Landhausdielen mit Naturöl-Oberfläche in über 100 Varianten

Neue Märkte im Visier

Hain war bereits auf hochwertige Landhausdielen spezialisiert, als diese noch kein Trendprodukt waren und den Markt dominierten. Das Familienunternehmen fertigt seine Naturholzböden mit Naturöl-Oberfläche vom Stamm bis zum Endprodukt komplett in eigener Regie. Die Dielen "Made in Oberbayern" erobern zunehmend den gehobenen Objektbereich und stoßen auch in Asien und Nordamerika auf Interesse.

Während manch anderer deutsche Parketthersteller Teile der Produktion outsourct, hat Hain Natur-Böden vor wenigen Jahren den umgekehrten Weg beschritten: Das Familienunternehmen, das sich von Anfang an auf Produkte mit naturgeölter, oxidativ gehärteter Oberfläche spezialisiert hat, verlagerte 2013 Veredelungssschritte aus der Slowakei zurück nach Deutschland. Seitdem wird die slowakische Schwestergesellschaft TWS Plus nur noch als Sägewerk betrieben; dort wird das Rundholz eingeschnitten, das zum Großteil von langjährigen Lieferanten aus nachhaltiger Forstwirtschaft aus der benachbarten Tatra bezogen wird, und schonend getrocknet. Die anschließende Weiterbearbeitung der rohen Decklamellen zu hochwertigen dreischichtigen und zweischichtigen Landhausdielen erfolgt dann im oberbayrischen Rott am Inn.

Die Fertigung in Deutschland gilt gerade im Hochwertbereich, in dem Hain agiert, als Qualitätsausweis und ist ein starkes Argument bei ausländischen Kunden. "Am liebsten würden wir "Made in Bavaria" auf unsere Naturholzböden schreiben", sagt Susanne Hain mit einem Augenzwinkern. Sie führt den ursprünglich als Schreinerei gegründeten Betrieb in der dritten Generation, unterstützt von ihrem Vater Richard Hain.

Schnell und flexibel auf
Kundenwünsche reagieren

Warum der Schritt zurück nach Deutschland, trotz höherer Kosten am Standort? "Von hier aus können wir schneller und flexibler auf Kundenwünsche reagieren." Und das ist eine Stärke von Hain. Das Unternehmen fertigt ausschließlich auftragsbezogen, was ein relativ großes Rohwarenlager mit entsprechender Kapitalbindung erfordert. Die Rohlamellen werden auf Qualität, Farbe und Astigkeit geprüft - sowohl optoelektronisch als auch per menschlichem Auge - und nach gewissen Kriterien wie Breite und Länge vorsortiert. Bereits beim Einschnitt wird darauf geachtet, dass die Blume bzw. der Flader mittig liegt. "Das bedeutet zwar einen höheren Verschnitt für uns, aber das Dielenbild ist schöner", erklärt Susanne Hain.

Die ca. 4 mm starken Decklamellen werden mit dem Unterbau aus Fichte mit stehenden Jahresringen verpresst - auch dies möglichst schonend für das Holz, das heißt ohne Hitze. Stirnseitig verhindert Sperrholz ein Absplittern der Feder. Eventuelle Fehlstellen wie Astlöcher werden verfüllt. Dazu wird ein spezielles Granulat heiß eingespritzt, um eine gute Verbindung mit dem Holz einzugehen und manuell nachgearbeitet. Anschließend wird die Oberfläche der Rohdielen geschliffen, falls gewünscht gebürstet oder anders strukturiert und profiliert. Hain liefert prinzipiell nur Holzböden mit klassischer Nut- und Federverbindung.

