Belétage

Stoffevent Belétage mit attraktiven Neuzugängen

Auf der Belétage waren wieder Stoffe bis in die Spitzen der Webkunst zu sehen. Auch Hochwert-anbieter sehen die alle zwei Jahre stattfindende Messe als Plattform. 2017 wurde die Ausstellungsfläche um den Europasaal im Congress-Center Salzburg erweitert.

Kaiserwetter mit Sonne und Schnee in Salzburg - ideal, um den Besuch der Belétage mit Freizeitaktivitäten rund um die Mozartstadt zu kombinieren. So herrschte am Sonntagmorgen um 11 Uhr auf einigen Ständen schon üppige Fülle. Etwa 39,4 % der diesmal 1.886 Fachbesucher reisten aus dem benachbarten Ausland an, vorwiegend Deutschland und Italien.

Der Bereich Sonnenschutz im Erdgeschoss war stark frequentiert. MHZ und Erfal sowie Leha und Schwöller standen hier dicht aneinander. Plissees und Rollos in neuen Dessins oder Holzjalousien waren schnell geordert. So nutzten die Besucher die Chance, sich über den aktuellen Stand der Technik in der Motorisierung von Blendschutz zu informieren. Steuerungen mit einer App und Automatikprogrammen wurden vorgeführt.

Sea-Tex, ein neues Gewebe aus Recyclingmaterial, zeigte bei MHZ und Leha den Trend zu Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein. Eyecatcher am Stand von Leha waren dazu auch die großen Schiebeelemente aus duftendem Heu sowie die großformatigen Infotaschen aus Markisen-Reststoffen mit Aufdruck "Fair Schnitt" - ein begehrtes Giveaway. "Wir hatten bis Mittag mehr Besucher am Stand als wir für die zwei Tage erwartet hatten," resümierte Inhaber Georg Hanisch erfreut. Zu den Stoffverlagen Heco und Stardecor im hinteren Bereich der Fläche musste man sich zeitweise richtig durcharbeiteten.

Viele starteten ihre Einkaufstour gleich eine Etage höher. Auch bei den Stoffen füllten sich die Auftrags-blöcke rasch. Bei Prestigious Textiles, Porschen, Ado, Fine, Neutex und anderen wirbelten die Stoffe an den Bügeln. Am Stand von Inku Jordan und Collection Classic sah man im Vorbeigehen alle Beratungsplätzte besetzt und viele Stoffbahnen übereinander. "Wir hätten uns eine größere Standfläche gewünscht, um die Wellen der Nachfragen leichter bewältigen zu können und die Waren unserer beiden Marke noch attraktiver zu dekorieren", monierte Stefan Schmitt, Bereichs-leiter Wohnstoffe bei Jordan.

Ein lebhafter Marktplatz über vier Etagen

Die Belétage zeichnet sich durch eine hohe Oder-tätigkeit aus und zieht damit auch Aussteller an, die schon auf der Heimtextil waren. "In Frankfurt erreichen wir ein internationales Publikum für den Export größerer Mengen, hier dagegen treffen wir unsere verarbeitende Kundschaft aus Österreich und Bayern mit Coupongeschäft", erklärte Erich Fleischmann, Geschäftsführer von Englisch Dekor, der im Übrigen zu den Initiatoren der Messe zählt. Unterschiedliche Zielgruppen spricht auch Andreas Stanke von Jab Anstoetz an: "Bei Gardisette, unserer Einstiegsmarke, spielen im Verkaufsgespräch neben Farbe und Struktur vor allem Pflegeeigenschaften und leichte Verarbeitung der Stoffe eine wichtige Rolle. Bei den exklusiven Jab-Stoffen mit Chivasso und Soleil Bleu hingegen zählt nur das Design." Leider wurden sie außerhalb des Congress-Center präsentiert.

Das Konzept der Belétage besticht durch den Eindruck eines lebhaften Marktplatzes. Dicht aneinander reihen sich die Stände mit niedriger Aufbauhöhe. Wer sich abheben will, muss ein bisschen kreativ sein. Back-hausen zog die Blicke an mit leuchtend roten Deko- und Möbelstoffe im Japan-Stil sowie maurisch inspirierten Dessins. Teils als Kissen verarbeitet, waren die Stoffe auf einem großen Sofa platziert. Inhaberin Dr. Louise Kiesling steht für Stil und Qualität europäischer Webkunst und pflegt die Tradition klassischer Jugendstilmotive bei Backhausen. "Die Kois", ein Entwurf von Koloman Moser, ist heute so aktuell wie damals.

Unter den Stoffanbietern fiel Rasch Textil mit Tapeten-rollen am Stand auf. Vertriebsleiter Joachim Haug blätterte neben Stoffen auch Tapetenbücher. In sind Tapetenmuster mit korrespondierenden Fensterdekos kombiniert. Die stimmigen Themenwelten bieten dem Raumausstatter Inspiration und Verkaufsförderung. Indes Fuggerhaus stellte zu den Stoffen gleich sein neues Programm zur Näh-konfektion vor. "Die Geschäfte der Raumausstatter sind hier oft noch sehr traditionell handwerklich eingerichtet, das Kauf-erlebnis steht dabei nicht im Vordergrund," erklärte Key Account Manager Ralph Schneider und offerierte parallel Beratung im Ladenbau.

