Knutzen Wohnen GmbH

Vorbildliche Vorgesetzte bei Knutzen


Die Fachmarkt-Gruppe Knutzen arbeitet seit einiger Zeit nach neuen Führungsrichtlinien. Sie setzen auf Teilhabe, Motivation und Aufstiegschancen. Das soll Fachkräfte binden und dem Unternehmen zu mehr Auszubildenden verhelfen.

Die Knutzen-Gruppe mit Sitz in Flensburg betreibt 26 Fachmärkte in Norddeutschland. Wie die meisten Firmen der Branche hat das Familienunternehmen seit einigen Jahren Schwierigkeiten, genug geeignete Bewerber für die unterschiedlichen Ausbildungsberufe zu finden. Derzeit bilden die drei Schwesterunternehmen (siehe Organigramm rechts) 98 junge Menschen aus, unter anderem zu Einzelhandelskaufleuten, Raumausstattern und Bodenlegern.

Vor allem die Situation bei den Bodenlegern bereitet Peter Knutzen, Geschäftsführender Gesellschafter von Knutzen Wohnen, Bauchschmerzen. Denn auf den Nachwuchsmangel folgt der Fachkräftemangel. Die Firma spürt das schon heute. Man würde sofort zehn ausgebildete Bodenleger zusätzlich einstellen. Die Auftragsbücher sind voll wie lange nicht mehr. Doch der Arbeitsmarkt ist leer gefegt.

Seit einiger Zeit versucht die Firmengruppe mit einem Bündel von Maßnahmen gegenzusteuern und geeignete junge Leute für eine Ausbildung zu gewinnen. Dazu gehören u.a. eine übertarifliche, transparente und leistungsgerechte Bezahlung, 50 EUR Prämie für ein unaufgefordert geäußertes Kundenlob und eine noch intensivere Betreuung durch Bodenlegermeister und Azubis höherer Lehrjahre.

Neue Führungsrichtlinien erarbeitet

"Wir haben bei der Entwicklung dieser Maßnahmen aber auch unseren generellen Umgang hinterfragt, nicht nur mit Auszubildenden sondern mit der Belegschaft insgesamt", erklärt Peter Knutzen den größeren Ansatz. Denn für alle Positionen und Aufgaben im Unternehmen sinken Anzahl und Qualität der Bewerber merklich. Das gelte für Auszubildende und Fachkräfte gleichermaßen.

Die Überlegungen mündeten 2013 in der Festschreibung neuer konkreter Führungsrichtlinien. Sie sind mittlerweile verbindlich für alle Mitarbeiter. Anerkennung und Wertschätzung spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Eine zentrale Führungsleitlinie lautet: Es darf keine Entscheidung bzw. Arbeitsanweisung geben, die nicht sachlich begründet ist. Es soll Schluss sein mit "Weil das der Chef es gesagt hat" oder "Weil es für das Unternehmen gut ist". "So ein Verhalten des Vorgesetzten ist zutiefst demotivierend und frustrierend für Untergebene", betont Knutzen. Ein solcher überholter Führungsstil ist aus seiner Sicht der Grund dafür, dass Umfragen zufolge 60 bis 70 % der Arbeitnehmer in Deutschland innerlich gekündigt haben.

Die Knutzen-Gruppe möchte hingegen motivierte und mitdenkende Mitarbeiter, die dadurch gute Leistung bringen. "Das setzt voraus, dass man Nachfragen und Vorschläge der Angestellten ermöglicht und fördert", so Peter Knutzen.

Gezielte Schulungen statt Gießkannenprinzip

Die Motivation der eigenen Leute fällt aber nicht vom Himmel. Wie leistungsbereit ein Angestellter ist, hängt entscheidend vom Führungsvermögen des Vorgesetzten ab. Die Knutzen-Gruppe schult deswegen verstärkt ihre Führungskräfte. Das sind die Bezirksleiter, die Marktleiter, die Abteilungsleiter sowie die Personen auf den neu geschaffenen Stellen der Teamleiter in größeren Märkten mit bis zu 100 Angestellten.

