Münchner Stoff Frühling

Stoffrausch


Beim Münchner Stoff-Frühling präsentieren internationale Textilverlage und Weber ihre hochwertigen Wohnstoffe in Showrooms. Die kreativ und luxuriös gestalteten Räume inspirieren und machen Lust auf Stoff. Besucher bewegen sich mit Shuttle-Bussen zu den einzelnen Lokalitäten und erleben dabei das Flair der "Weltstadt mit Herz".

Freitagmorgen. Gleich öffnen die Showrooms für vier Tage zum Münchner Stoff-Frühling. Der Auftakt mit Sonne am weißblauen Himmel könnte nicht passender sein. Vor den Showrooms wehen bunte Fahnen und signalisieren: Willkommen. Ob Lehnbachhaus, Ottoblock, Kunstlock, Priscohaus, die Goldberg Filmstudios, wo sich mehrere Stoff-labels eine angesagte Adresse teilen, oder eine der acht Einzel-adressen - überall erwartet den Besucher ein Festival an Wohnstoffen. Neuheiten, aber auch etablierte Klassiker des Sortiments. Die Dekoration der Räume inspiriert und macht Laune zum Schauen, Fühlen und Ordern.

In den exklusiven Räumlichkeiten erleben wir Stoffe mit allen Sinnen; darunter viele exotische Motive mit bestechender Farbigkeit und einem Schuss Sehnsucht nach paradiesischen Urlaubsorten. In fast jeder Kollektion finden wir prächtige Vögel - vom kleinen gelben Glücksvogel "Kotori" bei Fischbacher bis zu Crane, dem majestätischen Kranich bei Arte -, ebenso Flora und Fauna des Dschungels. Dazu kommen grafische Dessins mit urbaner Raffinesse oder beeinflusst von der archaischen Kunst der Urvölker. Historische Motive des europäischen Empire oder Jugendstils als All-over fehlen ebenso wenig wie Unis und zarte trans-luzente Stoffe mit im Licht changierendem Farbspiel. Die Drucke, Stickereien und Jacquardgewebe sind als edle Naturmaterialien, über haptisch und optisch beeindruckende Mischgewebe bis hin zu technischen Geweben mit Brandschutzkasse und Akustikaus-rüstung sowie Strahlen-abschirmung zu finden. Auch in ausgefallenen Material-kombinationen und mit dreidimensionalen Strukturen.

Hier kann man leicht in einen Stoffrausch geraten. Besonders, da die Stoffe - in verschwenderischer Länge drapiert oder als Kissen und Hocker verarbeitet - zusammen mit Teppichen, Interieur und Accessoires effektvoll inszeniert sind. Bei Colfax and Fowler steigen sie sogar als genähte Fessel-ballons im Fenster auf. "Wenn ich sehe, dass jemand Details der Dekoration mit dem Handy fotografiert, weiß ich, wir haben alles richtig gemacht und Emotionalität transportiert", beurteilt Christian Schirner von Jim Thompson den Erfolg. Der riesige Elefant im Showroom ist ein viel geliebtes Motiv und ein Markenzeichen. Auch wenn jeder weiß, dass am Schluss das Geschäft zu 90 % mit Unis oder Dessins in neutralen Farben gemacht wird, so stärkt diese Farbenpracht die Kauflaune sogar bei Händlern.

Das bestätigt auch Fachhändler Andreas Tonsor, der mit seiner "weiblichen Mannschaft" aus Berlin angereist ist und sich schon früh umsieht. Er schätzt dieses Messeformat, wo er Hersteller und Verleger in entspannter Atmosphäre und mit authentischem Auftritt als Gastgeber in den Räumlichkeiten erlebt und nicht nur von Neuheiten überflutet wird wie bei traditionellen Messen. Zudem sieht er das Format des Stoff-Frühlings als Motivation für sein Team, das außer Stoffen auch Eindrücke mitnimmt und die Bilder beim Verkauf an den Endkunden transportiert. "Beim MSF werden nicht nur Stoffe präsentiert, sondern hier begegnen sich Menschen und München lockt mit seinem Flair", betont Andreas Zimmer von
Zimmer + Rohde.

Die einzelnen Showrooms sind mit Shuttle-Bussen verbunden. Auf der Route durch die Stadt - vorbei an vielen markanten Plätzen - bietet sich Gelegenheit zum Sightseeing und Networking mit den ständig wechselnden Mitfahrern. So trifft man eine Reihe von Architekten, Innenarchitekten, Raumausstattern, Fachhändlern, Designern, natürlich auch in der weiblichen Form. Aus Hamburg, Berlin, Duisburg, Koblenz, Dresden oder aus Österreich und der Schweiz sind sie angereist und loben die Atmosphäre und das Angebot. Der Bund deutscher Innenarchitekten (BDIA) ist mit einem eigenen Oldtimerbus unterwegs und flutet als Gruppe dann kurzfristig die Showrooms, ebenso wie die Teil-nehmer der in diesem Jahr neu angebotenen Guided Tours. Neu ist auch die Trendshow "bemerkenswert" - kuratiert von Designer Stefan Wolter - im Priscohaus, einer neuen Location, in der sich auch Neuzugänge eingemietet haben wie Marburger Tapeten, Arte, Style Library, Backhausen und Kendix zur Premiere seiner zweiten Highend-Linie Kendix Allure.

Wer um 17 Uhr dann noch zum Design-Talk über "Textile Influence from Hospitality to Residence" im Palaiskeller des Bayerischen Hofs möchte, muss sich sputen. Zum Glück haben Freitagabend einige der 33 Showrooms bis 22 Uhr geöffnet und laden ihre Gäste zur MSF-Night ein. So kann man bei einem Glas Wein, Prosecco oder Cocktails und Fingerfood mit Freunden die Eindrücke des Tages nochmals Revue passieren lassen. | silvia.maendle@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 05/18 (Wirtschaft)