Verband der deutschen Daunen- und Federnindustrie

Downpass 2017 sichert Rückverfolgbarkeit und Qualität


Frankfurt. 60 Unternehmen aus 16 Ländern haben sich unter dem Label Downpass 2017 versammelt: Dieser neue Standard zum Ausschluss von Lebendrupf, Ware aus der Stopfleberproduktion und zur Kontrolle der Aufzuchtbedingungen ist am 1. Januar in Kraft getreten und wurde vom VDFI im Rahmen eine Pressekonferenz auf der Frankfurter Heimtextil vorgestellt.

Wir haben am Thema Lebendrupf schon gearbeitet, bevor es Tierschutzorganisationen gab." VDFI-Geschäftsführerin Dr. Juliane Hedderich lässt sich nicht gerne nachsagen, die sensiblen Themen der Branche zu vernachlässigen. "Wir sind wild entschlossen, unseren Weg des konsequenten Tierschutzes weiterzugehen", betonte sie mit Blick auf den Downpass 2017 bei der Pressekonferenz auf der Frankfurter Messe. Adressat der selbstbewussten Botschaft: Auf Krawall gebürstete Organisationen wie Vier Pfoten, die der Industrie ein Zwangssiegel nach eigenen Vorstellungen aufnötigen wollen. Dagegen wehrt sich der VDFI.

Der neue Standard ist nach seinen Angaben in enger Abstimmung mit Tierschutzorganisationen wie dem Deutschen Tierschutzbund und engagierten Fach- und Verkehrskreisen erarbeitet worden. Unter dem Leitmotiv Tierschutz und Qualität wurde ein Rückverfolgbarkeitssystem aufgebaut und als neuer Null-Toleranz-Standard etabliert. Konkret bedeutet dies, dass das Füllmaterial nicht von lebenden Tieren oder aus der Stopfleberproduktion stammen darf. Darüber hinaus werden die Aufzuchtbedingungen auf den Farmen kontrolliert, und die Ware muss bis in das jeweilige Aufzuchtgebiet zurückverfolgbar sein.

Zusätzlich können Elterntierfarmen in die Prüfungen einbezogen werden. Bis zur Farmebene ist Parallelproduktion verboten, um sicherzustellen, dass auf einer auditierten Farm weder lebend gerupft noch gestopft wird. Das Mischen von auditiertem Füllmaterial mit anderen Daunen und Federn ist beim Downpass 2017 ebenfalls untersagt. "Nur so ist die Einhaltung der Null-Toleranz- Kriterien zu gewährleisten", betont Hedderich.

Der Verbraucher findet das neue Label des Downpass 2017 auffallend sichtbar am Produkt. Damit soll nicht nur signalisiert werden, dass ein Kissen oder eine Bettdecke natürliches Füllmaterial aus kontrollierten Quellen enthalten. Die Kaufentscheidung soll damit auch im ethisch positiven Sinn abgesichert werden. Dass hierfür ein Bedarf beim Verbraucher besteht, schließt VDFI-Geschäftsführerin Hedderich nicht zuletzt daraus, dass monatlich rund 50 entsprechende eMail-Anfragen von Endkunden beim VDFI landen - nicht gerade wenig für einen in der Breite kaum bekannten Industrieverband. "Das ist im Handel noch deutlich mehr", so Hedderich.

"Wir können dem Verbraucher jetzt das beste Produkt mit der besten Rückverfolgbarkeit bieten", betonte in Frankfurt Thomas Bußkamp, CEO der EuroComfort Group. Der Downpass 2017 gehe noch über den Responsible Down Standard (RDS) hinaus und biete die komplette Rückverfolgbarkeit in der gesamten Lieferkette. "Ware, Füllung und Prozesse im Unternehmen werden nachvollziehbar transparent gemacht. Wir können dokumentieren, aus welcher Partie in einem Unternehmen ein Produkt stammt", so Bußkamp.

Der Standard sei weltweit umsetzbar, jede Form der Federngewinnung - von Großfarmen über kleinbäuerliche Haltung bis zur Sammelware - werde zudem korrekt und umfassend berücksichtigt, betont der VDFI. Zu der ethischen Komponente trete ergänzend die Qualitätsprüfung, um sicherzustellen, dass nur Ware gemäß den beiden höchsten Klassen der EN 12934 verwendet wird.

"Dazu setzt die Industrie auf Mystery Shopping und kauft am Point of Sale verdeckt Produkte auf, die anschließend von akkreditierten Instituten auf ihre Bestandteile und die Deklaration des Inhalts hin geprüft werden", erklärt Geschäftsführerin Hedderich. "Durch Einzelnummerierung auf dem eingenähten Etikett können Hersteller und Charge ermittelt werden." Dies geschehe unter notarieller Aufsicht. "Diese Kombination aus Tierschutz und Qualitätssicherung bietet in dieser Form kein anderer auf dem Markt befindlicher Null-Toleranz- Standard", so Hedderich.

Aktuell werden in 16 Ländern der Erde Lieferketten für den Downpass 2017 durch unabhängige Auditierungsorganisationen überwacht. Dazu gehört nach VDFI-Angaben beispielsweise auch die hundertprozentige Kontrolle - angekündigt und unangekündigt - von Hochrisikogebieten. Im Schnitt beanspruche ein solcher Auditierungsvorgang nur für das Füllmaterial fünf Werktage. Durch die Globalisierung der Branche sind die Lieferketten verzweigt: Gewebe, Füllmaterial, Konfektionierung und Verpackung erfolgen meist an verschiedenen Produktionsstandorten.

Auf einer neuen Website kann sich der Endkunde über die Kernpunkte des Null-Toleranz-Standards informieren und in einem Faktencheck die Vorzüge im Vergleich zu anderen Ansätzen nachvollziehen. Weitere Marketingmaßnahmen sind nicht geplant. "Die Kommunikation mit dem Endkunden ist Sache des Handels", betont Bußkamp. Wie schwer dies bei einem sensiblen und emotional aufgeladenen Thema wie dem Tierschutz sein kann, ist ihm indes bewusst: "Am Ende des Tages wird der Vogel geschlachtet und seines Lebens beraubt. Wer damit ein Problem hat, dem können wir auch nicht helfen."
aus Haustex 02/17 (Wirtschaft)