Das Führungspersonal lernt heute von professionelle Trainern einen wertschätzenden und motivierenden Umgang mit Untergebenen. In Potenzialanalysen sollen die Stärken der Mitarbeiter gelobt und an Schwächen gearbeitet werden. "Jedem Mitarbeiter muss klar sein, dass wir uns für ihn interessieren und in jeglicher Hinsicht fördern wollen, um besser und zufriedener zu werden, in dem was er bei Knutzen tut. Das führt am Ende auch dazu, dass die Mitarbeiter mehr verdienen können", erklärt der Geschäftsführer. "Das ist in der Theorie natürlich nicht neu. Die Herausforderung ist, die Dinge kontinuierlich umzusetzen und die Belegschaft dabei mitzunehmen."

Das 1973 gegründete Unternehmen geht deswegen bei der Umsetzung neue Wege. Egal ob Führungskraft oder normaler Angestellter: Diejenigen, für die eine Schulung als sinnvoll angesehen wird, müssen selbst daran teilnehmen wollen und sich aus eigenem Antrieb auf das begrenzte Platzkontingent der Seminare bewerben. "Wir haben Schluss gemacht mit dem Gießkannenprinzip von früher, als wir unsere Leute, ob sie wollten oder nicht, zu Schulungen geschickt haben", erklärt Knutzen die Kursänderung.

Der Geschäftsführende Gesellschafter ist generell der Überzeugung, dass die reine Ausübung von Druck auf Mitarbeiter nicht zielführend ist. Früher habe man etwa den Fehler gemacht, mit Hilfe von individuellen Umsatzergebnissen einzelne Verkäufer zu höheren Umsätzen zu motivieren. Die Folge war die Ausbreitung von Konkurrenzdenken innerhalb der Belegschaft, was nach Ansicht von Peter Knutzen nicht zielführend ist. "Denn über Druck funktioniert Mitarbeiterführung heute nicht mehr, sondern über Teilhabe, Argumente, Einsicht, Spaß und Motivation. Heute können sich die Arbeitnehmer ihren Arbeitgeber aussuchen. Wer sich nicht wohl fühlt und nicht wertgeschätzt wird, sucht sich ein anderen Arbeitgeber", gibt sich Peter Knutzen keinen Illusionen hin.

Firmenleitung geht mit gutem Beispiel voran

Es gibt noch eine zweite wichtige Änderung bei Knutzen. Jeder Vorgesetzte muss die Schulungen, an denen seine Mitarbeiter teilnehmen, auch selbst gemacht haben bzw. deren Inhalte kennen. "So vermeiden wir, dass Mitarbeiter gleich wieder demotiviert werden", sagt Peter Knutzen und fügt hinzu, dass das auch für ihn und seine Brüder, Cousinen und Cousins in der Geschäftsführung gelte. "Besonders wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen", betont er. In der Vergangenheit lehnten Vorgesetzte neue Vorschläge von Untergebenen, die gerade geschult wurden, auch gerne mal ab, weil sie nicht selbst an den Seminaren teilgenommen hatten und in der Folge von den Inhalten nichts hielten.

Mit den neuen Führungsrichtlinien wurden auch die Organisations- und Kommunikationsstrukturen innerhalb der Belegschaft verändert und mit den Teamleitern eine zusätzliche Hierarchieebene eingeführt. In großen Filialen sind sie unterhalb der Abteilungsleiter angeordnet. "Soll ein Vorgesetzter zu jedem Mitarbeiter ein vertrauensvolles Verhältnis aufbauen, darf die Anzahl der direkten Untergebenen nicht größter als 14 sein", sagt Peter Knutzen. Ist die Gruppe größer, entstehe das Gefühl, nicht geführt zu werden, weil nicht genug Zeit bleibt für regelmäßige, intensive Mitarbeitergespräche.

Die neuen Führungsrichtlinien haben bei Vorgesetzten und Mitarbeitern zu einem Umdenken geführt, bilanziert Knutzen. Er spricht aber auch offen an, dass nicht jeder im Unternehmen mit Personalverantwortung die modernen Führungsmethoden problemlos anwenden konnte. "Manche Führungskräfte arbeiten heute nicht mehr für uns, weil sie andere Vorstellungen vom Umgang mit Untergebenen hatten", berichtet er. Wenn man es mit den neuen Führungsrichtlinien ernst meine, müsse man auch solche Entscheidungen fällen. Denn: "Wir aus der Geschäftsführung können die neue Philosophie noch so gut meinen. Wenn die Führungskräfte auf den Ebenen unter uns sie nicht oder ganz anders umsetzen, gehen die Mitarbeiter davon aus, dass das von ganz oben so gewollt ist." Das Ergebnis sind Frustration und Fluktuation.

