ZVPF: Mitglieder treffen zukunftsweisende Entscheidungen

Neuer Name, Umzug nach Berlin und Strukturreform


Mit großer Mehrheit gaben die 20 anwesenden Innungen auf einer außerordentlichen ZVPF-Mitgliederversammlung dem Vorstand grünes Licht für grundlegende Veränderungen: Zum 1. Juli 2018 benennt sich der Verband um in "Bundesverband" und zieht nach Berlin. Vorher schon startet ein Projekt, das alle Beteiligten noch mehr fordert: die Verbands-Strukturreform.

Der 7. November 2017 markiert einen Meilenstein in den Annalen des ZVPF, Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik. Der Vorstand hatte zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung nach Fulda eingeladen. Auf der Agenda standen einige brisante, da für die Zukunft des Verbandes bedeutsame Entscheidungen, für die zum Teil Satzungsänderungen nötig waren: Dazu gehörten eine Umbenennung des ZVPF, die Verlagerung der Geschäftsstelle und eine Nachfolge-Lösung für Geschäftsführer Edgar Leonhardt. Ein weiterer wichtiger Tagesordnungspunkt war die Verabschiedung eines Sonderhaushalts, mit dem die im Frühjahr 2017 beschlossene Strukturreform finanziert werden soll.

Die starke Präsenz in Fulda zeigte, wie ernst die Themen genommen werden: Von 21 angeschlossenen Innungen waren 20 vertreten; als Gäste zugegen waren Michael Schlag, Vorsitzender des befreundeten BEB, Bundesverbandes Estrich und Belag, und Simon Thanner, Obmann des Arbeitskreises Sachverständige im BEB und Vorstandsvorsitzender der Bundesfachgruppe Estrich und Belag im ZDB, Zentralverband des Deutschen Baugewerbes.

"Sprengstoff für unsere Strukturen"

Bundesinnungsmeister Peter Fendt, gut vorbereitet und unaufgeregt, schilderte eingangs die beiden Grundprobleme des ZVPF, die nach Lösungen verlangen: Zum einen schrumpfen die Innungen ("In den letzten Jahren mussten wir einen Mitgliederschwund von 35 % verkraften") und damit auch der ZVPF und dessen Einnahmen. Zugleich wachsen die Aufgaben und Anforderungen an den Verband und den Vorstand; ein Beispiel ist die Ausbildungsinitiative. Manche Felder wie die zunehmend wichtiger werdende Lobbyarbeit könnten erst gar nicht beackert werden. Und: Das alles will finanziert sein, auch langfristig. Wenn die Leistungen der Innungen und des ZVPF nicht mehr stimmten, drohe eine weitere Abkehr. "Das ist Sprengstoff für unsere Strukturen." Im Vorstand sieht man dieser Entwicklung ins Auge und will sich dagegen wehren.

Zum anderen will Edgar Leonhardt, der in Personalunion seit 2000 die Geschäfte des BEB führt (seit 2016 als Hauptgeschäftsführer) und seit 2002 auch die des ZVPF, 2018 in den Ruhestand gehen. Eigentlich hatte er schon im Oktober 2016 den Rentenbeginn erreicht, setzte jedoch aus Loyalität zu beiden Verbänden seine Tätigkeit fort.

Mit dem BEB besteht seit langem eine enge Zusammenarbeit und freundschaftliche Verbundenheit, deshalb beriet sich der ZVPF-Vorstand nicht nur intern, sondern auch mit dem BEB. Beide Verbandsspitzen sind sich einig, dass sie ihre Interessen auch künftig bündeln und den bereits eingeschlagenen gemeinsamen Weg fortsetzen wollen, um so als "Fußboden-Familie" in der Öffentlichkeit und der Politik stärker wahrgenommen zu werden und ihre Interessen besser durchsetzen zu können.

Das erhofft man sich von einer Konzentration der Interessen beider Verbände unter dem Dach des ZDB in Berlin - anstatt in Troisdorf zu bleiben und dort einen Nachfolger für Leonhardt zu suchen. Das erfordert nicht zwangsläufig eine Mitgliedschaft im ZDB, sondern kann auch in Form eines "Geschäftsbesorgungsvertrages" stattfinden, der eine definierte Leistungspalette umfasst. "Die Selbstständigkeit des ZVPF bleibt unverändert bestehen", unterstreicht der Verband, "am Status des Bundesinnungsverbandes Parkettlegerhandwerk und Bodenlegergewerbe erfolgt keine Änderung."