Fachmärkte wie in Deutschland sind in Österreich nicht üblich. Das Geschäft läuft über Raumausstatter oder die Großfläche. Den Nachwuchs der Einrichtungs-berater trafen wir bei Höpke. Der Stoffverlag plant für 2017 Seminare zur Nachwuchs-förderung am Firmensitz in Oberfranken. Hier am Stand demonstrierte Verkaufsleiter Erich Hartung den Berufsschülern der Fachschule aus Kuchl die Qualitäts-unterschiede bei Möbelstoffen. "Eine Fleckentfernung mit Nagellackentferner oder Bleichmittel funktioniert nur bei bestem Fasermaterial wie dem spinndüsengefärbten Q2", erklärte Hartung.

Internationale Verlage im Europasaal

Der Europasaal war in diesem Jahr erstmals die Welt internationaler Verlage, die eine Woche zuvor noch auf der Maison & Objet in Paris oder der Möbelmesse in Köln ausgestellt hatten. Im Umfeld von Sahco Hesslein, Fischbacher, Romo und Houles gesellten sich nun auch neue Marken auf der Belétage. "Das persönliche Engagement von Wilfried Antlinger in der Bereit-stellung einer adäquaten Präsentationsfläche mit Marktbegleitern auf Augenhöhe sowie das kostengünstige Messekonzept, bei dem wir im Grunde nur Stoffe mitbringen mussten, war ein Anreiz, hier teilzunehmen", sagte Christian Schirner Geschäftsführer von Jim Thomson.

Material zum Standbau und Catering stellt die Messe. Das lockte auch erstmals Osborne & Little, Pierre Frey und Création Baumann. Vertriebsleiter Dominik Rölli nutzte die Gelegenheit, statt innovativer Stoffe für Architekten mehr die wohnliche Seite von Création Baumann zu präsentieren. , eine spezielle Webtechnik aus Kettdruck und Jacquard, überzeugt mit einem lebhaften Dessin ohne Rapport.

In das neue Areal kamen die Besucher zunächst spärlicher als erwartet. Langjährige Messebegleiter wie Kobe und Nya Nordiska sahen das Manko in der Beschilderung. Allgemein gelobt wurde die Qualität der Besucher, meist Inhaber und Entscheider.

Zwischenebenen und sonnendurchflutete Galerien

Die Architektur des Congress-Centrums ist prädestiniert für das Event. Flächen auf sonnendurchfluteten Galeriebereichen oder Zwischenebenen bieten zusätzliches Potenzial. Böhm Stoffe, bekannt für edle Materialien, hatte sich gemeinsam mit dem Angebot von Vertriebspartner Saum & Viebahn auf einer Zwischen-ebene eingerichtet. Ein weiteres Zwischendeck belegten Rovitex und der erstmals in Salzburg präsente italienische Anbieter feiner Leinenstoffe C&C Milano. Nicht weniger interessant war für die Besucher die oberste Etage. Neben Geos Geilfuß fand auch Dieckgraefe mit seinem Angebot an Werkzeug und Zubehör reichlich Zuspruch. Stände mit Leder oder Verarbeitungsmaterial hatten sich an mehreren Stellen positioniert und rundeten das Messeangebot ab. "Österreich ist für uns ein guter Markt, da hier Wertigkeit gefragt ist", lobte Martin Ehrlich von Ehrlich Leder. Nach Umfrage des Veranstalters nutzten 86,5 % der Fachbesucher die Messe direkt zu Einkäufen und über 90 % zeigten sich mit der Belétage und dem Angebot zufrieden.

Die Stimmung war wieder hervorragend. Dazu trugen sicher auch die vielen Stationen bei, an denen es fortlaufend Kaffee und leckere Häppchen gab - süß oder deftig - ganz nach Gusto. Viele Besucher oder Aussteller sagen, dass sie hier die entspannte Atmosphäre lieben, in der sie sich bei einer Tasse Kaffee auch in Ruhe mit anderen unterhalten können. Eintritt und Catering sind auf der Beletage kostenfrei, auch am Branchenabend. 400 Aussteller und Besucher kamen abends ins gegenüberliegende Crown Plaza.

"Der Name Belétage ist ein Glücksfall und transportiert eine Erwartung, die wir erfüllen", freute sich Messeleiter Wilfried Antlinger. "Hochwertige Stoffwelten in ganz unterschiedlichen Stilrichtungen prägen das Erscheinungsbild." Im Gegensatz zum allgemeinen Trend der Naturtöne und dezenten Dessins beeindruckten opulente Farben und extravagante Strukturen. Traditionelle Motive standen exotischen Tieren oder Blumen gegenüber. Die Kaufentscheidungen fielen vielleicht weniger mutig aus, doch Kauferlebnis und Begeisterung wurden durch den Mix sicher gesteigert.

Mit den Attributen "klein und fein" hat sich die Belétage ihren festen Platz erobert. Qualität und Quantität der Aussteller sind bei diesem eher regionalen Event beachtlich. Es hätte daher mehr Besucher verdient. In diesem Jahr lockten Sonne und schneebedeckte Berge wohl mehr zu Freizeitaktivitäten.

Die nächste Belétage ist 2019. Turnusmäßig findet vom 24. bis 27. Januar 2018 die Casa als internationale Fachmesse für kreatives Wohnen, Einrichten und Lifestyle auf dem Messegelände statt; erstmals parallel mit Timba+ , einer neu organisierten Fachmesse für Holz, Handwerk und Handel.
| Silvia Mändle
aus BTH Heimtex 03/17 (Wirtschaft)