Aber genau das Gegenteil ist beabsichtigt: Motivierte und leistungsfähige Mitarbeiter sollen gewonnen und an das Unternehmen gebunden werden. "Es ist noch ein langer Weg. Mein Bruder Hauke und ich verfolgen das Ziel, dass sich unter guten Fachkräften herumspricht, dass die Firma Knutzen ein sehr attraktiver Arbeitgeber ist", unterstreicht Peter Knutzen die Ambitionen.

Vom Azubi zum Chef

Die ersten Schritte auf dem langen Weg zeigen aber, dass die richtige Richtung eingeschlagen wurde. In dem von Peter Knutzen und seinem Bruder verantworteten Unternehmensteil Knutzen Wohnen sei das Phänomen "Vom Azubi zum Chef" eher die Regel als die Ausnahme: Sechs der zehn Marktleiter haben im Unternehmen gelernt. Von den zehn Stellvertretern starteten vier mit einer Ausbildung ihre Karriere bei Knutzen. Zwei der vier Produktmanager sind ebenfalls Eigengewächse.

Einer von ihnen ist Philip Hufe. Er ist seit elf Jahren bei Knutzen Wohnen und heute Produktmanager Teppiche, Farben und Tapeten. Der 33-Jährige ist zuständig für die entsprechenden Abteilungen in zehn Filialen und den dortigen Angestellten fachlich weisungsbefugt. Hufe ist das Verbindungsglied zwischen Einkauf und den einzelnen Märkten und muss dafür sorgen, dass die richtigen Produkte angeboten werden. Ein verantwortungsvoller Job.

Bereits am Beginn seiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bot ihm sein Arbeitgeber an, ein berufsbegleitendes Studium zum Handelsfachwirt zu absolvieren. "Mir wurde schnell klar, dass das Unternehmen eine langfristige Perspektive bietet", erinnert sich der Flensburger. Und alle Versprechen seien auch gehalten worden.

Hufe begrüßt die neuen Führungsrichtlinien. Er steht voll und ganz hinter ihnen. Sie hätten auch für neuen Schwung im Unternehmen gesorgt. "Fast alle in der Belegschaft stehen den Neuerungen positiv gegenüber. Es hat ein Umdenken stattgefunden. Der Umgang untereinander und zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern ist angenehmer geworden", findet der Produktmanager. Jeder Einzelne werde angehört und erhalte die Gelegenheit, sich einzubringen - egal ob einfacher Verkäufer oder Führungskraft. Das gelte auch für die Geschäftsführung: "Auch Peter und Hauke Knutzen haben sich verändert. Sie leben das, was sie entwickelt haben, der Belegschaft vor. Das ist authentisch und motiviert."
jochen.lange@snfachpresse.de

Daten + Fakten
Knutzen-Gruppe
Umsatz 2016: ca. 100 Mio. EUR
Mitarbeiter: ca. 1.000
Standorte: 26
Sortiment: Produkte der Raumausstattung, Badartikel, Betten, Möbel, Accessoires, Lampen
Dienstleistungen: Verlegung von Bodenbelägen, Nähen und Dekorieren von Gardinen und Sonnenschutz, Auslieferung und Aufbau von Betten und Möbeln
Umsatzverteilung nach Produkten: 55 % Bodenbeläge, 25 % Gardine/Sonnenschutz
Umsatzverteilung nach Segmenten: <10 % Objekt, >90 % Privat
Ausbildungsberufe: Bodenleger, Einzelhandelskaufleute, Raumausstatter, Näher, Bürokaufleute, Fachinformatiker
Auszubildende aktuell: 98, davon
-45 Einzelhandelskaufleute
-36 Bodenleger
-16 Raumausstatter
-1 Mediengestalterin
aus BTH Heimtex 04/17 (Wirtschaft)