In diesem Zusammenhang hatte ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa in Fulda Gelegenheit, seinen Verband sehr ausführlich vorzustellen. Dabei betonte er vor allem dessen Nähe zur Bundespolitik - auch zu den oberen Etagen - und verwies auf die daraus resultierenden Lobby-Erfolge.

Unsicherheitsfaktor Soka-Pflicht

Grundsätzlich folgte das Auditorium in Fulda den Argumenten von Fendt, Pakleppa wie auch Norbert Strehle, Karsten Krause und Manfred Weber, die sich ebenfalls alle für die "Berliner Lösung" aussprachen. Sorge bereitete manchen jedoch eine mögliche Anmeldepflicht zur Soka Bau (Sozialkasse Bau) und die daraus resultierenden Kosten - denn der ZDB ist einer der Träger der Soka. Daraus entspann sich eine durchaus lebhafte Diskussion. Laut Pakleppa ist ein Betrieb Soka-pflichtig, wenn er über 50 % Bautätigkeiten ausführt. Estrichlegen ist eine Bautätigkeit, die Estrichbearbeitung nicht. Ein reiner Parkettlegebetrieb wäre somit nicht Soka-pflichtig. Ein Objekteur, der zu 49 % Estrich einbaut und zu 51 % Parkett verlegt, ebenfalls nicht. Pakleppa hielt den "Soka-Ball" flach und mutmaßte eher mögliche Probleme mit der Malerkasse, die Bodenbelagsarbeiten für sich reklamiert, weil sie zum Berufsbild des Malers gehören.

Dem widersprach Krause. Die Soka beobachte die Branche sehr genau und sei auch hellhörig, weil sich früher zahlreiche Estrichleger als Bodenleger deklariert hätten, um Kosten zu sparen. Vor diesem Hintergrund wurde eine Zusammenarbeit mit dem ZDB an die Bedingung geknüpft, dass Parkett- und Bodenleger frei von der Soka-Pflicht gehalten werden.

Große Mehrheit für Satzungsänderungen

Damit der Vorstand nun weiter aktiv werden kann, brauchte er das Votum der Mitglieder. Formal war für die Sitzverlagerung nach Berlin eine Satzungsänderung notwendig, die die anwesenden Innungen mit nur einer Gegenstimme genehmigten. Ebenso folgten sie mit großer Mehrheit dem Antrag der Innung Mittelrhein-Mosel auf eine Umbenennung von "Zentralverband" in "Bundesverband Parkett- und Fußbodentechnik" als modernerer Organisationsbezeichnung.

"Wandel geschieht in den Köpfen"

Überraschend hitzig wurde die Debatte um den Beschluss eines Sonderhaushalts 2018 für die ZVPF-Strukturreform. Überraschend deshalb, weil der Vorstand bei der Mitgliederversammlung in Rain im Mai 2017 bereits das "Go" erhalten hatte, das Projekt weiter voranzutreiben. Zwischenzeitlich hatte Unternehmensberater Ingolf Brauner, der als externer Experte die Strukturreform begleiten soll, seinen voraussichtlichen finanziellen Aufwand beziffert. In Fulda ging es eigentlich nur noch darum, die dafür notwendigen Gelder zu bewilligen.

Stattdessen wurde von einigen wieder Sinn und Ergebnis des Vorhabens in Frage gestellt. Norbert Strehle mahnte entsprechend: "Wir treten uns gegenseitig auf die Füße und bleiben stehen. Wir sind am gleichen Punkt wie im Mai, hatten uns damals schon entschieden." Er plädierte energisch dafür, in Richtung Zukunft zu denken: "Wir machen das nicht für uns, sondern für das Wohl unseres Berufsstandes in 25 Jahren!" Auch Karsten Krause appellierte an seine Kollegen, nichts zu zerreden: "Ohne einen externen Treiber kommen wir nicht weiter und werden in die Geschichte eingehen als Totengräber unserer Organisation."

Schließlich wurde der Sonderhaushalt für die Strukturreform abgesegnet. Brauner erläuterte die einzelnen Phasen des Projektes, das nach seiner Vorstellung in einem Zeitrahmen von zwölf bis 18 Monaten schrittweise umgesetzt werden sollte. Wobei er ausdrücklich betonte, dass er in dem Wandlungsprozess nur als Moderator und Katalysator wirken könne, die eigentliche Arbeit müsse in den Innungen geleistet werden: "Wandel geschieht in den Köpfen. Sie müssen die Menschen mitnehmen."

Claudia Weidt
aus Parkett Magazin 01/18 (Wirtschaft)