Regionale Fachmesse steht vor allem für Estrich

Parkett-Spezialitäten für das Handwerk

In den Segmenten Verlegewerkstoffe und -zubehör sowie Maschinen und Werkzeuge für die Holzbearbeitung konnte sich das bodenlegende Handwerk auf der EPF ausführlich mit den Neuheiten 2017 beschäftigen. Das eigentliche Produkt selbst repräsentierten gerade einmal zehn Aussteller - neben einigen Branchengrößen hielt vor allem eine Reihe kleiner, aber feiner Manufakturen Parkett im Messezelt in Feuchtwangen hoch.

Mit einer positiven Entwicklung der Besucherfrequenz konnte die elfte Fachmesse Estrich-Parkett-Fliese (EPF) auf dem Gelände der -Bayerischen Bauakademie in Feuchtwangen nicht glänzen. Nach Messeschluss meldete der Veranstalter, dass die Besucherzahlen "nahezu die gleichen wie 2014" (4.156) gewesen seien. Als möglicher Grund für das stagnierende bzw. rückläufige Interesse der Fachleute an der Handwerksmesse wurde unter anderem die boomende Baukonjunktur mit vollen Auftragsbüchern ins Spiel gebracht, die so manchen Handwerker aus Zeitgründen von einem Besuch abgehalten haben könnte.

An den Ständen, die dem Bereich Parkett zugeordnet werden können, war jedenfalls vielfach mit mehr Zustrom aus dem parkett- und bodenlegenden Handwerk gerechnet worden. Dennoch zeigten sich viele Unternehmen mit ihrer Messebeteiligung insgesamt zufrieden - in erster Linie, weil man die familiäre Atmosphäre schätzt, für die die regionale Ausstellung traditionell steht. Wo sonst nehmen sich Fachbesucher im üblichen Trubel von Messeplätzen so ausgiebig Zeit für Fachgespräche oder gar zum Ausprobieren neuer Anwendungen und Geräte? Entsprechend wirkten große Aktionsflächen - wie zum Beispiel an den Ständen von Pallmann, Wolff und Ardex - als verlässliche Publikumsmagneten. Dr. Markus Stolper, Marketing- und Vertriebsleiter bei Ardex, argumentiert: "Für viele Verarbeiter spielt die Art und Weise der Verarbeitung eben eine große Rolle, und die EPF bietet eine gute Gelegenheit, sich näher mit den Produkten zu beschäftigen - wofür im Tages-geschäft nicht immer Zeit bleibt."

Auch bei Kiesel spricht man von einer lohnenden Messebeteiligung, obwohl das Unternehmen mit "weitaus mehr" Besuchern gerechnet hatte: "Es ist uns sowohl gelungen, viele Neukunden zu gewinnen, als auch unsere bestehenden Kunden über neue Produkte und Services zu informieren. Qualität und Intensität der Kontakte stimmten in jedem Fall", resümiert Marcus Lippert, Branchenverantwortlicher Fußbodentechnik und Verkaufsleiter für den Bereich Fußboden/Parkett. Bei Jaso/Trumpf werden die Vorzüge einer Regionalmesse betont: "Wir schätzen die kurzen Wege für unsere Kunden aus dem parkettlegenden Handwerk im Einzugsgebiet Bayern, Baden-Württemberg und Hessen", sagt Geschäftsführer Jochen Schmid. Im Vergleich zu anderen Branchenmessen sei die EPF sehr effektiv, auch was den Aufwand betreffe.

Appell für mehr Präsenz
von Parkettherstellern

Klare Worte findet hingegen Bona-Geschäftsführer Christian Löher: "Wir haben einen guten Zuspruch auf unser neues Nonstop-System erhalten, aber es waren zu wenig Parkettleger unter den Besuchern." Löher plädiert dafür, weitere Parketthersteller einzubinden, damit die EPF ein Pflichttermin für Parkettleger und ein echter Branchentreff wird. Mit diesem Appell dürfte der Branchenkenner aus Sicht der Parkettszene keineswegs alleine stehen. Denn das Segment, das bereits seit 2005 Teil der EPF ist, tut sich noch immer schwer, einen adäquaten Platz in einer nach wie vor alles dominierenden Estrichausstellung einzunehmen. Mit Blick auf den Zentralverband Parkett- und Fußbodentechnik, einem der ideellen Träger der Fachmesse, argumentiert Irsa-Geschäftsführerin Lilo -Sallinger pro EPF: "Uns ist es wichtig, das organisierte Handwerk zu unterstützen."

Dabei hatte der Veranstalter mit 39 von insgesamt 200 ausstellenden Unternehmen für den Bereich Parkett bereits einen Zuwachs gegenüber früheren Jahren ermittelt. Den überwiegenden Teil der Unternehmen machten jedoch Anbieter von Verlegewerkstoffen und -zubehör sowie Maschinen und Werkzeugen aus. Das eigentliche Produkt selbst repräsentierten gerade einmal zehn Aussteller: Neben Größen wie Hamberger, Kährs und Jaso hielt eine handverlesene Reihe kleiner, aber feiner Holzbodenmanufakturen das Parkett im Messezelt in Feuchtwangen hoch. Für heimisch fertigende Anbieter hochwertigen Parketts - wie Fendt Holzgestaltung, Parkett Reinlein oder Franz Parkett - empfiehlt sich die EPF als Kontaktbörse zum Handwerkskunden in der Region zweifellos besonders.

