tragen, dass auf ein Bauwerk kein Wasser schädlich einwirken kann.

Um das zu gewährleisten, muss man abdichten. Seit Juli 2017 gibt es eine ganz neue Normenreihe, die sich mit der Abdichtung beschäftigt: die DIN 18534 "Abdichtung in Innenräumen". In Teil 1 werden die Wassereinwirkungsklassen W0-I bis W3-I definiert, darüber hinaus auch Rissklassen für typische Abdichtungsuntergründe (R1-I bis R3-I). Außerdem definiert die Norm feuchteempfindliche und feuchteunempfindliche Untergründe.

Ganz wichtig ist, das Folgendes schriftlich festgehalten wird: Die Festlegung der Wassereinwirkungsklasse und die Wahl des Abdichtungssystem ist Aufgabe des Planers. Beispiele für von dieser Norm erfasste Flächen sind privat und gewerblich genutzte Badezimmer, gewerblich genutzte Küchen, Schwimmbeckenumgänge, Duschanlagen sowie Bodenflächen mit Ablauf.

Woraus ergibt sich die Zulässigkeit von LVT im Bad? In der Norm DIN 18534 Teil 3 heißt es unter 7.3: "Nutzschichten können z. B. keramische Fliesen und Platten sein." Aus der Formulierung "z. B." wird interpretiert, dass auch andere Bodenbeläge erlaubt sind, solange das System aus Abdichtung und Nutzschicht des Belags (als Schutzschicht der Abdichtung) funktioniert. Typische Abdichtungsstoffe sind Polymerdispersionen, rissüberbrückende mineralische Dichtschlämmen und Reaktionsharze.

Die DIN 18534 ist grundsätzlich mit der Zielsetzung auf Fliesen- und Plattenbeläge formuliert, aber genauso für LVT anwendbar. Voraussetzung ist, dass alle Produkte oberhalb der Abdichtungsebene feuchtebeständig sein müssen. Urbaths Empfehlung lautete, geprüfte Systeme mit CE- oder Ü-Zeichen sowie geeignete Bodenbeläge zu verwenden.



Hans-Joachim Rolof, Iba-Institut Gottfried & Rolof
Schäden am Bodenbelag: Fußbodenkonstruktion, Bauphysik oder gestörter Bauablauf?

Der Sachverständige Hans-Joachim Rolof stellte Fälle aus seiner Sachverständigentätigkeit vor. In einem Krankenhaus ging es um das Risiko nachstoßender Feuchtigkeit aus der Betondecke, das Schäden am PVC-Bodenbelag zur Folge hatte.

Rolof mahnte an, dass auch ein Planer oder Architekt die Bauphysik nicht außer Acht lassen könne: "Bei einem dampfdichten Bodenbelag auf schwimmenden Estrich im Geschossbau muss die Gefahr nachstoßender Feuchtigkeit aus der Rohbetondecke beachtet werden." Eine in dem Fall angeordnete schwarze Schrenzlage sei weder eine Dampfbremse noch eine Dampfsperre und insofern ungeeignet.


Dr. Martin Schäfer, Wakol
System-Empfehlungen - Marketing oder technische Notwendigkeit?

Dr. Martin Schäfer, Geschäftsführer Entwicklung, Anwendungstechnik und Beschaffung bei Wakol, sprach sich eindeutig für ein "Arbeiten im System" des verlegenden Handwerks aus. Er stellte zu Beginn fest: "Fußbodenaufbauten sind Systeme mit vielen Schnittstellen, an denen komplexe physikalisch-chemische Prozesse ablaufen können." Eine typische Fußbodenkonstruktion skizzierte er bestehend aus Estrich/Estrichzusatzmittel, Grundierung, Spachtelmasse, Klebstoff, Belag und Oberflächenveredlungsmittel.

Der Referent brachte zahlreiche Praxisbeispiele, bei denen Systemempfehlungen ignoriert wurden: Gefürchtet sind chemische Wechselwirkungen von schwarzen Fugen bei Parkett, aber auch mechanische Wechselwirkungen in Form von Blockabrissen. Bodenleger können ungewollte Wechselwirkungen zwischen Dispersionsklebstoff und Spachtelmasse beobachten, wenn es zur Ablösung einer dünnen Spachtelmassenhaut kommt. In der Kombination aus weichmacherhaltigen Klebstoffen und Grundierungen besteht das Risiko einer Migration von Weichmachern aus dem Klebstoff, die in die Grundierung "wandern". Bei nicht aufeinander abgestimmten Produkten kann es zu einer Erweichung der Grundierung kommen, die ein Versagen des Haftverbunds nach sich ziehen.

Der Referent machte deutlich: Allein der Einsatz normgerechter Produkte gewährleistet nicht automatisch eine Systemtauglichkeit. Sein Tipp: Sicherheit bieten Systemaufbauten, deren Funktionalität geprüft ist. Systemempfehlungen sind die richtige Antwort auf technische Notwendigkeiten. Nach Aussage von Dr. Schäfer dürfen und sollen sie deshalb auch Teil des eigenen Marketings sein. Setzt ein Verleger nicht aufeinander abgestimmte Produkte unterschiedlicher Hersteller ein, wird im Schadenfall die Gewährleistungsfrage schwierig sein, prognostizierte er. Man muss wissen, dass in den technischen Informationen der Verlegewerkstoffproduzenten in der Regel darauf hingewiesen wird, dass Produkte des gleichen Herstellers einzusetzen sind.