Industriebetrieb mit Manufakturcharakter

Der USP der Hain-Dielen ist die naturgeölte, luftgetrocknete Oberfläche. Dafür wird das Holz erwärmt, um die Poren zu öffnen und ein natürliches Öl ohne Lack- und Wachsanteile sowie chemische Zusätze zwei- bis dreimal aufgetragen. Nach jedem Ölauftrag ruhen die Dielen bis zu mehreren Tagen auf Hordenwagen, damit das Öl in Ruhe tief eindringen und oxidativ aushärten kann. Die Prozedur bringt einen erheblichen Zeit- und Arbeitsaufwand mit sich, der sich laut Susanne Hain aber absolut lohnt: "Unsere Naturholzböden zeichnen sich aus durch ihre natürliche, samtige Oberfläche, die mit den Jahren immer schöner wird, sind rutschfest, wasserunempfindlich, abriebfest, antistatisch und vor allem atmungsaktiv." Abschließend wird jede Diele einzeln begutachtet und kleinste Ungleichmäßigkeiten per Hand ausgemerzt. Der Produktionsprozess in Rott am Inn erinnert eher an eine Manufaktur als an einen Industriebetrieb; auch wenn Hain selbstverständlich moderne Maschinen nutzt, spielt der Mensch noch eine wichtige Rolle, weil er in bestimmten Bereichen wie der optischen Feinkontrolle nicht ersetzbar ist.

Aktuell bietet Hain verschiedene Produkttypen in über 100 Oberflächenvarianten in verschiedenen Holzarten (Eiche, Nussbaum, Kirsche, Esche) an, wobei Eiche bei den Bayern von jeher dominiert. Flaggschiff sind die XXL Castello-Langdielen, die es in bis zu 7.000 mm Länge in 15 oder 20 mm Dicke und Breiten zwischen 195 und 340 mm gibt. Großzügig wirken auch die XL Ambiente-Breitdielen (2.000/2.400 x 245 x 15 mm). Das angesagte Fischgrät-Design produzieren die Bayern in der modern wirkenden XL-Version als Dreischicht-Landhausdiele (1.200/780 x 120/140 x 11 mm). Die sich im Übrigen auch im Stab-, Tafel- oder Leitermuster verlegen lässt und mit 11 mm Dicke für die Verlegung auf Fußbodenheizung geeignet ist. Das gilt ebenfalls für die 11 mm Zweischicht- und Dreischichtdielen, die gezielt für Bereiche konzipiert wurden, in denen eine geringere Aufbauhöhe gefordert ist, etwa bei der Renovierung.

Drei Showrooms

Einen umfassenden Überblick über das Sortiment gibt die 500 m2 große Ausstellung am Stammsitz. Dort sind die Böden in größeren Partien verlegt, so dass man ihre Flächenwirkung erkennen kann. Außerdem unterhält Hain zwei weitere Showrooms: einen in München und einen im Hofquartier, einem Premium-Einrichtungszentrum in Taufkirchen vor den Toren Münchens, beide jeweils 300 m2 groß. Hier will man vor allem Architekten, Planern und Investoren (Parkett-)Inspirationen vermitteln. Denn über den angestammten Einsatzbereich im privaten Wohnen hinaus konnten die Bayern in den letzten Jahren etliche Objektkunden gewinnen und sehen dort auch noch weiteres Potenzial. Namhafte Referenzen im Shop-Design (u.a. Bogner, Cinque, Engelhorn, Jack Wolfskin), in der Hotellerie und Gastronomie (Hotel Intercontinental Davos, Dolder Hotel Zürich) und bei Ausstellungen und Freizeiteinrichtungen (VW Group Forum, Nestlé-Schokoladenmuseum, Allianz Arena) zeugen von den vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten der Naturholzböden.

Impulse erhofft sich Susanne Hain außerdem aus dem Export, dessen derzeitiger Umsatzanteil bei 45 % liegt. Nachdem das Familienunternehmen in der Vergangenheit bereits erfolgreich die Fühler in Richtung Asien ausgestreckt hat und dort vielversprechende Kontakte knüpfen konnte, ist es Ende 2016 eine Vertriebspartnerschaft in Nordamerika eingegangen, die bereits 2017 erste Früchte trug. | Claudia Weidt
aus Parkett Magazin 01/18 (Wirtschaft)