Weniger das Design, mehr
die Verlege-Technik im Fokus

Die größeren Parkettanbieter präsentierten in Feuchtwangen ihre aktuellen Kollektionen 2017, die bereits auf Domotex und/oder Bau zu sehen waren. Bei Haro stand etwa das zu Jahresanfang neu aufgelegte Zweischicht-Sortiment Maxim für das Objekt im Fokus, aber auch das kürzlich eingeführte Rohholzoptik-Finish Naturadur. Kährs hatte speziell für Profi-Handwerker die wie handgehobelt aussehenden Zweischicht-Dielen der Atrio Collection für vollflächige Verklebung im Messegepäck: "In den Gesprächen mit den Kunden aus dem Handwerk steht weniger das Design, sondern mehr die Parketttechnologie im Vordergrund - der Aufbau und die Verarbeitung der Produkte", so Martin Kurfeß, Verkaufsleiter Objekt Deutschland bei Kährs. Außerdem seien interessante Detaillösungen ein Thema - zum Beispiel die zu den aktuellen Zweischicht- und Dreischicht-Kollektionen passenden Treppenstufen von Kährs. Bei Jaso lag der Schwerpunkt auf den Design-Produkten des Sortiments 2017 - als Highlight erwähnt sei der Zweischicht-Stab Mikado mit Fineline-Optik, der unzählige Möglichkeiten für kreative Verlegeideen bietet und bereits auf der Bau zum Publikumsliebling avancierte.

Auftragsbezogen gefertigte, individuell gestaltete Holzböden mit regionaler Herkunft sind das Geschäft der kleineren Manufakturen. So präsentierte sich etwa Chêne de l’est gezielt den hiesigen Kunden aus dem parkettlegenden Handwerk: "Wir entwickeln unsere Böden auf direkte Nachfrage. Und das sehr oft für den deutschen Markt, weil die Ansprüche hier sehr hoch sind", sagt Deutschland-Verkaufsleiter Ralf Schreckenbach. Neben der beliebten Landhausdiele war an den Ständen aller in Feuchtwangen vertretenen Parkettanbieter wenigstens eine Alternative in Form modern interpretierter Musterböden zu sehen, meist Fischgrät. Einen besonderen Akzent setzte Franz Parkett mit den Flechtböden der Kollektion Duett Tresé: Die Struktur des Flechtmusters lässt auftreffendes Licht unterschiedlich reflektieren, so dass auf der Fläche ein außergewöhnlicher Effekt entsteht - auf der EPF beeindruckte Tresé mit dunkler, gebürsteter und geölter Räuchereiche.

Verlegewerkstoff-Anbieter
boten diverse Neuheiten

In den Bereichen Verlegewerkstoffe und -zubehör konnte sich das bodenlegende Handwerk auf der EPF ausführlich mit den Neuheiten 2017 beschäftigen. Stellvertretend genannt sei Bona: Bei ihrer einzigen Messebeteiligung in diesem Jahr konnten die Limburger mit gleich zwei wichtigen Produktneuheiten auf Silanbasis aufwarten: der Nonstop-Spachtelgrundierung für die bauseitige Versiegelung von Holzböden ohne Zwischenschliff sowie dem universell einsetzbaren Parkettklebstoff Titan, dessen Klebkraft Bona zufolge dem Niveau eines 2K-Polyurethan-Produkts entspricht.

Ein stärker werdendes Thema ist individuell gestaltetes Parkett. Für diese Aufgabe ist der Parkettleger prädestiniert und kann sich mit seiner Kompetenz von angrenzenden Gewerken differenzieren. Im Trend liegen optisch wie haptisch charaktervolle Holzoberflächen, die oft auch eine gewisse Patina ausstrahlen. Sämtliche Facetten demonstrierte Pallmann im Praxiseinsatz mit Bürst-Technik, Colorierungssystem sowie Öl- und Lack-Finishings auf einer großen Aktionsfläche. Ebenso wie Maschinenanbieter Janser, der dafür zwei neue Werkzeuge dabei hatte: zum einen neu entwickelte Fiberpad-Veredelungsmatten für den Feinschliff mit leichter Struktur, zum anderen abra-sive Tellerbürsten für stark ausgeprägte Strukturen.

Weitere Ausstellungsschwerpunkte lagen auf der oft nicht ganz einfachen Renovierung von Altböden. Um einem in die Jahre gekommenen Parkett wieder eine zeitgemäße Optik zu verleihen, empfiehlt etwa die Lackfabrik Irsa ihre Platinum Öl-Grundierungen. Ein zurzeit aufgrund neuer Verordnungen wieder stärker in den Fokus des Handwerks rückendes Thema griff Wiite auf: das Abtragen asbest-belasteter Altbeläge, für das der Maschinenhersteller eine professionelle Lösung aus Diamantschleifer, -handfräse und Dustcontrol-Asbestsaugern anbietet.

Interessant war ferner die Präsenz von Floor Protector an den Ständen von Witte und Kiesel: Während der Maschinenanbieter in Feuchtwangen eine Kooperation zur Vermarktung der HM-Box für die digitale Estrich-Feuchte-messung bekannt gab, will der Esslinger Bauchemie-hersteller das Gerät in den kommen Wochen und -Monaten auf seinen Baustellen in großem Stil testen - und bei Erfolg dadurch die Etablierung der HM-Box hierzulande vorantreiben.
Von der EPF berichtet Imke Laurinat
aus Parkett Magazin 05/17 (Wirtschaft)