Lehrlingswarte- und Berufsschullehrertagung in Hessisch Oldendorf

Starker Auftritt der Ausbildungsinitiative "Das ist Bodenhandwerk"


Die diesjährige Lehrlingswarte- und Berufsschullehrer-Tagung des Zentralverbands Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF) thematisierte Methoden rund um die Auszubildenden-Gewinnung. Der 2016 gestiegenen Zahl der Lehrlinge im Parkettlegerhandwerk steht eine in gleicher Größen-ordnung gesunkene Menge an Bodenlegern entgegen. Eine Trendwende sei nicht erkennbar. Daher stand die Ausbildungsinitiative "Das ist Bodenhandwerk" im Mittelpunkt der Veranstaltung.

Die diesjährige Lehrlingswarte- und Berufsschulehrer-Tagung fand bei der Dr. Schutz Group in Hessisch Oldendorf statt. Am ersten Tag konnten die Besucher die verschiedenen Produkte des Unternehmens, vor allem der Marke Eukula, kennenlernen. Am zweiten Tag moderierte Peter Kránicz, stellvertretender ZVPF-Bundesfachgruppenleiter Aus- und Weiterbildung, die Tagung. Erster Punkt war die große Resonanz des Bundesleistungswettbewerbs der Parkett- und Bodenleger 2016. Ende November war der Wettkampf im Hans-Schwier-Kolleg in Gelsenkirchen ausgetragen worden. Neben 23 Sponsoren aus Industrie und Handel waren es vor allem die mehr als 350 Besucher, die die Veranstaltung ausmachten. "Das Konzept der öffentlichen Austragung hat sich wieder bewährt", sagte Tobias Michalak, ZVPF-Bundesfachgruppenleiter Aus- und Weiterbildung. Der nächste Bundesleistungswettbewerb wird am 17. November in der Theodor-Litt Schule in Gießen stattfinden.

Leichter Anstieg der Lehrlingszahlen

Vom Februar 2016 bis Februar 2017 ist die Gesamtzahl (1. bis 3. Lehrjahr) der Parkettlegerlehrlinge von 614 auf 694 gestiegen. Das ist ein Plus von 13 %. Hingegen ist die Gesamtzahl der Bodenleger von 484 auf 443 gesunken, also ein Minus von 9,3 %. Aktuell wurden bundesweit 1.137 Lehrlinge gezählt (694 Parkettleger und 443 Bodenleger). Das ist zwar ein geringer Anstieg von 3,6 %, aber noch lange kein Grund zum Jubeln.

Mit der von der Industrie, dem Handel und den Fachzeitschriften unterstützten Ausbildungsinitiative "Das ist Bodenhandwerk" sollen mehr junge Menschen für das bodenlegende Handwerk gewonnen werden. Klaus Stolzenberger, Markenverantwortlicher von Pallmann, stellte das Projekt vor. Von Dezember 2016 bis Januar 2017 konnte die Initiative rund 30.000 interessierte Bewerber erreichen. Dafür nutzte sie soziale Netzwerke und Schulkontakte. 200 bis 300 Bewerbungen wurden dank der PR-Kampagne in dem genannten Zeitraum verschickt: Darunter waren Gesuche für Schülerpraktika, aber auch Lehrstellen. Ein Grund für die hohe Zahl liegt darin, dass die Initiative mit der Plattform Aubi Plus zusammenarbeitet, die Berufseinsteiger informiert und mit 1.400 Schulen verknüpft ist. Lehrlingswarte und Berufschullehrer können Aufsteller für Messeauftritte, T-Shirts, Flyer und Give-Aways von der Initiative anfordern.

Sorge um Flüchtlinge

Das von Fachlehrer Björn Födisch vom Beruflichen Schulzentrum e.o.plauen (Sachsen) spontan eingebrachte Thema "Flüchtlinge in der Berufsschule" führte zu intensiven Diskussionen. Die anwesenden Lehrer gaben an, dass Flüchtlinge zwar grundsätzlich Deutsch können, aber nicht genug, um eine Fachausbildung zu erlernen. Sie werden eher durch die Ausbildung hindurchgetragen, und verlassen oft die Schule, wenn ihre Schulpflicht erlischt. Die Angst der Lehrer aus Sachsen: Flüchtlinge landen im Billiglohnsegment oder - schlimmer - könnten auf die schiefe Bahn geraten. Die Lehrer aus Plauen plädieren für eine Verlängerung der Schulpflicht, was allerdings vom Sächsischen Ministerium abgelehnt wurde. Eine Lösung konnte nicht gefunden werden, abgesehen vom Aufruf an die Arbeitgeber, verstärkt Sprachkurse für Flüchtlinge zu unterstützen.

Kurz wurde der neue Tarif für Lehrlinge und deren Urlaubstage (FussbodenTechnik berichtete) und das aktualisierte Berichtsheft angesprochen. Dieses kann von Parkett- und Bodenlegerlehrlingen gleichermaßen genutzt werden und ist ab Herbst beim Zentralverband für 34,51 EUR verfügbar. Zusätzlich wurde Lehrlingswart Christoph Skaletzka die Ehrenmitgliedschaft der Fachgruppe verliehen - er wechselt nach 15 Jahren in das Amt des Obermeisters in der Innung Baden-Württemberg. Anwesende kritisierten, dass der Austausch in den Arbeitskreisen an diesem Tag fehlte. Eine Änderung der reinen Präsentation ist allerdings für die nächste Tagung am 22. und 23. Februar 2018 in Würzburg nicht geplant.
aus FussbodenTechnik 03/17 (Wirtschaft)