Marc Böhle, Vorsitzender des Verbandes der Bettenfachgeschäfte (VDB)

Umsatzrückgänge nach Jahren auf der Sonnenseite


2017 war das zweite Jahr in Folge, in dem der Bettenfachhandel mehrheitlich mit Umsatzrückgängen konfrontiert wurde. Das ist nach langen Jahren, in denen die Branche auf der Sonnenseite der Konjunktur stand, sicherlich schmerzlich. Wirklich existenzbedrohend dürfte die Situation für die allermeisten Betriebe aber nicht sein.

Die Hauptursache für diese Entwicklung ist unverändert im schwächelnden Geschäft mit Matratzen und Bettsystemen zu suchen. Und das hat mehrere Gründe: Beim Trendprodukt Boxspring haben sich die Möbelhäuser verloren gegangenes Terrain zum Teil zurückgeholt. Hinzu kommt vor allem in den Metropolen eine steigende Zahl von Hersteller-Stores. Hier fehlen vielen Kollegen einfach die notwendigen Ausstellungsflächen, um eine für den Kunden kompetente Auswahl bieten zu können.

Zweiter Punkt ist die Expansion der One-fits-all-Matratzen von Casper über Emma bis zu Eve. Gegen die immense Werbepower dieser Matratzen-Start-ups kann die zersplitterte mittelständische Bettenbranche - zumindest bislang - nicht mithalten. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Platzierungen der Einheitsmatratzen bei Concord, Karstadt und KaDeWe auf die Umsätze auswirken werden.

Überaus ärgerlich und bislang einmalig in dieser Form ist zudem die konstante Hervorhebung der Bodyguard-Matratze von Bett1. Damit wird unser Geschäftsmodell und unsere Kernkompetenz - das Ermitteln der individuell besten Schlaflösung für jeden einzelnen Kunden - substanziell in Frage gestellt. Wer sich im Bekanntenkreis einmal umhört, wird immer wieder auf Fälle stoßen, in denen potenzielle oder immer wieder auch ehemalige Kunden die Bodyguard-Matratze bestellt haben. Zitat: "Es ist ja schließlich die beste jemals getestete Matratze."

Es ist leider nicht einfach, gegen diesen plakativen Werbeslogan zu argumentieren. Aber wir müssen es trotzdem tun! Der VDB und die Einkaufsverbände haben hierzu bereits Hilfestellungen gegeben und renommierte Experten zu entsprechenden "Gegendarstellungen" motiviert. Zuletzt hat sich Mitte 2017 beispielsweise der Rat der Möbelsachverständigen entsprechend geäußert. Hier müssen wir ständig am Ball bleiben und unsere guten Argumente immer wieder vorbringen. Steter Tropfen höhlt hier hoffentlich den Stein!

Vielleicht müssen wir als Branche aber auch einmal etwas größer denken und eine echte Brancheninitiative starten? Jetzt sind wir - Handel und Industrie - noch stark genug dafür. In fünf Jahren mit rückläufigen Umsätzen könnte es dafür zu spät sein! Ich bin gespannt auf die Gespräche bei den bevorstehenden Messen, wie wir die anstehenden Herausforderungen gemeinsam meistern können.
aus Haustex 01/18 (Wirtschaft)