Manfred Scherb, Uzin Utz
Verpackung - mehr als nur Müll

Manfred Scherb, Leiter des Uzin-Produktmanagements, führte ein in die Welt der Verpackungen und deren funktionale Aufgaben. Verpackungen erfüllen zahlreiche Grundfunktionen wie Produktschutz beim Transport, Kommunikation, Ergonomie und Verarbeitung sowie Nachhaltigkeit.

Der Referent brachte zahlreiche Beispiele aus der Bodenbranche, aber auch aus ganz anderen Geschäftsfeldern. In der Fußbodenbranche gibt es Marktteilnehmer, die bei pulverförmigen Produkten PE-Säcke eingeführt haben, die die Haltbarkeitsdauer der Produkte verlängern. Die konventionellen Papiersäcke hingegen haben Vorteile bei der Transportsicherung in Form eines besseren Rutschverhaltens sowie Vorteile beim Handling. Scherb betonte, dass bei Verpackungen ganz allgemein ein ausgewogenes Verhältnis zwischen ausreichendem Produktschutz und möglichst wenig Verpackung bestehen sollte.

Nicht zu unterschätzen ist die Verpackung als Träger von Kommunikation zum Produkt. So soll die Verwendung von Piktogrammen eine einfache Orientierung bieten, mit aufgedruckten QR-Codes bieten sich neue Möglichkeiten der Informationsübermittlung. Auf der Hand liegt, dass die Verpackung die Marken-Wiedererkennung durch einen einheitlichen Auftritt ermöglicht. In der Bauchemie geht es daneben auch um ganz praktische Aspekte wie die einfache Dosierung bei zweikomponentigen Produkten: Hier wird das Gebinde am besten so gestaltet, das es direkt als Anrührgefäß verwendet werden kann.

Die Ausführungen sollten dazu anregen, neben der Produktqualität auch die Art der Verpackung immer wieder neu zu hinterfragen und nach innovativen Lösungen zu suchen.



Dr. Arnold: Update zu TKB-Aktivitäten

-Fliesenkleber: Die Norm DEN EN 12004 für Fliesenkleber ist überarbeitet worden.
-Abdichtungen: Die neue Normenreihe DIN 18531 ff. löst die DIN18195 ab, die nur noch Definitionen enthält.
-KRL-Methode: Die TKB hat ein Projekt angestoßen, die KRL-Methode europäisch zu normen.
-Grundlagenforschung: Die TKB will die Feuchtegradienten im Estrich über eine Neutronen-Tomografie in einem Wiener Atomreaktor untersuchen lassen.
-Kreislaufwirtschaftsgesetz: Die Bundesregierung und die EU-Kommission arbeiten am Kreislaufwirtschaftsgesetz. Die TKB konnte verhindern, das bestimmte Technologien, wie z. B. das Kleben, per se verdammt werden. Anhand der Arbeit der Initiativen pik und IBK konnte mit Beispielen die Nachhaltigkeit des Klebens argumentiert werden.
-ISO-Normung: Die EN 14259, Klebstoffe für elastische und textile Bodenbeläge, soll zukünftig auch auf die ISO-Ebene übertragen werden, ebenso die zugehörigen Prüfnormen. Auf diese Weise kann die Norm zukünftig auch das Emissionsverhalten beinhalten. Wenn das gelingt, könnte zukünftig die Zulassungspflicht des DIBt durch die CE-Kennzeichnung der Klebstoffe ersetzt werden.
-Estrichmörtel: Die Norm EN 13813 ist seit Februar 2017 fertiggestellt. Fraglich ist, ob sie auch im EU-Amtsblatt veröffentlicht wird. Falls das passiert, macht sich die EU-Kommission im Falle von Fehlern in der Norm schadensersatzpflichtig.
-Sichtestriche: In der DIN 18560 wird es einen neuen Teil 8 für Sichtestriche geben; die TKB ist an einem eigenen Merkblatt für Designspachtelmassen dran.
-Merkblätter: Die TKB hat eine Literaturdatenbank aufgebaut und stimmt sich mit anderen Verbänden ab.
-Raumklima: Die TKB hat erstmals mit dem BVPF gemeinsam ein neues Merkblatt 17 zum Raumklima veröffentlicht.
-Schnittstellenkoordination: Die Schnittstellenkoordination in bestehenden Gebäuden ist überarbeitet worden.
-Regelwerke: Die Bundesfachgruppe Estrich und Belag hat eine Initiative zu "Praxisgerechten Regelwerken im Fußbodenbau" gegründet. Die verschiedenen Verbände stimmen sich zu mittlerweile rund 150Merkblättern ab, um Überschneidungen zu vermeiden.
-Giscode: Das Gefahrstoff-Informationsystem Giscode hat eine neue Einstufung für Epoxidharze erhalten. Künftig soll es zusätzlich ein Epoxidharz-Informationssystem (EIS) geben, das Epoxidharze nach ihrer Sensibilisierungsgefahr einstufen soll.
-Giftinformationszentrale: Die Verlegewerkstoffhersteller müssen künftig gegenüber der Giftinformationszentrale ihre Rezepturen offen legen. Jedes Produkt kann anhand einer Nummer (UFI) von einem Arzt identifiziert werden.
aus FussbodenTechnik 03/18 (Wirtschaft)